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... Maggie Secara über die Klatschtante, Tudor-Zeiten und den Gregorianischen Kalender

Maggie ecara ... Maggie Secara ...
... über die Klatschtante, Tudor-Zeiten und den Gregorianischen Kalender

to the English version Geht es um die Alltags- und Herrschergeschichte der Tudor-Zeit, wende ich mich vertrauensvoll an Maggie Secara. In der kurzen Zeit, die ich sie kenne, war ich immer wieder beeindruckt von den vielen großen und kleinen Fakten, die sie kennt.Als ich dann ihr Compendium als Rezensionsexemplar erhielt, wusste ich, Maggie ist mehr als eine Klatschtante ... aber lest selbst.

 

Maggies Buch Zauberspiegel: Maggie, wenn man deine Bücher liest, oder deine Beiträge in der Tudor-Gruppe auf Facebook, könnte man den Eindruck bekommen, du seist die "Königin des Wissens über die Tudor-Zeit" - ok, ich übertreibe ein wenig. Wer ist Maggie Secara, und warum weiß sie so viel über die englische Geschichte?
Maggie Secara: Also, das bin ich kaum! Wirklich, ich bin weniger eine Historikerin als eine Klatschtante. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass etwas vor 400 Jahren passiert ist, und ich nichts darüber weiß. Also muss ich nach Details graben! Und ich mache das jetzt schon seit 1987. So haben sich viele Details angehäuft. Und darum gibt es diese Website zu sehen. Und dieses Buch.
Zauberspiegel: Warum hast du deinen Schwerpunkt auf der elisabethanischen Ära bzw. der Tudor Ära? Warum ist es so besonders für dich?
Maggie Secara: Ich war von frühester Zeit an in Shakespeare verliebt, so dass die Elisabethaner schon immer von Interesse für mich waren. Ein gutes 400 Jahre altes Theaterstück ist teilweise eine gute Geschichte und wunderbar erzählt, teilweise ein Artefakt einer anderen Zeit und Ort. Eins führte zum anderen, brachte mich auf die Renaissance Pleasure Faire, und ein seit 35 Jahren laufendes Forschungsprojekt. Es gibt noch so vieles, das ich nicht weiß, und ich finde es immer noch faszinierend.
 
Zauberspiegel: Was ist es, das diese Periode der Geschichte der Tudors, besonders die Zeitperiode, in die das Kompendium fällt, so speziell für britische, europäische und vielleicht Welt-Geschichte macht?
Maggie Secara: Du willst ja gar nicht viel von mir, oder? Es gibt keine einfache Antwort. Und ich bin nicht wirklich qualifiziert, hierauf zu antworten. Ich weiß, dass es keine wesentlich einfachere Zeit war als unsere. Es war komplex, gefährlich, brillant, durchsetzt mit Hunger, Inflation, politischen Unruhen und religiöser Zwietracht. Es war keine angenehme Zeit, um in England zu leben, da bin ich sicher. Vor allem in den letzten 20 Jahren der Herrschaft. Kein "goldenes Zeitalter" ist immer perfekt! Und doch gibt es dieses Bild von Merry England, das Bestand hat.

Zauberspiegel: Maggie, du hast das „Compendium of Common Knowledge 1558-1603" zusammengestellt. Es ist, wie der Untertitel sagt, eine Sammlung von "Elisabethanischen Gemeinplätze für Schriftsteller, Schauspieler und Re-enacter". Du erwähnst ein paar deiner Quellen, hast Seminare besucht, und ich wette, du hast eine Menge gelesen. Was sind die wichtigsten Quellen für dein Wissen?
Maggie Secara: Ich habe einen Master-Abschluss in Englisch, das vor allem, da es seinerzeit keine Möglichkeit gab, an meiner Universität in englischer Geschichte den Magister zu machen. Literatur kann nicht ohne Kontext existieren, und das ist Geschichte! Also sind im Grunde Bücher die Quelle! Viele Bücher. Zeitschriftenartikel, wenn ich an sie herankomme. Gelegentlich andere gleichgesinnte Menschen, deren Studium sie in verschiedene andere Richtungen gebracht hat. Ich habe immer gesagt, ich muss nicht alles wissen, solange ich weiß, wen ich fragen muss. Es gibt eine schöne große Bibliographie auf der Rückseite des Kompendiums, mit allen oder den meisten Ressourcen, die ich eingesetzt habe. Dazu auch die Experten, die freiwillig ihr Wissen in E-Mails und Unterhaltungen preisgegeben haben. So habe ich viel über Brot gelernt.
 
