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... John Theesfeld über Steampunk, Dr. Monocle und moderne Wege der Vermarktung

John Theesfeld... John Theesfeld ...
... über Steampunk, Dr. Monocle und moderne Wege der Vermarktung

to the English original Ein Steampunk-eBook vollkommen umsonst - mit einem Großwildjäger als Held, der Dr. Monocle heißt ...  Der Schöpfer all dessen heißt John Thessfeld. Seine Website ist ein großer Flickenteppich von Bildern, Texten und Illustrationen, er selbst taucht immer und überall auf, dennoch tritt er neben Dr. Monocle in den Hintergrund. Das Interview mit ihm wurde ausgesprochen interessant, und wir sind gespannt, ob sich seine Idee der Vermarktung als erfolgreich erweist.

 

Zauberspiegel: John, du bist der Schöpfer von Dr. Monocle. Ich bin begeistert darüber, dass er dir erlaubt hat, dir die Zeit zu nehmen und uns ein paar Fragen über dich selbst und seine unglaublichen Abenteuer zu beantworten. Würdest du dich bitte erst einmal vorstellen?
John Theesfeld: Naja, Dr. Monocle ist in Mann von Welt, ein Entdecker, ein Abenteurer, ein Historiker, Wissenschaftler, Philosoph, immer ein Lehrer und für immer ein Schüler. Wir würden ihn als einen älteren Herrn bezeichnen, er ist 76. Er kommt aus dieser Steampunk/Steamfantasywelt, die im Grund eine alternative Realität unsrer eigenen Welt aus dem Zeitraum zwischen 1860 und 1910 ist.

Zauberspiegel: Was hat dich dazu gebracht, die Abenteuer und Episoden zu erzählen, die Monocle erlebt hat? Welche Lektion ist zu lernen?
John Theesfeld: Ich haben mich dazu entschieden das Buch so zu schreiben, wie Dr. Monocle es in seinen Tagebucheinträgen und Studiennotizen aufgezeichnet hat. Und ich bin ein Biograph, ein weil ich Spaß damit haben wollte. Ich wollte einen ungänglichen Charakter, der den Leser durch diese unbekannte Fantasywelt. Und welche Lektion gelernt werden kann? Wenn ich dir sage, was zu lernen ist, dann wirst du nichts lernen.

Zauberspiegel: Und abgesehen von Dr. Monocle, wer ist der Mann, der ihn erfunden hat?
John Theesfeld: Meine Wenigkeit? Ich bin ein Film-Nerd, und ein Kinofilmfreak. Ich besitze einen Abschluss der Arizona State University im Bereich Theater/Film. Ich bin 32, wuchs auf in New York. Jetzt lebe ich mit meiner Frau und Kindern in Californien. (Ich bin nicht besonders interessant.)

Zauberspiegel: Du hast den Abschluss in Film/Theater erwähnt. Was für ein Abschluss genau ist das? Verdienst du dein Geld in diesem Bereich? Und wie hilft dir dies dabei, die Welt von Dr. Monocle zu gestalten?
John Theesfeld: Bachelor of Arts für Theater mit Schwerpunkt im Bereich Schreiben. Ich habe mich im Studium mit allen Aspekten des Theaters/Films beschäftigt: Beleuchtung,
Aufbau der Bühne, Gestaltung des Sounds und die Soundbearbeutung, Schauspielen, Regie und so weiter. Aber auch mit der Geschichte und Kritik von Theater und Film. Und es gab auch immer wieder Themen, die nichts mit meinem Hauptstudiengang zu tun hatten, für die ich mich interessierte – Wissenschaft, Philosophie und so weiter. Als Schriftsteller habe ich an vielen Unterrichtsstunden in Schauspielerei teilgenommen, da es eine gute Möglichkeit darstellte, den Text und die Figuren zu studieren. Ein guter Schauspieler kann sein „Selbst“ hinten anstellen und es einem Charakter erlauben aufzutauchen (und es hängt auch vom Intendanten und dem Autoren ab). Und ich glaube, viele dieser Geschichten haben mir dabei geholfen, als Dr. Monocle zu schreiben. (Was auch der Grund dafür ist dass ich nicht als Dr. Monocle und ich selbst antworten kann, das kann geistig ganz schön anstrengend werden) Einen Schwerpunkt habe ich auf den Prozess gelegt, denn ich muss diese Fantasiewelt notwendigerweise aus der Sicht eines 76 Jahre alten Mannes „erinnern“. Ich bringe noch immer einen großen Teil von Dr. Monocles Art zu schreiben im meinen Alltag ein, Emails oder SMS. 

