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... Jacqueline Lichtenberg über Jacqueline Lichtenberg, Marion Zimmer Bradley und Sime~Gen

Jacqueline Lichtenberg ... Jacqueline Lichtenberg ...
... über Jacqueline Lichtenberg, Marion Zimmer Bradley und Sime~Gen

zum englischen Original In den seligen Achtziger Jahren las ich »Das Haus Zeor« und »Für Zeor auf ewig«. Die Bücher erschienen bei Moewig in jeweils zwei Ausgaben.  Aber dann war in Deutschland Schluss. Auf Facebook entdeckte ich Jacqueline Lichtenberg wieder und fand heraus, dass mit der Sime~Gen-Serie (zu der die beiden Bücher bei Moewig gehören) noch lang nicht Schluss war. Das Gegenteil war der Fall. - Da mussten wir nachhaken ... und Jacqueline Lichtenberg half mit.

 

Zauberspiegel: Moin Jaqueline. Stelle dich doch bitte einmal vor – vor allem unseren deutschen Lesern.
Jacqueline Lichtenberg:  Auf dem Twitter #scifichat stelle ich mich üblicherweise als vielveröffentlichte professionelle Autorin von Science Fiction/Fantasy/Romantik/Genremischungen und professionelle SF/F-Rezensentin vor. Aber an anderen Stellen erwähne ich andere Referenzen, je nach Erfordernis. Auf Profilen im sozialen Netzwerk, die nach einer 100-Wörter-Biographie fragen, schreibe ich üblicherweise Folgendes:
Jacqueline Lichtenberg ist die Erschafferin des Sime~Gen-Universums, Hauptautorin von „Star Trek Lives!“, Gründerin des Star Trek Welcommittee, Erfinderin der Genre-Definition Intimate Adventure, Gewinnerin des Galaxy Award für Spiritualität in der Science Fiction und eines der ersten Romantic Times Awards für den besten Science Fiction-Roman. Ihr Werk ist nun als e-book, Hörspiel und auf XM Satellite Radio verfügbar. Sie ist seit 16 Jahren SF/F-Rezensentin für The Monthly Aspectarian. Gemeinsam mit Professor Jean Lorrah lehrt sie online kreatives SF/F-Schreiben mittels Tarot und Astrologie. Derzeit sind neue und alte Sime~Gen- und andere Romane als e-books, über Kindle und in Druckform von Wildside Press erhältlich. Siehe Amazon.com/simegen-20 Bio- und Bibliografie auf Simegen.com oder jacquelinelichtenberg.com.
Einige Profile hätten gerne mehr, und Veröffentlichungen hätten es lieber persönlicher, also schreibe ich dann so was:
ÜBER MICH:
Ich wurde in der sechsten Klasse süchtig nach SF, als mir meine Mutter ein Buch aus der Erwachsenenabteilung der Bücherei zusteckte. Mit der Lehrern meiner High School stritt ich dann darüber, wie sehr die Lensmen-Serie und der Schreibstil von E.E. Smith den Klassikern, die wir lesen mussten, überlegen war. Im College habe ich die Englischklasse geschwänzt, weil ich SF-Schriftstellerin werden wollte – wie viele SF-Autoren, die ich kenne, machte ich meinen Abschluss in Chemie. Seit der siebten Klasse bin ich Mitglied der N3F, und seit 1969 der SFWA. Man findet mich auf Linked-In, Facebook, Digg, LiveJournal, blogspot, Google+, Youtube.com/SimeGen und Goodreads und auf ein paar anderen Sozial Network-Seiten.
INTERESSEN: Von der Spitze der Nanotechnologie bis in die Untiefen der Archäologie. Vom Geschäft der Zustellung von Manuskripten bis zur Psychologie der Reaktion des Publikums. Von den weit gestreuten Grenzen der Kabbala bis zu den persönlichsten spirituellen Erfahrungen. Die Romane von Jacqueline Lichtenberg sind bekannt dafür, dass sie Action, Abenteuer, Romantik und Philosophie zu einem nahtlosen Ganzen verbinden.

