... der Medienhure über Bashing, Kettenhunde und exklusive Nummern
Naja, da übertreibst du jetzt aber etwas. Man muss in der Szene, in der ich unterwegs bin, einfach ein bisschen vorsichtig sein. Aber ich bin nicht übermäßig neurotisch, würde ich mal sagen.
Ein Superstar bin ich in keinem Fall. Das wäre vermessen. Wenn ich in dieser Situation wäre, dann hätte ich Medienpreise, goldene Schallplatten und so weiter in meinem Regal stehen. Dem ist bei Weitem nicht so. Aber immerhin habe ich es so weit gebracht, dass ich inzwischen einen persönlichen Basher habe, oder ist es ein Stalker? Der Übergang ist teilweise ja fließend.
Nein, davon kann nicht die Rede sein. Mit Stolz hat das nichts zu tun. Es ist eher störend, nervig, absolut unsinnig.
Ja, da hast du Recht. Das ist zweifellos richtig. Man muss immer damit rechnen, dass man angegriffen, gebasht wird. Schnell mal holt man sich eine blutige Nase in dem Business. Umso wichtiger ist es, nicht die Nerven zu verlieren.
Der Begriff stammt aus dem Onlinegamingbereich. Dort beschreibt er im Wesentlichen das Verhalten von Spielern, die ihren Mitspielern willentlich und in voller Absicht unentwegt in deren Spiel hineinfunken. Ziel ist es, diese am Aufbau ihres Spiels zu hindern, eine Strategie im Spiel zu zerstören.
(beugt sich vor) Siehst du, das ist einer der elementaren Fehler. Es geht in diesem Geschäft doch nicht darum, den anderen zu besiegen. Ich stehe an der Ecke, die andere Medienhure steht drei Straßen weiter und bietet ihre Dienste an. Die eine hat ein Zimmer, von dem aus sie arbeitet, die andere einen Wohnwagen. Während die eine Fotos ihres Hurenlohns mitsamt des Umschlages macht und zur Rezension online stellt, featured die nächste ein Buch in Form eines Artikels, und wieder eine andere klebt auf jeden Artikel, den sie nicht aus einem Klappentext abgeschrieben hat, einen großen blinkenden Aufkleber "EXKLUSIV".
Jede einzelne Nummer, die wir Medienhuren schieben, ist per se exklusiv, wenn der Kunde sie nicht mit mehreren von uns hintereinander oder gleichzeitig in der gleichen Form macht. Wenn die einen sich gerne mit Prominenten auf Fotos präsentieren, ist das deren Sache. Wenn eine von uns meint, Musik habe etwas über die Geschichte ihrer Zeit zu erzählen, mag jemand anderes das vielleicht albern finden ... na und?
Ziel? Warum sollte ich mir Gedanken über das Ziel machen?
Darum geht es nicht. Es geht nicht um Fehler, um irgendwelche hehren Ziele. Es geht um persönliche Ziele. Ich bin die letzte, die behauptet, mir unterliefen keine Fehler. Aber, und das ist meiner Meinung nach entscheidend: Keine Fehler gibt es nur um den Preis des Nichts-Tuns. Dies ist keine Entschuldigung, und macht Fehler nicht irrelevant. Aber ich kann nicht meine Klappe aufreißen, und selbst dabei bis zu den Knien ... ich schweife ab (lächelt).
Natürlich nicht. Hm (zögert) ich würde lügen, wenn ich behaupte, es ist mir egal. Wem gefällt es schon, wenn ständig jemand in seinem Vorgarten seine Notdurft hinterlässt. Aber auf solche Dinge zu reagieren, zu kommentieren, etwas dagegen zu unternehmen, das ist in etwa so, als würde man einen kläffenden Kettenhund weiter reizen. Wozu? Es bringt nichts. Der Hund wird seine Meinung nicht ändern, was er ja auch gar nicht muss, sein Verhalten erst recht nicht.
Nein, das keineswegs. Wie kann man dies genießen? Eine Auseinandersetzung ist schön, wenn man danach noch zusammen ein Bier trinken kann, oder nen Kaffee. Also, wenn es um die Sache geht. Aber das ist in diesem Bereich nicht möglich. Wie kann man ein solches Verhalten genießen? Die Tatsache, dass solche Personen sich selbst beginnen lächerlich zu machen, gibt eine gewisse Genugtuung, aber an sich mit einem schalen Nachgeschmack.
Sind sie das? Ich habe oben schon gesagt, teilweise sind sie das zweifellos. Ich bin dick - im Geschäft. Ich habe viele Kunden, ich sag mal: Wo gehobelt wird, fallen Späne. Aber dies passiert allen, die in meinem Geschäft sind. Es geht nicht um die Auseinandersetzung, es geht um das "Wie". Es kommt im Verlauf einer solchen Auseinandersetzung zu einem Kreislauf: Egal, ob man reagiert oder nicht, der Versuch, einen zu schädigen, geht weiter. Dies ist im Netz natürlich wesentlich leichter als beispielsweise in einem Betrieb, wo der Begriff analog dazu mit "Mobbing" umschrieben werden könnte. Und je primitiver, desto besser. Mit der Zeit sinkt das Niveau, auf dem der Angreifer kämpft, immer weiter. Denn er muss ja immer mehr einsetzen, um die erwünschte Aufmerksamkeit zu errreichen.
Bis ... keine Ahnung. Vielleicht, bis der andere die Lust verliert? Bis er sich ein anderes Objekt der Begierde sucht?
Muss es ein Fazit geben? Es ist eine Beschreibung eines Ist-Zustandes, und da ich mein Geschäft nicht aufgeben werde, wird sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit daran nichts ändern. Allenfalls, wenn man so sagen möchte: Augen zu und durch!
Ich nehme an. Den Kreislauf zu durchbrechen ist kaum möglich. Außerdem sehe ich gerade, dass ich in Kürze noch einen Termin bei einem meiner Freier habe. Er ist sehr anspruchsvoll, und ich muss mich richtig anstrengen. Ich muss noch etwas Gleitgel besorgen. Also, dann bis zu einem anderen Mal ...
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