... René Junge über den »Centerer«, schreiben und Gedankenkontrolle
: Damals war ich vierzehn Jahre alt und überzeugt, dass ich das sofort und mit Bravour hinkriegen würde
: Ich bin durch das Lesen zum Schreiben gekommen, könnte man sagen jedenfalls zum literarischen Schreiben. Eigentlich wollte ich damals Journalist werden und meine Aufsätze in der Schule waren alle bestens benotet. Dann habe ich allerdings Es von Stephen King in die Finger bekommen und da habe ich gedacht: SO müsste man schreiben können! Ich will auch Geschichten schreiben, die man nicht mehr aus der hand legen will, bis sie zu Ende sind.
: Ich bin Autodidakt. Kurse habe ich nie besucht, aber ich habe über Jahre jeden Schreibratgeber durchgeackert, den ich in die Finger bekommen konnte. Ich habe die empfohlenen Übungsaufgaben gemacht, habe mich im Internet in Autorenforen informiert und immer wieder Menschen gebeten, mir Feedback zu meinen Arbeiten zu geben. Ich hatte auch stets das Glück, Kritiker zu finden, die nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg hielten. Allein das hat mir schon viel gebracht. Natürlich habe ich auch andere Autoren analysiert und geschaut, wie sie bestimmte Schreibsituationen lösen.
: Es ist wirklich schwierig, zu sagen, woher die Ideen beim Schreiben konkret kommen. Das Thema Gedankenkontrolle, oder auch Telepathie, ist mir zum Beispiel erstmals untergekommen, als ich Berichte über den Wissenschaftler Rupert Sheldrake und seine Theorie von der morphischen Resonanz las. Ich muss dazu sagen, dass mich lediglich das Gedankenspiel fasziniert hat, was wäre, wenn Telepathie möglich wäre. Ich behaupte nicht, dass es sich dabei um ein reales Phänomen handelt. Schreiben lässt sich aber super darüber. Es ermöglicht einfach ungeheuer viele Möglichkeiten bei der Entwicklung der Story.
: Ich bin berufstätig, verheiratet, habe zwei Katzen und einen großen Freundeskreis. Ich schreibe also, wann immer ich es einrichten kann. Feste Zeiten und Orte wären ein Luxus, den ich gern hätte.
: PC und Laptop. Je nachdem, was gerade greifbar ist. Meine Handschrift kann ich selbst nach zwei Tagen nicht mehr lesen.
: Das kommt sicher vor, keine Frage. Das können Anekdoten sein, von denen ich höre, Formulierungen, die ich aufschnappe, oder auch Gedanken, die mich persönlich beschäftigen. Es ist aber nicht so, dass ich persönliche Erfahrungen durch das Schreiben zu verarbeiten versuche. Das wäre sicher anstrengend zu lesen und würde auch zu nichts führen. Schreiben ist für mich keine Therapie, sondern Unterhaltung des Publikums.
: Wie ich ja schon sagte, gibt es eigentlich nicht den einen Moment, in dem sich eine Story in ihrer vollen Blüte offenbart und ich dann bloß noch diesen Gedankenblitz umsetzen muss. Die Entstehung von Der Centerer war ein langer Prozess mit Höhen und Tiefen.
: Ich kann Geschichten nicht vorab bis ins Detail planen. Ich fange zunächst mit dem Schreiben an und lasse sich die Dinge eine Weile entwickeln. Wenn dann nach einiger Zeit genug Fleisch an der Story und an den Charaktären ist, beginne ich, mich mit dem Fortgang und dem Ziel der Geschichte zu befassen. Erst an diesem Punkt setzt bei mir die Planung ein. Ich schaue, wo ich gerade stehe und überlege mir dann, in welche Richtung sich das Ganze nun schlüssig weiter entwickeln lässt.
: Es ist ein ziemlich stilles Gefühl. Erwartet hatte ich einen inneren Jubelsturm, aber geworden ist es eine tiefe Zufriedenheit. Nicht das schlechteste Gefühl, wie ich finde.
