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... Michelle Raven über »Vertraute Gefahr«, »romantic suspense«, Traummänner und Überarbeitungen

Michelle Raven ... Michelle Raven ...
... über »Vertraute Gefahr«, »romantic suspense«, Traummänner und Überarbeitungen  

Auf Ihrer Facebook-Seite schreibt Michelle Raven über sich: »Ich stamme aus Hannover und arbeite derzeit als Bibliotheksleiterin in Niedersachsen. 2002 veröffentlichte ich meinen ersten Roman. Ich habe in diversen Bibliotheken in Hannover und Köln, sowie der Library of Congress in Washington, D. C. gearbeitet und recherchiere die Schauplätze meiner Bücher vor Ort im Westen der USA.« - Zum Erscheinen von »Vertraute Gefahr« bei Lyx stellten wir noch ein paar Fragen...

Zauberspiegel: Was hat Sie dazu bewogen »Vertraute Gefahr«, dessen Erstauflage als »Canyon der Gefühle« 2002 erschien, noch einmal zu überarbeiten und neu auflegen zu lassen? Steht dies im Zusammenhang damit, dass sich die Geschichte zu einer wahren Familiensaga aufgebaut hat? Ist eine Fortsetzung geplant?
Michelle Raven: Ich wollte »Canyon der Gefühle« immer mal überarbeiten, weil es mein erstes Buch war und ich einige Mängel bemerkt habe, die ich gerne beheben wollte. Deshalb habe ich mich gefreut, als ich jetzt bei der Neuauflage durch Lyx die Möglichkeit dazu hatte. Als ich damals mit dem Schreiben anfing, war die Geschichte noch nicht als Teil einer Serie geplant, aber als ich dann während des Schreibens den Rest der Hunter-Familie kennenlernte, wurde mir bewusst, dass dort noch einige Geschichten auf mich warten. Diese habe ich dann mit »Riskante Nähe« und »Gefährliche Vergangenheit« fortgesetzt (beide derzeit nicht mehr erhältlich, aber ‚Riskante Nähe’ wird im Juli in neuer Lyx-Aufmachung erscheinen). Leider hat sich damals durch einen Verlagswechsel die Fortsetzung der Serie verzögert, aber nun hoffe ich, dass bei Lyx auch die letzten beiden Bände der Serie veröffentlicht werden können.

Zauberspiegel: Wie sind Sie an die Überarbeitung herangegangen? Wie versucht man eine Geschichte in einem anderen Licht zu sehen?
Michelle Raven: Die Überarbeitung war nicht einfach, vor allem weil viel mehr zu tun war, als ich anfangs gedacht hatte. Zuerst wollte ich eigentlich nur ein wenig glätten und einige Dialoge überarbeiten, aber dann fielen mir Szenen auf, die die Geschichte nicht wirklich voranbrachten, oder auch die Tatsache, dass der Bösewicht viel zu wenig Raum bekommt. Es war schwierig, eine Geschichte, die sich in all den Jahren in dieser Form im Kopf eingebrannt hat, mit frischen Augen zu sehen. Dabei haben mir meine Kritikleserin und meine wunderbare Lektorin sehr geholfen, die mich auch noch auf einige Missstände aufmerksam gemacht haben. Grundsätzlich bin ich das Buch erst einmal von vorne nach hinten durchgegangen, habe Sätze geglättet, Perspektiven sortiert, einige Szenen gelöscht oder gekürzt, andere dagegen erweitert oder neu eingesetzt.

