HOLOCAUST - Die Geschichte der Familie Weiss
Holocaust - Die Geschichte der Familie Weiss
Die willenstarke Mutter will in Berlin bleiben, der Arzt Dr. Weis glaubt auch, man brauche ihn. Nur der Sohn Rudi wagt eine abenteuerliche und gefährliche Flucht.
Kein Film hat in den 70er Jahren für mehr Diskussionen gesorgt als "Holocuast". Der Judenmord als Seifenoper - durfte man das machen?
Schonungslos hat der Film alle Facetten der Judenvernichtung durch die Nazis aufgezeigt. In die Kritik geraten ist die Brutalität mit der man den Menschen die Grausamkeiten des dritten Reiches in die Wohnstuben brachte. Auch der triviale Faktor wurde bemängelt. Zu amerikanisch sei das Ganze umgesetzt wurden, nur um die Produktion Publikumstauglich zumachen.
Bezweifelt wurde auch die Anhäufigung von allen möglichen Nazi-Untaten und historischen Ereignissen in einer Familie. So fällt die Tochter Anna der Euthanaise zum Opfer, Mutter Weiss kommt in der Gaskammer um, Karl wird zu Tode gefoltert. Der Onkel erlebt den Aufstand im Warschauer Ghetto mit und Rudi sieht das Massaker von Babi Yar mit an.
Aber dennoch war man sich damals einig, das "Holocaust" das erschütternste Dokument ist, welches die furchtbare Barbarei der Nazis von 1935 bis 1945 deutlich macht.
Dabei wird auch beschrieben, wie die andere Seite, also die Täter, zu diesen Taten befähigt wurden. Geschildert wird das an der fiktiven Figur Erik Dorf, einem Juristen, der aufgrund von Arbeitslosigkeit ins Abseits abzudriften droht. Er bekommt die Chance von Himmler und steigt zum Sturmbandführer auf. Die Karriere steht vor aller Vernunft und Menschlichkeit. Seine eigene Frau (selbst ehrgeizig und nur dem Wohl ihrer eigenen Familie gesonnen) trägt dazu bei, das Dorf in keinster Weise von seiner Linie abweicht. Bis zum Ende rechtfertigt er das Nazi-Regime. Holocaust ist mitreießnder als jede Dokumentation, weil man Anteil nimmt am Schicksal der Figuren. Und auch wenn einiges oberflächlich bleibt, so hinterlässt der Film nach insgesamt fast 7 Stunden einen nachhaltigen Eindruck.
In der deutschen Fassung des Films fehlt bis heute die siebenminütige Schlußszene, in der Rudi Weiss an der Staatsgründung Israels mitwirkt und somit einen hoffnungsvollen Ausblick abgibt. Durch das apruppte Ende der deutschen Fassung bleibt das Schicksal des Vaters Josef Weiss ungeklärt. Auch Inga Weiss taucht zum Ende des Films nicht mehr in der Handlung auf. Man kann aber davon ausgehen, dass sie den Krieg überlebt hat.
"Die Geschichte der Familie Weiss" ist eine Aufarbeitung wie man sie nie wieder gesehen hat, die aber zu weiteren Verfilmungen des Themas geführt hat. So unvorstellbar das dargestellte Grauen auch ist, genauso ernüchternt ist es. Der Mensch ist fähig zur Bestie zu werden, wenn es ein Gesetz gibt, welches alles legitimiert. Und wenn der persönliche Vorteil dabei eine Rolle spielt. Das belegt die Figur Erik Dorf im Film. Der Stärkere, der sich der Macht anpasst wird Vorteile haben, der Schwächere geht unter. Der Naziterror ist nur eine von vielen Geschichten über Barbarei und Völkermord in der Menschheitsgeschichte. Eine Geschichte, die wohl leider nie enden wird, solange es Menschen gibt.
Meryl Streep erhielt für Ihre Rolle einen Emmy Award und wurde durch die Miniserie zum Star. Neben hier gab es sieben weitere Emmys. Der WDR wurde für die Ausstrahlung mit dem deutschen Kritikerpreis geehrt.
Nach der Ausstrahlung in Deutschland entbrannte die Diskussion und die Darsteller mussten sich gar rechtfertigen in dem Film mitgewirkt zu haben. So auch der österreicherische Schauspieler Werner Kreindl. Er wurde von dem Gemüsehändler seines Vertrauens nicht mehr so zuvorkommend bedient, wie sonst. Warum er nur eine solch negative Rolle spielen konnte, wurde er gefragt.
Gedreht wurde in Deutschland und Österreich . Das KZ Mauthausen in Österreich bildete beispielsweise die Kulisse des KZ Auschwitz-Birkenau, obwohl die beiden Lager in ihrem Grundriss wenig gemein haben. Die Szene in Hadamar allerdings entstand am Originalschauplatz.
Die DVD selbst bietet eine brilliante Bildqualität. Für den Ton liefert ein Verstärker (z.B. Hifi-Anlage) die optimale Qualität. Die erste Folge ist von der Bildbrillianz jedoch etwas schwächer als die Teile 2-4.
Die DVD-Box ist eine Augenweide. Wunderschön ist die Aufmachung mit Szenenbildern der Serie im Innern. Jede der vier DVD´s ist in dem stabilen Hochglanzschuber getrennt eingelassen und durch Reiter getrennt, die jeweils auch mit Informationen zu der jeweiligen Folge aufwarten.
Bonusmaterial findet man jedoch auf den DVD´s nicht.
Ein Stück Fernsehgeschichte, dass in jedes Heimarchiv gehört.
Ein Stück Fernsehgeschichte, dass in jedes Heimarchiv gehört.
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