Mark Chadbourn über Underground, Zeitenwende, die Hereward-Sage und zukünftige Projekte
... Mark Chadbourn ...
...über »Underground«, »Zeitenwende«, seine »Hereward-Saga« und zukünftige Projekte
: Ich begann als Journalist, berichtete von einigen der Brennpunkten der Welt und schrieb in meiner Freizeit Belletristik. Damals schrieb ich im Horrorgenre und mein erster Roman wurde zwar ziemlich zerpflückt, aber veröffentlicht.
Seitdem habe ich Urban Fantasy geschrieben. Die "Zeitenwende/Weltendämmerung"-Reihe wurde weltweit veröffentlicht und meine historischen Thriller erschienen unter meinem Pseudonym James Wilde. Zudem bin auch als Drehbuchautor tätig und habe dadurch auch sehr viel für die BBC gearbeitet.
: Das war tatsächlich eine riesige Überraschung für mich, denn das war meine erste veröffentlichte Arbeit! Daraufhin habe ich mir sofort einen Agenten gesucht, und man kann sagen, dass dies meine Karriere in Gang gebracht hat.
: In dem Buch geht um einen Teenager, der in ein verlassenes Haus einbricht, wo er die perfekt erhaltenen Leichen von sechs Teenagern entdeckt. Das zentrale Thema des Romans ist die Verzweiflung, die sich wie ein Virus überträgt.
: Sehr sogar. Ich hatte in meiner Freizeit geschrieben, aber die Veröffentlichung in einem nationalen britischen Magazin brachten mir eine Menge Aufmerksamkeit von Leuten aus der Verlagsbranche.
: An dem Roman habe ich abends gearbeitet, nachdem ich meinen Job als Journalist beendet hatte. Als ich den Preis gewann, reichte ich das Manuskript - damals noch ohne Agentur - bei dem britischen Verlag Piatkus ein.
Sie nahmen es innerhalb von sechs Wochen auf. Ich fing an zu denken, dass dieses Verlagsgeschäft ein Kinderspiel sei, weil alles für mich glatt gelaufen war. Erst später hörte ich von den Kämpfen, die die meisten Leute durchmachen. Das zeigt nur, dass normalerweise ein gewisses Maß an Glück im Spiel ist - die richtige Zeit, der richtige Ort.
: Der Roman wurde zu der Zeit geschrieben, als die britische Regierung Kohleminen schloss und die Gemeinden, die von ihnen abhängig waren, darunter litten. Das Buch spielt in und um eine verlassene Kohlemine, in der eine übernatürliche Kraft tief unter der Erde Wurzeln geschlagen hat.
: Ich bin in einer Kohlebergbaugemeinde aufgewachsen und hatte viele Vorfahren, die unten in der Dunkelheit gearbeitet haben. Mein Großvater erzählte mir immer Geschichten von den Tommyknockers - den Geistern der Bergleute, die unter Tage gestorben waren.
Viele Bergleute schworen, sie hätten sie an die Tunnelwände klopfen hören oder sie dort unten gesehen. Das schien ein fruchtbares Terrain für eine Geschichte zu sein.
: Etwa ein Jahr. Meistens nach der Arbeit und an den Wochenenden.
: Was wäre, wenn die Götter des Mythos in die heutige Zeit zurückkehren würden? Wie würden wir damit umgehen?
Die Geschichte beschreibt die Kollision zwischen Wissenschaft und dem Übernatürlichen, zwischen altem Glauben und zeitgenössischem Denken. Die Handlung ist im Grunde eine traditionelle Fantasy-Quest-Geschichte, die in eine aktuelle Umgebung mit Drachen über Autobahnen und Gestaltwandlern in Supermärkten übertragen wird.
: Church steht mit einem Bein in der Vergangenheit und mit dem anderen in der Gegenwart. Er ist nach dem Tod seiner Freundin in einem psychologischen Schwebezustand gefangen und die Trilogie beschreibt seine persönliche Suche nach einem Sinn in einer Welt, die sehr dunkel geworden ist.
Ich habe einige Zeit damit verbracht, die Figur so zu gestalten, dass sie zu den tieferen Themen der Geschichte passt.
