... Friedrich Fritz Tenkrat und (ein bisschen) Michael Kubiak über Tony Ballard, den Heftroman und ein Massaker
... Friedrich »Fritz« Tenkrat und Michael Kubiak
... über Tony Ballard, den Heftroman und ein Massaker
Dieses Interview, welches eigentlich keines ist, verzichtet auf jene Allerweltsfragen wie nach dem Geburtsort, den ersten Roman und den Hobbys. A.F. Morland dürfte durch das häufige Abdrucken seines Lebenslaufes jedem im Fandom wohl nun ein Begriff sein. Für den letzten Rest hier noch einmal ein kurzer Abriß:
1939 wurde A.F. Morland (Der richtige Name wird aus wohl verständlichen Gründen verschwiegen) in Wien geboren. Nach einer eigentlich normalen Kindheit und einer Lehre als Schriftsetzer folgten wenige andere Jobs, bevor er 1969 seinen ersten Kriminalroman verkaufen konnte. Es folgte recht schnell das Einsteigen in Serien wie Kommissar X oder Cliff Corner. Mit dem Start des 'Gespenster-Krimis' des Bastei-Verlages kam er zum Gruselroman. Recht schnell entwickelte er sich auch in diesem Genre zu einem beliebten Autor. Er schrieb für den 'Geister-Krimi' des Kelter-Verlages und den 'Vampir-Horror-Roman' des Pabel-Verlages, sowohl Heftromane wie auch Taschenbücher. Im Zuge des Erfolges schaffte er sich eine eigene durchgehende Heldenfigur - Tony Ballard -. Jener Name ziert nun seit November 1982 den Titelkopf einer eigenen Gruselserie.
Soviel kurz zum Autor selbst. Mit Tony Ballard besonders beschäftigt sich das folgende Interview. Infolge eines regen Wortwechsels entstand dann mehr eine Diskussion denn ein Interview. Es wurde dadurch weitaus Interessanter als das übliche Frage- und Antwortspiel. Als dann der Redakteur Tony Ballards - Michael Kubiak - hinzukam, wurde das Ganze mehr noch zu einem Gespräch über die Grundsätze des Heftromanes. Trotzdem haben wir es mit hereingenommen, da es ein direkter Übergang ist. Das Ganze wurde mit einem älteren Kassettenrekorder aufgenommen. Aufgrund vieler Hintergrundgeräusche sind einige Sätze untergegangen. Michael Kubiaks Worte waren teilweise gar nicht zu verstehen, da er im Hintergrund gestanden hatte. Na ja...
Dieses Gespräch wurde auf dem Clubtreffen des 'Horror-Clubs-Meerbusch' geführt. Und an dieser Stelle sei noch ein Dank an Dieter Hoven gerichtet, der dieses fast überfüllte Treffen gut über die Runden brachte.
: Ja. Also ich erstelle ein grobes Konzept. Entweder habe ich ein Titelbild oder einen Titel. Da steht schon ungefähr fest, was passieren soll. Dann überlege ich mir, was ich denn dazu Schreiben kann. Anschließend mache ich mir ein feineres Konzept über 20 - 25 Seiten. Dann überlege ich, wie ich die Geschichte weitergehen lassen kann.
t: Steve Drury war zunächst einmal ein Mensch, ist dann durch wissenschaftliche Versuche zur Blutbestie geworden. Nun erweckte ihn die Magie. Ich sage immer, wenn Magie im Spiel ist, ist alles möglich.
: Das bleibt doch dem überlassen ob er knurrt oder redet.
: Da wurden die Manuskripte vertauscht.
: Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, daß ich das so gemacht habe. Es kann aber sein, daß es mir so passiert ist.
: Ich weiß ungefähr, welcher Roman das war.
: Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß mir das so passiert ist. Ich habe es aus dem Roman herausgeschrieben.
: Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, daß es mir passiert ist.
: Ich weiß es nicht, aber so etwas merke ich mir doch...
: Ob ihr es glaubt oder nicht, noch nie habe ich einen Macabros gelesen, obwohl ich welche zu Hause habe. Ab und zu lese ich von Dan Shocker einen Larry Brent. Ich habe mir gedacht, da Mr. Silver ein Abenteuer in der Stadt im Jenseits erlebt (Höllenbrut), kann ich ihm doch eine Hexe aus früherer Zeit zur Seite stellen und zu seiner Freundin machen. Um die Sache etwas spannender zu machen, da die Hexe gut angekommen ist, habe ich die Figur des Mago erfunden, der die Hexe töten soll, die den Kreis des Bösen verlassen hat. Wenn dies irgendwo schon mal gestanden hat, kann ich nichts dafür, gebe aber zu, daß das passieren kann.