Zauberspiegel: Was empfanden Sie dabei? Erinnert man sich bei der Überarbeitung zurück, als man das erste Mal die Geschichte verfasst hatte?
Michelle Raven: Ich war ehrlich gesagt ziemlich entsetzt, wie unrund sich die Geschichte nach all den Jahren für mich las. Das war vermutlich zum größten Teil subjektiv, aber ich hatte das Gefühl, einen riesigen Berg Arbeit vor mir zu haben und wusste nicht, ob ich es überhaupt schaffen würde. Vor allem, weil ich ‚nebenbei’ ja auch noch ein Buch zu schreiben hatte. Ich habe mich schon daran erinnert, wie ich die Geschichte zum ersten Mal geschrieben habe, aber vor allem habe ich gemerkt, wie weit ich mich schreibtechnisch inzwischen davon entfernt hatte.

Zauberspiegel: Lohnt es sich für die Kenner die Geschichte noch einmal zu lesen?
Michelle Raven: Für diejenigen, die die Geschichte mochten, sicher. Es hat sich doch ein bisschen was geändert (auch wenn die Grundhandlung, die Stimmung und die Personen mehr oder weniger gleich geblieben sind), vor allem, dass der Detective aus New York jetzt wirklich auftaucht und nicht wie in der ersten Fassung nur ein kurzes Telefonat mit Autumn führt. Vor allem aber lohnt es sich wegen des tollen Covers!

Zauberspiegel: Welche Rolle spielen Sie selbst in diesem ersten ihrer Bücher? Wieviel von Ihnen steckt in der Hauptheldin Autumn, oder wie viel würden Sie gerne in ihr stecken? Wieviel persönliches steckt in ihrer Geschichte? Und: Haben sie den Charakter Shane Hunter nach einer lebendigen Person geschaffen?
Michelle Raven: Ich spiele nicht in dem Buch mit. Aber natürlich steckt immer etwas vom Autor in den Figuren, Gedanken und Gefühlen. Und tatsächlich hat Autumn auch meinen Beruf, nämlich Bibliothekarin. Aber das spielt in dem Buch ja eher eine untergeordnete Rolle. Und sie liebt Bücher und die Natur im Arches National Park genauso wie ich. Allerdings möchte ich wirklich nicht in ihrer Haut stecken, bei dem, was sie so erlebt.
Grundsätzlich würde ich sagen, dass die meisten Autoren gerne über etwas schreiben, das sie kennen und gerade in der ersten Geschichte, die man schreibt, ist dann etwas mehr aus dem eigenen Leben vorhanden als in späteren Büchern. Shane entspringt aber tatsächlich völlig meiner Fantasie.

Zauberspiegel: Wie sehr fühlen Sie sich noch immer ihrer ersten erschaffenen Figur/Geschichte verbunden? Ist Autumn in der Geschichte nicht ein bisschen zu sehr vom Schicksal gebeutelt?
Michelle Raven: Auch wenn ich Autumn und Shane immer noch sehr mag, habe ich inzwischen doch andere Lieblinge. Den Schauplatz Arches National Park würde ich allerdings immer wieder als Hintergrund für diese Geschichte nehmen.
Autumn musste vom Schicksal gebeutelt sein, sonst hätte die Spannungshandlung nicht funktioniert. Sie sollte verängstigt sein, aber langsam aus dieser Ohnmacht ausbrechen und wieder neuen Lebensmut fassen. Und genau das tut sie.

Zauberspiegel: Warum hat Clint´s Familie nichts von seiner Vergangenheit als SEAL wissen sollen?
Michelle Raven: Es war Clints Entscheidung, dass er seiner Familie nichts davon erzählt hat. Sie wussten, dass er in der Navy war, aber nicht, was er dort genau gemacht hat. Vermutlich wollte er seine Mutter nicht zu sehr ängstigen. Vor allem aber hat er mit seinem SEAL-Team auch Geheimaufträge ausgeführt, von denen niemand erfahren durfte. Er hielt es wohl für einfacher, lieber gar nicht darüber zu reden, was er tat.

