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... Dr. Dietmar Greiser über Zauberkreis, drucken, verlegen und verkaufen

Dr. Dietmar Greiser ... Dr. Dietmar Greiser...
...über Zauberkreis, Autoren, drucken, verlegen und verkaufen

GREISERDRUCK war über drei Jahrzehnte die Mutterfirma des Zauberkreis-Verlages. Dort erschienen Titel wie der Silber Western, Silber-Krimi, Silber-Grusel-Krimi, Macabros, Larry Brent, Butler Parker und viele andere mehr. 1985 wurde der Verlag an Pabel/Moewig bzw. die Bauer Gruppe verkauft. Dr. Dietmar Greiser (Jahrgang 1946), Ex-Zauberkreis-Verleger und Inhaber  von GREISERDRUCK stellte sich uns für ein Interview zur Verfügung.

Zauberspiegel
: Die Firma GREISERDRUCK hat den Zauberkreis Verlag in den 1950er Jahren übernommen. Wie kam es dazu? Was hat Ihren Onkel Richard Greiser dazu bewogen, den Verlag zu kaufen?
Dr. Greiser: So weit mir bekannt ist, hatte der damalige Verleger des Zauberkreis-Verlages Probleme mit der Bezahlung seiner Druckschulden bei GREISER-DRUCK. Deswegen verkaufte er den Verlag an Richard Greiser.

Zauberspiegel: Der Zauberkreis-Verlag war ja nur eine („angeheiratete“) Tochter von GREISERDRUCK. Was druckte die Firma denn außer Romanheften? Was druckt GREISERDRUCK heute, auch Erzeugnisse von VPM?
Dr. Greiser: GREISERDRUCK druckt als wichtigstes Objekt das Badische Tagblatt, die hiesige Regionalzeitung, an der die Familie Greiser mehrheitlich beteiligt ist. Dazu kommen eigene und fremde Anzeigenblätter, Telefonbücher, Volkshochschulprogramme, Kataloge u. a. m.. Objekte von VPM drucken wir nicht, haben aber eine gute kollegiale Beziehung zu VPM, zumal wir in Rastatt in der gleichen Straße unsere Betriebe haben. GREISERDRUCK hatte bis Mitte des Jahres 2010 neben dem Rotationsdruckbereich auch noch einen größeren Bogendruckbereich samt Weiterverarbeitung. Dieser Bereich wurde jedoch geschlossen.

Zauberspiegel: Haben Sie selbst, bevor sie 1984 Verleger wurden, auch im Verlag gearbeitet, waren sie „nur“ in der Druckerei beschäftigt oder haben Sie abseits des Familienbetriebes ihr „Handwerk“ erlernt?
Dr. Greiser: Ich bin von Haus aus Jurist und 1972 zusammen mit meinem Bruder Klaus Greiser in das seit 1880 bestehende Familienunternehmen eingetreten. Ich habe mich bis zum Tod meines Bruders im Jahr 1977 schwerpunktmäßig um den Zauberkreis-Verlag gekümmert und ab der Zeit dann auch in den entscheidenden Belangen um die Druckerei.

Zauberspiegel
: Heinrich Ernst war der Verlagsleiter bis 1981. Wann hat er diese Aufgabe übernommen, ist er also quasi mit eingekauft worden? Können Sie noch sagen, wie unabhängig er den Verlag leiten konnte oder inwieweit war der Verleger und seine Familie (sofern dort beschäftigt) auch ins Tagesgeschäft eingebunden?
Dr. Greiser: Heinrich Ernst ist als Schwerkriegsbeschädigter 1945 bei GREISERDRUCK eingetreten. Er war zunächst Buchhalter und hat dann nach dem Kauf des Zauberkreis-Verlags neben seiner Tätigkeit als Leiter der Buchhaltung von GREISERDRUCK die Verlagsleitung des Zauberkreis-Verlags übernommen. Er hatte dort große Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit. Als ich 1972 in die Firma kam, haben wir die Verlagsleitung des Zauberkreis-Verlags gemeinsam ausgeübt.

Zauberspiegel:Unter Heinrich Ernst bildete sich bei Zauberkreis ein Dreigestirn von Erfolgsautoren (mit herausragenden Verkaufszahlen) heraus (der Vierte – Unger – wechselte dann Ende der Siebziger mit seinen Western komplett zu Bastei): Das waren Dan Shocker alias Jürgen Grasmück (Larry Brent, Macabros), Gisela (G. S.) Friebel (Rote Laterne) und Günter Dönges (Butler Parker). Alle drei loben die angenehme familiäre Atmosphäre bei Zauberkreis. War das eine Art Verlagsphilosophie?
Dr. Greiser: Das war schon so eine Art von Verlagsphilosophie, zumal es für uns als einen der kleineren Romanheft-Verlage sehr wichtig war, erfolgreiche Autoren an uns zu binden. Die Verbindung zu den genannten drei Autoren war auch menschlich sehr angenehm.

Zauberspiegel
: Können Sie noch sagen, wie der Verlag diese Autoren für sich entdeckt und an sich gebunden hat?
Dr. Greiser: Die „Entdeckung“ dieser Autoren geschah vor meiner Zeit und deswegen kann ich darüber nicht viel sagen. Durch regelmäßige Besuche der Autoren im Verlag lernte man sich aber auch auf der persönlichen Seite recht gut kennen.