: Ich habe immer schon sehr viel gelesen und je mehr man liest, desto öfter kommt es vor, dass man auch mal ein Buch erwischt, wo man denkt: Also das hätte ich anders gemacht. Manchmal war ich sogar sicher, dass ich das besser kann, also habe ich mir vorgenommen, es acuh zu tun.
: Ich habe Der Centerer ja im Self Publishing Verfahren und ohne Verlag veröffentlicht, obwohl ein Verlag bereits ernsthaftes Interesse bekundet hatte. Nun war es aber so, dass ich zuvor schon viele Monate vergeudet hatte, indem ich zuerst Agenten und dann Verlage angeschrieben hatte. Die Reaktionszeiten von Agenten und Verlagen sind allerdings extrem lang und als dann endlich ein Verlag angebissen hatte, war meine Geduld aufgebraucht. Ich hätte dort erst 2013 zum Zuge kommen können und so lange wollte ich mittlerweile einfach nicht mehr warten.
: Ich wollte vom ersten Wort an veröffentlichen. Für mich selbst habe ich früher Kurzgeschichte und Gedichte geschrieben. Einen Roman mit einem Umfang von weit mehr als 400 Seiten beginnt man aber nicht, um ihn anschließend in die Schublade zu legen.
: Teils, teils. Hauptsächlich entstehen die Namen durch phonetischen Experimentieren. Ich kombiniere Vornamen und Nachnamen so lange, bis ich einen gefunden habe, der einerseits gut klingt und andererseits zu dem Charakter passt, den ich vor meinem geistigen Auge habe. Das Ganze ist also ein sehr subjektiver Entscheidungsprozess.
: Bei weitem nicht. Ich arbeite als Verwaltungskraft bei einer technischen Betriebsführung für Windenergieanlagen.
: Bisher noch nicht. Der Beweis, dass ich etwas kann, das anderen nutzen könnte, steht ja noch aus.
: Ich definiere mich als Autor, das heißt, dass ich das Schreiben als das ansehe, was ich am besten kann. Ich würde sicher auch schreiben, wenn ich keine Möglichkeit hätte, etwas zu veröffentlichen, aber ich bin kein Arbeitstier, was das angeht. Es ist nicht so, dass mir der Schweiß ausbricht, wenn ich mal eine Woche nicht zum Schreiben komme, aber in Gedanken bin ich eigentlich ständig dabei, Storys zu entwickeln.
: Nein, eigentlich nicht. Wenn ich am PC sitze und kurz mal nicht weiter komme, höre ich eben auf und mache etwas anderes. Ich vertraue darauf, dass mein Unterbewusstsein schon eine Lösung finden wird, wenn ich meine bewusste Aufmerksamkeit von dem aktuellen Problem abwende. Das hat bisher immer sehr zuverlässig geklappt.
: Das Schreiben ist mein Hobby. Meine Freizeit verbringe ich allerdings auch gern mit Freunden, mit faulenzen, mit meinen Katzen und natürlich mit meiner Frau.
: Natürlich lese ich gern. Wer nicht liest, kann auch nicht schreiben, zumindest sollte es verboten werden. Es gibt viele Autoren, die ich für einzelne Werke schätze, aber ganz vorne liegt bei mir Stephen King. Einer der besten lebenden Erzähler, wie ich finde. Er wird vielfach als reiner Horror Schriftsteller abgetan, aber tatsächlich schreibt er geradezu literarisch allerdings auf eine spezielle Art.
: Tja, ich bin nicht so der Urlaubstyp. Fernweh ist mir relativ fremd. Im Sommer fahre ich aber für ein paar Tage mit meiner Frau nach Wien. Darauf freue ich mich schon sehr. Mallorca habe ich schon gesehen und auch Kalifornien. Definitiv beides Orte, die ich auch wieder besuchen würde.
: Ich möchte weiter schreiben und veröffentlichen, ganz klar. Mein Traum wäre es, eines Tages tatsächlich nur von meinen Veröffentlichungen leben zu können. Daran arbeite ich und da werde ich auch hinkommen. Allerdings gebe ich mir dafür auch ein paar Jahre Zeit. Man muss ja auch realistisch bleiben.