Zauberspiegel: Wie denken Sie hat sich das Genre des »romantic suspense« allgemein in Deutschland entwickelt, seit Ihrer ersten Veröffentlichung?
Michelle Raven: Es wurde ein paar Mal versucht, das Genre auch in Deutschland bekannter zu machen, doch es hat nie richtig funktioniert. Einige Autoren haben sich dennoch durchgesetzt, wie zum Beispiel Karen Rose oder Sandra Brown, allerdings vermute ich, dass es daran liegt, weil sie von den Lesern eher als Thriller wahrgenommen werden. Bisher gab es in den Bücherregalen keine eigenen Romantic Suspense-Sektionen, aber ich hoffe, dass sich das durch die neue Romantic Thrill-Reihe von Lyx ändern wird.

Zauberspiegel: Gibt es einen Unterschied zum amerikanischen »romantic suspense« Genre? Gibt es eine Entwicklung, die man als eigenständig/eindeutig deutsch bezeichnen könnte?
Michelle Raven: Nein, es gibt eigentlich keinen Unterschied, denn auch hier werden die gleichen Bücher gelesen wie in den USA, da es sich fast ausschließlich um Übersetzungen amerikanischer Titel handelt. Der Unterschied ist nur, dass es sich in den USA um ein anerkanntes und viel gelesenes Genre handelt, was sich hier in dieser Breite erst noch entwickeln muss. Eine eigenständig deutsche Entwicklung im Genre sehe ich (bisher) nicht.

Zauberspiegel: Was reizt Sie daran noch immer in diesem Genre zu schreiben?
Michelle Raven: Ich finde auch nach über zehn Jahren das Zusammenspiel zwischen Spannungshandlung und Liebesgeschichte unheimlich spannend. Vor allem kann ich jeden Handlungsort und jede Hintergrundgeschichte nehmen und sie mit den richtigen Charakteren zum Leben erwecken. Ich mag es, Geschichten zu schreiben, die in der heutigen Zeit spielen, vor allem auch, weil es keine festgelegten Rollenbilder gibt, wie z.B. in historischen Romanen, wo man sich nach den damals üblichen Gepflogenheiten richten muss. In einem Romantic Suspense kann die Heldin sein, was sie will, ob nun Richterin, Soldatin oder eben Bibliothekarin.

Zauberspiegel: Wurden Sie durch die steigende Gewalt im Alltag zu manchen Szenen inspiriert?
Michelle Raven: Nein, eigentlich nicht. Häusliche Gewalt gab es schon immer und wird es vermutlich leider auch immer geben, von daher ist es kein neues oder besonders aktuelles Thema. Ich habe versucht, möglichst realistisch darzustellen, dass Robert jemand ist, der zur Not auch über Leichen geht – und dem das völlig egal ist.

Zauberspiegel: Was glauben sie warum sich romantische Geschichten mit markigen Helden so gut verkaufen? Sind das Traummänner?
Michelle Raven: Ja, absolut. Welche Frau wünscht sich nicht einen Mann, der alles für sie tun würde? Es ist einfach schön, sich von Charakteren unterhalten zu lassen, die ein bisschen heldenhafter sind als reale Menschen. Man stelle sich vor, die Heldin wäre in Gefahr und der Held würde vor Angst erstarren und könnte sie nicht retten. Das wäre vielleicht realistisch, aber auch irgendwie … enttäuschend. Davon aber mal abgesehen mag ich es sehr gern, wenn die Helden in den Romanen auch Fehler haben oder eben auch mal die Heldin zur Rettung eilt.

Zauberspiegel: Was sind Ihre Pläne/Wünsche für die Zukunft?
Michelle Raven: Ich schreibe jetzt erst einmal die Ghostwalker-Serie zu Ende und werde mich dann wieder auf das Romantic Thrill-Genre stürzen. Mein Wunsch wäre es, dass sich viele Leser für das Genre interessieren und ich noch viele weitere Romane schreiben kann.

Zauberspiegel: Wir danken Ihnen recht herzlich für dieses Interview
Michelle Raven: Bitte, sehr gerne.

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