... Uwe Voehl über Twilight City, Dark Land, Nigel Night und Hexen
... Uwe Voehl ...
... über Twilight City, Dark Land, Nigel Night und Hexen
Ja, am Anfang hatten Graham Grimm und ich beim Schreiben solch eine Szenerie in der Tat vor Augen. Je mehr Autoren hinzustießen, desto mehr veränderte sich auch Twilight City, ohne in den Fundamenten völlig anders zu werden.
Wie ein Puzzle, dessen erste Stücke vielleicht einen Eindruck der Stadt implizierten, so wie du ihn beschreibst – aber dann kommt mit jedem neuen Puzzleteil ein neuer Blickwinkel hinzu.
Ich habe vor Kurzem einen DARK LAND-Roman geschrieben, der zum Beispiel eher in einem Setting angesiedelt ist, wie wir es aus Western kennen … In erster Linie ist und bleibt DARK LAND aber eine Horror-Serie!
Oh ja, Twilight City war bisher nur ein winziger Ausschnitt des Dark-Land-Universums. Wie auf einer zusammengerollten Landkarte entfaltet sich im Laufe der Zeit immer ein bisschen mehr …
Gerade eben ist ja DARK LAND 31 erschienen. Es trägt den Titel „Unheil über Sinatown“. Auch RAFAEL MARQUES Anschlussband „Aufbruch ins Ungewisse“ (DARK LAND 32) spielt in Sinatown.
Ich wollte von Anfang an aufzeigen, dass DARK LAND eben nicht nur aus Twilight City besteht, sondern auch aus anderen Stadtteilen. Und da die Redaktion anfangs unter uns SINCLAIR-Autoren nach Exposés gefragt hatte und offensichtlich keine Idee bizarr genug sein konnte, wurde „Sinatown“ für gut befunden.
Ja, stimmt, aber auch die Götzen sind bestimmt nicht vergessen. Ganz am Ende von „Unheil über Sinatown“ deutetet sich eine interessante Wendung an …
Nein, bisher noch nicht. Ich sage noch nicht einmal „leider nicht“, denn als Autor merke ich doch immer wieder, dass es ganz reizvoll ist, die vielen weißen Flecken noch zu füllen und die bisher noch vage beschriebenen Orte weiter zu konkretisieren, bevor man sie irgendwann letztendlich visualisiert.
Jörg Kleudgen hat zumindest eine Karte von Deep Moor gezeichnet. Und im Moment hat er damit begonnen, Sinatown zu kartographieren. Aber sowieso würde eine Karte immer nur einen Ausschnitt zeigen oder ein Momentum darstellen.
Ich habe immer gerne Batman gelesen, und in meinen Augen ist Nigel Night so eine Art geheimnisvoller Superheld, aber ohne überirdische Kräfte. Er war ein paarmal zur Stelle, wenn Gefahr im Verzug war und man ihn brauchte – und verschwand dann wieder unerkannt.
Nigel Night ist einer meiner Lieblingsfiguren – aber seine Auftritte sollen auch so selten bleiben, ansonsten nutzt er sich schnell ab, denke ich. Daneben schlüpfe ich auf den Leserseiten immer mal wieder gerne hinein in seine Rolle, um den einen oder anderen Artikel aus dem TwilightEvening Star zu schreiben.
Ja, klar, neben Batman sollte ich unbedingt noch Will Eisners „The Spirit“ erwähnen!
Sagen wir mal so, die Verbindung liegt nahe, oder. Allerdings waren Irrenanstalten schon immer die Orte – literarisch gesehen – vor denen ich mich am meisten gefürchtet habe. Heute ist ja allein der Begriff verpönt, deshalb hat das „Dead End Asylum“ auch absolut nichts mit der Realität zu tun.
Mich hat aber auch das Frankenstein-Thema in diesem Zusammenhang inspiriert. Und Dr. Shelley, der Leiter des „Dead End Asylum“ geht ja entsprechend brachial vor. Im Moment schreibe ich übrigens an einem Roman, der erneut in der Anstalt spielt …
Ja, wenngleich er doch eine ganze Ecke bizarrer und auch dämonischer im Sinne von skrupellos und besessen angelegt ist.
Wir haben das ja teilweise schon erzählt bzw. angedeutet: Die Macht der Hexen war einst so groß, dass sie die Bewohner Twilights unterjocht haben. Damit dies nie wieder vorkommen sollte, wurden sie ausgerottet.
Die Letzten ihrer Art flüchteten sich ins Moor und bilden dort bis heute eine Enklave. Ja, es ist in der Tat eine der großen tragischen Themen in DARK LAND, denn Abby (eine der Hauptcharaktere) entpuppt sich als Halbhexe. Ihre Mutter war in der Tat eine richtige Hexe – allerdings eine gute.
Dazu müsste man den Begriff Hexe genau definieren. Es gibt in Twilight wie du zu Recht sagst, Frauen mit gewissen Fähigkeiten. Aber sie gehören nicht unbedingt dem Hexenzirkel an.
Abby verirrt sich ja im Moor, und die Hexen zeigen sich ihr. Sie möchte dazugehören, aber man gibt ihr zu verstehen, dass sie noch nicht reif genug dafür ist. Das alles sind gewiss noch große Themen für die Zukunft.
