... ANDREAS BEHM über Killer, Kommissare und Lippennäher
... über Killer, Kommissare und Lippennäher
Geboren 1957, wuchs ich in Ahrensburg und Hamburg auf. Nach dem Abitur 1977 studierte ich Philosophie und Germanistik an der Uni Hamburg. Unter anderem aus finanziellen Gründen blieb das Studium unvollendet. Danach sammelte ich als Taxiunternehmer, Versicherungsvertreter und Autoverkäufer Lebenserfahrung. Ab 1988 war ich im Einzelhandel tätig und holte den Abschluss zum Einzelhandelskaufmann an der Abendschule nach. Von 1998 bis 2008 betrieb ich ein Handelsgeschäft für Modelleisenbahnen. Seitdem widme ich mich dem Backoffice (Haushalt), unserem Hund und dem Schreiben.
Die ersten eigenen Werke waren etwa 200 Gedichte voller Herz- und Weltschmerz und diverse Kurzgeschichten und philosophische Essays. Als ich 1986 meine spätere Ehefrau kennenlernte, war es mit dem Weltschmerz vorbei und es trat eine längere Schreibpause ein. Im Hinterkopf spukte jedoch immer der Gedanke, irgendwann einmal einen Roman zu schreiben.
Nein. Ich denke, jeder muss seinen eigenen Stil finden. Trotzdem wird es im Unterbewusstsein Einflüsse geben.
Mich reizte die Figur eines Profikillers. Die meisten Morde haben einen emotionalen Hintergrund: Eifersucht, Hass, Rachegelüste oder Habgier. Der Profikiller ist ein Mensch, der keine emotionale Beziehung zu seinen Opfern hat und von den Tötungsphantasien anderer profitiert.
Gern. Der alternde Kommissar Harald Hansen, seit mehr als dreißig Jahren bei der Hamburger Mordkommission, hat ein großes Ziel. Er will den russischen Mafiaboss Alexander Ryschkow zur Strecke bringen, der mit seiner Organisation zunehmend an Einfluss gewinnt und die Hamburger Behörden korrumpiert. Da Hansen den eigenen Kollegen und der Justiz in der Hansestadt misstraut, sucht er sich außergewöhnliche Hilfe bei einem professionellen Killer, der gerade seinen Ruhestand vorbereitet.
Ja, denn durch die Figur des Killers lag der Gedanke nahe, eine kriminelle Organisation als Auftraggeber und/oder Gegenspieler zu schaffen.
Da es in jedem Landeskriminalamt eine Abteilung Organisierte Kriminalität gibt, kann die Existenz derselben nicht bestritten werden. Der Begriff Mafia umfasst aber zusätzlich die Einflussnahme der Organisation auf Politik und Gesellschaft. Da gibt es qualitative Unterschiede zwischen Deutschland und Ländern wie Italien oder Russland.
Die Einflussnahme auf lokaler Ebene wird aber oft verharmlost, weil sie in einem unverdächtigen Gewand daherkommt und viele im Umfeld davon profitieren. Warum sollte ein Lokalpolitiker den scheinbaren Wohltäter seiner Gemeinde an den Pranger stellen? Ein bisschen gemauschelt wird doch überall. Ein Tipp zum Thema findet man hier.
So fängt es an!
Hansen ist ein anachronistischer Mensch. Er twittert und simst nicht, Facebook ist für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Er nutzt zwar die Erkenntnisse der modernen Kriminaltechnik, aber er lernte seinen Beruf in einer Zeit ohne DNA-Analyse und Rasterelektronenmikroskope. Deshalb verlässt er sich in kniffligen Situationen lieber auf seinen Instinkt. Seine Antriebsfeder ist der Hunger nach einer Gerechtigkeit, die nicht immer kompatibel zu Recht und Gesetz ist. Im Laufe der Geschichten lernt er dazu, das zeigt sich im zweiten Band. Er wird umgänglicher und teamfähiger, und er geht sogar eine feste Beziehung ein.
Es gibt eine ferne Verwandtschaft mit skandinavischen Kommissaren. Und er erinnert mich an Ernst Happel, den österreichischen HSV-Trainer der glorreichen achtziger Jahre, Spitzname Der Grantler.
Das ist richtig, die Erpressung durch Hansen hätte allein nicht funktioniert. Der sehnliche Wunsch nach einem normalen Leben und ein eher unbewusstes Streben nach Wiedergutmachung kommen hinzu. Dass Hartfeld den Mafiapaten nicht leiden kann, macht seine Entscheidung leichter.
Wie Sie schon feststellten: Die beiden sind einander ähnlich. Bei dem Killer kommt hinzu, dass er im Grunde nichts mehr zu verlieren hat. Wenn er Hansens Auftrag nicht erfolgreich zu Ende bringt, ist er endgültig erledigt. Und Hansen hat zu der Zeit nur seinen Job als Lebensinhalt, etwas anderes zählt für ihn nicht.
Nein, Bernstein ist ein umgänglicher Mensch, der gerne mit den Kollegen zusammenarbeitet und Wert auf ein korrektes Vorgehen legt. Leider gerät er durch Hansen immer wieder in verfängliche Situationen.
Wenn jemand die Nachfolge von Hansen antreten könnte, dann ist es die im zweiten Band ins Team kommende junge Kommissarin Vera Becker. Sie ist selbstbewusst, eigensinnig und stur.
Nun werden Sie hoffentlich nicht enttäuscht sein. Es geht um einen Serienmörder, der so schnell mordet, dass die Polizei mit den Ermittlungen kaum hinterherkommt. In der ersten Hälfte ist der Roman eher ein typischer Krimi mit viel Ermittlungsarbeit. In der zweiten Hälfte nimmt die Geschichte eine Wendung und es zeigt sich, dass der Mörder kein durchgeknallter Psychopath ist, sondern ein klares Ziel verfolgt.
Ja, und viele weitere Figuren aus dem ersten Band tauchen wieder auf. Als Neuzugang kommt die bereits erwähnte Kommissarin Vera Becker in Hansens Team.
Der dritte Teil ist in Arbeit und soll im Herbst 2012 erscheinen. So viel kann ich verraten: Es geht um interessante Aspekte der deutsch-deutschen Geschichte.
Nach dem dritten Teil sollte die Hansen-Reihe eigentlich enden, da er in Pension geht. Möglich, dass er als eine Art externer Berater doch weitermacht. Nebenbei arbeite ich an einem Buch mit skurrilen und kriminellen Kurzgeschichten.
Kommentare