… Christoph Dittert über »Fallender Stern« und Erstkontakte
… Christoph Dittert …
… über »Fallender Stern« und Erstkontakte
: Abwechslung hat mir schon immer gefallen, ich habe von Anfang an nie an nur einem Projekt gearbeitet – es spiegelt auch ein wenig vielseitige Interessen wider. Außerdem findet man durch „Ausprobieren“ auch die eigenen Stärken. Hoffentlich zumindest; es mag ja Leute geben, die immer noch darauf warten, dass ich endlich eine entdecke.
: Als vor ein paar Jahren mein erstes Buch bei Piper anstand, schlug ich vor, das Montillon-Pseudonym zu verwenden. Es ging damals um den Start der „Splitterwelten“-Trilogie, die Michael Peinkofer gemeinsam mit mir veröffentlicht hat. Der Verlag wünschte sich jedoch meinen Realnamen, eben Christoph Dittert, weil der im Buchhandel eher bekannt ist durch meine Mitarbeit bei den „drei ???“. Ich fand die Idee charmant und habe gerne zugestimmt. Nun beim „Fallenden Stern“, meinem ersten Solo-Roman bei Piper, stand das gar nicht mehr infrage, unter „Dittert“ bin ich dort ja bereits eingeführt.
: Um die Frage, was ein Mensch ist.
Das ist die Antwort, die ein wenig unter der Oberfläche denkt.
Die vordergründige Handlung dreht sich darum, das in naher Zukunft ein Funksignal aufgefangen wird ... das von einem Gesteinsbrocken kommt, der durchs All zieht und der auf seiner Bahn in drei Jahrzehnten gerade so nahe in unserem Sonnensystem an der Erde vorbeiziehen wird, dass man ihn vielleicht erreichen könnte – wenn die Weltraumfahrt bis dahin ein wenig Fortschritte macht. Wir haben also die nette Ausgangssituation, dass zwar noch drei Jahrzehnte Zeit bleiben, dass das aber so wenig ist und überall Hektik ausbricht.
Wir bleiben in der nahen Zukunft (der Leser fühlt hoffentlich das „ein bisschen weiterentwickeltes Heute“) und es wird klar, dass alle weltweit zusammenarbeiten müssen, um dieses Ziel zu erreichen. Was beim Stichtag geschieht und wie es weitergeht, verrate ich hier aus naheliegenden Gründen nicht. Ich denke, der Roman hat einige überraschende, vielleicht sogar bizarre Wendungen im Handlungsverlauf.
Außerdem geht es – für SF eher untypisch in diesem Ausmaß – um ein Familiendrama, wenn man so will; meine Helden sind Zwillinge, wir erfahren viel über sie und ihre Familie, über Jahrzehnte. Wir starten, als sie zehn Jahre alt sind, wir erleben auch mit, wie sie ihr kindliches Denken ablegen, beeinflusst eben durch jenes Funksignal und seine Folgen ... und wie sie jeweils ganz andere Schlussfolgerungen für ihr Leben daraus ziehen.
: Die Idee kam sehr plötzlich, sehr direkt – der Schreibprozess hingegen hat sich lange hingezogen. Insgesamt hat mich das Buch sicher anderthalb Jahre immer wieder beschäftigt. Ich mag es sehr gern. Ja, vielleicht lieber als all meine anderen Veröffentlichungen. Gerade weil es ungewöhnlich ist in der Erzählform; der Lektor sagte mir zum Beispiel, dass er die „strenge Form“ sehr genossen hat. Ich auch.
Das Schreiben selbst hat viel Denkarbeit bei mir erfordert (obwohl der Roman, das behaupte ich mal, sehr leicht zu lesen ist), und der Roman entstand rund um meine bislang heftigste Schreibblockade. In einem Nachwort plaudere ich darüber und erzähle, wie das so war und was ich gegen die Blockade unternommen habe. Und wie das wiederum den Roman beeinflusst hat. Ich wollte den Leser*innen einfach ein Stück der Entstehungsgeschichte mit auf den Weg geben.
: Glaub es oder glaub es nicht – für mich ist das Thema rein fiktiv. Gedankenspiele. Und auf dieser Basis kann ich mir viele Möglichkeiten vorstellen; eine habe ich ja im Fallenden Stern geschildert. Ich glaube, ich werde noch andere schildern, im Laufe der nächsten Jahre, und die werden sehr anders ablaufen. Das ist ja das Schöne; ich mag Erstkontaktgeschichten sehr gern.
Etwa „Contact“, sehr großartig – ich muss zugeben, dass ich nur den Film kenne.
