McGee, James: Ratcatcher
Ratcatcher
Als auf einer Straße nach London eine Kutsche überfallen wird und zwei Menschen ums Leben kommen, sind Hawkwoods Talente gefragt. Doch was zunächst wie ein Routineauftrag aussieht die Mörder stellen und die gestohlenen Besitztümer sicherstellen entpuppt sich bald als Mission, die über das Wohl und Wehe des Empires entscheiden könnte. Es scheint, als sei den Dieben etwas in die Hände gefallen, das den Kriegsverlauf gegen die französischen Truppen entscheidend beeinflussen könnte.
Die Zeit drängt und Hawkwood muss sich einem hochintelligenten, erfinderischen Feind mit allzu finsteren Plänen stellen ...
Ein packender Mix aus Krimi und Spionagethriller, lebendige Charaktere und ein Schuss Romantik der britische Autor James McGee weiß, wie man Geschichtsunterricht spannend verpackt! »Ratcatcher« ist ein äußerst unterhaltsamer historischer Kriminalroman, der von der ersten bis zur letzten Seite zu überzeugen kann.
Im Zentrum von »Ratcatcher« stehen zwei Protagonisten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen wäre da Matthew Hawkwood, dessen Wesen und Eigenarten von McGee vortrefflich eingefangen wurden. Zugegeben, ein besonders ausgefallener Charakter ist es nicht, der dem Leser hier präsentiert wird. Hawkwood ist der typisch markante Held, den man in einem düsteren historischen Kriminalroman unwillkürlich erwartet: attraktiv, selbstbewusst, dominant und mitunter mehr als nur ein wenig verwegen. Allerdings ist die Figur erstklassig gezeichnet, sehr sympathisch und fügt sich wunderbar in die Romanhandlung ein, weshalb die etwas stereotype Darstellung im Nu vergessen ist.
Der andere Hauptdarsteller ist London, der Schauplatz des Geschehens. Man muss es McGee hoch anrechnen, wie gekonnt er die düsteren Seiten der vor Leben berstenden Großstadt in Szene setzt. Der Brite zeichnet ein atmosphärisches, lebendiges Bild eines Molochs, in dem Armut und Reichtum nur wenige Meter voneinander entfernt sind. Das London des frühen 19. Jahrhunderts erwacht vor den Augen des Lesers förmlich zum Leben und fasziniert ihn beinahe mehr noch als die Story des Romans.
Apropos Story. Vor lauter Begeisterung für die Protagonisten sollte man die Handlung von »Ratcatcher« nicht vergessen. McGee hat sich eine intelligente Mischung aus Krimi, Thriller und Spionageabenteuer einfallen lassen, die den Leser dank überraschender Enthüllungen und unerwarteter Wendungen durchweg fesselt. Gewürzt ist das ganze mit einer guten Portion dramatischer und mitunter auch actionreicher Einlagen, die dem Handlungsmix den letzten Schliff geben.
Wirklich etwas zu bemängeln gibt es an »Ratcatcher« nicht. Der Roman bietet kurzweilige Unterhaltung für alle, die Geschichten düster und die Protagonisten stark und unverblümt mögen. Kurzum: Der Roman hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt.
»Ratcatcher« ist ein Buch, das allen Freunden historischer Krimis viel Freude bereiten wird. Eingängig geschrieben und spannend umgesetzt ist das Werk genau das Richtige für einige Stunden besten Lesevergnügens. Doch nicht nur Fans historischer Romane sollten dem Buch einen Blick gönnen. Auch Leser phantastischer Literatur, allen voran Anhänger des Steampunk-Genres, dürften McGees Buch eine Menge abgewinnen. Auf phantastische Elemente muss man zwar verzichten, die dichte Atmosphäre und die überzeugenden Charaktere machen das aber mühelos wett.
Zwei abschließende Anmerkungen: »Ratcatcher« ist bereits vor zwei Jahren unter dem Titel »Der Rattenfänger« in deutscher Übersetzung bei Heyne erschienen; insofern können auch Leser, die des Englischen nicht mächtig sind, in den Genuss der Story kommen.
Zudem stellt »Ratcatcher« den Auftakt zu einer Reihe von Romanen um den Runner Matthew Hawkwood dar. Fans sind sich weitestgehend einig, dass Band zwei seinen Vorgänger deutlich übertrifft. Wenn dem so ist, erwartet mich demnächst wohl ein erstklassiges Abenteuer!