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... Stephan Bosenius über Specials, ANNE und das Gruselkabinett

Stephan Bosenius … ... Stephan Bosenius ...
... über Specials, ANNE und das Gruselkabinett

Stephan Bosenius nahm nach dem Abitur ein Studium der Erziehungswissenschaften an der Universität Duisburg mit den Schwerpunkten Organisationsentwicklung, Qualifikationsmanagement und Psychologie auf, das er mit dem Diplom abschloss. Bereits in der End-Phase seines Studiums gründete er gemeinsam mit Marc Gruppe den Hörspiel-Verlag Titania Medien. Hauptsächlich ist er dort für den geschäftlichen und organisatorischen Bereich zuständig. Seit der Umfirmierung in eine GmbH im September 2008 ist er Geschäftsführer (zusammen mit Marc Gruppe) von Titania Medien.

Zu seinen Aufgaben zählen die Produktion und Herstellung der Hörspiele, Disposition und Organisation der Aufnahmen, inhaltliche Betreung aller Layouts der Drucksachen und der Homepage, Lizenzen, Dramaturgie, Co-Regie, finale Qualitätskontrolle, Marketing und Pressekoordination, Organisation der Messe-Auftritte, und die Abwicklung mit dem Buchhandels- und Tonträger-Vertrieb, sowie den Download-Vertrieben.

Zauberspiegel: Titania Medien hat mit dem Gruselkabinett neue Maßstäbe in Sachen Gruselhörspiele gesetzt. Die Serie hat zu Recht bereits rund 40 Folgen erreicht. Wie lange reicht der Vorrat an klassischen Horrorgeschichten noch?
Stephan Bosenius: Oh, noch lange, lange. Aktuell planen wir gerade die Folgen 51-57.

Zauberspiegel: Könnten Sie verraten welche Vorlagen zum Beispiel noch in Frage kämen?
Stephan Bosenius: Leider nein, das ist natürlich ein sehr gut gehütetes Produktions-Geheimnis. Man möchte ja nicht andere Labels noch auf gute Ideen bringen. Aber es wird im nächsten Jahr neben den vier bereits für das Frühjahr angekündigten Folgen „Northanger Abbey“ (Zweiteiler, basierend auf dem Roman von Jane Austen), „Der Sandmann“ von E. T. A. Hoffmann und „Das Haus des Richters“ von Bram Stoker noch einen heißen Gruselkabinett-Herbst geben mit satten 6 (!) Veröffentlichungen. 2 Folgen im September, 2 Folgen im Oktober, 2 Folgen im November. Das sollte doch die Grundversorgung der Fans in der kalten Jahreszeit gewährleisten. Ein äußerst abwechslungsreiches Programm darf ich da schon mal versprechen. Da sind Geister, Werwölfe, Vampire und Monster mit von der Partie – und natürlich auch böse Menschen, die Schlimmes tun und denen Schlimmes widerfährt.

Zauberspiegel: Wie viel Zeit verbringen Sie und Ihr Kollege mit dem Zusammenschneiden der Hörspiele?
Stephan Bosenius: Den Schnitt macht Marc Gruppe ganz allein, da habe ich gar nichts mit zu tun. Das Heraussuchen der jeweils besten Aufnahmen dauert ca. 2 Arbeitstage. Die Erstellung des Rohschnitts weitere 3 Arbeitstage, da liegt dann auch schon die Musik drunter. Dann verbringt unser Tontechniker Kazuya erstmal 2 Arbeitstage allein mit dem Hörspiel, legt die Klang-Räume fest, macht die Volume-Feinabstimmung und den Klang für jeden Sprecher und schneidet die Schmatzer, Klacker und alles, was sonst noch stört raus. Ab dann ist Marc wieder mit dabei und die beiden mischen das Hörspiel. Das dauert ca. weitere 3 Arbeitstage. In diesem Arbeitsschritt wird die Stereo-Verteilung vorgenommen, die Geräusche und Atmosphären unterlegt und der Feinschliff gemacht. Zum Schluss gibt es dann noch einen Kopfhörerdurchgang. Dann höre ich das Hörspiel Korrektur. Wenn alles OK ist, steht dann der Gang ins Masteringstudio an, wo der Klang nochmal veredelt wird und die bisherige Arbeit kontrolliert wird. Jede neue Folge muss ja den hohen eigenen Anforderungen an ein Hörspiel aus unserem Verlag genügen.
 
Zauberspiegel: Ein weiteres Highlight ist ihre Reihe ANNE. Nach 20 Folgen läuft die Reihe im Frühjahr 2010 aus, weil die Vorlagen aufgebraucht sind. Gibt es bereits Pläne für eine Nachfolgeserie?
Stephan Bosenius: Genau genommen sind nicht die Vorlagen aufgebracht, sondern die titelgebende Hauptfigur verschwindet in den letzten drei Bänden der Jugend-Roman-Serie leider fast völlig hinter der Schilderung der Erlebnisse ihrer Kinder, um die sich dann nur noch alles dreht. Das wollten wir nicht vertonen, denn wenn ANNE draufsteht sollte auch ANNE drin sein. Im Grunde ist die Geschichte von ANNE mit Folge 20 auch zu Ende erzählt und wir können die geliebte Hauptfigur unbesorgt in eine glückliche Zukunft entlassen, die sich jeder selber ausmalen kann. Eine Nachfolgeserie in dieser Richtung ist derzeit nicht geplant, allerdings werden wir ab nächstem Jahr die Schlagzahl des Erscheinens weiterer Folgen der Titania Special-Reihe erhöhen. Bisher kam da ja immer nur zu Weihnachten ein Familienhörspiel heraus. Angefangen von „Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge!“ nach Charles Dickens, „Der kleine Lord“, „Peter Pan“ und jüngst „Peterchens Mondfahrt“. Im März erscheint dann „Alice im Wunderland“ – ebenso wie „Peterchens Mondfahrt“ als preiswerte Einzel-CD. Da bekommt man sehr aufwendig produzierte Unterhaltung für die ganze Familie auf hohem Niveau zum kleinen Preis. In Zukunft jährlich 1 x zu Ostern und 1 x zu Weihnachten.