: Das ist vom Siegfried. Aber warum soll man das nicht machen? Es gibt Leute, die nehmen etwas aus der griechischen Mythologie und bauen sich daraus Stoff für einen Roman. Zum Beispiel habe ich auch den Phorkys, den Vater der Ungeheuer aus irgendeiner Mythologie entnommen. Auch die Geschichte mit dem Drachenblut ist eine reine Anlehnung. Ich habe mir gedacht, wenn Tony Ballard schon da hineinfällt, kann doch ruhige etwas passieren, warum nicht das?
: Nein, das bleibt nicht so. Ab Band 6 der Tony Ballard-Serie ist er wieder normal.
: Wenn es um solche Fälle mit dämonischem Einfluß geht, muß er ja sagen, daß er ein Dämonenjäger ist, sonst könnte ja jeder zu ihm sagen: "Was suchst du denn hier?". Ganz im Verborgenen kann er natürlich nicht arbeiten, aber ich finde, daß er nicht gerade den Weg in die Öffentlichkeit sucht. Wenn er eingreifen muß, dann sagt er auch: "Ich bin die Feuerwehr". Die Feuerwehr kommt ja auch im roten Wagen und nicht mit einem Neutralen.
: Ich glaube nicht, daß er damit protzt, bis auf einen Roman, da war er im Fernsehen. Er wird aber auch nicht zu irgendwem sagen, daß er Tony Ballard der Dämonenjäger ist, nur wenn es die Situation erfordert.
Da hört dann ja. wohl alles auf. Natürlich gibt es einen, der sich wegen seiner Erfahrung und seiner Waffen gut wehren kann. Ich gebe aber ohne weiteres zu, daß seine Gegner, wenn sie sich zusammenrotten würden, Tony ohne viel Federlesens vernichten würden.
: Die Dämonen werden schon ihre Grenzen haben. Man kennt ja nicht die Macht der Dämonen. Ich habe bei Franco Solo geschrieben, der allein gegen die Mafia kämpfte. Oder der Jerry Cotton. Der kämpft auch laufende gegen die Mafia. Glaubt ihr nicht, daß die schon lange tot wären, wenn die das so machen würden. Der Held muß gewinnen, sonst ist die Serie zu Ende.
: Es gibt bestimmt auch in der Hierachie Hexen, die besser mit dem Bösen vertraut sind els andere. Diese entwickeln dann mehr Fähigkeiten als andere:
: Das würde zu weit führen, den Weg der Ghouls zu beschreiben. Die tauchen auf und dann wird der Einsatz für Tony Ballard erforderlich. Wer hat je geschrieben, wo Bram Stokers Romanfigur Dracula herkam. Der war auch da, wie meine Ghouls.
: könnte man, aber es würde zu viel werden. Es wird ja auch nicht immer beschrieben, wie jemand zum Werwolf wird. Es gibt 4 oder 5 Möglichkeiten, habe ich in einem Lexikon gelesen. Es gibt ihn einfach und er muß bekämpft werden. Man kann es so und so bringen, aber die meisten Storys sind doch so, daß der Dämonenjäger erst spät erfährt, was da los ist.
: Das würde ich nicht unbedingt sagen. Zum Beispiel der Film 'Zombie'. Hier wurde nie erklärt, wo die Zombies herkamen. Da geht es so zu, daß die ganze Welt oder Stadt von Zombies bevölkert ist. Das wird akzeptiert.
: Aber vom Rest der Welt. Aber wenn es einer schreibt nicht. Wenn ich mit einer seitenlangen Rückblende anfange, schmeißen meine Leser es mir an den Kopf.
: Das heißt nicht, daß ich auf Erklärungen vollständig verzichte. Aber. ab und zu sehe ich nicht ein, warum ich erklären soll, wo dies doch den Fluß der Handlung stört. Bei den Heften ist das ja so eine Sache, da muß man immer darauf achten, daß es zum Weiterlesen anregt- Man kann sich zwar ab und zu solche Hänger leisten, aber die dürfen nicht zu lang dauern. Ich meine, wenn ein Roman gut und abwechslungsreich geschrieben war, müßte das reichen. Der Werwolf ist eben ein Tier, das man nicht lange erklären muß. Die Veranlagung ist da und bricht hervor. Für den Roman, ob er gut oder schlecht ist, sind Erklärungen nicht unbedingt von Bedeutung.
