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... Astrid Rauner über Anation, Archäologie, Dhatreya und ihre zukünftigen Projekte

Astrid Rauner ... Astrid Rauner ...
... über Anation, Archäologie, Dhatreya und ihre zukünftigen Projekte

Astrid Rauner erzählt wie sie zum Schreiben kam: Über einen kleinen Umweg. Obwohl ich von klein auf mit vielen Büchern groß geworden bin, hat ein Comic-Zeichenkurs in einem Mädchenmagazin den ersten Ausschlag gegeben, mich mit Unterhaltungsliteratur zu befassen.

Das war mit elf.


Zauberspiegel:
Frau Rauner,  können Sie den Lesern des Zauberspiegels kurz etwas über Ihre Person verraten? Wann und wo wurden Sie geboren, was machen Sie beruflich etc.?
Astrid Rauner: Ich bin 1991 in Lich (Oberhessen) geboren und lebe auch noch heute in der Gegend. Da ich mein Abitur etwas früher als üblich bestanden habe, bin ich seit März 2011 Bachelor of Science im Fach Umweltmanagement und studiere aktuell den passenden Master an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Wenn ich mich also gerade nicht mit Schreiben oder europäischer Vorgeschichte befasse, beschäftigen mich sehr biologische und geografische Fragestellungen (vor allem aus dem Bereich Landschaftsökologie).

Zauberspiegel: Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Astrid Rauner: Über einen kleinen Umweg. Obwohl ich von klein auf mit vielen Büchern groß geworden bin, hat ein Comic-Zeichenkurs in einem Mädchenmagazin den ersten Ausschlag gegeben, mich mit Unterhaltungsliteratur zu befassen. Das war mit elf.
In den folgenden eineinhalb Jahren sind ein paar hübsche Comic-Fragmente entstanden, bis die Geschichten sich schneller und komplexer entwickelt haben, als ich zeichnen konnte. Das hat mich irgendwann so frustriert, dass ich den Zeichenstift bei Seite gelegt und die Ideen aufgeschrieben habe.
Mein erster Romanversuch lief mit der Comiczeichenphase parallel. Erst aber als ich das Zeichnen völlig eingestellt hatte, sind das erste Mal vollständige, längere Texte entstanden.

Zauberspiegel: Hatten Sie Vorbilder aus Ihrer Kinder- oder Jugendzeit an denen Sie sich beim Schreiben orientieren?
Astrid Rauner: Eine Autorin, die für mich noch heute Vorbildcharakter hat, ist ganz klar Marion Zimmer Bradley. Ihrer Avalon-Saga bin ich bereits mit zwölf Jahren begegnet und habe mich davon zum Beginn eines eigenen (meines ersten) Romans nach gleichem Schema verleiten lassen, der immerhin auf 200 Seiten angewachsen ist, aber nie fertig gestellt wurde (und es auch nicht mehr wird).
Davon abgesehen gehöre ich zu der typischen „Harry-Potter“-Generation, die die ersten Bände noch in der Grundschule gelesen hat. Ich habe dadurch den Mut gefunden, mich früh an die dicken Wälzer heran zu wagen, die eigentlich auf ältere Zielgruppen ausgerichtet sind. Noch heute stehen in meinem Regal außerdem die Emelan-Bücher von Tamora Pierce, die mir wegen ihrem besonderen Setting und den eigenwilligen Charakteren immer wieder ins Gedächtnis kommen.
Aber ich denke, jeder Autor, dessen Bücher einem positiv in Erinnerung geblieben sind, hinterlässt minimale Spuren in der Arbeit eines Schriftstellers. Man lernt ja bekanntlich sein ganzes Leben lang dazu. Die Kunst ist nur, daraus einen individuellen Stil zu bilden.

AnationZauberspiegel: 2011 gaben Sie mit „ANATION – WODANS LEBENSHAUCH“ Ihr Debüt als Schriftstellerin im Acabus Verlag. Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Roman?
Astrid Rauner: Die Grundidee von „Anation“ war der Gedanke, einen Roman über die Kelten zu schreiben, in dem ihre Mythologie, all die Götter, Naturgeister und umher wandelnden Seelen, an die unsere Vorfahren geglaubt haben, real werden.
Mit Kelten und Germanen befasse ich mich seit meiner Kindheit und hatte schon vor der Arbeit an „Anation“ einen historischen Roman über einen regionalen Fundort verfasst. „Anation“ sollte eigentlich mein Beitrag zu einer Kurzromanausschreibung eines ganz anderen Verlages werden. Bei der Recherche zur Mythologie sind mir dann aber in kürzester Zeit so viele Ideen gekommen, wie man die Geschichte ausarbeiten könnte, dass ich beschlossen habe, sie nicht in 70 Norm-Seiten zu quetschen, sondern stattdessen den Roman zu schreiben, der heute veröffentlicht ist.

