...Daniela Knor über High Fantasy, Rollenspielromane, Würfeln, Vampire und Erotik
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: Dass Tolkien die High Fantasy quasi erfunden hat, steht natürlich außer Frage. Insofern ist auch Nachtreiter durch die Bilder geprägt, die sich beim Lesen des Herrn der Ringe in meinem Unterbewusstsein verankert haben. Außerdem gibt es bei mir Elben und Zwerge, allerdings keine Orks, weil ich zur Abwechslung einmal andere Gegner haben wollte. Ein ganz deutlicher Unterschied liegt auch darin, dass in Nachtreiter eine der Hauptfiguren weiblich ist, während die Frauen bei Tolkien nur schmückendes Beiwerk bleiben.
: Eine gute Frage! Ich bin keine Freundin von Schubladen und stelle nur ungern starre Regeln auf, um Romane in solche Schablonen zu pressen. Bestimmte Elemente sind die einzigen Kriterien, mit denen man sich einer solchen Definition überhaupt annähern kann. In der High Fantasy würde ich sagen, dass die eigenständige Welt ein ganz wichtiges Kriterium ist. Zwei weitere Elemente sind die Magie und die nichtmenschlichen kulturschaffenden Völker. Aber genau da wird das Eis schon wieder dünn, denn wäre Herr der Ringe keine High Fantasy mehr, wenn anstelle von Elben und Orks verfeindete Menschenvölker gegeneinander kämpfen würden?
: Letzteres. So amüsant ein Spielabend für die Spieler sein mag, ein spannender Roman wird daraus eher nicht. Zufallsbegegnungen z. B. können das Spiel beleben, sind aber in einem Buch schnell als episodenhafte Fremdkörper zu erkennen. Das durchschnittliche Spiel-Abenteuer bietet auch gar nicht genug Stoff für einen komplexen 400-Seiten-Roman. Da müsste man schon zu ganzen Abenteuer-Kampagnen greifen, und das ist für mich uninteressant, weil ich meine Geschichten und Figuren lieber selbst entwickle. Vielleicht liegt das daran, dass ich schon Fantasy geschrieben habe, bevor ich zum Rollenspiel kam.
: Bei einem der DSA-Romane habe ich tatsächlich einmal gewürfelt Ich wollte damit überprüfen, ob meine Interpretation eines bestimmten Zaubers dem Schaden entspricht, den er im Spiel anrichtet. Solche Details muss man beachten, wenn man innerhalb einer Rollenspielwelt schreibt.
: Das hat sich über die Jahre sehr gewandelt. Früher habe ich mit einer vagen Vorstellung begonnen und vorab nur ein paar Szenen und das Ende im Kopf gehabt. Mit der Zeit bin ich dann immer strukturierter vorgegangen, musste für den Verlag Exposés erstellen und bin schließlich beim Storyboard gelandet. D.h. ich kenne die meisten Szenen schon, bevor ich anfange zu schreiben. Der Rest (ca. 20 %) ergibt sich dann immer noch beim eigentlichen Schreibprozess, wenn die Figuren ihr Eigenleben entwickeln.
: Enthaltsame Vampire halte ich für einen absoluten Widerspruch. In älteren Vampirromanen war es ja gerade die sexuelle Unwiderstehlichkeit, die dem Vampir seine Opfer bescherte, und er symbolisierte damit die Freisetzung unterdrückter Leidenschaften. Ein enthaltsamer Vampir ist demnach eher ein kastrierter Vampir, der seine erotische Anziehungskraft dadurch langfristig ebenso einbüßt wie seine Existenzberechtigung als romantische Fiktion. Im Roman, also als Unterhaltungselement, wird die Bestie schnell langweilig, sobald sie gezähmt ist. Allerdings habe ich nicht vor, einen Vampirroman zu schreiben. Auch nicht, um den Vampir als Verführer zu retten
: Dazu habe ich eine ganz klare Position: Für mich ist Erotik kein Gewürz, das ich wahllos über einen Roman streue, um ihn aufzupeppen. Erotik muss sich glaubhaft aus den Figuren und der Handlung ergeben, dann hat sie ihre Berechtigung und wird von mir auch eingesetzt. Eine erotische Szene darf bei mir kein Selbstzweck sein, sondern muss eine Funktion erfüllen, indem sie die Handlung vorantreibt oder eine Figur charakterisiert. Das kann man zum Beispiel in Sternenwächter gut erkennen, wenn sich Regin durch seine Schwäche für schöne Frauen in Schwierigkeiten bringt.
: Nein, das ist eher nicht mein Fach. Bei mir liegt der Schwerpunkt eindeutig auf einer vielschichtigen Handlung und ebensolchen Figuren, die nicht so unbeirrbar ihren Weg verfolgen.
: Da das Leben immer wieder Überraschungen bereit hält, weiß ich oft selbst nicht, woran ich sechs Monate später arbeiten werde. Ich finde das sehr spannend, und ich kann auf diese Art immer wieder Neues ausprobieren. Das ist mir wichtig, denn ich langweile mich schnell, wenn ich mich keinen neuen Herausforderungen stellen kann. 2010 wird natürlich der dritte Band der Nachtreiter-Trilogie erscheinen und ein weiterer Roman, über den ich jetzt noch nichts verraten darf. Was ich danach gern einmal schreiben will, ist Science Fiction. Und auch für Historische Romane fehlt es mir nicht an Ideen. Aber da ich auch der Fantasy treu bleiben will, wird es sicher noch ein paar Jahre dauern, bis ich für diese vielen Projekte Zeit gefunden habe.
: Das würde mich freuen. Ich danke herzlich für das Interesse an meiner Arbeit!
Kommentare
Außerdem ist es erfreulich, dass Daniela Knor keinen Vampir-Roman schreiben wird und (erstmal) der Fantasy treu bleibt.