Zauberspiegel: Du beschreibst dich selbst als einen Film und/oder Seriejunkie. Welche Serien oder Filme haben dich im Hinblick auf Dr. Monocle inspiriert?
John Theesfeld: Ich glaube, viele Dinge habe ich aus meiner Kindheit mit in mein Leben als Erwachsener genommen: Die originalen, unveränderten Star Wars-Filme. Die Indiana Jones-Filme, die Goonies, Spielberg-Filme und Tim Burtons frühe Filme. Die Filme von Terry Gilliam, die alten Zeichentrickfilme von Disney und Warner Brothers. Alte Schwarzweißkomödien wie Chaplin, die 3 Stooges, Marx Brothers, Laurel und Hardy. Helden der Comichefte waren überall, vor allem Batman. Und das alles noch bevor ich 10 Jahre alt war. Die Liste könnte endlos fortgesetzt werden. Es gab viele fantastische Abenteuer, Seltsamkeiten und Albernheiten. Ich war ein Einzelkind und ziemlich schüchtern und introvertiert, also habe ich viel Fernsehen geschaut oder war im Kino. 
Später, etwa 98 oder 99 sah ich einen französischen Film mit dem Titel „Die Stadt der verlorenen Kinder“ (vom gleichen Regisseur, der später auch Amelie machte). Als ich diesen Film sah, beeinflusste mich dies sehr. Zu dieser Zeit war es wie nichts anderes, das ich bisher gesehen hatte. Es faszinierte mich. Der Film basierte auf dieser Steampunk-/Dieselpunkartigen Welt, die mich förmlich hinweg geblasne hat. Auch Monty Python hat mich immer beeinflusst (egal welcher es war, ebenso die Dokumentarserien von Terry Jones oder Michael Palin, die von ihnen seitdem für das Fernsehen gemacht wurden). Ich liebe ihre Absurditäten und die Art, wie sie Sprache und Timing einsetzen. Ich könnte endlos damit weitermachen.

Zauberspiegel: John, du bist der Schöpfer von Arthur Monocle – was würdest du als den interessantesten Aspekt seines Charakters bezeichnen?
John Theesfeld: Ich denke, es ist sein Sinn für Abenteuer und Ehrfurcht der Welt gegenüber. Wanderlust. Etwas, das ich auf meinem Blog erlebt habe, sind Menschen, die auf Bilder/Kunst mit den Worten „Da würde ich auch gerne sein!“ reagiert haben, oder mit „Ich möchte dort hin!“ Und ich glaube, diese Wanderlust steckt in uns allen, und Dr. Monocle lebt von diesem Gefühl.

Zauberspiegel
: Du erwähnst deinen Blog. Wenn man auf deine Seite kommt, hat man bis zu einem gewissen Grad das Gefühl, als wäre alles eine wilde Mischung aller Arten von Bildern, Illustration und so weiter. Ist es Absicht, dass es wie ein riesiges Plaid aussieht?
John Theesfeld: Nun ja, mir gefiel einfach die Art und Weise, wie alles wie in einem Fotoalbum einfach ausbreitete. Mit jedem Beitrag, der hinzu kommt, bewegt sich alles, hält die Seite dynamisch.

Zauberspiegel:  Wann hat Dr. Monocle erstmals das Licht der Welt erblickt?
John Theesfeld: Ich glaube, das muss im Sommer 98 gewesen sein. Vielleicht? Ich habe in meiner freien Zeit an der Universität immer viel geschrieben. Ich habe eine Kurzgeschichte über einen Großwildjäger geschrieben, der Monster in dieser Alternativwelt jagte. Prof. A. Monocle hieß er zu Beginn. Und ich glaube, sein Name war anfangs Anderson, nicht Arthur. Er reiste in seinem eigenen Luftschiff/Heißluftballon. Er hatte einen albernen Assistenten. Es war sehr britisch inspiriert. Vielleicht war es mehr von den Filmen von Terry Gilliam beeinflusst, denn ich glaube nicht, dass ich zu der Zeit von so etwas wie “Steampunk” wirklich etwas wusste, aber das war es im Grund. Das war die Basis der Idee hinter Dr. Monocle. Nachdem ich diese Kurzgeschichte geschrieben hatte, habe ich sie nicht mehr angerührt. Die Idee blieb im Hintergrund meines Gedächtnisses bis ungefähr 2009, als ich damit begann, mit diesen Ideen wieder herum zu spielen.