Eher unbekannt ist glaube ich „Der Traumdieb“ von Stephen Lawhead, den ich als Teenager gelesen habe und der mich damals sehr beeindruckt hat.
Neulich habe ich einen Erstkontakt-Klassiker gelesen, „Jenseits des schweigenden Sterns“ von C. S. Lewis – ein Superbuch.
Das waren jetzt recht willkürliche Beispiele und sicher keine kleine Literaturgeschichte des Erstkontakts.
: Diese Ebene reflektiert eine der Figuren, ein Astronaut, mit seinen Dienstagmittag-Videos. Er bedient sich dazu eines alten historisch-literarischen Bildes aus der Bibel: Dem des fallenden Sterns, eben. Daher auch der Titel des Romans. Für mich ist diese Ebene des Nachdenkens die Interessanteste, und die rasante Entwicklung auch in diesen Videos nachzuvollziehen, war für mich mit viel Hirnschmalz verbunden.
Die Wahrheiten dahinter verweisen auf das, was ich oben schrieb: Was ist ein Mensch? Was ist das Fremde? Was steckt dahinter, und – wenn du so willst – wo komme ich her, wo gehe ich hin? Das sind tatsächlich grundlegende, universelle Fragen, über die die Menschheit schon sehr lange nachdenkt. Ich gebe keine Antworten (wie auch?), aber Anstöße. Und das zwischen den Zeilen. Es ist kein philosophisches Buch, absolut nicht ... aber es hat, wenn man genauer hinschaut, eine philosophische Ebene.
: Es gibt noch nicht sonderlich viele Rückmeldungen und Rezensionen – ich hoffe, dass da noch einiges nachkommt. Darum freue ich mich auch über dieses Interview mit dir. Aber was ich gelesen habe, hat mich gefreut; es wird sehr positiv aufgenommen.
Nimm zum Beispiel diese Rezension: https://buchfeeteam.blogspot.com/2020/09/rezension-fallender-stern-von-christoph.html. Sie fasst vieles davon sehr schön zusammen, wie ich auch selbst das Buch sehe. Und dass es eben auch SF für Leser ist, die sonst keine SF lesen.
Mails von Lesern, die mich via Facebook kontaktiert haben, waren bislang außerordentlich positiv. Aber sagen wir’s so: Wenn die Zahl der Rückmeldungen steigt, wird auch mal jemand meckern. Alles andere wäre seltsam. Ich bleibe gespannt!
: Man kann als Leser Hirnschmalz investieren und nachdenken, auch weiterdenken, sich Fragen stellen ... das gefällt mir. Aber ich sehe keine offenen Punkte in der Erzählung, die nicht bewusst so sind, wie sie sind.
Also ja, das Potenzial ist da. Ich habe auch drüber nachgedacht, „Fallender Stern 100“ oder „Fallender Stern 500“ zu schreiben – nämlich 100 oder 500 Jahre später. Aber momentan habe ich mich dagegen entschieden. Mein nächster Roman bei Piper ist in Arbeit, wird wieder eigenständige SF, aber es wird keine Fortsetzung. Ich glaube, die Geschichte, das, was ich erzählen wollte, ist erzählt.
: Wie gesagt – es wird wohl wieder SF bei Piper von mir geben. Ansonsten bleibe ich bei „Perry Rhodan“ und den „Drei ???“ natürlich aktiv.
Mit meinem Freund und Kollegen Björn Berenz habe ich seit einiger Zeit eine sehr intensive Zusammenarbeit gestartet, die viele Früchte bringt. Bei Arena erscheint von uns beiden im Oktober eine Kinderserie, die das komplizierteste Kinderbuchprojekt aller Zeiten ist, jawoll! (Sieh diese Aussage halb als Spaß, halb als Ernst.) Das „Explorer Team“ startet mit vier auf ganz spezielle Art zusammenhängenden Bänden im Oktober, jedes Buch mit beigelegtem Expeditionstagebuch, das während des Lesens bearbeitet, zerschnitten, zerrätselt wird vom Leser. Das wäre ja ein eigenes Interview wert .
Björn und ich haben außerdem eine spezielle Hörspielserie geschrieben, die neue Audio-Möglichkeiten nutzt und über die man offiziell noch nichts weiß. Sie kommt aber schon recht bald. Wir schreiben außerdem bei der Hörspielserie „Die Playmos“ mit (auch hier bald unsere erste Folge). Sprich: Wir bringen gerade viel heraus gemeinsam. Die Zusammenarbeit ist einfach schön.
: Und dir danke für die Frage. Nun bin ich auf die erste Rezi zum Fallenden Stern im Zauberspiegel gespannt ...
Kommentare
Den Roman werde ich mir auf jeden Fall zulegen.