Zauberspiegel: Du bist ein Freund der Serie Darkover, bei deinem Frühwerk wurdest du von Marion Zimmer Bradley als einer Mentorin begleitet. Was hat Marion Zimmer Bradley während des Mentoring-Prozesses gemacht? Was hat sie dir und anderen beigebracht?
Jacqueline Lichtenberg:  Na ja, ich weiß nicht, für wie viele Leute sie das getan hat (obwohl viele Ihrer Schüler von hoffnungslosen Schmierfinken zu profilierten, verkaufenden Schriftstellern wurden), aber als sie mich annahm, hatte ich eine Kurzgeschichte verkauft und einen Roman beendet, in dem sie nur einige kleine, Änderungen vorschlug. Das war mein „erster Roman“ (der erste veröffentlichte, nicht der erste geschriebene), „House of Zeor“, der in seiner aktuellen Ausgabe bei Wildside Press/Borgo Imprint den Titel „Sime~Gen #1“ trägt. Er war von so ziemlich jedem SF-Verlag in Manhattan abgelehnt worden, als Marion ihn DAW (die gerade ins Geschäft einstiegen) empfahl.
Donald Wollheim (Gründer von DAW und Vater des derzeitigen Inhabers) lehnte das Buch ab, sagte aber, dass Doubleday Titel wie diesen veröffentlichen, und schlug vor, es dorthin zu senden. Das hab ich gemacht, und nach einem Jahr in irgendeinem Manuskripthaufen wurde es angenommen und als Hardcover bei dem Verlag herausgebracht, der auch Isaak Asimov veröffentlichte!
Viel später sagte Don Wollheim, dass er bedauere, das Buch abgelehnt zu haben (ich nehme an, er hatte herausgekriegt, wie sehr es STAR TREK-Fans ansprach und anzog) und kaufte ein paar der Sime~Gen-Bücher für den Taschenbuch-Massenmarkt, was für mich ein neuer Karriereschritt war.
In der Zwischenzeit manövrierte ich STAR TREK LIVES! durch alle Barrieren und eröffnete damit den Markt für den Verkauf auch von Sachbüchern im Zusammenhang mit STAR TREK (dazu habe ich einen langen Bericht auf  Simegen.com gepostet), schmiedete Bande mit Jean Lorrah (die dann mein Co-Autor von vielen Sime~Gen-Büchern wurde) und arbeitete am zweiten Sime~Gen-Roman, „Unto Zeor, Forever“ (bei Wildside unter dem Titel „Sime~Gen #2“), für den ich meinen ersten Preis gewann.
Hier brachte mir Marion Zimmer Bradley die wesentlichen Dinge bei, die ich von ihr lernte – die bahnbrechenden Lektionen, die ich meinerseits auf aliendjinnromances.blogspot.com und editingcircle.blogspot.com weitervermitteln möchte.
„Unto“ war viel ambitionierter als “House of Zeor”, was im Grunde nur eine auf 85,000 Wörter gestreckte Kurzgeschichte war. „Unto“ ist viel länger, anders strukturiert, mit eingebauten Höhepunkten, die ich für ein Buch von dieser Länge einfach nicht an den richtigen Stellen platzieren konnte. Um auf diesem Markt einen längeren Roman zu verkaufen, musste ich die Höhepunkte an genau den richtigen Stellen unterbringen, und ich KONNTE DAS EINFACH NICHT. Ich wusste, was zu tun ist, hatte aber keine Ahnung, wie.
Nachdem sie (Marion Zimmer Bradley) versucht hat, mir auf dem Postweg alles zu erklären - was einfach nicht funktionierte – startete sie einen direkteren Versuch, wie ich ihn nun auch mit einigen meiner Schüler anwende. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass es das gruseligste vorstellbare Gefühl ist, eine schwindelerregende Neufixierung der Realität, wenn eine starke, geschliffene, begabte und führende Kraft der Literatur deine Worte nimmt und deine Charaktere umformt, Szenen und Paragraphen, Wörter neu auswählt, die ganze Welt neu erschafft, ohne das Weltgewölbe zu verändern.
