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... Andreas und Michael Heyser über Automate, Schiller, Musikinstrumente und Kommendes

Andreas und Michael Heyser ... Andreas und Michael Heyser ...
... über Automate, Schiller, Musikinstrumente und Kommendes

Die Automate ist eines der faszinierensten Hörbücher, das mir bislang untergekommen ist. Bettina ist ebenfalls hin und weg, wie ihre Geschenkempfehlung für den Gabentisch 2009 zeigt. Die Köpfe hinter der Vertonung von E.T.A. Hoffmanns Frühwerk sind Michael und Andreas Heyser vom HörBild Verlag in Kassel, die für dieses akribische Meisterwerk verantwortlich zeichnen.

Mit Ihnen mussten wir einfach wieder sprechen, da die beiden mit ihren Konzepten, die (unbewegtes) Bild und (vertonte) Literatur miteinander auf kongeniale verbinden. Sie verdienen weit mehr Aufmerksamkeit und Erfolg, um diesen Weg weitergehen zu können. Unser Gespräch ist hoffentlich ein kleiner Beitrag dazu...
Die AutomateZauberspiegel: Die Automate legt Ihr in zwei Versionen vor. Einmal Audio-pur. Dazu dann noch die CD-ROM-Fassung mit Illustration von von Bassewitz. Welche Version würdet ihr warum bevorzugen?
Michael Heyser: Ich denke das hängt von der Situation ab. Wer gerade im Auto sitzt oder mit anderen Aufgaben beschäftigt ist, für den ist natürlich das Hörbuch die erste Wahl. Wer sich hingegen ganz der Sache widmen kann, der kommt mit der zusätzlichen Bildebene ganz auf seine Kosten. Kurz gesagt, unsere HörBilderbücher bieten deutlich mehr als ein Hörbuch, sind aber je nach den gegebenen Umständen abwärtskompatibel.

Zauberspiegel: Warum habt Ihr,  – anders als bei Peterchens Mondfahrt auf ein Buch als Beilage verzichtet? Und kann der begeisterte Betrachter der Illustrationen diese auf Papier als Wandschmuck, zum Beispiel als Poster, erwerben?
Michael Heyser: So etwas wollten wir tatsächlich schon dieses Weihnachten herausbringen, aber wir mussten uns eingestehen, dass wir den Aufwand unterschätzt hatten. Gerade die extrem breiten Formate machen da Probleme. Wer ein wenig Geld investieren will, der kann meines Wissens beim Künstler direkt einen Kunstdruck beziehen. Poster oder gar ein Gedrucktes Buch werden wir frühestens in einem Jahr anbieten können.

Zauberspiegel: Die Musik spielt in die Automate eine große Rolle. Die Klänge im Hintergrund sind faszinierend. Wie viel historische Wahrheit bzw. Musikgeschichte steckt in den Automaten?
Andreas Heyser: Es ging uns bei der Produktion sehr um klangliche Authentizität, gerade bei den von Hoffmann besprochenen Instrumenten. Darum standen wir auch ständig in Kontakt mit Experten von Museen, Universitäten und der Hoffmanngesellschaft. Entweder sollten die Aufnahmen  möglichst vom originalen Instrument stammen, oder deutlich als moderne Interpretation mit modernen Klangerzeugern erkennbar sein. Auch bei der Wahl der Musikstücke kamen nur solche in Frage, die sich auf Hoffmann beziehen ließen: Ein Stück ist von Mozart, denn Hoffmann verehrte Mozart, eines ist von Reichardt, von dem Hoffmann das Komponieren lernte und schließlich ist eines von Hoffmann selbst. Ach ja, eins ist auch von mir, aber aus einem bestimmten Grund: An einer Stelle lässt Hoffmann seinen Protagonisten Ferdinand sehr genau beschreiben, wie er einzelnen Klavierakkorden und schließlich dem Gesang aus dem Nebenzimmer lauscht. Und das wollte ich hörbar machen. So gesehen habe ich das Stück nach Hoffmanns Anleitung komponiert, stilistisch aber bewusst von der Klassik, bzw. Romantik abgegrenzt.

