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... Michael Marcus Thurner über Camps, Handwerk, Talent und eine »gewisse Härte«

Michael Marcus Thurner ... Michael Marcus Thurner ...
... über Camps, Handwerk, Talent und eine »gewisse Härte«

Zwei wollen das »Schreiben verbessern« revolutionieren. Nein. Das wäre zuviel gesagt, aber sie wollen das klassische Konzept des Wochenenseminars für angehende Autoren auf eine Woche ausweiten (wie in den USA durchaus nicht unüblich).

Dabei wollen Sie dann mit einer auf 12 Teilnehmern Gruppe intensiv arbeiten.


Diese zwei - das sind die insbesondere durch Perry Rhodan bekannten Frank Borsch und Michael Marcus Thurner. Letzteren haben wir zuerst interviewt. Weitere Fragen beantwortet Frank Borsch dann in ein paar Tagen.

Zauberspiegel: Eine Woche in einem Landhotel mit 12 mehr oder weniger erfahrenen Autoren. Das ist doch purer Stress. Warum tut Ihr Euch das an? Was ist das Ziel?
Michael Marcus Thurner: Stressresistenz ist ohnedies eine der Grundvoraussetzungen, will man als Autor reüssieren. Ein paar Tage unter Gleichgesinnten werden mich kaum aus der Bahn werfen.
Zum Ziel: Wie auch Kollege Borsch bin ich durch das „Feuer“ mehrerer Schreibwerkstätten gegangen – und weiß, wie sehr sich der Besuch lohnt. Allerdings vergingen diese Wochenenden immer wie im Flug. Es blieb kaum Zeit, zu reflektieren oder bestimmte Dinge zu vertiefen. Dieses Manko wollen wir beheben.

Zauberspiegel: Schreibcamp klingt ein bisschen nach Bootcamp Wink. Darf man sich die beiden Sergeants Borsch und Thurner vorstellen, die einem Dutzend Autoren mittels gehobener Stimme beibringen wie man schreibt? Im Ernst: Das riecht nach intensiver Arbeit. Habt Ihr schon einen Masterplan in der Tasche? Wie wollt ihr arbeiten?
Michael Marcus Thurner: Das Wort „Schreibcamp“ soll in der Tat darauf hinweisen, dass den Teilnehmern eine gewisse Härte abverlangt wird. Sieben Tage hochkonzentrierte Kopfarbeit sind sicherlich nicht ohne. Selbstverständlich haben wir unsere Vorstellungen. Wir möchten die Woche so einteilen, dass niemand schreiend davonrennt oder sich von der nächsten Kirchturmspitze wirft. Ich glaube, dass das Geheimnis zum Erfolg in der Abwechslung liegen wird. So werden wir in Zweiergruppen arbeiten, uns dann im großen Kreis einem bestimmten Thema widmen, vielleicht Einzelgespräche suchen, eine Halbtagswanderung einlegen und dabei völlig unverbindlich plaudern – angesichts der Möglichkeiten in Hinterzarten sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.

Zauberspiegel: Wie welcher Art Autoren rechnet ihr? Wer glaubt Ihr, wäre der ideale Autor für ein einwöchiges Camp? Was muss/sollte ein Teilnehmer mitbringen?
Michael Marcus Thurner: Wir erhoffen uns Autoren, die schon eine gewisse Erfahrung mit Schreibarbeit bzw. ein Projekt/ein Manuskript in der Schublade liegen haben. Aber generell sind wir für alles offen, das da auf uns zukommen mag.
Von den Teilnehmern erwarten wir uns eine gesunde Portion Enthusiasmus und Offenheit – sowie die Bereitschaft, Kritik anzunehmen.

Zauberspiegel: Was hat Euch dazu bewogen, ein Team zu bilden? Sind es Eure Stärken und auch Schwächen, die sich ergänzen? Gibt es die Rollenverteilung „guter Bulle“, „böser Bulle“? Wenn ja, wer ist wer?
Michael Marcus Thurner: Nein, es gibt keinerlei Rollenverteilung.
Wir wissen voneinander, dass wir verschiedene Zugänge zur Schreibarbeit haben. Im Idealfall bieten wir den Teilnehmern zu bestimmten Themen alternative Vorgehensweisen.