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: Das könnte man ja so und so sehen. Man kann den Tony Ballard ja jeden Tag in seinem Haus engreifen, tut aber, keiner. Des ist aber euch wieder ein Widerspruch. Die könnten je das ganze Haus vernichten. Soweit darf man die Phantasie aber nicht fesseln. Wenn man dauernd mit Vernunft kommt, dann gibt es keinen Horror mehr. Das muß man akzeptieren. Nun fährt Tony mit Silver nach Mallorca, weil die Dämonen da ihre Falle besser aufstellen können.
: Der Ghoul ist ja nicht so mächtig.
: Hätten sie eigentlich auch einen Superghoul machen können, aber ich möchte nicht, daß diese Superdämonen zu sehr in den Vordergrund treten, damit der Held nicht zu sehr ins Schwimmen gerät. Darum schicke ich solche schwächeren Dämonen vor. Der Hitler hat ja auch nicht selbst gekämpft, sondern seine Leute vorgeschickt. So ist das auch bei den Superdämonen und dann schaffen sie sich halt niedere Dämonen und werfen dem Tony Knüppel zwischen die Beine. Man könnte auch sagen, daß die nun ein Heer aufstellen, das ihn niederwalzt. Dieses Heer nimmt Sinclair und Brent gleich mit. Diese ganze Literaturgattung lebt doch davon. Natürlich darf man keine Seite überhand nehmen lassen. Nur, wenn man die nicht selbst in Aktion treten läßt, können sie ruhig stark bleiben. Zum Beispiel Asmodis. Er ist der Stärkste überhaupt. Glaubst du nicht, daß der alle hinwegfegen könnte? Man muß das offen halten, sonst verliert Tony Ballard.
: Der Mr. Silver stammt aus der Silberwelt. Das kommt jetzt erst heraus. Dort ist fast alles aus Silber. Silber ist ja erst dann für Dämonen gefährlich, wenn es geweiht ist, oder zumindest wird Silber dann besonders gefährlich. Wenn Silver da aus der Welt kommt, ist er ja damit aufgewachsen und somit bedeutet es keine Gefahr für ihn. Diese Welt gibt es auch nicht mehr, weil es Ärger mit Asmodis gegeben hat. Ein Einziger ist übrig geblieben. Das ist der Metal. Nun trifft Silver Metal in einer anderen Dimension. Die kämpfen da zusammen gegen einen Paviandämon, glaube ich. Interessant ist, daß diese Beiden, die sich nicht mögen, zusammen kämpfen müssen.
: Ich finde, daß Not zusammenschmiedet. Je dreckiger es einem geht, desto größer ist die Bedeutung der Freundschaft. Warum sollten sie in dieser Situation streiten? Dann würden sie ja das Verkehrte machen
: Die Helden haben keine Zeit, sich etwas zu überlegen. Sie müssen handeln. Da ist man einer Meinung. Hinterher oder vorher kann man sich streiten, aber nicht, wenn's um's Überleben geht. Da ist man einer Meinung.
: Das kann gut sein, wenn es auch selten vorkommt. Sie sind halt auch Freunde. Ich habe einen Freund, mit dem ich mich noch kein einziges mal gestritten habe.
: Ja. Ich bin der Meinung, daß in Streßsituationen Streit unmöglich ist. Zum Beispiel, was die Argentinier gemacht haben. Die haben den Falklandkrieg nur deshalb angefangen, weil im Land Uneinigkeit herrschte. Da hatten sie sich ein Feindbild geschaffen, nämlich den Engländer. De waren sich alle einig. Und so ist das bei Ballard. Das gibt es überhaupt nicht, daß jemand in echter Gefahr anfängt zu streiten.
: Das passiert schon, daß sie getrennt gehen. Angenommen ein Labyrinth. Da gibt es das schon, daß der eine meint da lang und der andere sagt, daß ein anderer Weg zum Ziel führt.
: Sowas kann auch passieren. Ich versuche mich in die Leute hineinzuversetzen und zu ergründen, was ich an ihrer Stelle tun würde. Die reagieren dann so, wie ich es tun würde. Die reagieren dann auch gemeinsam, weil sie aufeinander abgestimmt sind.
