...Marianne Ehrig, früher Sydow, übers Schreiben, Schelwokat, Scheer und Sammeln
...Marianne Ehrig, früher Sydow, ...
... übers Schreiben, Schelwokat, Scheer und Sammeln
... übers Schreiben, Schelwokat, Scheer und Sammeln
: Ich habe schon als Kind die SF für mich entdeckt. Nichts anderes kam für mich in Frage - früher oder später wurde aus allem, was ich schrieb, irgendwas in Richtung SF.
: Ja, völlig frei. Der Kontakt zum Verlag war sehr lose. Ich schickte meine Manuskripte ein, kriegte meinen Vertrag, unterschrieb, kriegte meinen Scheck - das war´s.
: Ja, völlig frei. Der Kontakt zum Verlag war sehr lose. Ich schickte meine Manuskripte ein, kriegte meinen Vertrag, unterschrieb, kriegte meinen Scheck - das war´s.
: Es war meine Entscheidung. Der Vorname schreibt sich übrigens eigentlich nur mit einem R und ist schwer einzuordnen. Auf der ersten Utopia haben die es mit zwei R geschrieben, auf dem zweiten mit einem, weil ich es moniert hatte. Und irgendwann habe ich es dann wohl innerlich so tief aufgegeben, dass ich es jetzt selbst schon so schreibe.
: Ich produzierte damals jeden Monat einen Roman, und das war mehr, als ich bei Zauberkreis unterbringen konnte - die ZSF-Hefte erschienen ja nur monatlich. Frau Sommer riet mir, es doch mal bei Moewig zu versuchen. Also schickte ich denen jeden Monat ein Manuskript. Und dann rief die UNO das Jahr der Frau aus - da hielt man es beim Moewig-Verlag für einen guten Gag, eine Frau ins Team zu holen.
N
: Naja, gleich am Anfang hatte Günter M. Schelwokat mich angerufen und mir sehr schnell klargemacht, daß er nicht viel von Ausnahmen hielt, und als einzige Frau im Team war ich nun mal schon von Natur aus eine Ausnahme. Außerdem war ich die einzige Berlinerin, und er konnte Berlin nicht leiden. Es war das Jahr der Frau, die Redaktion wollte mich, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich irgendwie mit der Sache zu arrangieren. Sein Kommentar dazu: "Aber so ein Jahr geht schnell vorbei, richten Sie sich also nicht zu fest drauf ein!" Nach meinem ersten Rhodan-Roman rief er mich erneut an und erklärte mir, mein Roman sei der letzte Schund und ich würde keine weiteren Rhodan-Exposés bekommen. Dann setzten mich die Leser auf Platz 2 in der Hitparade, und damit war ich eigentlich wieder drin. Aber es muß wohl noch lange jemand auf der Bremse gestanden haben!
: Über die Reaktionen meiner Kollegen kann und will ich mich hier nicht auslassen. Beeindruckt hat mich Karl-Herbert Scheer. Der war anfangs offen dagegen - nicht gegen mich persönlich, sondern er hatte grundsätzlich was gegen eine Frau an Bord. Eines Tages im Lift wandte er sich zu mir um und sagte: "Ich muß mich entschuldigen. Ich war der Meinung, daß eine Frau keine Rhodan-Romane schreiben kann. Ich habe mich geirrt. Sie machen das gut." - KHS war ein Mann mit Charakter. - Natürlich bekam ich vorzugsweise Frauen und Kinder als handelnde Figuren zugewiesen. Aber kein Autor muß (oder mußte - wie das heute ist, weiß ich nicht) sich auf die im Exposé vorgegebenen Figuren beschränken. Meine Romanwelten waren meistens ziemlich komplex und boten Raum für alle Charaktere, die ich darin unterbringen wollte.
: Das lag eben an der UNO. Die schicke Idee, genau zu dieser Zeit eine Frau ins Team zu holen, wäre mit "Gary McDunn" natürlich verpufft. Also legte man mir bei Moewig nahe, mir etwas anderes zu überlegen - etwas erkennbar Weibliches. Ich hieß damals ganz legal und mit Ausweis Marianne Sydow, und im Verlag fand man diesen Namen gut. Also beließ ich es dabei.
: Zu viel Serien-Arbeit - zu wenig Zeit. Ende der siebziger Jahre habe ich mich in immer stärkerem Maße in der Atlan-Serie engagiert und übernahm für eine Weile die Exposé-Arbeit. Es war ein schwieriger Zyklus, eine schwierige Arbeit. Und für die Terras gab es sehr wenig Geld. Für die Nachdrucke aus Zauberkreis-Zeiten gilt das doppelt.
: Oh ja. Ich hab´s auch getan, ein Konzept entwickelt und hatte es bereits bei Bastei bis zu dem Satz gebracht: "Suchen Sie sich Ihre Crew zusammen!" - Aber schon bei den ersten Gesprächen mit den potentiellen Crew-Mitgliedern wurde mir siedendheiß klar, worauf ich mich da einzulassen drohte. Da habe ich die ganze Sache abgeblasen. Ich war doch gerade erst aus diesem Zirkus entkommen. Freiwillig wieder rein, noch dazu als Exposé-Autorin? Nie im Leben!
