... Joachim Angerer über Ideen, Inspiration und Warnungen
... Joachim Angerer ...
... über Ideen, Inspiration und Warnungen
: Ich bin österreichischer Science-Fiction-Autor. Das Schreiben von Roman habe ich mir im Wesentlichen autodidaktisch angeeignet. Hauptberuflich arbeite ich in einem Labor, wodurch ich regelmäßig in Kontakt mit Wissenschaftlern und deren Texten komme. Dieser Einfluss ist vielleicht in manchen meiner Werken erkennbar.
Das Schreiben von Texten und Romanen ist mein kreatives Hobby, meine Passion. Für mich hat der Gedanke etwas mit seinem Verstand zu erschaffen, das einen selbst überdauert, etwas zutiefst Erfüllendes.
: Es stimmt, ich bin praktisch ausschließlich in diesem Genre tätig. Ray Bradbury sagte einst sinngemäß, Science Fiction sei die Geschichte der Ideen. Das ist es, was mich an diesem Genre so fasziniert. In den meisten Geschichten liegt der Fokus auf den Charakteren. Bei der SF stehen aber Ideen im Vordergrund. Das lässt einerseits einen enorm großen, kreativen Freiraum zu. Hinzu kommt, dass ich eher ein analytischer und weniger ein emotionaler Mensch bin. Das Genre erlaubt mir daher, mich auf meine Stärken zu konzentrieren.
: Als Teenager haben mich klassische Dystopien wie jene von George Orwell und Aldous Huxley in ihren Bann gezogen. Später stieß ich auf Stanislaw Lem. Sein stark technischer Zugang zur Science Fiction, gemischt mit philosophischen Ansätzen war für mich sehr inspirierend.
: Hier haben mich mein Studium und meine Arbeit geprägt. In der Wissenschaft ist es wichtig, seine Arbeitsschritte nachvollziehbar zu präsentieren. Ein Roman erfüllt natürlich einen anderen Zweck als eine wissenschaftliche Publikation. Aber mir ist es wichtig zu zeigen, woher meine Ideen stammen. So können sich interessierte Leser einen detaillierteren Einblick in die Welten verschaffen, die ich in meinen Büchern kreiere.
: Es ergab sich aus der Thematik. Für die im Roman erwähnte Form der Energieerzeugung braucht es radioaktive Erze, welche auf der Erde nur schwer beschafft werden können. Als einfachste und direkteste Lösung erschien mir die Idee eines fiktiven Planeten. Sie passte auch gut ins Konzept. Einerseits entstand dadurch eine stimmige Kulisse für die düstere Handlung andererseits verlangt die im Roman erwähnte Waffe ohnehin einen Hitzeschild. Dies ließ sich gut mit der Idee eines Strahlenschutzes kombinieren.
: Meine Faszination mit der Technologie geht auf eine Diskussion in meiner ehemaligen WG zurück. Damals diskutierten wir, ob man statt Sonnenlicht nicht auch andere Arten von Strahlung zur Erzeugung elektrischen Stroms verwenden könne. Der Gedanke ließ mich nicht los und ich las mich tiefer in die Materie ein.
In Nischenanwendungen kommt die Radiovoltaik bereits zum Einsatz. Ich könnte mir vorstellen, dass in absehbarer Zukunft ihre Anwendung zunimmt. Einem großflächigen Einsatz steht aber der hohe Preis der Rohmaterialien und deren aufwendige Verarbeitung im Weg.
: Ich denke, zwischen künstlicher Intelligenz und Atomkraft gibt es eine Parallele. Beide besitzen gewaltiges Potential, bergen aber auch schwer kalkulierbare Risiken.
Technisch gesehen verfügt die Menschheit bereits jetzt über die Mittel, um diese Welt in ein Paradies zu verwandeln – oder um dieses Ziel zumindest in sehr vielen Punkten zu erreichen. Der Klimawandel beispielsweise ist streng genommen eine politische und wirtschaftliche, aber nicht wirklich eine technische Herausforderung.