: Nein, das nicht. Es war aber schwer, mit jedem Roman eine neue Figur zu schaffen. Und er kann auch nicht immer die selben Waffen haben. Dadurch ist der Autor gezwungen, immer etwas neues zu erfinden, und dann kommt noch der Gewöhnungseffekt hinzu. Der Leser kann sich besser an eine immer wiederkehrende Figur gewöhnen. Ich werde beim Gespenster-Krimi auch wieder Romane ohne wiederkehrende Helden schreiben.
: Ich bleibe vorläufig dabei, solange ich Zeit dazu habe. Ich komme mit der Redakteurin sehr gut klar und der gefällt auch, was ich mache. Meiner Frau gefällt's auch.
(Unbekannter spielt im Hintergrund Klavier)
: Da bin ich aber erstaunt, daß ihr so was sagt. Wenn eine Frau sagt: 'Ich mag dieses harte Zeug nicht'. Daß Männer so reagieren?! Ich habe nämlich einen Brief gekriegt, der mich wegen dieser Sache in Grund und Boden gestampft hat, weil das eben Frauenromane sind.
: Das ist Ansichtssache. Es gibt ja zwei Seiten des Horrors, die eine Seite geht unter die Haut, die andere schockiert. Ich bin gegen dieses absolut schockierende, blutrünstige Zeug. Das ist ja nichts, das ist auf die Dauer langweilig. 'Zombie' zum Beispiel war ein langweiliger Film, obwohl da unheimlich viel passierte.
: Ja, das war der Grund. Dann hat es geheißen 'Dean Morris', daraufhin hat der Kelter-Verlag Einspruch erhoben, weil die schon einen Morris hatten. Da mußten wir uns wieder ein Pseudonym suchen. Das war der Frederik Collins. Bei Collins war es aber ein Sammelpseudonym und ich habe gesagt, daß ich für meine Sachen selbst gerade stehen will, was ich jetzt ja auch muß. Dann haben wir gesagt, daß wir den A.F. Morland nehmen, mit einem gewissen Wiedererkennungseffekt auf A.F. Mortimer. Mit dem Gag in Friedrich "A.F. Morland" Tenkrat: Meine Frau heißt Anni, ich heiße Fritz.
: Da war die Redaktion schuld. Ich habe den ersten Roman geschrieben und da hat der Redakteur gesagt: 'Das ist zu langweilig'. Da habe ich mehr reingetan und fleißig weitergemacht.
Da ist er ja. Vielleicht sagst du noch was dazu? Eins möchte ich noch sagen. Ich habe es dann nachher ein wenig übertrieben. Ich war dann der böse Bube und es hat geheißen, daß von dem nichts mehr gebracht werden darf, sonst wäre der Gespenster-Krimi indiziert worden, und das wollte man ja nicht.
: Da waren zwar noch mehr Autoren, die so geschrieben haben, aber seine Romane waren dann eben dran. Es gab zu diesem Zeitpunkt nur sehr wenige Serien und wir wollten einen Weg finden, zumal ja zu dieser Zeit sehr stark übertrieben wurde. Es waren auch keine Erfahrungswerte da. Zum Teil haben wir uns auch nach dem Gradmesser Kino gerichtet, und wenn man sieht, was da schon geboten wurde: Da wurden Filme ab 12 Jahren freigegeben, ich würde sagen, daß in den Heften die Hälfte von dem angedeutet wurde, was in den Filmen gezeigt wurde. Da haben dann Verlage Dinge gebracht, die detailliert wie in den Filmen geschrieben waren. Nach der Sache mit den Insekten sind wir ein wenig zu lasch gewesen. Aber nun glauben wir den Weg gefunden zu haben. Da tun wir keinem weh.
: Nun gibt es ja auch eine Prüfung und da wird alles rausgestrichen.
: Es ist eine von den Verlagen gegründete freiwillige Selbstkontrolle, wo die Prüfer mit der Bundesprüfstelle eng zusammenarbeiten. Diese Prüfer werden von den Verlagen beauftragt, Romane auf z.B. zu brutale Szenen zu überprüfen, die als jugendgefährdend gelten können.
