... Michael Marcus Thurner über Camps, Handwerk, Talent und eine »gewisse Härte«
: Stressresistenz ist ohnedies eine der Grundvoraussetzungen, will man als Autor reüssieren. Ein paar Tage unter Gleichgesinnten werden mich kaum aus der Bahn werfen.
Zum Ziel: Wie auch Kollege Borsch bin ich durch das Feuer mehrerer Schreibwerkstätten gegangen und weiß, wie sehr sich der Besuch lohnt. Allerdings vergingen diese Wochenenden immer wie im Flug. Es blieb kaum Zeit, zu reflektieren oder bestimmte Dinge zu vertiefen. Dieses Manko wollen wir beheben.
: Das Wort Schreibcamp soll in der Tat darauf hinweisen, dass den Teilnehmern eine gewisse Härte abverlangt wird. Sieben Tage hochkonzentrierte Kopfarbeit sind sicherlich nicht ohne. Selbstverständlich haben wir unsere Vorstellungen. Wir möchten die Woche so einteilen, dass niemand schreiend davonrennt oder sich von der nächsten Kirchturmspitze wirft. Ich glaube, dass das Geheimnis zum Erfolg in der Abwechslung liegen wird. So werden wir in Zweiergruppen arbeiten, uns dann im großen Kreis einem bestimmten Thema widmen, vielleicht Einzelgespräche suchen, eine Halbtagswanderung einlegen und dabei völlig unverbindlich plaudern angesichts der Möglichkeiten in Hinterzarten sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.
: Wir erhoffen uns Autoren, die schon eine gewisse Erfahrung mit Schreibarbeit bzw. ein Projekt/ein Manuskript in der Schublade liegen haben. Aber generell sind wir für alles offen, das da auf uns zukommen mag.
Von den Teilnehmern erwarten wir uns eine gesunde Portion Enthusiasmus und Offenheit sowie die Bereitschaft, Kritik anzunehmen.
: Nein, es gibt keinerlei Rollenverteilung.
Wir wissen voneinander, dass wir verschiedene Zugänge zur Schreibarbeit haben. Im Idealfall bieten wir den Teilnehmern zu bestimmten Themen alternative Vorgehensweisen.
: Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit bei Schreibwerkstätten fließend verläuft. Da kann es schon passieren, dass man nach Mitternacht noch über ein Tagesthema plaudert.
Durch die Dauer des Camps können wir nun gewissen Ermüdungstendenzen vorbeugen und sagen: Heute Vormittag pfeifen wir auf die Arbeit, da spannen wir aus! Setzt Euch in die Sonne, erholt Euch! Es wird unsere Aufgabe sein, das richtige Maß zwischen Arbeitseinheiten und Erholungsphasen zu finden.
: Definitiv. Frank, der in Freiburg wohnt, hat sich große Mühe gemacht, ein passendes Hotel samt passendem Umfeld ausfindig zu machen. Rekreation muss angesichts all der Kopfarbeit, die die Teilnehmer erwartet, eine große Rolle spielen.
Auch wenn der Termin recht spät im Jahr liegt, so hat mir Frank doch versichert, dass diese Jahreszeit im Schwarzwald viele, schöne Tage verspricht.
: Jeder Teilnehmer kann sich jederzeit aufs Zimmer zurückziehen, sich auf den Balkon/die Veranda setzen etc. Es gibt im Hotel ausreichend Freiräume, um mit sich selbst und seinen Ideen alleine zu sein.
: Das werden wir hoffentlich bereits in den Ansätzen zu verhindern wissen. Wichtig wird sein, vom ersten Tag an eine durchwegs positive Atmosphäre zu erzeugen.
: Kreativität und Handwerk sind kaum voneinander zu trennen. Wir werden uns um diese beiden wesentlichen Aspekte der Schreibarbeit kümmern, Lösungsvorschläge bei Hängern anbieten, Arbeitsweisen erklären, über Hilfsmittel sprechen etc. Gastdozenten, die wir erwarten, sollen weitere Themenkomplexe beleuchten.
Das mit dem Talent ist so eine Sache. Es schadet nix - aber andererseits kann man mit viel Eifer und dem Wissen um die Mechanismen der Schreibarbeit irrsinnig viel erreichen. Im besten Fall verlässt ein Teilnehmer unser Schreibcamp mit neuen Erfahrungen, mit viel Enthusiasmus, einem klar umrissenen Ziel und einer besseren Einschätzung seiner eigenen Fähigkeiten.
: Klaus ist ein guter/möglicher Kandidat, aber da müssen noch Termine abgeklärt werden. Weiters haben wir unsere Fühler nach einem Agenten ausgestreckt, der aus dem Nähkästchen plaudern soll. Schaumer mal ...
: Das Schreibcamp ist zuvorderst ein Experiment. Wie nimmt man eine derartige Einrichtung im deutschsprachigen Raum auf, gibt es einen ausreichend großen Markt?
Ich für meinen Teil sehe diese Woche als riesengroße Herausforderung und als eine Möglichkeit, ein wenig von meinen persönlichen Erfahrungen bei Schreibwerkstätten weiter zu geben.
Sollte sich ein Erfolg abzeichnen, werden wir das Schreibcamp sicherlich wiederholen. Ich plane allerdings keinen Umstieg. Diese Tätigkeit wird dann lediglich eine Ergänzung zu meiner derzeitigen Arbeit sein.
: Ich habe zu danken!