Nachdem sie ein paar Szenen neu geschrieben hatte, um die Höhepunkte auf das richtige Format zu bringen und an den richtigen Stellen einzufügen, konnte ich erkennen, was sie da tat – ich glaube sie fühlte, dass ich verstand, wie sie das tat, was sie machte - und dass ich es besser verstand als sie selbst. Aber es war immer noch ein nur vorläufiger Durchbruch in Sachen Technik.
Während einiger weiterer Sime~Gen-Romane, und im Rhythmus mit ihren Romanen (man kann die Veröffentlichungsdaten mit meiner Bibliografie abgleichen, die dringend mit meinen letzten Publikationen aktualisiert werden muss) tauschten wir unsere Tagesergebnisse auf dem Postweg aus. Jeden Tag schrieb sie ein Kapitel von was auch immer sie gerade in Arbeit hatte (üblicherweise „Darkover“), und ich schrieb ein Kapitel von dem, was gerade bei mir auf der Pfanne war. Wir fertigten immer Extra-Durchschläge an (ja, elektronische Schreibmaschine, Durchschlagpapier, Briefpost) und brachten die jeden Tag auf den Weg.
Jeden Tag trudelte ein neues Kapitel von ihr ein (in einem Umschlag zusammen mit einem Kapitel von mir, das ich ihr eine Woche früher geschickt hatte, dicht beschrieben mit ihren Anmerkungen). Ich schrieb Anmerkungen an den Rand ihrer Kapitel über den Dialogaufbau, die Storyentwicklung, Momente in der Geschichte, denen der Pepp fehlte, geschwätzige Satzkonstruktionen, spekulierte, in welche Richtung die Geschichte nach ihrer Planung gehen würde und schlug vor, in welche Richtung sie meiner Ansicht nach gehen sollte; all die wesentlichen Dinge, die zu tun sind, wenn man einen ersten Entwurf in eine verwendbare Form bringen will. Dann schickte ich ihr das Kapitel zurück, zusammen mit dem Kapitel, das ich an dem Tag geschrieben hatte. Wir tauschten Rohentwürfe aus und kommentierten, was unserer Ansicht nach verändert oder berichtigt werden musste, um den Entwurf auf ein veröffentlichbares Niveau zu bringen.
Manchmal legten wir noch lange Briefe bei, in denen wir die Ausrichtung des Plots diskutierten, Charakterentwicklung, dramaturgische Möglichkeiten, die nicht angerührt worden waren und der Bearbeitung harrten etc.
Jeder Arbeitstag umfasste natürlich auch die Überarbeitung des Kapitels, das kommentiert zurückgekommen war, zusätzlich zum Schreiben eines neuen Kapitels.
Marion war im Gewerbe als eine der profiliertesten Autorinnen bekannt, unter verschiedenen Pseudonymen und in verschiedenen Genres. Sie setzte niemals aus, und ihre Produktivität erreichte sie durch diese tägliche Disziplin. Wenn sie mal steckenblieb, dann pfefferte sie alles in die Ecke und ging ins Kino oder spazieren. Sie arbeitete Plotlösungen und Charakterentwicklungen beim Wäschewaschen, Bügeln, Kochen aus – sie zog Kinder groß, war eine Supermom, so wie ich.
Diese Produktivität wurde auch erreicht, indem sie in den paar Stunden hinter der Schreibmaschine Worte mit der Höchtanschlagszahl einer Schreibkraft raushämmerte. Die wirkliche Arbeit spielt sich im Kopf ab und wird geleistet, während man seine Hausarbeiten macht oder schläft. Das ist es, was mir am US-Steuersystem stinkt. Ein Schriftsteller sollte von seiner Einkommenssteuer Freibeträge fürs ganze Haus abziehen können, weil das ganze Haus sein Büro ist – und das Auto auch, ganz egal, ob Du wegen einer anderen Sache damit herumfährst. Als Schriftsteller schreibst Du pausenlos, besonders, wenn Du schläfst.