Zauberspiegel: Jürgen Grasmück erzählte, dass Heinrich Ernst auf der Frankfurter Buchmesse 1967 darüber klagte, dass der Silber-Krimi sich schlecht verkaufe. Die Folge war ja der Silber-Grusel-Krimi bzw. die Abenteuer Larry Brents. Können Sie sagen auf welchem Niveau der Verkauf des Silber-Krimis zu diesem Zeitpunkt war?
Dr. Greiser: Das weiß ich leider nicht, da ich ja erst einige Jahre später in den Verlag eingetreten bin. Ich gehe aber davon aus dass die Aussage von Heinrich Ernst zutreffend war.

Zauberspiegel: Wer war der Nachfolger von Heinrich Ernst? Ist der Nachfolger, zusammen mit dem Verlag an Pabel/Moewig verkauft worden?
Dr. Greiser: Herr Ernst ist 1981 in den Ruhestand getreten. Die Verlagsleitung lag dann allein bei mir.

Zauberspiegel: Sie haben 1985 den Verlag an die Bauer-Gruppe bzw. eben Pabel Moewig (heute VPM) verkauft. Was hat Sie dazu bewogen, sich vom Verlagsgeschäft zu trennen? War es die Marktentwicklung des Heftromangeschäfts? Wie sah das bei Zauberkreis zu diesem Zeitpunkt aus, wohin ging der Trend?
Dr. Greiser: Das Romanheftgeschäft, das ich von 1972 bis 1985 begleitet habe, hat sich in dieser Zeit in einem Auf und Ab bewegt. Abgesehen von den oben genannten herausragenden Autoren wurde es im Lauf der Zeit immer schwieriger, das Geschäft erfolgreich zu gestalten. In dieser Zeit kamen auch in größerem Umfang äußerst preiswerte Wochenzeitschriften auf den Markt, die einen vielfältigen und buntbebilderten Inhalt boten und dem Romanheft, insbesondere bei Frauenromanen, viele Leserinnen wegnahmen, ohne dass die Käuferin dafür mehr Geld ausgeben musste. Die Zeit des Romanheftes begann sich in zumindest einigen Sparten zu überleben und verlor in der Masse des am Kiosk oder in der Bahnhofsbuchhandlung angebotenen Lesestoffs immer mehr an Bedeutung. Hinzu kam für den Zauberkreis-Verlag, das wir gemessen an den wesentlich größeren Mitbewerbern Bastei, Pabel, Moewig und Kelter eine schwächere Marktposition auch dahingehend hatten, wie die Hefte auf den Vertriebswegen Grosso und Bahnhofsbuchhandlungen gestreut wurden und somit den Käufern präsentiert wurden.

Zauberspiegel: Bereuen Sie heute den Verkauf des Verlages oder glauben Sie, die Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt getroffen zu haben? Oder auch: Hätte es die Möglichkeit gegeben, den Verlag im Besitz von GREISERDRUCK zu halten?
Dr. Greiser: Ich habe den Zauberkreis-Verlag 1985 verkauft und habe das nie bereut. Zu diesem Zeitpunkt sanken bei etlichen unserer Serien die Verkaufszahlen immer mehr und das Geschäft konnte nicht mit nur einigen gut laufenden Serien aufrechterhalten werden. Und einen sehr positiven Aspekt hatte der Verkauf: Da die Käuferin Pabel/Moewig direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite in Rastatt angesiedelt ist und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zauberkreis-Verlags mit übernommen hatte, gab es auf der Arbeitnehmerseite zum Glück keine sozialen Probleme hinsichtlich des Arbeitsplatzverlustes.

Zauberspiegel
: Besten Dank für das Interview.

Kommentare  

#1 Thomas Jeier 2011-01-16 09:11
Im Zauberkreis-Verlag habe ich meine ersten literarischen Gehversuche unternommen - mit vier Romanen in der Reihe Silber-Wildwest. Ich war damals 18 Jahre jung und ging in Rastatt zur Schule. Mein Lektor und Mentor war damals Georg Polomski, der Mann, der mich immer wieder ermutigte, es mit dem Schreiben zu versuchen. Ohne ihn wäre ich wohl kein Schriftsteller geworden.
#2 G. Walt 2011-01-16 13:37
Zauberkreis, ein Verlag klein aber sehr fein, wie wir damals im Fandom zu sgaen pflegten. Schönes Interview. Man erfährt hier endlich einmal Hintergründiges über diesen Ausnahme-Verlag.
#3 Marc 2011-01-17 10:09
An Thomas Jeier: Kommt denn von Ihnen auch mal wieder ein Mystery Cora Roman ? (AliasMichelle Stone?)
#4 Thomas Jeier 2011-01-20 10:13
An Marc: Im Augenblick nicht. Zu viele andere Projekte. Aber so was Ähnlichees erscheint im Herbst bei Ueberreuter ("Ghosttown"). Checke gelegentlich mal meine Website (www.jeier.de), dann bist du immer auf dem laufenden.
#5 Ronald 2011-07-19 13:20
Auch meine erste Schote wurde bei Zauberkreis veröffentlicht. Ich war 21, gerade Vater geworden und konnte die Kohle gut brauchen. Danke, Zauberkreis!

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