Zauberspiegel: Habt Ihr diese Klänge am Synthi hausgemacht? Oder wie kommt man sonst an die Musik dieser Instrumente?
Andreas Heyser: Die Glasharmonika ist beispielsweise kein Nachbau, sondern ein wirklich historisches Instrument aus dem Museum. Das Harmonichord musste klanglich rekonstruiert werden, da nur noch ein paar Funktionsbeschreibungen und ein Foto eines unvollendeten Nachbaus erhalten sind. Da Hoffmann dieses Instrument besonders wichtig war, haben wir uns mit der Klangrekonstruktion sehr viel mühe gegeben. Schließlich haben wir das Funktionsprinzip an den Saiten eines Flügels realisiert und die aufgenommenen Töne über einen Sampler nach Noten eingespielt.

Der Kampf mit dem Drachen
Zauberspiegel: Jetzt sind auch zum 250. Schillerjahr „Die Bürgschaft“ und „Der Kampf mit dem Drachen“ zusammen erschienen. Auch hier eine überzeugende Symbiose von Bild und Ton, ganz Eurer Philosophie gemäß. Warum habt Ihr diese beiden Texte ausgewählt? Was ist der Anreiz (außer dem Jubiläum), Schiller zu machen?
Michael Heyser: Das Jubiläum war natürlich ein Anreiz. Dass wir uns dann recht schnell für die zwei Balladen entschieden haben lag daran, dass Schiller vor allem ein großer Dramatiker war. Seine Dramen sind aber zu umfangreich für HörBilderbücher, jedenfalls wenn man nicht zehn Jahre Zeit hat. Balladen sind den Dramen verwandter als andere Gedichte und, wie man am Ergebnis sehen kann, für dieses Medium wie gemacht. Mit der Entscheidung für die eine Ballade stand auch schon die andere fest, denn "Die Bürgschaft" und "Der Kampf mit dem Drachen" gehören biographisch zusammen, Schiller hat die Balladen 1798 gedichtet und beide zusammen an Goethe geschickt.

Zauberspiegel: Was ist der Hintergrund zur Musik beim Schiller. Ist sie der Zeit dieses großen Dichters nachempfunden?
Andreas Heyser: Die Ballade "Der Kampf mit dem Drachen" funktioniert nach meinem Empfinden mit Musik wesentlich besser als ohne, darum hab ich's halt gewagt...Dass die Ballade überhaupt von Musik unterbrochen wird, ist allerdings ein sehr starker interpretatorischer Eingriff, der von sich aus jeden Versuch ad absurdum führen würde, musikalisch oder mit dem Zeichenstil an Schillers Zeit anzuknüpfen. Ich hoffe, die Musik lässt sich gerade nicht einer früheren Epoche zuordnen, wenn in den Musikstücken auch zeitweise ein Bordun oder die seit der Renaissance verbotenen Quintparallelen und manch anderes noch an das Mittelealter erinnern, in welchem die Ballade spielt. Ansonsten habe ich mich auch von den etwas abstrakten und auf das wesentliche reduzierten, manchmal ironischen Illustrationen von David von Bassewitz inspirieren lassen.

Zauberspiegel: Was kommt als nächstes von Euch? Welche Klassiker darf man erwarten?
Michael Heyser: Nächstes Jahr, so viel ist sicher, erscheint "die Regentrude" von Storm. Mit Atze Schmidt, der ja auf der Schiller-CD zu hören ist, werden wir eine Gedichtsammlung herausbringen, die wird eher besinnlich sein, Ihr bevorzugt ja etwas spannendes. Wir müssen uns tatsächlich noch für einen weiteren Stoff entscheiden und zwar bald. Wenn Ihr eine Idee habt: wir sind für Vorschläge stets offen!

Zauberspiegel: Habt Ihr nicht mal Lust einen Krimi der Schwarzen Serie zu machen? Oder einen Text von Lord Dunsany, einen der frühen Fantasyautoren, wie zum Beispiel Distressing Tale Of Thangobrind The Jeweller, vielleicht sogar zweisprachig in Deutsch und Englisch?
Andreas Heyser: Lord Dunsany. Das hört sich dem Namen nach schon sehr spannend an.
Michael Heyser: Entscheidend ist auch die Länge und ob wir die Rechte bekommen können.

Zauberspiegel: Wir bedanken uns für das Interview?
Andreas Heyser: Vielen Dank für Euer Interesse!
Michael Heyser: Dem schließe ich mich an.

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