... Bernd Tezeden (Des Romero) über Lassiter, den Mehrteiler "Das Kartell" und zukünftige Romane
... Bernd Tezeden (Des Romero) ...
... über Lassiter, den Mehrteiler "Das Kartell" und zukünftige Romane
Ich bin 1964 geboren, habe eine Ausbildung zum Offset-Drucker und war 17 Jahre als Korrektor/Lektor in einem Fotosatzbetrieb mit angeschlossener Werbeagentur tätig. Geschichten geschrieben habe ich schon seit der Grundschule, aber erst 2005 die Möglichkeit wahrgenommen, meine Erzählungen veröffentlichen zu dürfen. Es handelte sich um die Serie „Höllenjäger“, danach folgte 2010 „Black Jericho“ und vier Jahre später „Raumfalken“. Bei „Lassiter“ hatte ich 2016 meinen Einstieg.
An sich über Comics. Schon mit 8 Jahren habe ich Micky-Maus-Comics gezeichnet und die Sprechblasen auf der Schreibmaschine meiner Oma ausgefüllt. Das ging eine Weile so weiter, bis mir ein Perry-Rhodan-Roman in die Hände fiel (Band 607 der 1. Auflage: „Arena Eiswelt“).
Von da an begann ich, SF-Stories zu schreiben, wechselte bald aber schon zu Gruselgeschichten. Die Idee zum „Höllenjäger“ kam mir etwa Mitte der 80er Jahre, als ich begeistert „Der Hexer“ von Wolfgang Hohlbein las. Mir gefiel dieses subtile Grauen, das er beschrieb, ohne irgendwelche schrägen „Monster der Woche“ einzubauen. – Das wollte ich auch schreiben!
Da ich aber zu dieser Zeit in Lüneburg stationiert war, blieb mir nur die Möglichkeit, mit freundlicher Genehmigung meines Oberleutnants die Schreibmaschine des Sekretariats auszuleihen und am Wochenende fröhlich zu tippen. Im Nachhinein muss ich allerdings zugeben, dass meine ersten ernsthaften Schreibversuche doch arg hölzern wirkten, sodass der „Höllenjäger“ knapp zwanzig Jahre später eine Frischzellenkur erfuhr und inhaltlich sowie semantisch komplett überarbeitet wurde. Mit „Black Jericho“ habe ich mich bzgl. schriftstellerischer Qualität verbessert und war nach den „Raumfalken“ schließlich bereit für „größere“ Aufgaben.
Eine Bewerbung gab es nicht. Ich hatte auch nicht viel am Hut mit Western-Romanen. Es gab von mir lediglich die Mini-Serie „Shannice Starr“ als E-Book auf Amazon. Dahingehend betrachtet bin ich zu „Lassiter“ gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Ich war Mitglied der Facebook-Gruppe „Heftromanserien“.
Irgendwer postete damals in irgendeinem Thread, dass Helmut Rellergerd angeblich 1.400 Euro für einen Roman bekommen sollte. Ich schrieb daraufhin: „Das mache ich für die Hälfte!“ Und das war durchaus ernst gemeint, schließlich hatte ich alle meine Serien, bis auf die „Raumfalken“, kostenlos geschrieben, um einfach mal veröffentlicht zu werden.
Es dauerte dann nicht lange, und „Mad Mike“ Schönenbröcher meldete sich in dem Thread. „Was hast Du denn bisher so geschrieben?“, fragte er. Ich antwortete, dass alles dabei sei, von SF über Grusel bis Western. Der Western interessierte ihn, da er gerade auf der Suche nach neuen Lassiter-Autoren war. Ich habe ihm per Mail einen „Shannice“-Roman geschickt, und er meinte, man könne es einmal mit „Lassiter“ versuchen. Dieser Versuch erschien schließlich als Band 2242: „Der Killer ohne Gesicht“. Seitdem bin ich dabei.