: Ja, Church taucht in allen drei Büchern der ersten Trilogie und in bestimmten Bänden der beiden folgenden Trilogien auf - die gesamte Geschichte umfasst eine Trilogie von Trilogien. Neben ihm tauchen in der Trilogie aber noch weitere wichtige Charaktere auf.
: Ich habe schon lange ein Interesse an Folklore und Mythologie. Ich konnte Verbindungen zwischen vielen verschiedenen und scheinbar nicht zueinanderpassenden Geschichten sehen, also dachte ich, es wäre eine interessante Idee, diese Fäden zusammenzuführen.
: Jede der zusammenhängenden Trilogien befasst sich mit der Vorstellung, dass es eine Kraft gibt, die alles im Universum verbindet - das "Blaue Feuer", das vor allem an alten Stätten wie Steinkreisen zu finden ist. Diese Kraft manifestiert sich auf unterschiedliche Weise.
Eine Art ist, dass sie fünf 'Champions' ermächtigt, sie zu verteidigen. Im Zeitalter des Unheils gab es die ersten fünf Brüder und Schwestern der Drachen und im Dunklen Zeitalter gibt es weitere fünf.
Sie sind alle bodenständige Charaktere, die Art von Menschen, die man in seiner Umgebung finden würde, also keine Helden im traditionellen Sinne. Eines der Themen in den Büchern ist, was genau ein Held ist. Normale Menschen zu benutzen war ein interessanter Weg, das zu untersuchen.
: Zeitenwende/Weltendämmerung war im Wesentlichen ein Streifzug durch die mystischen Stätten des Vereinigten Königreichs. Das dunkle Zeitalter war eine Untersuchung einer Welt, in der die Wissenschaft versagt hatte und nun das Übernatürliche regiert.
"Kingdom of the Serpent" schloss diese immense Geschichte ab. Die letzten drei Bücher hatten eine Reise durch die Zeit, eine Reise durch die Mythologien der verschiedenen Länder und das letzte Buch eine Reise durch die Dimensionen - unsere Welt, das Land der Toten und die Anderswelt der keltischen Mythologie.
"Swords of Albion" nahm einige dieser Elemente auf und verlegte sie ins England der Tudorzeit, wo die Spione von Elisabeth I. gegen das Übernatürliche kämpfen.
: Das Buch handelt von dem angelsächsischen Freiheitskämpfer Hereward, der den Widerstand gegen die Invasion Englands durch Wilhelm den Eroberer im Jahr 1066 anführte. Geschichte, nicht Fantasie.
: Da in diesen Büchern keine Fantasy vorkommt, wollte ich sicherstellen, dass sie sich von meinen früheren Romanen unterscheiden.
Es wäre nicht fair gegenüber den Lesern, wenn sie ein Buch aufgrund des Bekanntheitsgrades kaufen würden und am Ende etwas bekämen, das sie nicht interessiert.
: Ich habe mich schon immer für Geschichte interessiert - sie war Teil meines Studiums an der Universität - und das Leben von Hereward hat mich schon lange fasziniert. Tatsächlich stieß ich zum ersten Mal auf seine Geschichte in einem Comic, den ich als Kind las.
: Wie die meiste Geschichte aus dieser Epoche sind nur Fragmente erhalten. Wir wissen, dass er existierte und dass er eine Rebellion gegen Wilhelm den Eroberer anführte, die fast erfolgreich war und den Lauf der Geschichte hätte verändern können.
Wir wissen von seinem Vater und seinem frühen Leben, und dass er als Söldner in Europa diente. Aber wir haben keine Ahnung, wann oder wie er gestorben ist.
: Ich habe mich an alle historischen Fakten gehalten und dann versucht, einige Lücken auf logische, aber fesselnde Weise zu füllen. Die letzten drei Bücher sind in Konstantinopel angesiedelt.
Wir wissen, dass viele Leute, die in der gescheiterten Rebellion gegen William gekämpft haben, dorthin geflohen sind, um als Söldner zu arbeiten. Ich habe Hereward in diese Gruppe aufgenommen, obwohl wir keine Aufzeichnungen über sein Leben nach dem Aufstand haben.