Zauberspiegel: Starten Sie nicht auch eine neue Krimi-Serie?
Stephan Bosenius: In 2010 wird es keine neue Erwachsenen-Hörspiel-Serie von uns geben, aber für 2011 ist etwas geplant, das jedoch eines längeren Vorlaufs bedarf, aber natürlich auch unter anderem deshalb noch streng geheim ist. In der Tat werden das Krimis werden, was sicher die zahlreichen Fans unserer 5 KRIMI KLASSIKER begrüßen werden. Wir wurden immer und immer wieder per e-mail nach neuen Krimi-Hörspielen gefragt und freuen uns, diesem Wunsch dann wieder nachkommen zu können. Es dauert aber noch ein bisschen.

Zauberspiegel: Zusätzlich veröffentlichen Sie sporadisch Ihre Specials. Dabei sorgen Sie immer für nette Überraschungen. Welche Romanvorlagen kommen da demnächst auf den Hörer zu?
Stephan Bosenius: Neben „Alice im Wunderland“ gibt es im November 2010 den wunderbaren „Nussknacker & Mausekönig“ von E. T. A. Hoffmann als Titania Special 6. Das Hörspiel basiert auf der Bühnenfassung von Marc Gruppe, die in diesem Jahr u.a. sehr erfolgreich mit über 20 Vorstellungen als Weihnachtsmärchen am Stadttheater Heidelberg gezeigt wird. Ein toller Stoff, auf dessen Vertonung wir uns schon mächtig freuen. Da ist Marc wirklich eine tolle Dialogfassung geglückt.

Zauberspiegel: Planen Sie weitere Specials, zum Beispiel in Form der Lesestunden am Kamin?
Stephan Bosenius: Nein. Weitere Hörbücher werden wir nicht machen. „Träumereien an französischen Kaminen“ war ein absolutes Wunsch-Projekt von uns, da diese herrliche Kunstmärchen-Sammlung noch nie komplett vertont worden war. Wir haben uns über das viele und große Lob für diese inszenierte Lesung mit 11 verschiedenen Sprechern und die guten Verkaufszahlen zwar sehr gefreut, wir sind aber nun einmal ein Hörspiel-Verlag und werden daher einstweilen nur auf dieser Schiene tätig bleiben.

Zauberspiegel: Die Buchmesse ist immer ein gern angesteuerter Ort zur Präsentation Ihrer Hörspiele. Wäre auch die HÖRSPIEL in Hamburg etwas für Euch?
Stephan Bosenius: Nein. Mit der Buchmessetätigkeit in Frankfurt und Leipzig sind wir wirklich voll ausgelastet. Wir sind ja nur ein ganz kleines Team und haben dafür eine sehr hohe Schlagzahl an Veröffentlichungen. In 2009 waren es stolze 17 neue Hörspiele. Die wollen ja alle auch erst einmal geschrieben, inszeniert und gemischt sein. Daher haben wir uns entschlossen, nur die Buchmesse zu machen.

Zauberspiegel: Sie haben sich vor einiger Zeit dem Lübbe Vertrieb angeschlossen und sind damit sicher sehr gut gefahren. Warum dieser Schritt und wie kam es dazu?
Stephan Bosenius: Wir suchten nach einem starken Vertriebspartner im Buchhandel und fanden, dass das Lübbe Audio-Programm sehr gut zu unserem Programm passt und umgekehrt. Das sah man dort genauso. Die Zusammenarbeit ist von gegenseitiger Sympathie und von Achtung vor der guten Arbeit des anderen getragen und schlichtweg rundum angenehm. Wir wurden dort sehr nett aufgenommen und haben gemeinsam seit Ende 2006 schon viel am Markt erreicht.

Zauberspiegel: Haben speziell Sie, Herr Bosenius, ein Lieblingshörspiel unter ihren Produktionen?
Stephan Bosenius: Natürlich liebt man alle seine „Kinder“. Aber wenn ich mich auf etwas festlegen müsste, dann wäre das der Zweiteiler „Spuk in Hill House“ (Gruselkabinett 8 & 9). Eine wunderbar doppelbödige Geschichte, die viel Raum für Interpretation lässt, ein phantastischer Handlungsort und eine unglaublich gute Besetzung. An die Aufnahmetage dieser Produktion denke ich immer sehr gerne zurück. Die Produktion ist ein würdiges Denkmal für die leider viel zu früh gestorbene Evelyn Maron, die als „Eleanor Vance“ hier von A-Z zeigt, was für eine brillante Schauspielerin sie war. Sie fehlt uns sehr.
 
Zauberspiegel: Vielen Dank, Herr Bosenius und noch viel Erfolg mit Euren Produkten, Ihr habt es wirklich verdient.
Stephan Bosenius: Danke für das große Lob und die fach- und sachkundigen Fragen. Wir werden uns natürlich weiterhin bemühen, die Fans mit hoch-qualitativen Hörspielen zu versorgen.

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