Aber das ist es, was ich von einer praktisch veranlagten Lehrerin beigebracht bekam. Schließlich sagte mir Marion, wie sehr sie mein Plotting bewundert. Und als sie später bei einigen ihrer Romane strauchelte (ich sag nicht, bei welchen Titeln), da brach ich ihre Schreibblockade, indem ich einige ihrer Szenen umschrieb. Keiner meiner Beiträge ist unter ihrem Namen in Druck gegangen, aber was gedruckt worden ist war anders, als das, was in (ihrem) ersten Entwurf gestanden hat, und ich konnte sehen, was ich zur Veränderung beigesteuert hatte.
Seither habe ich das mit einigen meiner Schüler gemacht, mit unterschiedlichem Erfolg. Die meisten Schriftsteller können das – mit gutem Grund – einfach nicht ertragen. Aber andere haben ihren Durchbruch gemeistert, wenn sie diese non-verbale Lektion plötzlich verstanden haben.
Seltsamerweise geschieht das Schreiben, das sich doch nur um Wörter dreht, auf einem tiefen, unterbewussten, non-verbalen Wahrnehmungslevel. Manchmal lernst du nicht das, was du meistern musst, indem du nur darüber nachdenkst oder darüber liest. Manchmal, wie beim Erlernen einer Schreibschrift, muss ein Lehrer deine Hand führen. Dem Lehrer nur dabei zuzusehen, wie er schöne Kringel malt, verleiht dir nicht die Fähigkeit, es ihm gleichzutun.

Zauberspiegel: Dein populärstes Werk ist die Serie Sime~Gen, die du im Rahmen eines Seminars über kreatives Schreiben erschaffen hast. War die Entwicklung dieser Serie Teil des Seminars, oder war sie nur eine Art 'Abfallprodukt'?
Jacqueline Lichtenberg: Ich habe “Sime~Gen“ nicht in einem Schreibseminar kreiert.
Vielleicht beziehst Du dich aber darauf, dass ich die ersten „Sime~Gen“-Stories als Übungen für einen Fernkurs für kreatives Schreiben verfasst habe, an dem ich teilnahm, nachdem ich mich zu einer professionellen Karriere entschlossen hatte. Ich hatte einen Ehemann, ein Kind, ein zweites war unterwegs, und wir hatten finanzielle Probleme. Ich wusste also, dass ich meine Karriere als Schriftstellerin schnell in die Gänge bringen musste. Ich trug mich für diesen überteuerten Fernkurs in kreativem Schreiben und Drehbuchschreiben ein, der vorgab, sich um Science Fiktion zu drehen, es aber nicht tat.
Der Verkäufer (ein ganz anderer Menschenschlag als die Leute, die die Schule leiteten oder die Autoren, die dort den “Unterricht” übernahmen) versprach, dass man nach der vierten Lektion seine erste Story verkauft (jeden Monat gab es eine Lektion über den Zeitraum von zwei Jahren, glaube ich). NIEMAND konnte eine Story verkaufen, und die Fernschule wurde verklagt und musste dicht machen oder wurde verkauft.
Ich jedoch verkaufte meine erste Story, die die Hausaufgabe für die vierte Lektion gewesen ist. Dass es dazu kam, lag daran, dass ich über Schriftstellerei mehr wusste als jene, die den Unterricht machten, und ich kannte meinen Markt, meinen Bereich der Science Fiktion (von der die Lehrer ausgingen, dass sie genauso ein Genre ist wie alle anderen, was sie jedoch nicht ist und auch nie war).
Ich hatte bereits detaillierte Wortschöpfungen für Sime~Gen gemacht, auf einem professionellen, fortgeschrittenen Level. Ich war auch schon tief in die Charaktere eingedrungen. Ich kannte die Konflikte, die langfristige (Tausende von Jahren) Zukunftsgeschichten, die ich konstruieren wollte, und ich hatte die Theorie der Reinkarnation entworfen. So konnte ich eine Saga über mehrere Generationen erzählen.