: Beides, aber auf ganz anderer Basis. Heute haben wir das Internet und fabelhafte Duplex-Drucker, und jetzt bin ich ganz auf dem Do-it-yourself-Trip. Ich habe eine riesengroße Homepage mit einem vielfältigen Angebot an Bildern und Geschichten, einem großen Roman, den ich kapitelweise ins Netz stelle, mit kleinen Fraktal-Geschöpfen, die ein seltsames Eigenleben führen, einer interplanetarischen Expedition, vielen irdischen Aliens auf umfangreichen Fotoseiten, einer Fraktal-Galerie - ich habe sehr viele Besucher aus aller Welt und weitaus mehr Kontakt zu viel mehr Leuten, als es jemals zu meinen Verlagszeiten der Fall war. Das einzige, was mir im Moment fehlt, ist Zeit. Ich gehöre zur Kategorie der ekstatischen Quartals-Schreiber: wenn ich erstmal anfange, kann ich nicht wieder aufhören, ehe ich nicht halb komatös vom Stuhl kippe. Das kann ich mir im Moment nicht leisten, so weh es mir auch tut.
: Mein verstorbener Mann hat sich im Alter von 12 Jahren in das Genre der Utopie und Phantastik verliebt und alles zusammengetragen, was er dazu finden konnte. Es ist eine Unmenge von Material. Das Kernstück der Sammlung, die Bibliothek mit der erzählenden Literatur, ist z.B. in einem alten Tanzsaal untergebracht - gigantisch!
: Es ist natürlich insbesondere der Umfang, und das meine ich nicht nur von der Menge her, sondern auch in bezug auf die Fülle der Themen und der Materialien. Es sind nicht nur Bücher und Romanhefte, sondern eben auch z.B. jede Menge Kunstbände, Filmprogramme usw, eine riesige Video-Sammlung, Musik, Bilder - es ist eine echte Genre-Sammlung, die den Traum von der Zukunft in allen nur denkbaren Medien repräsentiert. So etwas findet man nicht alle Tage!
: Meine Aufgabe... Ich bemühe mich, das alles zusammenzuhalten, bis ich hoffentlich irgendwann mal herausfinde, was ich im Endeffekt daraus machen will oder kann. Im Moment geht´s in erster Linie ums Geld. Solche riesigen Sammlungen sind von Natur aus teuer - ihr Unterhalt kostet sehr viel Arbeit und Idealismus. Normalerweise ist ihr Schicksal mit dem Tod des Sammlers besiegelt, und das ganze Material wird in alle Winde zerstreut. Ich selbst bin keine Sammlerin, aber dies ist etwas so Großes und Einzigartiges, daß ich es nicht einfach den Holzwürmern und dem Strom der Zeit überlassen möchte. Wirklich durchsortiert und aufgestellt ist im Moment nur die eigentliche Bibliothek mit der erzählenden Literatur. Die katalogisiere ich. Die bibliographischen Daten teile ich in Hefte zu je 64 Seiten auf. Jedem Heft liegt eine CD bei, auf der alle Bücher und Hefte rundum abgebildet sind. Es ist die wohl umfassendste Dokumentation einer solchen Sammlung, die je ein einzelner Mensch gestartet hat, und ein grandioses bibliographisches Abenteuer. Im Moment habe ich gerade Band 12 abgeschlossen. Der reicht bis zu dem Buch "Die Todgeweihten" von Claude Farrère aus dem Jahre 1922, der die Ereignisse im Jahr 1990 schildert, und zwar als Rückblick aus dem Jahre 2130 (was für eine Konstruktion!). Bis jetzt habe ich 9785 Einzelbände erfaßt, darunter 1096 Storybände mit 14.140 aufgelisteten Einzelbeiträgen, und die 12 CDs enthalten 22.094 Abbildungen.
: Zugang bietet natürlich in erster Linie der Katalog - darüber findet sich einiges auf meiner Homepage. Theoretisch sind auch Besuche möglich, aber im Moment sieht´s bei mir noch ziemlich wüst aus, weil Zeit und Kraft nicht ausreichen, um neben der Arbeit am Katalog dieses ganze Zeug regelmäßig zu entstauben. Darum hat die Villa Galactica im Augenblick mehr Ähnlichkeit mit einer Trödelscheune als mit einer fein geordneten Sammlung. Aber wer Zugang zu seltenen Quellen sucht und sich vor ein paar Spinnweben nicht fürchtet, kann gerne Kontakt zu mir aufnehmen: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Wer die Sammlung unterstützen will, könnte z.B. den Katalog kaufen - 20 Euro plus Porto das Stück. Das geht einzeln oder auch im Abo. Dann haben wir da noch den Doubletten-Verkauf mit einem breitgefächerten Angebot, das mittlerweile auch Comics umfaßt. Jeder Euro hilft!
Einzelromane von Marianne Ehrig:
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