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... Guido Latz über Atlantis, Ikarus und eBooks

Guido Latz... Guido Latz ...
... über Atlantis, Ikarus und eBooks 

Der Atlantis-Verlag gehört zu der Gruppe der feinen Kleinverlage, die in den letzten Jahrzehnten so etwas wie das Salz in der Suppe für die Phantastikleser in Deutschland waren. Atlantis ist die Heimat für den bekannten Rettungskreuzer Ikarus, die Alternative zu den SF-Heftromanen. Aber der Verlag bietet noch viel mehr. Deutschsprachige und internationale Topautoren veröffentlichen hier in den Bereichen SF, Horror und Fantasy. Der Verleger Guido Latz hat sich die Zeit genommen, dem Zauberspiegel einige Fragen zu beantworten.


Zauberspiegel: Wie wird man Chef eines Kleinverlages? Welche Motivation und welche Qualitäten muss man mitbringen?
Guido Latz: Wenn man Fragen zu Themen gestellt bekommt, die schon viele Jahre zurückliegen, dann fällt es schwer, Antworten darauf zu finden. In meiner Erinnerung ist es weniger so gewesen, dass da ein generalstabsmäßiger Plan existierte; vielmehr kam eines zum anderen, ein Schritt folgte auf den nächsten. Aus einer passiven Teilnahme am Fandom in den 80er Jahren entwickelten sich erste Aktivitäten. Erst in Fanzines, später folgte ein eigener „Fan-Verlag“ und dann halt Atlantis. Ziel war und ist es, Bücher zu verlegen, die man selbst gut findet und auch kaufen würde, wenn jemand anders sie anbieten würde – und wenn jemand anders bestimmte Romane nicht verlegt, dann verlege ich sie halt … Als Verleger muss man nicht schreiben, zeichnen oder eine Druckmaschine bedienen können – es ist aber von Vorteil, die einzelnen Bereiche miteinander in Verbindung zu bringen, um ein Endergebnis abliefern zu können.

Demnächst bei Atlantis: Die Stadt ohne Wiederkehr von E.C. Tubb Zauberspiegel: Im Programm des Atlantis-Verlages findet man Science Fiction, Fantasy und Horror, wo siehst du die Schwerpunkte, und welche Projekte liegen dir persönlich besonders am Herzen?
Guido Latz: Schwerpunkte sind im Moment ganz sicher Science Fiction und Horror. Am Herzen müssen mir schon alle Projekte liegen, denn sonst würde der Leser das ganz sicher merken; ich suche die Manuskripte ja danach aus, ob sie mir gefallen, ob ich das Buch auch kaufen würde. Wenn ich danach gehen würde, was vielleicht nächstes Jahr von vielen Lesern gekauft werden könnte, was mir aber gar selbst gefällt, dann würde ich ganz sicher schnell die Lust daran verlieren, Bücher zu verlegen.

Zauberspiegel
: Saramee ist eine außergewöhnliche Serie um eine Fantasywelt, inspiriert von Robert Asprins Diebeswelt. Wie bist Du damals darauf gestoßen?
Guido Latz: Chris Weidler vom fantasyguide.de bot mir das Projekt an, wenn ich mich richtig erinnere. Wir starteten das Projekt ja als Romanserie im Paperback mit einem Umfang von 72 Seiten. Im Laufe der Zeit erschienen die Titel dann seltener, nahmen dafür aber an Umfang zu.

Zauberspiegel: Im Programm des Atlantis Verlages findet man auch internationale Autoren wie zum Beispiel Michael McCollum. Dies ist für einen Kleinverlag eher ungewöhnlich. Wie entstehen die dafür notwendigen Kontakte?
Guido Latz: Man stößt auf vielfältige Weise auf diese Autoren und Romane. Jemand hat vielleicht das Original als Taschenbuch gelesen, und weist mich darauf hin, oder jemand hat gerade wegen einer anderen Sache ein Interview mit einem Autor geführt und stößt dabei auf ein bestimmtes Projekt. Wenn ich dann denke, dass der Roman ins Programm passt, dann fragt man die Autoren – in Zeiten des Internets geht das schnell und einfach. Wenn der Autor zusagt, dann übergibt der die Sache meist in die Hände seiner Agentur, und die regelt dann das Vertragliche.

