,,, Ina Haller über »Tod im Aargau«, »Liestaler Gold«, »Rüebliland« und ihre zukünftigen Buchprojekte
... Ina Haller ...
...über »Tod im Aargau«, »Liestaler Gold«, »Rüebliland« und ihre zukünftigen Buchprojekte
Ich bin in Deutschland geboren und nach dem Studium in die Schweiz zu meinem heutigen Mann gezogen. Heute bin ich „Familienmanagerin“ und lebe mit meiner Familie in der Nähe von Aarau in der Schweiz.
Zum Schreiben kam ich erst recht spät. 2007 machte ich zum ersten Mal beim „Novemberschreiben Schweiz“ mit und merkte schnell, dass es ein guter Ausgleich zu dem turbulenten Familienalltag war. Heute ist es neben meiner Familie, Sport und Reisen zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens geworden.
Ich machte mich auf Verlagssuche für einen meiner „Novemberschreiben-Krimis“, was alles andere als einfach war. Dabei entdeckte ich auf der Webseite des Latos Verlages einen Wettbewerb, dessen erster Preis die Veröffentlichung des Romans war. Ich schickte einfach die Leseprobe und das Exposé ein und gewann tatsächlich den ersten Preis.
Marika Wenger ist Doktorandin der Paläontologie an der Universität Basel. Eines Morgens findet sie ihrer beste Freundin Franca ermordet im Institut. Francas Diplomarbeit ist verschwunden. Ausserdem hatten Marika und Franca am Vorabend Streit. Als die Polizei davon erfährt, ist Marika Tatverdächtige Nummer eins.
Sie ist entschlossen, ihre Unschuld zu beweisen, und macht sie sich auf die Suche nach dem wahren Täter. Selbst Morddrohungen und ein zur Warnung verwüstetes Zimmer halten Marika nicht davon ab. Stets die Polizei im Nacken recherchiert sie weiter auf eigene Faust, kommt Francas Mörder immer näher und gerät dabei selbst in größte Gefahr.
Ich selbst habe Geologie studiert und habe in meiner Diplomarbeit wie Franca Tuffschichten in Süditalien untersucht. Irgendwann stellte ich mir die Frage, was wäre, wenn in meinem Diplomarbeitsgebiet nicht nur Tuffschichten, sondern auch Giftstoffe gefunden werden würden.
Die Rohfassung war nach einem Monat (November) fertig. Wenn man die Zeit für die Suche nach dem Verlag weglässt und nur das Überarbeiten und Verlagslektorat berücksichtigt, sind es vom ersten getippten Wort bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich das Buch in der Hand hielt, zirka ein bis eineinhalb Jahre, was recht schnell ist
Andrina ist Lektorin in einem kleinen Verlag, der Krimis veröffentlicht. Einer dieser Krimis wird als Theaterstück aufgeführt. Als sich bei der Premiere der Vorhang öffnet, liegt der Autor ermordet mitten auf der Bühne.
Am nächsten Tag sind die Verlagsräume verwüstet, eine der beiden Verlegerinnen nimmt kurz darauf sich das Leben und eine weitere Mitarbeiterin überlebt knapp einen Mordanschlag. Nach und nach verdichtet sich der Verdacht, dass die schrecklichen Ereignisse mit Andrina selbst zusammenhängen und sie in akuter Gefahr schwebt.
Das war ein großer Zufall mit einer großen Portion Glück. Ich war auf der Suche nach einem Verlag für „Tod im Aargau“ und habe zum richtigen Zeitpunkt den Richtigen gefragt.
Mein heutiger Agent war nach einer ganzen Reihe von Absagen der letzte auf meiner „Agenten-Liste“. Wir haben über eine halbe Stunde telefoniert und er meinte am Schluss, ich solle ihm doch gleich alles schicken, er habe eine Idee. Und diese Idee war der Emons Verlag.
Andrina ist impulsiv und eigensinnig. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, wird es durchgezogen. Sie ist hilfsbereit und sensibel, aber sie macht auch Fehler und ist nicht „perfekt“.
Die Geologie ist die einzige Ähnlichkeit. Ich versuche nach Möglichkeit, Ähnlichkeiten zu mir, meiner Familie und Freunden bei meinen Romanfiguren zu vermeiden, wobei ich natürlich einräumen muss, dass dieses unbewusst nicht immer gelingt. Leserinnen und Leser, die mich kennen, sagen beispielsweise öfter einmal: „Das bist eindeutig du, so, wie diese Person etwas sagt.“
Eine Mordserie, die zunächst ohne Zusammenhang scheint, erschüttert den Kanton Aargau. Andrinas Freundin Susanna Marioni von der Aargauer Kantonspolizei glaubt Hinweise zu erkennen, die auf ihre eigene Vergangenheit weisen, und bittet Andrina, ihr bei ihren inoffiziellen Ermittlungen zu helfen.
