... Guido Latz über Atlantis, Ikarus und eBooks
... Guido Latz ...
... über Atlantis, Ikarus und eBooks
: Wenn man Fragen zu Themen gestellt bekommt, die schon viele Jahre zurückliegen, dann fällt es schwer, Antworten darauf zu finden. In meiner Erinnerung ist es weniger so gewesen, dass da ein generalstabsmäßiger Plan existierte; vielmehr kam eines zum anderen, ein Schritt folgte auf den nächsten. Aus einer passiven Teilnahme am Fandom in den 80er Jahren entwickelten sich erste Aktivitäten. Erst in Fanzines, später folgte ein eigener Fan-Verlag und dann halt Atlantis. Ziel war und ist es, Bücher zu verlegen, die man selbst gut findet und auch kaufen würde, wenn jemand anders sie anbieten würde und wenn jemand anders bestimmte Romane nicht verlegt, dann verlege ich sie halt
Als Verleger muss man nicht schreiben, zeichnen oder eine Druckmaschine bedienen können es ist aber von Vorteil, die einzelnen Bereiche miteinander in Verbindung zu bringen, um ein Endergebnis abliefern zu können.
: Schwerpunkte sind im Moment ganz sicher Science Fiction und Horror. Am Herzen müssen mir schon alle Projekte liegen, denn sonst würde der Leser das ganz sicher merken; ich suche die Manuskripte ja danach aus, ob sie mir gefallen, ob ich das Buch auch kaufen würde. Wenn ich danach gehen würde, was vielleicht nächstes Jahr von vielen Lesern gekauft werden könnte, was mir aber gar selbst gefällt, dann würde ich ganz sicher schnell die Lust daran verlieren, Bücher zu verlegen.
: Chris Weidler vom fantasyguide.de bot mir das Projekt an, wenn ich mich richtig erinnere. Wir starteten das Projekt ja als Romanserie im Paperback mit einem Umfang von 72 Seiten. Im Laufe der Zeit erschienen die Titel dann seltener, nahmen dafür aber an Umfang zu.
: Man stößt auf vielfältige Weise auf diese Autoren und Romane. Jemand hat vielleicht das Original als Taschenbuch gelesen, und weist mich darauf hin, oder jemand hat gerade wegen einer anderen Sache ein Interview mit einem Autor geführt und stößt dabei auf ein bestimmtes Projekt. Wenn ich dann denke, dass der Roman ins Programm passt, dann fragt man die Autoren in Zeiten des Internets geht das schnell und einfach. Wenn der Autor zusagt, dann übergibt der die Sache meist in die Hände seiner Agentur, und die regelt dann das Vertragliche.
: Man kann als Leser sicher manchmal den Eindruck haben, dass auch Atlantis dem Markt folgt dass Die Zombies von Oz von Christian Endres zum Beispiel aktuell im selben Atemzug genannt werden kann, wie andere Romane dieser Gattung, die die Bücherregale bevölkern, war aber nicht geplant. Man hat mir zum Beispiel auch gesagt, dass Steampunk im Kommen ist, dass ich in diese Richtung etwas veröffentlichen soll. Und vielleicht erscheint 2012 tatsächlich ein Roman, dem man das Etikett Steampunk anpappen könnte allerdings ist der schon geschrieben wurde, bevor die meisten Steampunk-Fans wussten, dass es Steampunk gibt. Darüber hinaus ist das mit den Genres immer so eine Sache, man kann einzelne Romane mit etwas gutem Willen in gleich mehrere Schubladen packen, so dass es letztlich halt immer passt
: Die Initiative ging von Olaf J. Menke aus, der damals, 1999, den Vorgänger von Phantastik-News.de betrieb. Olaf kannte Dirk van den Boom und wusste von dem Projekt, und Olaf wusste und weiß auch heute noch, dass ich auf der Suche nach gutem Stoff bin. Olaf hat uns also gewissermaßen verkuppelt.
: Meine Aufgabe ist, dass der jeweils neue Roman alle drei Monate zur Druckerei geht und danach an die Händler, und dass ich die Backlist pflege. An der inhaltlichen Entwicklung der Serie bin ich nicht beteiligt, die Aufmachung der Romane und die Seriengestaltung findet gemeinsam statt.
: Dies praktizieren wir wohl nur bis Band 15, ab der Nummer 16 werden wir die Bände einzeln nachdrucken weil zwei der drei Bände noch ausreichend auf Lager sind ... Ein anderer Grund ist der, dass wir es Nachzüglern einfach machen wollten, die ersten Bände etwas preiswerter zu erstehen, um nicht zu sehr vor einem hohen Berg an lieferbaren Titeln zu stehen.
: Wir nutzen die Rechte für Titelbilder meist nur für einen begrenzten Zeitraum. Danach kann es vorkommen, dass Bilder weiter verwendet werden, es kann aber auch aus unterschiedlichen Gründen dazu kommen, dass man sich dafür entscheidet, ein neues zu verwenden.
: Die eBooks gibt es bereits seit Anfang 2010, glaube ich. Da die Bände 1 bis 37 unter der Lizenz von story2go angeboten werden, kann ich zu den Verkaufszahlen nicht allzu viel sagen nach allem, was ich von Thomas Knip von story2go und Dirk van dem Boom aber höre, laufen die eBooks sehr, sehr gut. Auf die Print-Titel wirkt sich das so aus, dass weiterhin eine Nachfrage nach der Backlist besteht. Ob diese Nachfrage ohne das Angebot an eBooks auch in der Form bestehen würde, kann ich nicht sagen.
: Wir haben schon immer gesagt, dass die relativ hohen Preise unserer Paperbacks darauf beruhen, dass wir wegen der meist niedrigeren Startauflage höhere Druckkosten zu zahlen haben, als größere Verlage. Bei eBooks sieht das natürlich anders aus, hier fallen bei uns die Druckkosten im größeren Umfang weg, als bei anderen, was sich auf den Preis der eBooks auswirkt.
: Das kann ich mir derzeit kaum vorstellen.
: Weder das eine, noch das andere. Ich denke, dass mit den eBook-Lesern eine neue Käuferschicht unser Programm entdeckt. Im stationären Buchhandel findet man das Atlantis-Programm eher weniger, online steht dann aber ein neuer Ikarus neben dem neuen Roman der größten deutschen SF-Serie, und wenn jemand einen Roman von Michael McCollum von Heyne als eBook kauft, dann findet er leichter und eher auch den Roman von McCollum, der bei Atlantis erschien.
: Wenn jemand mit einer düsteren Stimmung zu Weihnachten klar kommt, dann empfehle ich den Roman Trinity von Kevin J. Anderson und Doug Beason. Hierbei handelt es sich um einen Alternativwelt-Roman, in dem sich jemand rund 50 Jahre in der Vergangenheit wieder findet, und als Atomgegner die Möglichkeit bekommt, im Manhatten-Projekt mitzuarbeiten, um die Entwicklung der Atombombe zu behindern. Das hat natürlich Folgen für den Verlauf der Geschichte, und manchmal ist gut gemeint nicht gut gemacht.