Ich bin daher weniger skeptisch in Bezug auf die künstliche Intelligenz an sich, als vielmehr was ihren Einsatzes aus kurzfristigen und egoistischen Zielen betrifft.
: Die beabsichtigte Botschaft meines letzten Romans ist nicht die Warnung vor einer düsteren Zukunft, sondern die Befürchtung, dass selbst die fortschrittlichste Technologie der Menschheit wenig hilft, wenn sie primär für kurzfristige und egoistische Ziele eingesetzt wird.
Ich denke wir stehen derzeit an einem Scheideweg. In materieller Hinsicht ging es der Menschheit noch nie so gut wie jetzt, aber es mehren sich die Indizien, dass wir bei gleichbleibender Lebensweise auf eine ökologische Katastrophe zusteuern. Ich glaube, die nächsten paar Jahre bis Jahrzehnte werden entscheidend für die Zukunft der menschlichen Zivilisation sein. Wie diese konkret aussehen wird, kann ich ehrlich nicht sagen.
: Ich denke, das Internet ist ideal für Künstler, die abseits des viel zitierten "Mainstreams" operieren. Der SF-Literatur etwa wird von der deutschsprachigen Literaturszene leider immer noch nicht der Respekt entgegengebracht, den sie meiner Meinung nach verdient. Das Internet ist hilfreich, um die ein oder andere starre Struktur aufzubrechen.
: Ursprünglich arbeitete ich mit einem kleinen Verlag zusammen. Ich bin diesem nach wie vor dankbar, dass er mir die Chance gegeben hat, mich zu beweisen. Mittel- bis langfristig erscheint mir Self Publishing aber als die bessere Wahl. Man hat größere Freiheiten und eine etwas höhere Marge. Das Marketing muss man auch bei kleineren Verlagen zu einem großen Teil selbst übernehmen.
Ich habe mich für tredition entschieden, da die Firma über einen exzellenten Ruf und viel Erfahrung verfügt. Ich bin mit der Wahl ausgesprochen zufrieden. Ihre Online-Tools, wie der Cover Designer, sind sehr nützlich und der Kundenservice ist ausgesprochen hilfsbereit.
: Ich ging relativ spät online. Mein erster Roman erschien 2017, während mein Blog und der YouTube-Kanal erst 2020 das Licht der Welt erblickten.
Ein Freund riet mir, Internetauftritte seien heute für einen Künstler Grundvoraussetzung und ich folgte dem Rat.
Wie bei meinen Romanen auch, gehe ich primär aus Freude an der Sache an die Dinge heran.
Die Reaktionen waren bislang eher verhalten, aber von meiner Kernleserschaft erhalte ich Großteils positive Rückmeldungen.
YouTube wird inzwischen weitgehend von Konzernen und hochprofessionellen Künstlern dominiert und die Ansprüche des Publikums sind dementsprechend hoch. Als Anfänger mit begrenzten technischen Mitteln hat man es da sehr schwer. Ich konzentrierte mich daher stärker auf das Schreiben von Texten, als auf das Erstellen von Videos.
Bei der Blogosphäre ist meiner Ansicht nach, eine gewisse Phase der Übersättigung eingetreten. Immer mehr Anbieter konkurrieren um ein Publikum mit immer kürzerer Aufmerksamkeitsspanne.
: Bei mir ergeben sich die Charaktere aus der Handlung. Bei meinem ersten und dritten Werk stehen neben technischen Aspekten politische Intrigen im Fokus. Dadurch ergab sich für mich automatisch, dass die Protagonisten keine Sympathieträger sind. Mein zweiter Roman beschäftigt sich mit anderen Ideen und es tauchen darin auch ein paar angenehmere Zeitgenossen auf.
: Derzeit plane ich eine Neuauflage meiner ersten beiden Romane „Becquerelsche Träume“ und „Die maschinellen Technokraten“. Für Herbst ist außerdem eine SF-Novelle geplant. Zu ihrem Inhalt will ich derzeit noch keine Details verraten. Nur so viel: Es geht um ein geistiges Duell.