Zauberspiegel: Können Sie den Lesern kurz etwas zum Inhalt des Romans verraten?
Astrid Rauner: Am besten zitiere ich dafür einen Teil des Klappentextes: Der junge Aigonn schlägt seine erste Schlacht, die seinem Stamm fast den Untergang bringt. Das Blatt wendet sich überraschend, als eine junge Frau von den Toten aufersteht. Sie vertraut Aigonn an, dass in ihr eine alte, fremde Seele zurückgekehrt ist.
Denn sie erkennt, dass er ein Seher ist, der die Geister der Toten sieht und in ihren zurückgelassenen Erinnerungen lesen kann. Gemeinsam versuchen sie, Antworten zu finden: Warum ist sie zurückgekehrt? Was hat es mit den rätselhaften Selbstmorden auf sich, die zurzeit passieren? Und welche Rolle spielt der Schamane Rowilan, dem Aigonn die Schuld am Tod seiner Schwester gibt?
Die Spur, die sie finden, führt Aigonn weit in die Vergangenheit.
Und unbemerkt auch auf den Weg eines neuen Gottes, der seine Macht erst noch zeigen wird.
Der Roman spielt im 2. Jahrhundert v.Chr., einer Zeit, in der sich die keltische Kultur in Deutschland in einer letzten Hochphase befand, bevor sie sich allmählich zurückzog und die Stämme, die wir heute unter dem Begriff „Germanen“ zusammenfassen, in ihre Siedlungsräume vordrangen. Er ist der erste Teil einer Saga, die sich mit der Entstehung des Wodan-Glaubens befasst. Und natürlich sehen die Götter und Naturgeister dabei nicht einfach nur zu.

Zauberspiegel: Der Protagonist von „Anation“ ist der 19jährige Kelte Aigonn. Wie würden Sie ihn beschreiben? Ist er der ‚typische‘ Held mit oder ohne Ecken und Kanten?
Astrid Rauner: Aigonn ist kein typischer Held, das sollte er auch nie werden. Eigentlich ist er nur ein Schäfer, der wie die meisten jungen Männer seiner Zeit das Handwerk und den Hof seines Vaters übernommen hat. Einige Ereignisse in seiner Vergangenheit haben ihm jedoch gewissermaßen einen Stempel aufgedrückt, sodass er sich in der Gemeinschaft seines Dorfes ausgeschlossen fühlt.
Dabei entgeht ihm jedoch meistens, dass sein eigenes Verhalten diesen Zustand fördert. Eigentlich möchte er auch nur den Helden der alten Sagen nacheifern und dadurch Anerkennung gewinnen, scheitert aber immer wieder an sich selbst. Seine Situation wird dadurch nicht einfacher, dass er Fähigkeiten besitzt, die über die eines gewöhnlichen Menschen hinausgehen.
Die Geister der Wälder und Nebel sprechen zu ihm. Er kann Erinnerungen aus Orten lesen, die Menschen dort vor ihrem Tod zurückgelassen haben. Nur begreift er die Natur dieser Gabe nicht, da er von allen Bewohnern seines Dorfes dem Schamanen am meisten misstraut – und das nicht ohne Grund.

Zauberspiegel: Lhenia ist der weibliche Gegenpol zu Aigonn, die von den Toten wieder auferstanden ist. Welche Rolle spielt bzw. welche Aufgabe hat sie in  „ANATION“?
Astrid Rauner: Das mag der Leser selber herausfinden. Ich verrate nur so viel, dass ihr Erscheinen für die ganze Saga eine sehr bedeutende Rolle spielt – und das nicht nur, weil sie Aigonn dazu verhilft, seine ihm fast unbekannten Fähigkeiten zu verstehen.

Zauberspiegel: Steht schon fest, wann die Fortsetzung des Romans im Acabus Verlag erscheinen wird?
Astrid Rauner: Noch gibt es keinen offiziellen Termin. Die Leser können aber Ende 2012 ins Auge fassen.

Zauberspiegel: Können Sie den Lesern des Zauberspiegels schon etwas zum Inhalt verraten?
Astrid Rauner: Aigonn wird eine sehr weite Reise in Richtung Skandinavien unternehmen - auf den Spuren eines Schamanen, der vor vielen Jahren den Norden verlassen und bei den Stämmen in Aigonns Heimat ein neues Zuhause gefunden hat.
In der Zwischenzeit bringt jedoch ein Geheimnis, das eben dieser Schamane aus seiner alten Heimat mit zu den Kelten gebracht hat, Aigonns Stamm an den Rand des Untergangs. Eine Rolle spielt dabei eine alte Reliquie und natürlich Wodan, der nicht untätig bleibt.