Zauberspiegel: Was ist passiert, dass du dich an diesen Abenteurer und seine Geschichten wieder erinnert hast?
John Theesfeld: Ich weiß es wirklich nicht. Es fiel mir einfach wieder ein. Vielleicht war ich damals einfach noch nicht bereit, und ich habe es unterbewusst abgelegt, um es 10 Jahre später wieder hervor zu holen?

Zauberspiegel: John, auf deiner Website schreibst du, dass dein Buch im August erscheinen soll. Du hast schon einen ganzen Teil der Geschichte auf der Website doctormonocle.com veröffentlicht. Welche Teile des Buchs hast du auf der Website denn veröffentlicht, und warum? Offenbar hat es etwas mit Werbung für dein Buch zu tun – also hältst du es für eine gute Möglichkeit der Werbung.
John Theesfeld: Im September 2010 entschied ich mich dazu, das Buch, sollte ich je damit anfangen es zu schreiben, vollständig im Internet zu veröffentlichen. Statt all meine Dateien und die Ergebnisse meines Brainstormings für mich irgendwo in einem Ordner auf meiner Festplatte zu horten, dachte ich „Warum veröffentliche ich es nicht einfach öffentlich als Blog?“ Es war ein Ort der Recherche, für Einflüsse und Inspiration. Es war auch ein Weg, sich mit anderen Steampunkfans zu vernetzen. Also schrieb ich ein Stück, habe es etwas überarbeitet, und dann den ersten Entwurf online gesetzt. Normalerweise war es einfach ein zufälliges Stück aus meinem Buch, vielleicht etwas, das im fertigen Buch noch nicht einmal auftauchen würde. Als ich dann damit anfing, das Buch zusammen zu stellen, fragte ich mich: „Warum nicht einfach jede Woche ein neues Kapitel in der Endreihenfolge posten?“ Na, das habe ich dann getan. Und ich denke, da es als Ebook erscheinen wird, und es möglich sein wird, es auf jedem möglichen Weg zu „verbreiten“, erspare ich den Leuten einfach Ärger. Sie können einfach zu mir auf den Blog kommen und das Buch lesen. Wenn es ihnen gefällt, und sie das Gefühl haben, die Unterhaltung durch das Buch ist ihnen 10 Dollar wert, dann können sie es kaufen. Ich glaube fest daran, dass Menschen, die Dinge wie Piraten kapern, es ohnehin nicht kaufen würden. Und mit einem Buch wäre das nicht viel anders: Man geht in eine Buchhandlung und liest die ersten Kapitel, während man eine Tasse Kaffe trinkt, und lässt es dann für etwas anderes liegen. Kaffee ist teuer. Koche dir selbst einen Kaffee oder Tee, geh auf die Seite doctormonocle.com und lies die Kapitel dort. Du kannst das sogar nackt tun – etwas, das du in deiner Buchhandlung vor Ort nicht tun kannst.

