... Ben B. Black über Ren Dhark, SF und Kurt Brand
: Ja, die gibt es, auch wenn sie eigentlich wenig spektakulär ist. Mein bürgerlicher Namen existiert im deutschsprachigen Raum zehntausendfach, der Wiedererkennungswert geht also gegen Null, und somit ist er für das Schreiben nicht wirklich gut geeignet. Als es Ende letzten Jahres mit meiner Arbeit für Ren Dhark ernst wurde, bestand also Handlungsbedarf. Ursprünglich sollte es »Ben Schwarz« werden, aber Hajo F. Breuer, der Exposé-Autor und Herausgeber der Serie, meinte, ein englischer Name wäre im SF-Bereich vielleicht noch besser, und so war der Weg zu »Ben Black« und schließlich zu »Ben B. Black« nicht mehr weit. Und ich gestehe, dass mir dieses Pseudonym inzwischen richtig gut gefällt.
: Tatsächlich verschlang ich bereits als Elfjähriger die original Heftserie aus den 60ern. Leider war nach 98 Heften bereits Schluss, aber meine Begeisterung für die SF war geweckt und ließ mich seit da nicht mehr los. Entsprechend groß war meine Freude, als die Serie in den 90ern wieder in Buchform aufgelegt wurde, und selbstverständlich war ich von Anfang an als Leser mit dabei.
: Kurt Brand hatte eine Reihe von Ideen, die mich damals besonders fesselten. Das beginnt mit der außergewöhnlichen Form der Point of, dem Raumschiff Ren Dharks. Die Idee, diesem Schiff ein »Intervallum« also ein eigenes Mini-Kontinuum zu verpassen, in dem es fliegt, finde ich auch heute noch genial, zumal dieses Intervallum ja auch eine Reihe von Eigenschaften mitbringt, die es bis dato in der SF nicht gab. Darüber hinaus faszinierten mich auch so Sachen wie die Mentcaps oder die Gedankensteuerung beides Dinge, die man auch heute noch gerne hätte, und an denen meines Wissens fleißig gearbeitet und geforscht wird.
: Gute, spannende Geschichten sind immer zeitgemäß, und genau darum geht es bei Ren Dhark in erster Linie: Die Serie soll spannende Unterhaltung bieten. Als die ersten Bücher auf Grundlage der Heftromane geschrieben wurden, hat man vor allem darauf geachtet, Logikfehler, die sich in die Hefte eingeschlichen hatten, zu bereinigen. Natürlich musste man die Texte beim Umarbeiten auch ein wenig straffen, aber ansonsten wurde eigentlich gar nicht viel daran gemacht.
Die Art, wie geschrieben wird, ändert sich naturgemäß über die Jahrzehnte. Das merkt man am Erzählstil, aber auch z.B. daran, wie sich das Frauenbild in der SF wandelt. Früher waren die Damen ausschließlich schmückendes Beiwerk, das vom Helden am laufenden Band gerettet werden musste. Heutzutage verlangt der Leser nach starken, gleichberechtigten Frauen, die auch mal ordentlich mit anpacken können. Solchen Entwicklungen versuchen wir selbstverständlich Rechnung zu tragen.
: Natürlich fließen solche Themen auch in die Serie ein. Allerdings achten wir darauf, sie nicht zu stark in den Vordergrund zu stellen, denn wir denken, dass der Leser in erster Linie unterhalten werden möchte. Wenn er wissen will, was in der realen Welt gerade alles schiefläuft, greift er sicherlich zu einer Tageszeitung und nicht zu den schwarzen Büchern, die ihn in eine phantastische Welt entführen.
: Einfach toll! Und wenn man dann noch in einer Rezension lesen darf, dass man sich als »Neuer« nahtlos in das bestehende Team einfügt, dann hüpft man schon mal vor Freude durchs Zimmer. Daneben hat man auch die Chance, von den »alten Hasen« zu lernen, und so macht die Arbeit von Buch zu Buch noch mehr Spaß.
: Grundsätzlich arbeiten wir nach Exposé, anders wäre es gar nicht möglich, dem Leser eine Serie zu präsentieren, die wie »aus einem Guss« erscheint. So bekommt jeder der vier Autoren, die an einem Band schreiben, ein eigenes Exposé, welches ihm den Handlungsrahmen und die Eckpunkte seines Teils der Geschichte vorgibt. Dieses arbeiten wir aus, um einen spannenden Roman daraus zu machen. Dabei gibt es natürlich immer wieder Berührungspunkte mit den Exposés der Kollegen, so dass wir uns entsprechend abstimmen, Ideen austauschen usw. Am Schluss geht dann der Exposé-Autor nochmals über unsere Manuskripte und schaut, ob uns irgendwo ein grober Fehler passiert ist, was sich naturgemäß nie ganz ausschließen lässt, wenn mehrere Leute gemeinsam an der selben Sache arbeiten.