Zauberspiegel: Was fasziniert Sie persönlich an der Geschichte der Kelten und Germanen sowie an Archäologie im Besonderen?
Astrid Rauner: Das ist eine Frage, die ich nicht in einem Satz beantworten kann. Ich bin damit groß geworden und beschäftigte mich seit meiner Kindheit damit. Die Faszination, die die Archäologie ausströmt, ist der Gedanke, Orten, die wir heute bereisen und begehen können und vielleicht selber ziemlich gut kennen, unzählige Geschichten zu entlocken. Dass wir Facetten von Zeitaltern kennen lernen, die unsere ganze Gesellschaft aufgebaut haben und unser heutiges Leben manchmal mehr prägen, als wir glauben.
Gerade die Kelten nehmen dabei für mich persönlich eine besondere Stellung ein. Sie waren eine der ersten Hochkulturen Deutschlands – und das ganz ohne schriftliche Aufzeichnungen oder große Marmortempel, wie wir sie von den Römern oder Griechen bestaunen können. Obwohl sie viele Ideen von den Völkern des Mittelmeerraumes übernommen haben, haben die Zeugnisse keltischer Besiedelung ihre ganz eigene Identität.
Mich selbst faszinieren auch andere geschichtliche Epochen in Mitteleuropa, die Eisenzeit nimmt dabei aber immer einen Sonderstatus ein. Warum kann ich selbst nicht genau beschreiben. Vielleicht, weil man in diesen Kulturen schon eine Ahnung dessen wiederfindet – oder wiederzufinden glaubt – was wir heute sind. Vertraut, aber doch völlig anders. Zumindest geht es mir so.

Zauberspiegel: Wie ich gelesen habe, haben sie 2007 den ersten Roman einer geplanten Fantasy-Saga beendet, der jedoch noch nicht veröffentlicht wurde. Können Sie uns etwas zum Inhalt des Romans und der Saga verraten?
Astrid Rauner: Der Roman läuft unter dem Arbeitstitel „Dhatreya“, liegt jedoch seit einigen Jahren auf Eis. Es handelt sich um eine klassische High-Fantasy-Geschichte in einer eigenen Welt, in der auch wieder alte Götter und das Motiv der Wiedergeburt eine entscheidende Rolle spielen. Jeder, der den dort lebenden Stämmen geboren wird, beherrscht eine Art von Magie, die sich grundsätzlich einem der vier Elemente zuordnen lässt, je nach Kultur jedoch schon seit Jahrhunderten in komplizierte Zauber oder magische Artefakte gefasst wird. Protagonist der Saga ist ein Dämon.
Die Dämonen werden von einem Volk, das Ähnlichkeiten zu den klassischen Tolkien-Elben aufweist, versklavt. Mein Protagonist wird zur Schlüsselfigur in ihrem Befreiungskampf, da er in einem früheren Leben in das Geheimnis einer Waffe eingeweiht war, die den Dämonen zu alter Macht verhelfen könnte. Nur wissen die Dämonen nicht, dass sie damit auch einem alten, vergessenen Feind den Weg bereiten, sein längst zerschlagen geglaubtes Werk zu vollenden.
Aufgeschrieben ist von dieser Saga nur der erste Band, die anderen existieren jedoch als detailliertes Konzept. Wann ich dazu kommen werde, sie aufzuschreiben, kann ich noch gar nicht sagen, da „Dhatreya“ einer gründlichen Überarbeitung bedarf, bevor ich den Roman wieder zur Veröffentlichung anbieten kann. Die Wodan-Saga um Aigonn hat momentan höhere Priorität.

Zauberspiegel: Vor „ANATION“ veröffentlichten Sie  einige Kurzgeschichten. Welche waren es und wovon handeln sie?
Astrid Rauner: Die erste von ihnen heißt „Wie ein Rauschen“ und war mein Beitrag zu einem lokalen Literaturwettbewerb für Jugendliche, der jedes Jahr von der Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG (OVAG) ausgeschrieben wird. Die Geschichte würde ich als „Gegenwartsliteratur“ einstufen – einem Genre, in das ich mich sehr selten begebe. Der Inhalt der Geschichte dreht sich um die Frage, wie viel wir wirklich erreichen können, wenn wir nur daran glauben, dass es möglich ist.
„Wiedergänger“ ist als Beitrag der Fantasy-Anthologie „Geschichten unter dem Weltenbaum“ im Verlag Torsten Low erschienen und handelt von einem Germanen, der mit seinem Bruder einen Wiedergänger verfolgt. Thema dieser Kurzgeschichte ist jedoch das Weltenende selbst, Ragnarök.
Gerade erschienen ist außerdem „Die Geister im Salz“ in der Anthologie „Berggeister“ des Mondwolf-Verlags, eine ganz eigene, phantastische Interpretation des berühmten „Mannes im Salz“ – eine im Salz der schon zu keltischer Zeit genutzten Bergstollen des österreichischen Hallstatt konservierte Leiche, die dort im 18. Jahrhundert gefunden wurde.

Zauberspiegel: Welche weiteren Romane – neben der Fortsetzung von „Anation“ - können die Fans und Leser in naher Zukunft von Ihnen erwarten?
Astrid Rauner: Nächstes Jahr im Sommer erscheint noch ein Roman über die Kelten aus meiner Feder – diesmal rein historisch über einen lokalen Fundort hier in Hessen, dem Glauberg. Er heißt „Der Berg der Kelten – Die Herrscher des Glaubergs“ und gibt eine Geschichte wieder, wie sie möglicherweise (!) hinter den deutschlandweit bekannten Grabfunden dieses Ortes stehen könnte.

Zauberspiegel: Frau Rauner, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Astrid Rauner: Ich habe zu danken!

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