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...Harald Giersche über Begedia, Vampirgeschichten und Irmina Kowa

Harald Giersche... Harald Giersche ...
... über Begedia, Vampirgeschichten und Irmina Kowa

Kleinverlage haben in den letzten Jahren die Fantastik-Szene entscheidend mitbestimmt.

Wie funktioniert so ein Verlag? Was treibt den Verleger an?

Harald Giersche vom Begedia-Verlag gibt Antworten dazu.

 

Zauberspiegel: Lieber Harald Giersche, erst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit dem Zauberspiegel genommen hast. Seit wann bist Du in der Fantastik-Szene aktiv und was hast Du bislang so gemacht?
Harald Giersche: Aktiv bin ich seit Oktober 2008, als ich anfing, auf Kurzgeschichten.de KGs zu posten. Übrigens eine hervorragende Seite, um die Schreibqualität zu verbessern. Davor hatte ich zwar einige Storys verfasst, aber ans Veröffentlichen nicht gedacht. Als dann durch BoD das Bücherdrucken erschwinglich wurde, habe ich testweise einige alte Storys ausgegraben und drucken lassen. Dann packte mich der kleine Ehrgeiz, noch einige Ideen, die ich mit mir herumtrug, zu publizieren. Also sind es am Ende 4 BoD-Bücher geworden. Ab Band 2 allerdings waren bereits andere Autoren vertreten, die ich über kg.de kennengelernt hatte.

Zauberspiegel: Wie bist Du auf die Idee gekommen, einen eigenen Verlag zu gründen?
Harald Giersche: Das ist aus dem eben Beschriebenen erwachsen. Ich hatte die Szene kennengelernt, gesehen, was andere Kleinverlage so anstellen, und im Gespräch mit Uwe Post ist dann die Anthologie space rocks geboren worden. Und um weg vom Selfpublishing-Dunstkreis zu kommen und das Ganze auf ein besseres Fundament zu stellen, war die Verlagsgründung logisch. Tja, und mittlerweile komme ich kaum mehr zum Selberschreiben.

Zauberspiegel: Wofür steht Begedia? Aus Ideen geboren heißt es in der Verlagsbeschreibung, was steht dahinter?
Harald Giersche: Nichts weiter als genau das: Aus Ideen geboren. Wink

Zauberspiegel: Du hast auch selbst einige Titel verfasst, z. B. einen Beitrag für einen Sonderband von Rettungskreuzer Ikarus. Wie ist das Verhältnis zwischen dem Autoren Harald Giersche und dem Verleger Harald Giersche?
Harald Giersche: Ganz übel, wie ich oben schon sagte. Und es wird schlimmer. Aber ich habe noch nicht aufgegeben und finde immer noch Zeiten, wo ich meine Ideen weiter bearbeite.

Zauberspiegel: Wie steht es generell um die Autoren? Wirst Du als Verleger mit Manuskripten eingedeckt oder machst Du Dich eher selbst auf die Suche und sprichst zielgerichtet einzelne Autoren an?
Harald Giersche: Es ist erstaunlich, Begedia gibt es nur knapp ein Jahr, aber ich kann nicht so viele Manuskripte zum Buch machen, wie ich Angebote bekomme. Mit dem, was bei mir auf dem Schreibtisch liegt, kann ich bereits 2013 bestreiten.

Zauberspiegel: Haben etablierte Autoren bessere Chancen im Begedia-Verlag oder geht es in erster Linie um die jeweiligen Themen/Texte/Romane?
Harald Giersche: Es geht um die Romane. Etablierte Autoren haben bei mir sehr gute Chancen, natürlich. Aber wenn ich ein Manuskript bekomme, und es gefällt mir, dann kommt es in die Pipeline, egal, wer das verfasst hat. Eigentlich ist das Genre auch nicht wichtig.

Zauberspiegel: Warum möchtest Du keine Vampir-, Werwolf- oder Geschöpfe-der-Nacht-Romane veröffentlichen? Gibt es noch andere Themenkreise, die grundsätzlich nicht in Betracht kommen?
Harald Giersche: Das ist eine schwierige Sache: Am Anfang wollte ich nur SF und Phantastik machen. Aber es kommen auch andere Sachen rein, und wenn die gut sind, kann ich nicht nein sagen. Ich hatte in ein, zwei dieser Vampirdinger reingelesen und fand sie furchtbar. Nein, so was nicht. Auf der anderen Seite sind gerade diese Bücher ausgesprochen erfolgreich. Und da ein Verlag Business ist, weiß ich nicht, wie lange mein Standpunkt noch hält. Allerdings werde ich das nicht selber lektorieren (können), aber wenn ich jemanden finde, dem ich vertraue, der das prüft und durchsieht, kann es in Zukunft möglich sein. Außer den Genannten gibt es keine Einschränkungen.