: Natürlich gibt es von Zeit zu Zeit Autorenkonferenzen, und bei der nächsten werde ich auch dabei sein. Aber auch davor hat man schon genug Möglichkeiten, sich kreativ in die Serie einzubringen. Wir genießen relativ viel Freiraum bei der Ausarbeitung unserer Exposés, was meines Erachtens einer der Gründe ist, warum die Serie auch heute noch so lebendig ist. Bei größeren Sachen, die weitreichende Auswirkungen in der Serie haben könnten, stimmen wir uns natürlich mit Hajo F. Breuer ab, andernfalls würde er uns zurecht am Öhrchen ziehen. Generell muss ich sagen, dass das Arbeitsklima im Team sehr angenehm ist, und man merkt, dass alle Beteiligten mit viel Spaß und Freude dabei sind.
: An dieser Stelle muss ich unterscheiden. Als Autor gefallen mir alle Figuren nahezu gleich gut, d.h. es macht Spaß, jeden Handlungsträger zu schreiben, weil jeder von ihnen seine eigenen Charakterzüge hat, aus denen man etwas machen kann. Als Leser und Fan, was ich ja auch immer noch bin, hat es mir jedoch deutlich der »dicke Ingenieur« Chris Shanton angetan. Er und sein Roboterhund Jimmy sind für mich die heimlichen Stars der Serie. Diese beiden habe mich als Kind sogar so sehr beeindruckt, dass sie Einfluss auf meine spätere Berufswahl nahmen, denn ein Ingenieurs-Studium musste es unbedingt sein, das war mir damals schnell klar.
: Richtig ausdauernd las ich eigentlich nur zwei Serien, und zwar Ren Dhark und Mythor. Natürlich kenne ich auch einiges von Perry Rhodan, denn welcher SF-Leser tut das nicht? Darüber hinaus habe ich vor allem Einzelromane gelesen, oder eben Mini-Serien wie die Wüstenplanet-Saga oder den Darkover-Zyklus. Generell bin ich aber sehr stark von der SF geprägt, wie sie in den 50ern und 60ern geschrieben wurde, als Technik noch nicht als böse betrachtet wurde, und die Menschen mit viel Optimismus in die Zukunft blickten.
: Derzeit nicht, aber ich lasse mich einfach überraschen, was die Zukunft bringen wird. Ich könnte mir durchaus vorstellen, das Schreiben zum Hauptberuf zu machen, auch wenn es bei weitem nicht so »cool« ist, wie man sich das gemeinhin vorstellt. In erster Linie ist es Arbeit, so wie jeder andere Broterwerb auch. Der besondere Reiz liegt einfach darin, eigene Ideen umzusetzen und am Ende ein fertiges Produkt in der Hand zu halten, an dem man nicht unerheblich mitgewirkt hat.
: Die Auswirkungen der eBooks werden sich wohl vor allem bei den Verlagen zeigen. Als Autor arbeite ich ja heute schon »vollelektronisch«, tippe mein Manuskript also mit einem Textverarbeitungsprogramm. An dieser Stelle wird sich vermutlich auch nicht allzu viel ändern. Man könnte höchstens darüber nachdenken, dem PC die Texte zu diktieren, aber das hat alles nichts mit eBooks zu tun.
: Das ist eine sehr interessante Frage, die ja immer wieder heiß diskutiert wird. Ich finde, dass es der SF recht gutgetan hat, sich eine Zeitlang vom Mainstream zu verabschieden. Die Sachen, die die letzten Jahre von den großen Verlagen teilweise veröffentlicht wurden, waren streckenweise ja schon fast gruselig zu nennen. Was also den Spaß am Lesen angeht, ist es vielleicht gar kein Fehler, wenn die SF die Domäne der Kleinverlage bleibt, die an dieser Stelle sehr gute Arbeit leisten, und gerade mit den eBooks vielleicht einen Vertriebsweg erhalten, der sie noch weiter nach vorne bringt.
Wenn die SF im Mainstream-Bereich eine Renaissance erleben wird, dann vermutlich »durch die Hintertür«. Sehr erfolgreiche Bücher wie z.B. »Die Tribute von Panem« sind ja eigentlich SF-Romane im klassischen Sinn. Einziger Unterschied ist, dass die Belange von Teenagern im Vordergrund stehen. Es ist nicht auszuschließen, dass solche Werke auch bei jüngeren Lesern wieder das Interesse an der SF wecken werden.
Es fällt mir relativ schwer, einen der Punkte als besonders wichtig für mich zu bezeichnen. Es ist wohl mehr die gute Mischung, die den Reiz des Genres ausmacht. Ich habe schon tolle Geschichten gelesen, in denen kein Fremdvolk und keine andere Welt vorkam, und die sich sehr stark an dem orientierten, was wir heute in der Naturwissenschaft als gesicherte Erkenntnisse ansehen. Genauso gibt es das andere Extrem, das ich mal als »hinaus in die Fremde; was kümmert mich dabei die Physik?« bezeichnen möchte, wo es auch wirklich fesselnde Sachen gibt. Die Erzählung muss einfach in sich stimmig sein, wobei ich Raumschlachten und Mutanten eher als Gewürze sehe: Zu viele davon verderben das Gericht.
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