Zauberspiegel: Ein Kompendium, wie du es geschrieben hast, wird nie wirklich fertig sein, es gibt immer etwas Neues zu erzählen. Du hast erwähnt, dass du bereits an einer zweiten Auflage arbeitest. Inwieweit werden sich die (hoffentlich werden viele weitere folgen) Ausgaben voneinander unterscheiden?
Maggie Secara: Im Grunde sind die das, was Überarbeitungen hier immer waren: mehr Zeugs. Neue Seiten, neue Themen. Die vorhandenen Seiten werden nur geändert, wenn sie korrigiert werden müssen, und da gibt es immer etwas. Neue Informationen bekommen immer ihre eigenen neuen Seiten. 

Zauberspiegel: Ich liebe Bücher, da ich sie herumtragen, Text unterstreichen, Kommentare an die Ränder schreiben kann. Faktenbücher, wie deines, enthalten im Allgemeinen Informationen, die man kostenlos im Internet heraussuchen kann. Warum sollten die Leute dein Buch kaufen? Abgesehen von der Tatsache natürlich, dass du es geschrieben hast. Laughing
Maggie Secara: Man kann alles kostenlos bekommen, wann immer man will. Wir geben es frei her, an jedem einzelnen Tag, im Internet, bei Elizabethan.org. Noch dazu eine ganze Menge mehr. Das Kompendium selbst ist eben da. Man sollte es aus genau den Gründen kaufen, die du erwähnt hast: Beim Buch kann man an den Rändern schreiben, es mit in den Bus nehmen, es im Bett lesen. Seit Jahren fragten mich die Leute, warum sie dieses Buch nicht in ihrer Bibliothek finden konnten. Lehrer haben sogar danach gefragt! Ich dachte, ich könnte es niemals verkaufen; weil es eine so kleine Nische besetzt, würde es für einen Verleger nicht wertvoll genug sein. Außerdem müsste sie von Zeit zu Zeit überarbeitet werden, und sollte nie vergriffen sein. Schließlich drängten genug Leute auf mich ein, also habe ich es selbst veröffentlicht.

ReenactmentZauberspiegel: Besonders interessant an deinem Buch war die Tatsache, dass es für englische Muttersprachler ist. Für deutsche Leser ergänzt dies die "einfachen" historischen Informationen durch bestimmte Einzelheiten wie zum Beispiel: In der Regel bezeichnen wir alle Arten von Getreide als "corn", dabei ist "corn" ja ein besonderes Getreide. - Wenn es um Getreide in der Tudor-Zeit geht, beziehst du dich nicht auf Mais, sondern auf Gerste oder Roggen. Jetzt ist es vielleicht pingelig – aber warum hältst du es für wichtig, so genau zu sein?
Maggie Secara: Erbsenzählerei ist eine Tugend. Es geht dabei weniger um Präzision, als darum zu wissen, was wir eigentlich reden. Das Allgemeine ist bedeutungslos, wenn wir kein Verständnis für das Besondere haben. Ein Bauer weiß, ob er Weizen oder Gerste aussät - verschiedene Vegetationsperioden, verschiedene Sorten, die unterschiedliche Bedürfnisse haben. Und „Corn“ bedeutete zumindest in jener Periode an verschiedenen Orten verschiedene Arten von Getreide. Ein Schriftsteller, Re-enactor, oder sogar ein Schauspieler in Vorbereitung für eine Rolle sollte das wissen.
Während die Briten, und die historischen Aufzeichnungen, sich bei Getreide in der Regel auf „Corn“ beziehen, benutzen wir dieses Wort in den USA für ein Getreide, das man überall anders „Mais“ nennt. Ich schrieb im Kompendium einen Absatz darüber, da es für einen US-Leser einfach ist "Corn" zu lesen, und sich dabei vorzustellen, man redet über Maiskolben. 
 