Zauberspiegel: Zu den ersten Veröffentlichungen gehörten einige Anthologien mit bekannten Autoren wie Uwe Post und Achim Hiltrop. Wie wird es da weitergehen?
Harald Giersche: Wenn es nach mir geht, weiter so. Allerdings kann ich höchstens zwei Anthologien stemmen. Aber da ist was in der Mache …

Zauberspiegel: Bei einigen der jüngsten Veröffentlichungen scheint es sich um Auftaktbände für Zyklen oder Serien (Imperium Omertá, Armaggedon) zu handeln. Welchen Stellenwert werden Serien im Begedia-Verlag einnehmen?
Harald Giersche: Imperium Omertà wird ein Zwei- bis Drei-Bänder, keine Serie. Auch Armageddon ist als 12-Teiler geplant, nicht als immerwährende Serie. Aber ja, Reihen und Mehrbänder werden eine große Rolle spielen, weil die Leser sich gerne in ihnen bekannten Welten aufhalten.

Zauberspiegel: Dirk van den Boom hat kürzlich mal im Interview gesagt, dass die Autoren bei Rettungskreuzer Ikarus zuerst unentgeltlich geschrieben haben. Wie sieht es bei Begedia mit Honoraren aus?
Harald Giersche: Niemand schreibt umsonst für Begedia. Auch bei den Anthologien gibt es Honorare. KGs, die angenommen werden, werden mit 30 Euro vergütet, Erzählungen mit 60. Bei Romanen gibt es eine Einmalzahlung, die von der Startauflage abhängt und normalerweise 8% vom Nettoladenpreis.

Zauberspiegel: Lohnt es sich finanziell überhaupt, einen Kleinverlag zu führen? Oder ist das eher ein teures Hobby und Zusatzgeschäft?
Harald Giersche: Lohnt es sich, einen zu starten? Weiß ich nicht, das hängt natürlich sehr stark davon ab, ob sich das Zeug, das Du herausgibst, auch verkauft. In Exceltabellen schönrechnen kann man vieles. Ich betreibe das im Moment als Einzelprojekte. Jedes Buchprojekt wird minimal mit etwa 8-10% Rendite als Anlage geplant, das heißt, Erstauflage verkauft, egal, wie schnell, 10% Gewinn. Bis ich in den Bereich komme, dass sich aus Verkäufen neue Projekte finanzieren, mag noch einiges Wasser den Rhein runterfließen.

Zauberspiegel: Welche Ziele strebst Du mit dem Verlag an? Möchtest Du bestimmte Themen oder Formate etablieren?
Harald Giersche: Ich strebe auf jeden Fall den Punkt an, dass sich das Ding selber trägt. Dass ich kein Geld aus meinem Hauptberuf mehr in "Bücher machen" stecken muss. Etablieren würde ich gerne die eine oder andere Marke, sei es Autor oder Romanreihe. Das wäre wirklich wichtig.

Zauberspiegel: Wie sieht es mit Deinen eigenen Werken aus? Was dürfen wir in nächster Zeit erwarten?
Harald Giersche: Das Schweigen im Walde antwortet Dir (leider). Am wahrscheinlichsten ist momentan eine "Nähere Zukunft Utopie" die im Universum der "Holohunter" (fantastic episodes III) und "Die Reise" (Prototypen u. a. U.) angesiedelt ist. Eventuell wird es noch 2012 ein E-Book mit allen bisher geschriebenen KGs aus diesem Universum geben. Aber bevor ich das mache, muss ich noch an der Visualisierung arbeiten …

Zauberspiegel: Was hat es mit Irmina Kowa auf sich? Wird die Bezeichnung Weltraum-Krimi den Romanen gerecht? Kommen da weitere Fortsetzungen auf uns zu?
Harald Giersche: Ach, Irmina. Nein, als Weltraum-Krimi war das nicht geplant, aber wenn ich so darüber nachdenke … bisher habe ich mir dazu echt keine Gedanken gemacht. Dieses Universum trage ich schon sooo lange mit mir herum, es ist traurig. Es gab mal einen fast vollständigen (und übel geschriebenen) (Schubladen-)Roman, bei dem sie nur eine der Hauptfiguren war. Im Rahmen meiner ersten Schritte habe ich sie auserkoren, die Protagonistin einer Reihe von Abenteuern zu sein. Die Fortsetzung, aber diesmal eine etwas mehr heftromanlange Geschichte, ist bereits in Arbeit (30%). Ich mag die Figur, und es wird sicher noch weitere Geschichten um die "Agenta, im Auftrag Erdas" geben.

Zauberspiegel: Wo wird der Begedia-Verlag idealerweise in fünf Jahren stehen?
Harald Giersche: Fünf Jahre? Uuuh! Gut, idealerweise etwa da, wo Wurdack oder Atlantis heute sind (in etwa). Aber wenn sich dann das in einer der letzten Fragen Erhoffte eingestellt hat, nämlich, dass sich der Verlag selber trägt (und nebenher noch einen Gewinn abwirft), dann wäre das schon fein.

Zauberspiegel: Wir wünschen Dir viel Erfolg und freuen uns schon auf weitere interessante Bücher.

Harald Giersche, Jahrgang 1964, arbeitet hauptberuflich als selbstständiger IT-Berater. Er wohnt mit seiner Frau in Mülheim an der Ruhr. Selten ausgeübte Hobbys sind Geocachen und Boulen.

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