Der Täter hat inzwischen ein Auge auf die beiden Frauen geworfen und nach einem Anschlag muss Andrina untertauchen. Dabei erhält sie Unterstützung von unerwarteter Seite. Allerdings weiss Andrina nicht, ob sie dieser Person trauen kann.
Wenn Sie wüssten, welche interessante Themen wir am Familientisch haben. Meine Familie ist eine richtige Fundgrube.
Für Ideen gibt es aber neben meiner Familie genügend andere Quellen, zum Beispiel eine Reise, ein Zeitungbericht oder ich höre etwas, das meine Gedankenmaschinerie in Gang setzt.
Zum Beispiel bei „Aargauer Abgründe“ lieferte ein „Vorfall“ bei Freunden mir die Idee für die Tatwaffe.
Oder die Idee für Samantha und Rüebliland entstand auf einer Reise nach Indien, als wir dort Freunde besucht haben.
Die gebürtige Inderin Samantha findet ihre Adoptiveltern ermordet auf. Kurz darauf wird sie von einer Unbekannten kontaktiert, die behauptet, ihre leibliche Schwester zu sein. Verzweifelt beginnt Samantha Nachforschungen anzustellen und findet heraus, dass die Unterlagen zu ihrer Adoption verschwunden sind. Sie wird das Gefühl nicht los, dass Grund für die Morde in ihrer Herkunft zu suchen ist und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und nach ihren Wurzeln. Und diese Reise führt sie auch nach Indien.
Der Hauptunterschied sind beide Protagonistinnen selbst mit ihren unterschiedlichen Hintergründen.
Andrina ist gebürtige Schweizerin. Sie ist im Kanton Aargau aufgewachsen und lebt dort.
Samantha ist gebürtige Inderin. Sie wurde als Baby von Schweizern adoptiert und ist auf der Suche nach ihrer Identität. In Indien liegen ihre Wurzeln, aber Land und Lebensweise sind ihr fremd.
Die Schweiz ist ihr vertraut, aber ganz gehört sie auch nicht in dieses Land. Vereinfacht wird es nicht gerade, dass sie immer wieder zu spüren bekommt, keine gebürtige Schweizerin zu sein, und muss mit Fremdenfeindlichkeit kämpfen.
Samantha verbringt die Ostertage bei ihrem Freund Joel in Liestal. Die beiden sitzen am Ostersonntag auf der Terrasse und frühstücken, als sie einen Schrei hören.
Dieser stammt von dem Vater ihrer Nachbarin Josefina, die ermordet im Keller liegt. Das Haus ist verwüstet und im Keller sind mysteriöse Spuren einer Grabung zu finden. Samantha will ergründen, was in ihrer Nachbarschaft passiert ist, doch statt Antworten stößt sie nur auf weitere Ungereimtheiten: Der Ex-Freund der Toten verstrickt sich in Widersprüche, und auch in Josefinas Vergangenheit tun sich Abgründe auf. Dann wird der Vater des Opfers tot aufgefunden, und auf einmal steht Samantha selbst im Fadenkreuz der Ermittler.
Ina Haller: Sie ist sehr wichtig. Ich hole mir den Rat von Fachpersonen, also von Polizisten, Ärzten, Toxikologen usw. Es ist schon passiert, dass etwas nicht so funktionierte, wie ich mir das vorgestellt habe und ich mir etwas anderes einfallen lassen musste.
Zur Recherche gehört für mich auch die Recherche an den Schauplätzen. Google Maps hilft zwar für einen ersten Eindruck, aber es reicht nicht, um die Atmosphäre des Ortes zu spüren und diese in den Krimi einfließen zu lassen. Also, welche Geräusche gibt es und wie riecht es dort? Ist die Landschaft hügelig oder flach? Kenne ich einen Ort nicht, reise ich dorthin.
Meine Hauptpersonen / Ermittlerinnen sind keine Polizistinnen. Sie sind also nicht vom „Fach“. Sie sind Personen wie „du und ich“ und sind somit nah am Leser.
Außerdem verleihen die „Normalität“, „das Gewohnte“ und „der Alltag“ meinen Krimis Nähe. Die Handlung erscheint nicht „abstrakt“ und könnte direkt in der Nachbarschaft geschehen. Das ist ein weiterer Grund, dass die Figuren dicht bei den Lesern sind und die Leute sich leicht mit ihnen identifizieren können.
Ich lese gerne Krimis von Romy Fölck und Kathy Reichs. Kathy Reichs hat einen lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil und ist insofern für mich ein Vorbild.
Momentan sind es drei Projekte. Ich bin mit dem Korrektorat von Andrinas 10. Fall „Verschwunden im Aargau“ beschäftigt. Außerdem schreibe ich gerade an Samanthas 5. Fall und mache mir erste (Recherche)Gedanken zu einer weiteren Fortsetzung der Andrina-Reihe.
Vielen Dank zurück für die Möglichkeit dieses Interviews.
Bibliographie