... Dr. Dietmar Greiser über Zauberkreis, drucken, verlegen und verkaufen
: So weit mir bekannt ist, hatte der damalige Verleger des Zauberkreis-Verlages Probleme mit der Bezahlung seiner Druckschulden bei GREISER-DRUCK. Deswegen verkaufte er den Verlag an Richard Greiser.
: GREISERDRUCK druckt als wichtigstes Objekt das Badische Tagblatt, die hiesige Regionalzeitung, an der die Familie Greiser mehrheitlich beteiligt ist. Dazu kommen eigene und fremde Anzeigenblätter, Telefonbücher, Volkshochschulprogramme, Kataloge u. a. m.. Objekte von VPM drucken wir nicht, haben aber eine gute kollegiale Beziehung zu VPM, zumal wir in Rastatt in der gleichen Straße unsere Betriebe haben. GREISERDRUCK hatte bis Mitte des Jahres 2010 neben dem Rotationsdruckbereich auch noch einen größeren Bogendruckbereich samt Weiterverarbeitung. Dieser Bereich wurde jedoch geschlossen.
: Ich bin von Haus aus Jurist und 1972 zusammen mit meinem Bruder Klaus Greiser in das seit 1880 bestehende Familienunternehmen eingetreten. Ich habe mich bis zum Tod meines Bruders im Jahr 1977 schwerpunktmäßig um den Zauberkreis-Verlag gekümmert und ab der Zeit dann auch in den entscheidenden Belangen um die Druckerei.
: Heinrich Ernst ist als Schwerkriegsbeschädigter 1945 bei GREISERDRUCK eingetreten. Er war zunächst Buchhalter und hat dann nach dem Kauf des Zauberkreis-Verlags neben seiner Tätigkeit als Leiter der Buchhaltung von GREISERDRUCK die Verlagsleitung des Zauberkreis-Verlags übernommen. Er hatte dort große Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit. Als ich 1972 in die Firma kam, haben wir die Verlagsleitung des Zauberkreis-Verlags gemeinsam ausgeübt.
: Das war schon so eine Art von Verlagsphilosophie, zumal es für uns als einen der kleineren Romanheft-Verlage sehr wichtig war, erfolgreiche Autoren an uns zu binden. Die Verbindung zu den genannten drei Autoren war auch menschlich sehr angenehm.
: Die Entdeckung dieser Autoren geschah vor meiner Zeit und deswegen kann ich darüber nicht viel sagen. Durch regelmäßige Besuche der Autoren im Verlag lernte man sich aber auch auf der persönlichen Seite recht gut kennen.
: Das weiß ich leider nicht, da ich ja erst einige Jahre später in den Verlag eingetreten bin. Ich gehe aber davon aus dass die Aussage von Heinrich Ernst zutreffend war.
: Herr Ernst ist 1981 in den Ruhestand getreten. Die Verlagsleitung lag dann allein bei mir.
: Das Romanheftgeschäft, das ich von 1972 bis 1985 begleitet habe, hat sich in dieser Zeit in einem Auf und Ab bewegt. Abgesehen von den oben genannten herausragenden Autoren wurde es im Lauf der Zeit immer schwieriger, das Geschäft erfolgreich zu gestalten. In dieser Zeit kamen auch in größerem Umfang äußerst preiswerte Wochenzeitschriften auf den Markt, die einen vielfältigen und buntbebilderten Inhalt boten und dem Romanheft, insbesondere bei Frauenromanen, viele Leserinnen wegnahmen, ohne dass die Käuferin dafür mehr Geld ausgeben musste. Die Zeit des Romanheftes begann sich in zumindest einigen Sparten zu überleben und verlor in der Masse des am Kiosk oder in der Bahnhofsbuchhandlung angebotenen Lesestoffs immer mehr an Bedeutung. Hinzu kam für den Zauberkreis-Verlag, das wir gemessen an den wesentlich größeren Mitbewerbern Bastei, Pabel, Moewig und Kelter eine schwächere Marktposition auch dahingehend hatten, wie die Hefte auf den Vertriebswegen Grosso und Bahnhofsbuchhandlungen gestreut wurden und somit den Käufern präsentiert wurden.
: Ich habe den Zauberkreis-Verlag 1985 verkauft und habe das nie bereut. Zu diesem Zeitpunkt sanken bei etlichen unserer Serien die Verkaufszahlen immer mehr und das Geschäft konnte nicht mit nur einigen gut laufenden Serien aufrechterhalten werden. Und einen sehr positiven Aspekt hatte der Verkauf: Da die Käuferin Pabel/Moewig direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite in Rastatt angesiedelt ist und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zauberkreis-Verlags mit übernommen hatte, gab es auf der Arbeitnehmerseite zum Glück keine sozialen Probleme hinsichtlich des Arbeitsplatzverlustes.
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