Seeungeheuer auf Landgang - »Luca«
Seeungeheuer auf Landgang
»Luca«
Anfängliche Bedenken, dass die Übernahme der Pixar Animation Studios von Disney zu einem Rückgang der Kreativität oder der Unangepasstheit des Studios führen könnte, haben sich nicht bewahrheitet. Jahr für Jahr bringt Pixar einen bis zwei neue Langfilme heraus, die sich mit überaus komplexen Themen beschäftigen, die zur Zeit der großen Disney-Zeichentrickfilme nicht mal ansatzweise aufgegriffen wurden. „Alles steht Kopf“ (2015) visualisierte die unterschiedlichen Emotionen im Kopf eines jungen Mädchens, das mit einem Wohnortwechsel zurechtkommen muss. „Coco – Lebendiger als das Leben“ (2017) spielt nicht nur am Tag der Toten, sondern thematisiert das Sterben und das Jenseits auch auf gleichermaßen ernste wie unterhaltsame Weise. Auch „Onward: Keine halben Sachen“ (2020) und „Soul“ (2020) hatten zuletzt starke Bezüge zum Tod und dem Verlust von Menschen. Pixars neuester Streich „Luca“, der Corona-bedingt seine deutsche Premiere auf Disney+ feierte und nicht im Kino ausgewertet wurde, schlägt mal wieder einen anderen Weg ein und erzählt in bunten Bildern eine liebenswerte Freundschaftsgeschichte mit fantastischem Einschlag, und ist somit wieder deutlich familientauglicher als die vorangegangenen philosophisch angehauchten Filme des Studios.
Luca Paguro (in der deutschen Fassung gesprochen von Francisco Palma Galisch) ist ein junges Seeungeheuer, das mit seiner Familie friedlich vor der Küste des italienischen Dorfes Portorosso lebt. Von seinen Eltern (Ranja Bonalana und Michael Iwannek) hat Luca eingebläut bekommen, nicht an Land zu gehen, weil er sich dort in einen Menschen verwandelt und in großer Gefahr ist. Als Luca aber den gleichaltrigen Alberto Scorfano (Oskar Hansch) kennenlernt, der auf einer kleinen Insel an Land lebt, obwohl auch er ein Seeungeheuer ist, beginnt für die beiden ein aufregender und ereignisreicher Sommer. Gemeinsam unternehmen die beiden einen Ausflug ins Dorf, wo sie die Bekanntschaft mit der Außenseiterin Giulia Marcovaldo (Marie Düe) machen. Die möchte unbedingt den Portorosso-Cup gewinnen, bei dem man um die Wette schwimmen, essen und Rad fahren muss. Weil die beiden Freunde sich nichts sehnlicher wünschen, als sich eine Vespa zu kaufen, die sie vom Preisgeld bezahlen könnten, nehmen sie gemeinsam mit Giulia an dem Wettbewerb teil. Da das ganze Dorf aber aus erbitterten Seeungeheuer-Gegnern besteht, die bereits seit Jahrzehnten Jagd auf diese machen, ist für Luca und Alberto äußerste Vorsicht geboten, zumal sie sich beim kleinsten Tropfen Wasser wieder in ihr wahres Selbst zurückverwandeln…
Schon mit Hilfe seiner kräftigen sommerlichen Farben verbreitet „Luca“ im Handumdrehen relaxte Urlaubsstimmung. Angesiedelt im Italien der 1950er Jahre, entspinnt sich bald eine liebenswerte Außenseitergeschichte, die eine Lobeshymne auf die Freundschaft und auf die eigene Individualität anstimmt. Als erwachsener Zuschauer kann man hier eine Menge Tiefgang hineininterpretieren, den Kinder kaum bemerken dürften, weil sie vermutlich im Handumdrehen von der abenteuerlichen Geschichte und den skurrilen Figuren in ihren Bann gezogen werden. So kommen hier mal wieder alle Altersklassen auf ihre Kosten, ohne überfordert zu werden. Ein turbulenter Spaß, der für gute Laune sorgt. Die DVD-Erstveröffentlichung, die am 9. September 2021 erschienen ist, bietet natürlich ein exzellentes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1), der Ton (Deutsch, Englisch, Tschechisch und Polnisch jeweils in Dolby Digital 5.1, optional mit Untertiteln in diesen Sprachen [Englisch für Hörgeschädigte]) ist dem Medium ebenfalls angemessen. Bonusmaterial ist allerdings keines vorhanden, das hat man nur der BluRay-Veröffentlichung spendiert.
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