Es gibt jedoch eine sehr wichtige Sache, die ich noch zu lernen hatte. Ich wusste, dass ich es noch vor mir hatte, ich wusste auch was es war (denn ich hatte bereits seit der High-School Bücher über das Schreiben gelesen), ich hatte versucht die Effekte zu kopieren, die ich in den Geschichten fand, die ich bewunderte, und ich trainierte auch, es zu tun – aber ich bekam es einfach nicht  RICHTIG hin.
Was hatte ich auch anderes trainiert, als Bücher darüber zu lesen wie man ein Bühnenstück schreibt, ein Script für ein Fernsehspiel, ein Filmscript, eine Kurzgeschichte, und einen Roman? (Ich hatte jedes Buch in meiner örtlichen Bibliothek zu diesem Thema gelesen, dazu mehrere Jahresausgaben des Magazins „The Writer“). Darüber zu lesen, und der Versuch es zu tun, das funktionierte bei mir einfach nicht.
Neben dem Lesen über das Schreiben stolperte ich (mehr durch Zufall) über eine hervorragende Trainigsmethode. Als ich zehn Jahre alt war, kaufte mein Vater der Familie unsere erste (mechanische) Schreibmaschine. Er war Fernschreibenübermittler von Beruf, und er lehrte mich in der gleichen Art zu tippen, wie er es selbst von professionellen Schreibkräften gelernt hatte. Aus diesem Grund konnte ich den ganzen Tag mit dem Tempo von Marion Zimmer Bradley schreiben, und am Computer bis zum heutigen Tag, und habe noch nie ein Karpaltunnel Syndrom gehabt. Es liegt alles daran, wie man sein Handgelenk hält – und das hängt alles von dem allerersten Moment ab, an dem man sich vor die Tastatur setzt. Es ist die Disziplin, die Klopfer auf die Finger und die mündlichen Anweisungen – sitz aufrecht, halte die Hände so, den Kopf genau so.
Wie bei einem Balletttänzer ist es das Training, auf das es ankommt, nicht auf das darüber reden. Und das Training muss so tief einsickern, dass alles unbewusst passiert. Man wird es nie tun, wenn man es nicht eintrainiert hat.
Man muss sich selbst ZWINGEN es zu tun, die Spannung ist es, die zum Karpaltunnel Syndrom führt. Es ist das Gleiche wie zu lernen, wie man lange Strecken fährt. Wenn man angespannt am Lenkrad sitzt und sich ständig in diese Position zwingt, wird man nach 500 Meilen an einem Tag völlig kaputt sein und ständig von der Idealspur abweichen.
Mit dem Schreiben ist es das Gleiche. Man kann nicht in einem kommerziellen Schreibtempo arbeiten, wenn man angespannt versucht das „Richtige zu tun“. „Richtig“ muss eingeübt werden, damit es unterhalb der Bewusstseinsebene funktioniert.
Ich habe trainiert, indem ich einige meiner Lieblingsgeschichten auf dieser ersten Schreibmaschine abgetippt habe, darunter ‚Slan’ von A.E. Van Vogt oder ‚Star Rangers’ von Andre Norton. Ich habe später das Gleiche mit einigen von Marions Arbeiten gemacht. Ich habe herausgefunden, dass dies das WICHTIGSTE Training für die Kunst des Schreibens ist, die ich jemals gefunden habe. Und heute kostet es noch nicht einmal Papier und Tinte, um das zu tun.
Dies brachte mich dann zu dem Fernkurs. Ich hatte das Universum, die Charaktere, den STIL (durch das Abtippen) und das Wissen über mein Feld der Science Fiktion, indem ich alles gelesen hatte, was in diesem Bereich veröffentlicht worden war - angefangen mit Werken lange vor meiner Geburt bis zu jenem Tag.
Bis in die späten 1960er Jahre war es möglich alles zu lesen, was monatlich im Bereich Science Fiktion veröffentlicht worden war – und man hatte noch viel Zeit übrig!
