Esser, Jost - Stadtgeschichten Homberg/Efze
Stadtgeschichten Homberg/Efze
Das ist der Stoff aus dem Aufsätze gemacht werden...
Diese inszenierte Lesung mit Martin Heckmann, Annette Gunkel und dem Sieger des Castings für die Stimme Hombergs Michael Barayambara ist sehr gelungen. Martin Heckmann liest den Erzähler und den Erfinder. Diesen Teil der Aufnahmen haben wir besucht. Annette Gunkel und Michael Barayambara wurden später aufgenommen. Davon ist aber nichts zu spüren. Thomas Körber hat seinen Job wunderbar erledigt.
Das ganze ist von Jost Esser schwungvoll geschrieben und von den Sprechern, inklusive der jungen Stimme Hombergs toll umgesetzt. So macht Geschichte Spaß.
Die Ausstattung umfasst eine kurze Vorstellung der Sprecher und des Autors, wobei Michael Heckmann der Ehrenplatz auf der Rückseite des Covers gewidmet wurde, während Autor und die beiden anderen Sprecher im Booklet vorgestellt werden.
Ich kann diese inszenierte Lesung nur empfehlen. Es macht Spaß in die Geschichte Hombergs einzutauchen.
Bettina schreibt noch was zum Cover, denn die Fotos entstammen ihrem Archiv:
Manche Dinge haben eine größere Geschichte als man es auf den ersten Blick vermuten möchte, so auch dieses Cover. Vorsicht, es kann sein, dass es dem einen oder anderen etwas rührselig vorkommt ...
Eines Morgens saßen Sven Schreivogel, Horst und ich beim Frühstück bei uns in der Wohnung und "quatschten" über verschiedene Dinge - unter anderem erzählte uns Sven über seine Pläne zum Homberg-Geschichten-Projekt.
Beim Wort Homberg/Efze zucke ich jedes Mal zusammen, denn mit diesem Ort verbindet mich eine besondere Geschichte. Die Familie eines mir unglaublich wichtigen Menschen, der leider 2006 gestorben ist, stammte aus Homberg. Seine Mutter hatte sich lange Jahre mit Ahnenforschung beschäftigt, ich hatte mit großer Begeisterung in ihrem Archiv gestöbert und es für meine eigene Forschung genutzt. Nach Axels Tod 2006 wußte ich nicht, was ich mit den Dingen anfangen sollte. Sie waren mir zu wichtig, um sie weg zu werfen, behalten konnte ich sie auch nicht wirklich, denn bei jedem Umgang damit brach großer Schmerz wieder auf. Deshalb hatte ich sie auch weit hinten in meinem Arbeitszimmer vergraben und wartete auf den Moment, an dem ich dazu in der Lage sein würde eine Entscheidung zu treffen und sie einem Archiv zu übergeben.
Als Sven davon erzählte, dass sie Bilder von Homberg und der Schwälmer Tracht suchen würden um daraus das Cover zu gestalten, wurde mir klar, warum ich diese Dinge noch hatte. Beim Durchsuchen der Fotoalben rann nicht nur eine Träne.
Aber ich fand was ich im Sinn hatte: Das alte Schwarz-Weiß-Foto der Kinder, die vor der Kulisse der Stadt Homberg auf der Gasse saßen (sie sind in der Mitte leicht links zu finden), stellt einen Teil der Familie dar, die in einem der Häuser dahinter lebte. Über der Szene erhebt sich die Homberger Stadtkirche, rechts ein Haus, davor ein alter Bauernwagen.
Hinter den Kindern stehen typische Homberger Häuser in einer geordneten Reihe entlang der alten Wasserrinne. Das Studio Satzwerk in Göttingen kombinierte dieses Foto mit einem Foto aus den 60-er Jahren, das genau die gleiche Straße zeigt, dieses Mal mit Autos und einigen Jugendlichen in Jeans und T-Shirt. die Straße hat sich verändert, die Wasserrinne ist nicht mehr zu sehen, dafür sind die Häuser jetzt "in Farbe".
Ich fand diese Idee ungewöhnlich und erst beim zweiten Hinsehen erschloss sich für mich der Hintergrund. Dieses Bild dokumentiert die Tatsache der Veränderung einer Welt.
Eingefasst wird das Bild von einem grau-bräunlichen runden Rahmen, der ein Zifferblatt darstellen soll.
Leider ergab sich nicht die Möglichkeit noch mehr Bilder vom "alten Homberg" in das Booklet aufzunehmen.
So ist dieses Cover mehr als man auf den ersten Blick vermutet und etwas, das mir sehr viel bedeutet: Eine Hommage an eine alte Homberger Familie, die schon lange nicht mehr in Homberg lebt. Die Kinder der Forscherin sind über die ganze Welt verteilt, einer lebt in den USA nach einem sehr schweren Schlaganfall in einem Pflegeheim, eine Tochter lebt in Österreich ... und einer lebt nicht mehr ... die Geschichte geht weiter.
Kommentare