Zauberspiegel: Ein deutscher Philosoph sagte: Wer die Geschichte nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. Aus deiner Erfahrung im Umgang mit der Zeit der elisabethanischen Ära, was meinst du, können wir für das moderne Leben lernen?
Maggie Secara: Dass wir nie die gleichen Fehler zweimal in der gleichen Weise machen.

Zauberspiegel: Wir trafen uns bei Facebook, da ich dich im historischen Kostüm sah. Du bist Mitglied in einer Re-enactment-Gruppe. Welche Gruppe ist das?
Maggie Secara: Ich weiß es wirklich nicht mehr. Ich war am Clan MacColin Glenderry (Highland / Irish) eingebunden, dem Kriegshund Fähnlein (Landsknechte) und der Gilde der St George (Royal Court) beteiligt. Alle diese Gruppen sind sehr Kostüm-intensiv, und auch in anderer Hinsicht intensiv. Alle streben ein hohes Maß an Verständnis an, und ich wage es zu sagen: Authentizität. Ich habe viel von ihnen gelernt, aber ich habe mich von der direkten Beteiligung etwas zurückgezogen und stecke das, was ich gelernt habe, in mein Schreiben. Mein neuer Roman, Molly September, stützt sich auf viele verschiedene Arten auf die „Living History“ Erfahrungen.

Zauberspiegel: Neben deiner Arbeit an der zweiten Auflage des Kompendiums. Schreibst du professionell? Über was schreibst du ansonsten?
Maggie Secara: Ich verdiene mein Geld als technischer Redakteur, schreibe Benutzerhandbücher und Online-Hilfen, und andere nützliche, aber weniger interessante Dinge. Ich habe auch Gedichte geschrieben. Und in den letzten paar Jahren bin ich in den Roman eingestiegen. Mein erster Roman, Molly September, ein historisches, romantisches Abenteuer, ist gerade vor ein paar Wochen erschienen. Er ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit und Überarbeitung, und ich bin sehr stolz darauf. Jetzt arbeite ich an einer Zeitreise-Feen-Fantasy-Trilogie. Der erste Band ist fertig und auf der Suche nach einer Heimat, die anderen beiden sind in Überarbeitung (Fantasy-Agenten, bitte merken Sie auf!) Es ist wirklich das Aufregendste, was ich je gemacht habe! 
 
Zauberspiegel: Gibt es etwas, das du hinzufügen möchtest?
Maggie Secara: Ja! Ein krasser Tippfehler in der aktuellen Ausgabe, am Ende der Seite 8. Da heißt es, der gregorianische Kalender sei im 12. Jahrhundert angenommen worden. Das ist natürlich absurd. Bitte nimm dir einen Bleistift und streiche die 12 durch und ersetze diese durch eine 16. Auf der Website ist es richtig (die Website ist gewissenhaft gepflegt) und wird in der kommenden Ausgabe auch verbessert werden; ich möchte aber nicht, dass du es als Einzige nicht weißt.

Kommentare  

#1 c.r.hays 2011-06-05 01:20
Ein interessantes Thema, mit dem ich mich auch schon seit etlichen Jahren beschäftige.
Schade, daß es dieses Buch wahrscheinlich nicht auf Deutsch gibt...
#2 Larandil 2011-06-05 09:31
zitiere c.r.hays:
Ein interessantes Thema, mit dem ich mich auch schon seit etlichen Jahren beschäftige.
Schade, daß es dieses Buch wahrscheinlich nicht auf Deutsch gibt...


Dann hast du vermutlich auch Kathy Lynn Emersons "The Writer's Guide to everyday life in Renaissance England" im Regal ...? Deckt nach eigener Aussage die Zeit zwischen 1485 und 1649 ab.
#3 c.r.hays 2011-06-07 01:32
Nein, leider nicht.

Das gleiche Problem: Nicht auf Deutsch erhältlich!

Englische Geschichte wird im Deutschen manchmal sehr vernachässigt...
#4 Larandil 2011-06-07 10:11
zitiere c.r.hays:

Englische Geschichte wird im Deutschen manchmal sehr vernachässigt...


Als ob das mit der deutschen Geschichte so viel besser wäre. Gibt's eigentlich etwas Vergleichbares auf Deutsch - also meinetwegen "Wie lebte man im Deutschen Reich des 16.Jahrhunderts?"?

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