Nun ja, ich hatte zuvor den Mini-Zyklus um „Die Dunkle Brigade“ entworfen, der die Zerschlagung der Brigade Sieben zum Thema hat. Jetzt schwebte mir vor, daran anzuknüpfen, Lassiters weiteren Werdegang zu beschreiben und das Thema „Finanzwirtschaft“ aufzugreifen. Mike fand das ganz in Ordnung, sodass ich ein Konzept über fünf Bände erstellte.
Das Problem war, dass es sich nicht um „echte“ Western handelte, auch aufgrund der Handlungsorte im Osten der USA. Es gab einen regen Mail-Austausch zwischen meinem Lieblingsredakteur und mir, bis das Grundkonzept halbwegs angepasst war, um noch als Western durchzugehen. Auch die Grundintention, die geradezu mafiösen Strukturen des Finanzsystems in den Fokus zu stellen, ging ein wenig verloren. Das kann ich jedoch gut verstehen, weil ja kein „politischer Western“ geliefert werden sollte.
Wie bereits angedeutet, gab es ein Handlungsexposé, das an alle beteiligten Autoren ging. Mir war allerdings wichtig, die Kreativität der Kollegen nicht einzuschränken (was bei „Die Dunkle Brigade“ aufgrund der straffen Handlung nicht völlig vermieden werden konnte) und lediglich einen losen roten Faden zu spinnen.
Jeder sollte seine Ideen einbringen können, was zu einem Wust an Mails geführt hat (ich glaube, ich habe irgendwann auch den Überblick verloren).
Alle Romane sind von mir gelesen und an gewissen Stellen angepasst worden, um eine gewisse Konsistenz zu erreichen. Das Lektorat hat natürlich Mike übernommen – doch falls es zu Unstimmigkeiten gekommen ist, kann man es ihm nicht anlasten. Schließlich ist es nicht seine Aufgabe, Romane umzuschreiben. Da darfst Du gern mir die Clowns-Nase aufsetzen.
Der Leser will den „Mann der Brigade Sieben“. Die Stories für die Jubiläumsbände 2400, 2500 und 2600 waren lediglich experimentell. Dafür auch ein herzliches Danke an Mike, der uns Autoren wirklich viele Freiheiten lässt und auch ungewöhnliche Themen durchwinkt. Generell aber soll das klassische Western-Genre bedient werden. Natürlich hat sich seit dem Start der Serie einiges verändert, vor allem der Schreibstil, doch die Grundpfeiler sind erhalten geblieben.
Alle fünf Cover wurden von Néstor Taylor, Stammkünstler bei „Maddrax“, nach Bildbeschreibungen gezeichnet. Auch eine Idee von Mike. So weit ich weiß, gab es bisher nur selten speziell angefertigte Titelbilder für „Lassiter“.
Etwa 5 bis 6 Tage, gern auch mal zwei Wochen. Es hat allerdings schon Fälle deutlichen Verzugs gegeben, wo Verlag, Setzerei und Druckerei mir Killer auf den Hals gehetzt haben.
In mancher Hinsicht sind sie dringend erforderlich, in anderer nicht. Ich kann etwa die Handlung in einen bestimmten Bundesstaat verlegen und mir irgendwelche Orte ausdenken, ohne dass diese tatsächlich existiert haben müssen. Das fällt keinem auf. Mache ich aber Rückbezüge auf geschichtliche Ereignisse, etwa den Bürgerkrieg, muss ich wissen, wo was stattgefunden hat.
Ich sollte Kenntnisse der militärischen Dienstgrade zu jener Zeit haben, wissen, welche Waffen eingesetzt wurden. Das kann hingehen bis zur Verpflegung der Soldaten und dem Besteck eines Arztes, der einen Verwundeten versorgt. Hundertprozentig akkurat wird es wohl nie sein, doch ich persönlich habe mir eine Menge Bücher aus der „Time-Life“-Serie zugelegt, die im Detail den „Wilden Westen“ behandeln.