Zauberspiegel: Wie viele Stunden pro Tag werdet Ihr mit den Autoren arbeiten? Wie lange wird quasi eine Einheit sein? Und wie wichtig ist dabei die Zeit zwischen den Einheiten und eventuelle gemütliche Beisammensein? Sind gemütliche Gesprächsrunden als Bestandteil des Camps eingeplant?
Michael Marcus Thurner: Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit bei Schreibwerkstätten fließend verläuft. Da kann es schon passieren, dass man nach Mitternacht noch über ein Tagesthema plaudert.
Durch die Dauer des Camps können wir nun gewissen Ermüdungstendenzen vorbeugen und sagen: „Heute Vormittag pfeifen wir auf die Arbeit, da spannen wir aus! Setzt Euch in die Sonne, erholt Euch!“ Es wird unsere Aufgabe sein, das richtige Maß zwischen Arbeitseinheiten und Erholungsphasen zu finden.

Zauberspiegel: Welche Rolle spielt für das Camp die Wahl des Ortes? Spielt der Ort überhaupt eine Rolle?
Michael Marcus Thurner: Definitiv. Frank, der in Freiburg wohnt, hat sich große Mühe gemacht, ein passendes Hotel samt passendem Umfeld ausfindig zu machen. Rekreation muss angesichts all der Kopfarbeit, die die Teilnehmer erwartet, eine große Rolle spielen.
Auch wenn der Termin recht spät im Jahr liegt, so hat mir Frank doch versichert, dass diese Jahreszeit im Schwarzwald viele, schöne Tage verspricht.

Zauberspiegel: Gibt es Rückzugsmöglichkeiten für die Autoren im Camp, um sich den Laptop zu schnappen und solo zu arbeiten bzw. zu überarbeiten und Ideen und Anregungen direkt umzusetzen?
Michael Marcus Thurner: Jeder Teilnehmer kann sich jederzeit aufs Zimmer zurückziehen, sich auf den Balkon/die Veranda setzen etc. Es gibt im Hotel ausreichend Freiräume, um mit sich selbst und seinen Ideen alleine zu sein.

Zauberspiegel: Gibt es ein Krisenmanagement, wenn sich einer der Teilnehmer gnadenlos überschätzt hat oder Lagerkoller einsetzt?
Michael Marcus Thurner: Das werden wir hoffentlich bereits in den Ansätzen zu verhindern wissen. Wichtig wird sein, vom ersten Tag an eine durchwegs positive Atmosphäre zu erzeugen.

Zauberspiegel: Was kann ein Autor aus so einem Camp letztlich überhaupt mitnehmen? Mehr als Handwerk? Und wie wichtig ist Handwerk überhaupt? Kann man damit fehlendes Talent übertünchen?
Michael Marcus Thurner: Kreativität und Handwerk sind kaum voneinander zu trennen. Wir werden uns um diese beiden wesentlichen Aspekte der Schreibarbeit kümmern, Lösungsvorschläge bei „Hängern“ anbieten, Arbeitsweisen erklären, über Hilfsmittel sprechen etc. Gastdozenten, die wir erwarten, sollen weitere Themenkomplexe beleuchten.
Das mit dem Talent ist so eine Sache. Es schadet nix
Wink - aber andererseits kann man mit viel Eifer und dem Wissen um die Mechanismen der Schreibarbeit irrsinnig viel erreichen. Im besten Fall verlässt ein Teilnehmer unser Schreibcamp mit neuen Erfahrungen, mit viel Enthusiasmus, einem klar umrissenen Ziel – und einer besseren Einschätzung seiner eigenen Fähigkeiten.  

Zauberspiegel: Gastdozenten? Darf man sich da schon mal nach den Namen erkundigen? Vielleicht Klaus Frick oder einen anderen Redakteur?
Michael Marcus Thurner: Klaus ist ein guter/möglicher Kandidat, aber da müssen noch Termine abgeklärt werden. Weiters haben wir unsere Fühler nach einem Agenten ausgestreckt, der aus dem Nähkästchen plaudern soll. Schaumer mal ...

Zauberspiegel: Zum Abschluss: Ist das der Auftakt zu einer zweiten Karriere? Also, sind Wiederholungen in regelmäßigen Abständen angedacht?
Michael Marcus Thurner: Das Schreibcamp ist zuvorderst ein Experiment. Wie nimmt man eine derartige Einrichtung im deutschsprachigen Raum auf, gibt es einen ausreichend großen Markt?
Ich für meinen Teil sehe diese Woche als riesengroße Herausforderung – und als eine Möglichkeit, ein wenig von meinen persönlichen Erfahrungen bei Schreibwerkstätten weiter zu geben.
Sollte sich ein Erfolg abzeichnen, werden wir das Schreibcamp sicherlich wiederholen. Ich plane allerdings keinen „Umstieg“. Diese Tätigkeit wird dann lediglich eine Ergänzung zu meiner derzeitigen Arbeit sein.

Zauberspiegel: Besten Dank fürs Interview
Michael Marcus Thurner: Ich habe zu danken!

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