Zauberspiegel: Die Geschichte von Dr. Monocle ist eine Steampunkgeschichte. Was macht Steampunk so interessant für dich?
John Theesfeld: Ich mag diese Mischung zwischen Geschichte, alter Technologie und den alten Stil, vermischt mit dem Einfallsreichtum der modernen Welt. Ich weiß nicht genau, was es ist. Es ist vielleicht einfach nur der vollkommene Sturm verschiedener Ideen, der es interessant macht: Geschichte, Science Fiction, Fantasy, Stilrichtungen, Maschinen/Ingenieurwesen, Technologie. Und die Tatsache, dass man durch die Zeitperiode von 1860 und 1910 eingezwängt ist, ist herausfordernd und macht Spaß. Während diese Epoche (aus westlicher – amerikanischer und europäischer Sicht) war dies die viktorianische Kultur und Rekonstruktion an dem Bürgerkrieg. Und der alte Westen ist voll von Geschichten über Cowboys und „Indianern“. Es war die Zeit der großen Ausbreitung der Eisenbahn und des Goldrausches. Wissenschaft und Medizin waren Bereiche, die enorm rasch wuchsen. So viele interessante Charaktere kommen aus dieser Ära, von Nikola Tesla und Alexander Graham Bell, von Billy the Kid und Jesse James zu Queen Victoria, Lincoln und Grant. Es waren wilde Zeiten. Frankenstein erschien zu Beginn des Jahrhunderts, Dracula an seinem Ende. Jules Verne macht sein Ding. Es gab Poes Werke, und Dorian Gray von Wilde. Es ist eine Ära, die ich für den Geburtsort des modernen Horror und Sci-Fi halte.
Es gibt diese ganze Geschichte, und diese raffinierten Erfindungen und grotesken Auffassungen von dem, was gut für dich und die Gesellschaft ist. Und über all dem die Verrücktheit der alten Welt. Lass uns einfach mal sehen was dabei herauskommt, wenn man es mit über hundert Jahren von dem vermischt, das wir als Popkultur kennen. Einige der Ergebnisse waren fantastisch und erstaunlich.

Zauberspiegel: Steampunk wird in Deutschland populärer – zumindest scheint dies so zu sein, wenn man den Buchmarkt ansieht. Wie wichtig ist Steampunk in den USA, bezogen auf Literatur, Cons, Kunst und Musik?
John Theesfeld: Es scheint mehr und mehr Mainstream zu werden. Es gibt definitiv ein wachsendes Interesse, und es gibt auch bereits eine feste Fangemeinde. Es gibt keinen definitiven Aufkleber, den man Steampunk verpassen kann. Es gab keinen Fantasyroman, der ein Blockbuster war und große Mengen von Menschen erreicht hat. Es gibt viele Medienprodukte in der Populärkultur, die Steampunkaspekte haben, aber ich wüsste von nichts, das wirklich populär ist. Die Liga der ungewöhnlichen Gentlemen hätte so etwas im Bereich Literatur sein können, aber der Film war nicht so großartig. Das gleiche gilt für Wild, Wild West mit Will Smith, Kevin Kline und Kenneth Brannagh. Ein großartiges Konzept, schlecht umgesetzt. Die Bioshock Videospiele enthalten viele Aspekte von Steampunk und Dieselpunk, aber sie werden eher als Horror oder Sci-Fi bezeichnet. Auf Conventions jedoch scheint es ziemlich gut zu laufen. Ich denke, bei den Kostümen/Mode und dem technischen Aspekt Dinge zu schaffen und der Kunst gibt es ein bisschen was für jeden. Es gibt ein paar Steampunkbands, und Burleskeshows, die populärer zu werden scheinen. Steampunk ist da, nur einfach nicht übermäßig verbreitet.

Zauberspiegel: Viele Kritiker sagen, Steampunk sei nichts anderes, als einfach nur ein neues Setting für die alten Fantasygeschichten, die alle schon geschrieben worden sind – und da sie sich in einem mittelalterlichen oder Tolkiensetting nicht mehr gut verkaufen, fügt man einfach ein paar Zahnräder, Dampfmaschinen und Korsetts hinzu. Stimmt das – oder ist Steampunk/Steamfantasy etwas anderes? Und wenn ja – worin besteht dieser Unterschied?
John Theesfeld: Ich glaube, man könnte das gleiche über viele Genres oder Subgenres behaupten. Die gleiche Geschichte kann man in vielen verschiedenen Genres erzählen. Mir macht es Spaß, die Welt von Dr. Monocle zu erschaffen. Ich mag die Idee neumodischer Clockwork-Apparaturen, und dampfgetriebener Maschinen. Ich mag die Vorstellung, dass der Telegraf die neue Form der Kommunikation über lange Distanzen war, und die Eisenbahn der schnellste Weg zu reisen. Eine Sache, die mich sehr fasziniert hat, war die die der „Automaton“. Mitte bis Ende der 1800er Jahre gab es die „Goldene Ära der Automatä“, du einige seltsame und interessante Automaten wurden erfunden/gebaut. Automaten sind im Wesentlichen Spielzeug oder Maschinen, die aufgezogen werden oder ein Uhrwerk enthalten. Ich wollte die Technologie einen Schritt weiter treiben, die es mir erlaubte, Roboter in die Steampunkwelt einzubinden. Es sind keine intelligenten Roboter, das auf keinen Fall. Es sind einfach Maschinen, die für niedere Dienst und dergleichen eingesetzt werden. Für mich sind sie ein besonderer technologischer Aspekt des Genres, der wichtig ist. Also im Grund der PUNK-Aspekt im Steampunk. Ich verstehe „Steampunk“ im Grund als eine Anspielung auf auf einen Autoren, der sich selbst und einen Kollegen als „die Steampunks“ bezeichnete (leider kann ich mich nicht mehr an die ganze Geschichte erinnern. Es kann sein, dass ich damit total falsch liege), aber ich glaube, das Genre braucht ein gewisses Element der Rebellion. Dr. Monocle selbst, auch wenn er ein Teil des Establishments ist, erkennt Autoritäten und Königtum nicht an. Er hat – zu seiner eigenen Sicherheit – eine Klinge in seinem Schirm verborgen. Und er lebt in einer Welt voller Luftpiraten, Abzocker (Diebe), Streithähne und aller Arten von Maldeviant-Wesen (so etwas wie Mutanten). 