Zauberspiegel: Es gibt in letzter Zeit auch einige Titel aus dem Bereich Military SF wie etwa von Stefan Burban. Folgt ihr damit dem Markt oder ist der Bereich eine „Herzensangelegenheit“ für euch?
Guido Latz: Man kann als Leser sicher manchmal den Eindruck haben, dass auch Atlantis dem Markt folgt – dass „Die Zombies von Oz“ von Christian Endres zum Beispiel aktuell im selben Atemzug genannt werden kann, wie andere Romane dieser Gattung, die die Bücherregale bevölkern, war aber nicht geplant. Man hat mir zum Beispiel auch gesagt, dass Steampunk im Kommen ist, dass ich in diese Richtung etwas veröffentlichen soll. Und vielleicht erscheint 2012 tatsächlich ein Roman, dem man das Etikett Steampunk anpappen könnte – allerdings ist der schon geschrieben wurde, bevor die meisten Steampunk-Fans wussten, dass es Steampunk gibt. Darüber hinaus ist das mit den Genres immer so eine Sache, man kann einzelne Romane mit etwas gutem Willen in gleich mehrere Schubladen packen, so dass es letztlich halt immer passt…

Zauberspiegel: Rettungskreuzer Ikarus ist ja so etwas wie das Flaggschiff des Verlages. Wie kam die Serie zu Atlantis? Ging die Initiative von Dir aus?
Guido Latz: Die Initiative ging von Olaf J. Menke aus, der damals, 1999, den Vorgänger von Phantastik-News.de betrieb. Olaf kannte Dirk van den Boom und wusste von dem Projekt, und Olaf wusste und weiß auch heute noch, dass ich auf der Suche nach gutem Stoff bin. Olaf hat uns also gewissermaßen verkuppelt.

Zauberspiegel: Welche Rolle spielt der Verleger bei so einer Serie? Wieweit nimmst du Einfluss auf die Autoren und die Aufmachung und die Seriengestaltung?
Guido Latz: Meine Aufgabe ist, dass der jeweils neue Roman alle drei Monate zur Druckerei geht und danach an die Händler, und dass ich die Backlist pflege. An  der inhaltlichen Entwicklung der Serie bin ich nicht beteiligt, die Aufmachung der Romane und die Seriengestaltung findet gemeinsam statt.

Zauberspiegel: Das Besondere an Ikarus ist ja, dass sämtliche Romane permanent käuflich zu erwerben sind, also auch immer nachgedruckt werden. Die ersten 15 Bände inzwischen in 3er-Sammelbänden. Warum werden die Einzelromane nach und nach durch die Sammelbände ersetzt?
Guido Latz: Dies praktizieren wir wohl nur bis Band 15, ab der Nummer 16 werden wir die Bände einzeln nachdrucken – weil zwei der drei Bände noch ausreichend auf Lager sind ... Ein anderer Grund ist der, dass wir es Nachzüglern einfach machen wollten, die ersten Bände etwas preiswerter zu erstehen, um nicht zu sehr vor einem hohen Berg an lieferbaren Titeln zu stehen.

Zauberspiegel: Aufgefallen ist mir, dass in etlichen Fällen die Titelbilder für die Nachauflagen geändert worden sind. Woran liegt das?
Guido Latz: Wir nutzen die Rechte für Titelbilder meist nur für einen begrenzten Zeitraum. Danach kann es vorkommen, dass Bilder weiter verwendet werden, es kann aber auch aus unterschiedlichen Gründen dazu kommen, dass man sich dafür entscheidet, ein neues zu verwenden.

