Die sechs Folgen von "NISMAN – Tod eines Staatsanwalts"
1. Tödliche Verstrickungen
Alberto Nisman, der als Staatsanwalt fast 15 Jahre im AMIA-Fall ermittelt hatte, starb überraschend 2015. Er wurde tot in seiner Wohnung in Buenos Aires aufgefunden, einen Tag, bevor er seinen brisanten Ermittlungsstand zu den Hintergründen des Attentats präsentieren wollte. Er hatte angekündigt, auch die amtierende Präsidentin Cristina Kirchner der Vertuschung anklagen zu wollen. Wie und warum musste Alberto Nisman sterben? Welche Rolle spielte die Präsidentin? Der Geheimdienst? Und was war das für ein Abkommen mit dem Iran?
2. Todesursache: Selbstmord?
Die Leiche von Alberto Nisman wurde nachts von seiner Mutter und seinen Bodyguards gefunden. Drei Stunden später traf die Staatsanwältin Viviana Fein am Tatort ein und begann mit ihrem Team die Spuren zu sichern. Die Nachricht von Nismans Tod versetzte Argentinien in Panik. Viviana Fein stand unter enormem Druck – für sie sprachen viele Indizien für Selbsmord.
Zugleich überschlugen sich die Verschwörungstheorien. 400.000 Menschen versammelten sich in strömendem Regen auf den Straßen, um Alberto Nisman zu gedenken.
Viviana Fein analysierte stoisch Fakten und Beweismittel – ohne zu einem befriedigenden Schluss zu kommen.
3. Im Netz der Geheimdienste
Nachdem der erste Prozess der AMIA-Ermittlungen mit einem Korruptionsskandal endete, begann 2004 ein erneutes Verfahren – mit Nisman als Sonderstaatsanwalt. Auf Wunsch des Präsidenten Néstor Kirchner bekam Nisman den schillernden Geheimdienst-Agenten Jaime Stiuso für seine Ermittlungen an die Seite gestellt. Stiuso und Nisman verfolgten eine Spur zur Hisbollah, die – vom Iran gesteuert – das AMIA-Attentat geplant haben soll. Mit Hilfe des FBI identifizierten sie einen libanesischen Mann, der sich beim AMIA-Anschlag als Märtyrer in die Luft gesprengt haben soll. Ende 2007 erwirkte Nisman, dass Interpol einen internationalen Haftbefehl gegen acht Iraner erließ. Doch war der Fall damit wirklich aufgeklärt?
4. Entscheidende fünf Tage
Alberto Nisman starb am Sonntag, 18. Januar 2015, genau einen Tag vor seiner Anhörung im Kongress, in der er seine Anklage gegen Cristina Kirchners Regierung öffentlich vortragen wollte. Die Anklage gegen Cristina Kirchner hatte Nisman vier Tage zuvor, am Mittwochmorgen, offiziell vor Gericht eingereicht. Noch am selben Abend lieferte er die Kurzversion seiner Anklage in einem Fernsehinterview – und versetzte sein Land in Hysterie. Doch die Kernthese seiner Anklage stand auf wackeligen Beinen: Nisman hatte keine handfesten Beweise für den Vorwurf der Konspiration von Cristina Kirchner und ihrem Außenminister mit dem Iran. Stattdessen stützte er sich auf Abhörtelefonate, die er vom Geheimdienst erhalten hatte.
In den folgenden Tagen führte Nisman viele Exklusiv-Interviews, bereitete seine Präsentation akribisch vor – und fragte am Samstagabend seinen IT-Techniker Diego Lagomarsino nach einer Waffe.
5. Neue Beweise
Knapp ein Jahr nach Nismans Tod wählte Argentinien einen neuen Präsidenten, den Konservativen Mauricio Macri. Diese Wahl bedeutete eine Richtungsänderung in der Aufarbeitung von Nismans Tod, der bis dahin offiziell als Selbstmord gehandelt wurde. Die Ereignisse überschlugen sich: Marci versprach Nismans Töchtern, von nun an mit geballter Kraft den wahren Todesumständen ihres Vaters auf den Grund zu gehen. Zugleich ging Nismans Ex-Frau mit ihren Anwälten und Kriminologen in Revision. War es doch ein Mord? Im Fokus der Mordtheorie ist Diego Lagomarsino, mit dessen Waffe Nisman sich erschossen hatte. Im September 2016 wurde der Fall Nisman an das Bundesgericht übergeben, das den Fall komplett neu bewertete. Es kam zu Anklagen und Suspendierungen.
Auch bei der Aufarbeitung des AMIA-Attentates gerieten Ex-Präsidentin Cristina Kirchner und Mitglieder ihres ehemaligen Kabinetts in den Fokus der Justiz.
6. Die Macht der Lügen
Im Zuge von Präsident Macris Versprechen, die Fälle AMIA und Nisman endlich restlos aufzuklären, wurde auch Nismans ursprüngliche Anklageschrift gegen Cristina Kirchner erneut untersucht. Es stellten sich einige Ungereimtheiten heraus. Zum Beispiel war der vermeintliche Geheimdienst-Agent Allan Bogado, den Nisman als Hauptquelle seiner Informationen für seine Theorien nennt, offenbar gar nicht beim Geheimdienst angestellt. Hat Jaime Stiuso – Nismans langjähriger Ermittlungspartner und Urgestein des argentinischen Geheimdienstes – den Staatsanwalt bewusst im Unklaren gelassen?
Wer hat wen hinters Licht geführt, und wer ist überhaupt an einer Aufklärung interessiert? Fraglich, ob beide Fälle – das AMIA-Attentat und der Tod Nismans – jemals final aufgeklärt werden können.