... Dirk van den Boom über kreative Freiheit, Jubiläen und neue Konzepte bei »Ikarus«
... Dirk van den Boom ...
... über kreative Freiheit, Jubiläen und neue Konzepte bei »Rettungskreuzer Ikarus«
... über kreative Freiheit, Jubiläen und neue Konzepte bei »Rettungskreuzer Ikarus«
: Ich arbeite relativ effektiv und effizient, bin auch diszipliniert, setze mich vor den Rechner auch bei akuter Unlust. Außerdem habe ich ein recht flexibles sonstiges Berufsleben, das mir eine freie Zeiteinteilung ermöglicht. Und bei Ikarus bin ich ja nicht alleine, sondern habe mit den Kolleginnen und Kollegen eine gute und meistens auch verlässliche Kooperationsstruktur.
: Nein, gar nicht, denn es ging damals ja nur um die Grundidee. Das Projekt war damals noch nicht so weit, dass man großartig hätte umarbeiten müssen. Als das Projekt gestorben war, hatte ich nur so etwas wie ein Rahmenexposé, das dann relativ problemlos auch in ein anderes Medium überführt werden konnte. Deswegen ging das dann auch alles sehr schnell, nachdem mich Olaf Menke Ende der 90er-Jahre mit Guido Latz verkuppelt hatte.
: Wir hatten da keinerlei Zeithorizont, wir haben einfach drauflos gearbeitet. Es war alles wirklich sehr neu für uns. Wir probierten das erste Mal das damals noch sehr junge Print on demand, also Digitaldrucktechnik, aus. Wir wussten nicht, wie es sich verkauft, aber Guido sagte mir damals, dass er erst einmal weitermacht, egal, wie der Absatz ist. Das war eine schlaue Entscheidung. Von Band 1 haben wir mittlerweile in seinen verschiedenen Darreichungsformen über 2000 Exemplare verkauft.
: Normalerweise versuche ich, jeden fünften Band zu schreiben. Aber die von Dir oben beschriebenen zahlreichen Aktivitäten machen das nicht immer möglich. Mein nächster Roman ist die Nr. 50, und danach stellen wir das Konzept grundsätzlich um, sodass die Autorenverteilung sich nach anderen Kriterien richten wird. Ich habe mir vorgenommen, mittelfristig weiterhin etwa einen Roman im Jahr zu verfassen, aber so hundertprozentig steuern kann ich das nicht.
: Tom hat sich zurückgehalten, das stimmt, er ist ein braver Junge. Achim hat eigene Figuren entwickelt, sie aber noch nicht so prominent eingeführt und unentbehrlich gemacht wie etwa Jason und Shilla. Dazu bekommt er aber ab Band 50 Gelegenheit. Ich führe ein sehr lockeres Regiment und gebe den Autoren viele Freiheiten, damit sie weiterhin Spaß an der Sache haben. Wir zahlen nicht viel, also müssen die Leute anders motiviert werden, und kreative Freiheit zu gewähren hilft dabei ungemein.
: Wir sparen uns das für Band 50 auf. DAS ist ein richtig ordentliches Jubiläum, wie ich denke.
: An den üblichen Problemen: Autoren wurden einfach nicht fertig, es gab private und berufliche Herausforderungen. Ich habe da kein Druckmittel in der Hand das Honorar ist nicht groß genug, um damit zu drohen, also bleibt mir nur Geduld und Diplomatie. So was ist bei einem Projekt, das auf eher bescheidener Basis läuft, auch künftig nicht zu vermeiden.
: Damit rechne ich fest
: Indem wir bei aller großen Hintergrundstory in der Handlung sehr darauf konzentriert sind, das zu beschreiben, was durch letztlich doch relativ machtlose Protagonisten wie die Ikarus-Crew zu bewältigen ist. Das schiebt dem dann schon einen Riegel vor. Ab Band 50 wird es noch einen anderen Mechanismus geben, der uns mit den Füßen fest auf dem Boden verankern wird.
: Wir haben vor allem aufgrund der jüngsten Verzögerungen die Erfahrung gemacht, dass endlos lange Zyklen für eine viermal im Jahr erscheinende Serie unkalkulierbare inhaltliche Risiken beinhaltet und die Geduld der Leser auf eine harte Bewährungsprobe stellt. Wir haben daher beschlossen, das inhaltliche Konzept der Serie ab Band 50 auf Trilogien umzustellen, deren Grundidee jeweils von einem anderen Autor gestellt wird und an der die anderen dann mitarbeiten. Das heißt nicht, dass die übergreifenden Ideen ganz wegfallen, aber es wird in den drei Romanen eine in sich zusammenhängende und relativ abgeschlossene Geschichte erzählt, sodass die Leser binnen eines Jahres so etwas wie ein Ende haben und sich gleichzeitig auf etwas Neues freuen können.
: Das kann ich so gar nicht richtig sagen. Die Printauflage ist weiterhin stabil, aber auf einem niedrigen Niveau von den ersten Romanen in Sammelbänden einmal abgesehen, schwankt sie so um die 250 Exemplare. Durch die E-Books hat es ein irres Absatzplus gegeben die ersten 4 - 5 Romane setzen wir derzeit monatlich über 100mal um, insgesamt geht der E-Book-Absatz in die Tausende. Und die Welle wird größer und größer, während wir fassungslos zugucken. Die E-Book-Revolution hat jedenfalls Ikarus voll erfasst, und ich glaube, es müssen angesichts der Zahlen vorwiegend Neuleser sein. Wir sind darüber sehr glücklich, denn wir verdienen jetzt auch für alte Romane noch mal Geld, und das ist für die Autoren der ersten zehn Bände eine besondere Genugtuung; die erhielten damals nämlich noch kein Honorar für ihre Arbeit.
: Für die Sonderbände hatten wir nie einen konkreten Erscheinungsrhythmus, die kamen nach Lust und Laune und so werden wir es auch weiterhin handhaben. Und was meine Beiträge dazu betrifft: Ich habe früher, in den 90ern, relativ viele Kurzgeschichten geschrieben, und die nehme ich mir nur her und wurschtel sie um, sodass sie ins Ikarus-Universum passen. Davon ist nichts neu geschrieben, nur etwas adaptiert. Die Storys sind alle damals in Fanzines publiziert worden; alte Sammler werden das leicht herausfinden können. Und mein Fundus ist mittlerweile aufgebraucht. Für einen kommenden Sonderband wird es keine Kurzgeschichte von mir mehr geben.
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