Aber nicht nur das, ich hatte mir die Herausgeber genau angeschaut, die in diesem Bereich veröffentlichten. Ich hatte jedes Impressum der SF-Magazine sorgfältig auseinander genommen. Ich verstand die Leute, und ich hatte über das SF-Fandom Kontakt zu ihren Zirkeln (ein soziales Netzwerk, das über Briefpost funktionierte). Ich kannte sowohl die Herausgeber als auch die Leser, persönlich und in der Tiefe. Was habe ich also von diesem Brieffernkurs gelernt? Ich habe das eine entscheidende Element gelernt, dass einen Amateur vom professionellen Schriftsteller unterscheidet: Die Szenestruktur.
Die Szenenstruktur als Bauelement für die Struktur einer Geschichte.
Ich hatte durch die Korrespondenz mit A.E. Van Voigt schon die Bedeutung des Tempos gelernt, und er lehrte mich die Regel, der er immer gefolgt ist, und die funktionierte: Abschnitte mit 7 Zeilen, Szenen mit 700 Wörtern.
Es klingt einfach, aber es ist nicht leicht, dies auch zu gestalten.
Der Fernkurs gab mir die Hinweise, die ich brauchte, um das Thema ‚Die Szene’ erfolgreich zu lernen. Indem ich dies mit allem verband, was ich bisher gelernt hatte, konnte ich Fred Pohl von WORLDS OF IF MAGAZINE OF SCIENCE FICTION meine erste Geschichte verkaufen (Fred zog später nach Bantam und kaufte STAR TREK LIVES! – es geht nicht so sehr darum wen du kennst, es geht viel mehr darum wer dich kennt!)
Lektion 4 bestand darin, einen (Teil)Markt für Magazine zu studieren und für dieses Magazin zu schreiben; eine Geschichte zu schreiben, die so war wie jene, die sie veröffentlichten.
Da ich nicht gerade bei Null anfing, KANNTE ich meine Magazine, ich war dazu in der Lage wie Fred Pohl zu denken und schrieb eine Geschichte aus meinem Universum, die beispielhaft eines einer Editorials auf einer tiefen thematischen Ebene darstellte.
Ich kann gut verstehen, dass jemand, „der ein Autor sein will“, dies niemals tun könnte. Um das zu tun, muss man bereits ein Schriftsteller „sein“ – das heißt, man muss sich damit auseinander gesetzt haben, über das Schreiben gelesen haben, es versucht und versagt haben, es auf unterschiedliche Weisen trainiert haben, z.B. durch das Abtippen von Material, das man sehr mag, Schauspielkurse besucht haben, was immer sich für den Einzelnen als Gewinn bringend erweist.
Dann kann ein solcher Kurs das i-Tüpfelchen auf der eigenen Ausbildung sein.
Es gibt eine Sache, die ich später in diesem Fernkurs gelernt habe, und die ich in aliendjinnromances.blogspot.com geschildert habe. – es zieht sich durch viele meiner Postings dort: THEMATISCHE STRUKTUR (such nach ‚theme’ oder ‚ thematic’, und du wirst vermutlich die meisten meiner Beiträge zu diesem Thema finden).
Als ich die Geheimnisse der thematischen Struktur gemeistert hatte (das Thema selbst hatte ich bereits verstanden, leider lehren sie so etwas in der High School nicht mehr so häufig), überarbeitete ich die Struktur der Zukunftsgeschichte von Sime~Gen hin zu der heutigen Symmetrie der ineinander greifenden Räder, wie sie jetzt ist.
Also … nein, Sime~Gen entstand nicht auf irgendeinem Seminar.
Zu der Zeit als ich den Fernkurs absolvierte, hatte ich bereits einige größere „Welten“ für SF-Serien entwickelt und mit Fleisch bestückt, und bis heute habe ich von dieser Gruppe nur eine einzige benutzt – Sime~Gen (und sie ist noch nicht beendet).

In einer Woche (22. April) folgt der zweite des Interviews ...

Übersetzung: Uwe Sommerlad und Bettina Meister

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