Zauberspiegel: Seit einiger Zeit gibt es Ikarus auch als eBook. Wie ist die Nachfrage und wie wird sich das auf die gedruckte Auflage auswirken?
Guido Latz: Die eBooks gibt es bereits seit Anfang 2010, glaube ich. Da die Bände 1 bis 37 unter der Lizenz von story2go angeboten werden, kann ich zu den Verkaufszahlen nicht allzu viel sagen – nach allem, was ich von Thomas Knip von story2go und Dirk van dem Boom aber höre, laufen die eBooks sehr, sehr gut. Auf die Print-Titel wirkt sich das so aus, dass weiterhin eine Nachfrage nach der Backlist besteht. Ob diese Nachfrage ohne das Angebot an eBooks auch in der Form bestehen würde, kann ich nicht sagen.

Zauberspiegel: Die eBook-Ausgaben werden deutlich günstiger angeboten als die gedruckte Version. Die „großen“ Verlage vertreten oft die Auffassung, dass dies nicht möglich sei, für die eBook-Version der gleiche Preis wie für die Druckausgaben verlangt werden müsse. Wie macht ihr das möglich?
Guido Latz: Wir haben schon immer gesagt, dass die relativ hohen Preise unserer Paperbacks darauf beruhen, dass wir wegen der meist niedrigeren Startauflage höhere Druckkosten zu zahlen haben, als größere Verlage. Bei eBooks sieht das natürlich anders aus, hier fallen bei uns die Druckkosten im größeren Umfang weg, als bei anderen, was sich auf den Preis der eBooks auswirkt.

Zauberspiegel: Wird die Serie irgendwann als eBook-Format laufen und die gedruckte Ausgabe nur noch als limitierte Sonderausgabe für Sammler erscheinen?
Guido Latz: Das kann ich mir derzeit kaum vorstellen.

Zauberspiegel: Wie siehst du generell den Vormarsch des eBooks und was bedeutet er für die Kleinverlage? Kommt da Goldgräberstimmung auf oder bereitet es eher schlaflose Nächte?
Guido Latz: Weder das eine, noch das andere. Ich denke, dass mit den eBook-Lesern eine neue Käuferschicht unser Programm entdeckt. Im stationären Buchhandel findet man das Atlantis-Programm eher weniger, online steht dann aber ein neuer Ikarus neben dem neuen Roman der größten deutschen SF-Serie, und wenn jemand einen Roman von Michael McCollum von Heyne als eBook kauft, dann findet er leichter und eher auch den Roman von McCollum, der bei Atlantis erschien.

Zauberspiegel: Wenn Du den Lesern einen Titel aus eurem Programm als Geschenk für die Weihnachtszeit empfehlen darfst, welchen würdest du wählen?
Guido Latz: Wenn jemand mit einer düsteren Stimmung zu Weihnachten klar kommt, dann empfehle ich den Roman „Trinity“ von Kevin J. Anderson und Doug Beason. Hierbei handelt es sich um einen Alternativwelt-Roman, in dem sich jemand rund 50 Jahre in der Vergangenheit wieder findet, und als Atomgegner die Möglichkeit bekommt, im Manhatten-Projekt mitzuarbeiten, um die Entwicklung der Atombombe zu behindern. Das hat natürlich Folgen für den Verlauf der Geschichte, und manchmal ist gut gemeint nicht gut gemacht.

Zauberspiegel: Vielen Dank Guido, dass Du Dir die Zeit für die Leser des Zauberspiegels genommen hast! Viel Erfolg bei Deinen Projekten! 

Zur Person: Guido Latz ist Jahrgang 1970, gelernter Konditor und hat auch als Bäcker gearbeitet. Er ist seit Mitte der 80er Jahre dem Fandom verbunden, unter anderem war er eine zeitlang Herausgeber von "Merlins Stern". Er ist auch Herausgeber der phantastik-news, die den DDP (Deutscher Phantastik Preis) auslobt.

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