Letztlich gibt es aber doch Grenzen der Recherche, die mit der Fantasie aufgefüllt werden. Das ist nicht anders möglich, sonst käme man nicht mehr zum Schreiben. Autoren wie Dietmar Kügler oder Alfred Wallon haben deutlich bessere Geschichtskenntnisse als ich und können eine Menge mehr Informationen in ihre Bücher und Romane einfließen lassen.
Ich tue, was ich kann, und ich denke, dass meine Romane zum größten Teil unterhalten. Mission erfüllt!
Nicht nur literarische, vor allem sind es Anregungen, die ich von Filmen bekomme, von einem Musikstück oder einem Bild. Egal, wie geringfügig die Informationen sein mögen, beginnt automatisch das Kopfkino.
Ein Beispiel: Der Schauspieler Samuel L. Jackson hat mich zu dem Roman „Ein schneller Colt für Emily“ inspiriert (Lassiter 2292). Er hat darin sogar eine Hauptrolle. Und beim Schreiben ist es so weit gegangen, dass ich viele Dialoge laut gelesen habe, um zu hören, ob sie wirklich authentisch sind.
Weiterhin gibt es eine Hommage an den Walter-Hill-Film „Last Man Standing“, der bei mir „Standhaft bis zum Schluss“ heißt und als „Lassiter“ 2555 erschienen ist. Auch gibt es eine Clint-Eastwood-Huldigung für seinen Film „Gran Torino“. Als „Old Man Johnson“ ist diese mit Band 2568 erschienen.
Das kann ich beim besten Willen nicht sagen! Ich lese keine Western-Romane (bis auf die wenigen Ausnahmen der Kollegen zu den Mehrteiler-Jubiläen). Was ich möchte, ist, modernes Kino einfließen zu lassen, um es praktisch ins bekannte Western-Gewand zu kleiden.
Dazu gehören schräge Dialoge und auch schon mal eine Handlung, die sich mit aktuellen Geschehnissen auseinandersetzt. Ein konkretes Beispiel dafür wäre mein Roman „Er predigte mit Blei“ (ich glaube, es war Band 2540), der sich so nebenbei mit einer Epidemie und dem „Maskentragen“ auseinandergesetzt hat. – Das hat auch nicht jedem gefallen. Zumindest hat mich die Redaktion auf äußerst kritische Foren-Einträge aufmerksam gemacht.
Schließlich gab es dann noch einen Roman, der im Jahr 1951 spielt und in der Rückschau die Erlebnisse einer Indianerin mit Lassiter behandelt. Ich fand es einfach mal interessant, die Handlung ins 20. Jahrhundert zu verlegen.
Und vielleicht kommt da noch mehr! Denn da Lassiter als 17-Jähriger im Bürgerkrieg gekämpft hat, schätze ich mal, dass er um 1845 geboren wurde. Das heißt, er könnte durchaus noch den Ersten Weltkrieg aus der Entfernung mitbekommen (eine Anspielung auf die Weltkriege gab es bereits in Band 2409).
Bernd Tezeden: Zum Zeitpunkt dieses Interviews steht Band 2629 „Wildcats letzter Trumpf“ in den Startlöchern. Danach erscheint als Band 2641 „Sein letzter Shootout“ und als Nr. 2645 „Drei Colts für Sheryl“.
Nach Absprache mit der Redaktion bereite ich auch einen Roman über Lassiters Ausbildung vor, kurz nachdem er für die Brigade Sieben rekrutiert wurde. Zeitlich spielt der Roman zwangsläufig zwischen „Lassiter“ Band 396 und 397.
Das könnte ich, würde ich mir die Mühe machen, in den Exposés nachzuschlagen.
Ich habe mich vor Jahren mal bei „John Sinclair“ beworben, wurde aber dankend abgelehnt. Die Spuren meiner damals vergossenen Tränen haben sich tief in mein Gesicht eingegraben. Von daher: Nein, ich schreibe bei keiner anderen Serie mit.
Es war mir ein köstliches Vergnügen, Ingo!
Die Lassiter-Romane von Bernd Tezeden
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