: Ich habe Unmengen an Nachforschungen angestellt. Ich habe in Aufzeichnungen wie der Angelsächsischen Chronik gegraben und die Waffen und Kampfstile der damaligen Zeit studiert.
Ich verbrachte viel Zeit in den englischen Fenlands, wo Hereward sich versteckte. Es war wichtig, ein Gefühl für das Land zu bekommen, die Luft zu riechen, in diesen Teil der Welt einzutauchen.
: Ich hoffe, dass mein deutscher Verleger die Serie fortsetzt, zumal die Leser mit einem Cliffhanger zurückgelassen wurden. Das dritte Buch beschreibt die finale Konfrontation zwischen Hereward und William dem Eroberer und bringt alle laufenden Nebenhandlungen zum Abschluss.
: Die "Dark Age" - Trilogie beschäftigt sich mit der Legende von König Artus und wie sie in der Geschichte entstanden sein könnte. Es spielt am Ende der römischen Besatzung, als sich alle Barbarenstämme in ganz Europa zum ersten Mal zusammenschlossen, um das Römische Reich entlang der Grenze am Hadrianswall in England anzugreifen.
: Die zentralen Charaktere in "Dark Age" sind Mitglieder der Arcani, die als Spione der römischen Armee jenseits der Grenze operierten. Der Hauptprotagonist ist Lucanus, der eine dieser Banden anführt, aber von seinen römischen Herren verraten wird.
: Die Geschichte erzählt, wie die Artus-Mythen aus der realen Geschichte entstanden sein könnten. Sie spielt während eines realen Ereignisses - der barbarischen Invasion von Britannien - und untersucht, wie viele Mythen ein Echo dessen sein könnten, was wirklich passiert ist.
: In jedem Roman von mir stecken eine Menge Inspirationen - es gibt aber nie die eine Kernidee. Ich stelle mir das vor wie wenn man ein großes Stück Kaugummi zusammenfügt. Man klebt einzelne Stücke zusammen, bis man etwas Substanzielles hat, wobei jedes Kaugummi-Stück eine Idee ist.
: Auf jeden Fall. Ich habe sehr breit gefächerte Interessen - Mythen und Folklore und das Übernatürliche, Geschichte, Psychologie, Politik, Philosophie, Musik, Film... All das findet seinen Weg in meine Geschichten.
: Ich lese ziemlich viel, aber ich könnte an dieser Stelle keinen einzelnen Schriftsteller nennen, der mich bei meinen Romanen beeinflusst hat.
Als Kind liebte ich Alan Garner, Ray Bradbury, Tolkien. Dann ging ich weiter zu King, Pynchon, Eco. Ich lese eine Menge Sachbücher, die eine großartige Quelle für Ideen sind
: Romane sind wirklich ein Spiegelbild des Autors, seiner Interessen und seiner Weltsicht, und das macht jeden per Definition einzigartig. Das ist es, was die Leute unbewusst kaufen, wenn sie einem Autor folgen. Es geht selten nur um die Geschichten.
: Die Produzenten bei der BBC hatten einige meiner Romane gelesen und fragten mich, ob ich einige meiner Ideen herauspicken wolle. Seit ich "Doctors" geschrieben habe, entwickle ich neue Serien für viele Sender, auch für die großen Streaming-Anbieter.
: Zur Zeit habe ich viele Projekte am Laufen. Über die meisten darf ich nicht sprechen, weil die Verträge sie unter Verschluss halten, bis die Verantwortlichen entscheiden, dass es Zeit ist, sie zu veröffentlichen.
Eine Sache, die ich erwähnen darf, ist meine Zusammenarbeit mit dem Bestseller-Autor Wilbur Smith. Wilbur las meinen Roman "Pendragon" und mochte, was er sah, so sehr, dass er mit mir in Kontakt trat und fragte, ob ich mit ihm zusammenarbeiten wolle. Aus dieser Zusammenarbeit entstand das Buch "The New Kingdom", das im September 2021 herauskommt und im alten Ägypten spielt.
: Ich habe zu danken.
Die Romane von Mark Chadbourn
Die Internet-Seite des Autors Mark Chadbourn
Die Internet-Seite des Autors James Wilde (Mark Chadbourn)