Zauberspiegel: Wenn du schreibst, John, wie gehst du vor? Wie geht deine Planung vor sich? Welche Software oder andere Hilfsmittel benutzt du (Autorensoftware oder ähnliches)?
John Theesfeld: Ich mag es einfach. Den Editor von Windows. Ich habe Hunderte von .txt Editordateien in Kategorien unterteilt. Ich benutzt Google Docs für die Textverarbeitung, Tumblr, Facebook und Twitter für das Bloggen und die sozialen Netzwerke, also den Kommunikationsaspek des Ganzen. Und der Prozess selbst … Ich arbeite gerne nachts. Ich schreibe normalerweise zwischen 10 Uhr abends bis etwas Sonnenaufgang. Ideen oder Teiltexte sammele ich normalerweise in einer Editordatei. Ich habe wirklich viel von diesen Textdateien. Diese Dateien vervielfachen sich. Einige werden überarbeitet oder kombiniert. Andere werden weiter ausgearbeitet und verlängert. Und in meinem Kopf wird die Geschichte einfach über Monate immer wieder durchgespielt, wie ein Film in Endlosschleife. Manchmal sehe ich einfach eine Szene in meinem Kopf immer und immer wieder, Stück für Stück. So etwas passiert, wenn mein Kopf im Leerlauf ist. Mir war wichtig, dass es mir immer gefällt, und ich Spaß daran habe. Ich schreibe hier und da ein Stück auf. Das Buch entstand vollständig durcheinander. Manche Nächte saß ich einfach nur da und habe Dinge, die ich geschrieben hatte, erneut gelesen, viel überarbeitet und umgeschrieben oder umgearbeitet.

Zauberspiegel: Wie lange hat es gedauert, einen Verlag zu finden? Hast du einen Agente? Wie schwer war es, den Verleger zu finden, und wer ist es?
John Theesfeld: Ich wollte immer ein Buch schreiben, aber ich hatte nie eine Idee, die mich genug interessierte, um mehr als einige Abrisse der Geschichte aufzuschreiben. Ich habe in der Vergangenheit Fernsehstücke geschrieben, die immer interessiert aufgenommen wurden, aber sich nie verkauften. Ich hatte mit vielen Agenten zu tun gehabt, und viel Ablehnung erfahren. Ich hatte das Schreiben fast aufgegeben. Es kam so weit, dass die Dinge, die ich schrieb, technische Beiträge und Wochenpläne für meine Arbeit bei einem Fernsehsender waren. Eines Tages traf mich ein Gedanke: Ich werde eines Tages tot sein, und ich weiß nicht wann. Also tu jetzt die Dinge, die du zu tun hast. Ich entschied, dass ich nicht mit diesem Projekt mehr länger auf irgendjemanden warten würde, und setzte es mir zum Ziel, dies alles selbst zu  schaffen. Mit dem heutigen Stand der Technologie erreichte ich eine große Onlineanhängerschaft und werde das Buch so verkaufen können, wie ich es will. Ich habe den Domainnamen für den Blog gesichert und die ISBN für das Buch gekauft. Ich mag es, unabhängig zu sein. Das Corporate America macht mich nervös.

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