Geplant ist es nicht, aber alles ist natürlich denkbar. Ich persönlich möchte nur nicht allzu fantasylastig werden, sondern immer auch eine gradlinige Horrorstory erzählen.
Sollte die Serie einige Jahrzehnte lang laufen, so müsste man natürlich diese Welt nach und nach entschlüsseln. Ich denke, dass eine Weile vieles parallel lief, aber an entscheidenden Punkten gibt es eben Unterschiede. Wie gesagt, es gibt echte Hexen, die der Inquisition zum Opfer fielen, während es in unserer Welt unschuldige Frauen traf.
Von der Serienlogik aus betrachtet existieren natürlich auch im JOHN SINCLAIR-Universum echte Hexen und echte Dämonen. Der Unterschied ist, dass diese nicht wie in DARK LAND Tür an Tür mit den Menschen leben und größtenteils auch nicht unbedingt bösartig sind.
Ich habe natürlich meine Vorstellungen, aber ich finde es reizvoll, mache Dinge nicht ausführlich zu beschreiben, sondern offen zu lassen, damit der Leser selbst seiner Phantasie freien Lauf lassen kann.
Das dunkle Archiv war übrigens auch mal der Titel eines Horror-Info-Blattes, das ich zeitweilig herausgegeben habe …
Eher ein Geheimbund, der über die Einhaltung gewisser Regeln wacht – und nebenbei natürlich über die Wahrung ihrer eigenen – auch geschäftlichen – Interessen.
Ja, teilweise habe ich sie ja beschrieben. Vielleicht werde ich bei Gelegenheit den einen oder anderen Charakter auch noch weiter in den Mittelpunkt eines Romans rücken …
Genau, allerdings mit dem Unterschied, den ich oben ausgeführt habe. Es hat mir großen Spaß gemacht, diese Inquisitionsgeschichte zu schreiben. Ich mag die alten Hammer-Filme, und einige haben mich ganz bestimmt inspiriert.
Ja, deshalb haben wir den Roman ja zeitgleich zu Halloween rausgebracht. llerdings tummeln sich zu Hell-o-ween wirkliche Dämonen, und es geht um einige Grade blutiger zu.
Ich hoffe, zum nächsten Halloween die Fortsetzung schreiben zu dürfen, denn manches aus dem Roman ist ja noch nicht zu Ende erzählt.
Wie gesagt, es kommen demnächst ein paar Romane, die in einem ganz anderen Gebiet spielen. Und dann lade ich die Leser wieder ins Dead End Asylum ein. Doktor Shelley ist ganz erpicht darauf, eine neue Behandlungsmethode an einer seiner Patientinnen auszuprobieren …
Da wir mittlerweile zu mehreren an der Serie schreiben, lese ich natürlich die Expos und auch die anderen Romane. Außerdem besprechen wir regelmäßig mit der Redakteurin die nächsten großen Abläufe …
Meistens viel länger, als ich es vorher geplant habe.
Es gab ja schon ein paar kleine „Begegnungen“ – zum Beispiel zwischen Wynn (Johnny) und seiner Mutter, die inzwischen wieder quicklebendig bei JOHN SINCLAIR mitspielt. Zur Erinnerung: Noch in der JOHN SINCLAIR-Serie ist Johnny dem Dämon, der seine Mutter getötet hatte, gefolgt, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. So landete er in DARK LAND – wo er den Namen Wynn annahm und bis heute eine neue Welt erkunden darf.
Die Titel liegen lange vor dem Schreibprozess fest. Zumeist wird schon bei der ersten Einplanung darüber gesprochen. Meistens mache ich mehrere Vorschläge, von denen dann in der Regel einer genommen wird.
Manchmal hat aber auch die Redakteurin eine bessere und schlagkräftigere Idee. Bei DARK LAND sind es generell sehr spezielle Titel. Ich würde da schon fast von einem einheitlichen Wording sprechen.
Man wird in der Reihe keinen Roman mit einem Titel wie "Drei gläserne Särge für Draculas Vampirbräute" oder so finden. Mein nächster DARK LAND "Aufruhr am Long River" lehnt sich da schon sehr weit aus dem Fenster.
Meine DARK LAND-Romane sind immer sehr vielschichtig angelegt, insofern ist eine Inhaltsangabe schwierig, und ich empfehle ganz einfach, ihn zu lesen.
Es ist in dem Sinne kein Western, sondern nach wie vor ein Horror-Roman, aber ich spiele darin durchaus mit bekannten Western-Motiven. Bei mir kommen Schaufelraddampfer, Saloons, eine Bergbaustadt und sogar ein Duell vor. Und Wynn trägt natürlich einen speziellen Revolver. Den hat er allerdings schon in DARK LAND 31 erhalten, bevor er nach Sinatown aufbrach.
In den Siebzigern gab es ja im Zuge des Horrorbooms plötzlich auch Romanheftreihen wie Geister-Western und Grusel-Western.
Insofern ist mein Roman auch eine kleine Hommage an jene Ära und jene Romane, die ich damals sehr gerne gelesen habe. Und die blutiger und gruseliger waren als manches, was damals als "Horror" verkauft wurde.
Ich danke!
Die bisherigen DL-Romane von Uwe Voehl