Wir wollen konkurrenzfähig bleiben, aber wenn man sieht, was als Videofilm jedem zugänglich ist, da graust es selbst dem geschäftstüchtigstem Verleger. Da muß man überlegen. Machen wir die Storys härter? Meistens ist es so, daß die Härteren abgelehnt werden. So versuchen wir eben einer Serie etwas typisches zu geben, wie es der Jason Dark zeigt. Ich meine, daß man nicht unbedingt etwas über abgehackte Köpfe und Blutlachen schreiben muß. Nein, der Roman muß spannend sein. Viele junge Autoren, die gerade beginnen, schicken uns Manuskripte zu, wo ich mich frage, wo die ihre Phantasie hernehmen, so etwas Blutrünstiges zu schreiben. Ich vermute, daß sie die aus den Filmen haben. Die Storys in den Horrorfilmen sind doch total Null.
: Was heißt beeinflußt. Es gibt ja wohl allgemeingültige ästhetische und moralische Begriffe und Maßstäbe. Es ist wohl unerheblich, von welcher Institution derjenige kommt, der sich gegen Gewalt ausspricht. Die Kirche hat in sofern einen starken Einfluß, weil sie eben Antragsberechtigt ist. Die Bundesprüfstelle wird erst dann aktiv, wenn ein Antrag gestellt wird, der auf Indizierung abzielt. Die Prüfstelle wird nicht von selbst aktiv, sondern nur auf Antrag. Es kann also passieren, daß irgendein Geistlicher sich irgenwie durch etwas in einem Roman gestört fühlt. Dann stellt er einen Antrag, über den dann verhandelt wird.
Es ist vielleicht mal ganz interessant zu erzählen: Da ist ein SF-Roman vom Heyne-Verlag indiziert worden. Der war von Norman Spinrad. Einem der, würde ich sagen, bekanntesten Autoren der modernen SF. Der Roman heißt 'Der stählerne Traum' und ist eine bitterböse Satire auf den Nationalsozialismus. Und zwar wird Adolf Hitler, nachdem er überlebt hat, als Comiczeichner dargestellt. Er schafft über seine Stellung einen Sektiererkult. Dieser Roman ist indiziert worden, wegen seines nationalsozialistischen Gedankenguts. Die Prüfer scheinen aber tatsächlich nicht bemerkt zu haben, daß es sich um eine Satire handelt. In Berlin hat es eine Bühnenshow gegeben, da sind als SA verkleidete Männer und Frauen über die Bühne gelaufen und haben getanzt und gesungen. Da hat sich kein Mensch darüber aufgeregt. Aber bei diesem Buch schon. Es kam glaube ich aus Niedersachsen. Da hat der Remmers sich stark gemacht, daß dieses Buch nationalsozialistisches Gedankengut positiv darstellt, was überhaupt nicht der Fall war. Man kann gewisse Dinge so ernst schreiben, daß solche Dinge in ihrem Ernst ad absurdum geführt werden. Das muß man natürlich erkennen. Man muß dazu auch satirische Romane verstehen können und das ist nicht jedermanns Sache. Ich meine, wenn man sich vor so ein Gremium stellt, will man natürlich exponieren. Wenn ich unter drei Tugendwächtern sitze, möchte ich natürlich der Tugendwächterischte sein. Da sehe ich Gefahren, wo gar keine sind. Der Roman ist nicht unbedingt gut, er ist interessant. Es ist eine außergewönliche Idee, auf außergewöhnliche Art und Weise abgehandelt. Man kann aus so etwas alles Mögliche herauslesen. Man kann auch Tony Ballard als eine Blutserie ansehen, weil auf Seite 16 ein Mord geschieht. Auf der anderen Seite führt Tony Ballard einen moralisch einwandfreien Lebenswandel. Das interessiert keinen, entscheidend sind die drei Szenen, wo dann fürchterlich die Post abgeht. Im Fernsehen können sie aber solche Filme, wie 'Das Wiegenlied vom Totschlag' zeigen, wo es fürchterlich brutal zugeht. Da sagt kein Mensch was. Das, so sagen viele, sei ja eine Demonstration für die Indianer. Das zeigt ja, wie schlimm das ist und so weiter... Da kann man plötzlich vorführen, wie Leute niedergemetzelt werden.
Band Ende
Soviel zu A.F. Morland und Michael Kubiak. Wir hoffen, daß es interessant war und zu weiterer Diskussion anregt.
Ein Dank noch einmal an alle Beteiligten.
HFC "Söhne der Zauberer"
Kommentare
Sehr interessant, aber meine Güte, der arme Kerl...
Das war ja ein richtiges Verhör...
Ich war ja in meiner Ballard Revisited Reihe auch nicht gerade zimperlich. Heute fragt man sich natürlich, ob er das verfolgt hat.