Tobruk

TobrukTobruk
mit Jan Meduna, Petr Vanek, Robert Nebrensky, Michal Novotny, Martin Nahalka, Matus Kratky, Krystof Rimsky, Petr Lnenicka, Andrej Polak, Petr Stach, Radim Fiala, Matej Hadek, Karel Klinovsky, Petr Halberstadt, Petr Vrsek
Regie: Vaclav Marhoul
Drehbuch: Vaclav Marhoul / Stephen Crane
Kamera: Vladimir Smutny
Musik: Sussan Deyhim / Richard Horowitz
FSK 16
Slowakei / Tschechische Republik / 2008

1941 Jiri Posichal ist 18 Jahre jung und steckt voller naiver Ideen über Heldentum und Tapferkeit, als er sich freiwillig als Soldat meldet. Im Ausbildungslager in Ägypten bekommt er vor allem Hitze, Staub und schlechtes Essen. Unter den Soldaten entstehen Spannungen und Konflikte, aber auch Kameradschaft, sogar Freundschaft. Dann kommt der Marschbefehl. Jiris Bataillon soll die alliierten Truppen bei der Verteidigung der Hafenstadt Tobruk verstärken. In den glutheißen, staubigen Schützengräben in der libyschen Wüste, dem feindlichen Artilleriefeuer ausgeliefert, wird Überleben zur Glückssache und Jiri erlebt, wie schmal die Linie zwischen Heldenmut und Feigheit sein kann ...

Es gibt Kriegsfilme, die in erster Linie durch einen sehr hohen Actionanteil und jede Menge bildgewaltige Schlachten überzeugen und den Zuschauer faszinieren. Und dann gibt es Filme wie Tobruk, die zwar auch durchaus sehenswerte Action-Passagen beinhalten, die aber durch eine eher bedächtige Erzählweise eine so hohe Intensität entfachen, das man als Zuschauer die ganze Zeit über eine gewisse Beklemmung verspürt, die man beim besten Willen nicht ablegen kann. Und so besticht auch dieses Werk von Vaclav Marhoul hauptsächlich durch seine imponierenden Bilder und starken Charaktere, die der Geschichte unweigerlich ihren Stempel aufdrücken. Schon in den ersten Szenen des Films wird eine Richtung vorgegeben, die an Trostlosigkeit und Tristesse schwerlich zu überbieten ist, denn befindet man sich doch gleich in einem Ausbildungslager für die jungen tschechischen Rekruten, das sich mitten in der weiten Einöde der Wüste befindet, in der sie auf den bevorstehenden kampf gegen die nazis auf den Ernstfall vorbereitet werden sollen.

Die vollkommen trostlose Umgebung schlägt selbst dem Betrachter erheblich auf das Gemüt und man kann sich recht schnell vorstellen, wie sich die jungen Soldaten fühlen müssen, die nichts anderes zu sehen bekommen als Sand, soweit das Auge reicht. So weicht dann auch äusserst schnell die anfängliche Euphorie über die Tatsache, das man für sein vaterland in den Krieg ziehen darf, der absoluten Ernüchterung und man quält sich eher durch die harte Vorbereitung, die einem hier zuteil wird. Das die Rekruten zudem noch von einem scheinbar sadistisch veranlagten Corporal befehligt werden trägt nicht gerade dazu bei, die Stimmung in irgendeiner Weise anzuheben. Beschäftigt sich die erste halbe Stunde der Geschichte recht ausführlich mit der Ausbildung der Soldaten, so geht es danach an den Einsatzort der Einheit der sich in Lybien, nahe der kleinen Stadt Tobruk befindet, wo man sich den Angriffen der scheinbar zahlenmäßig weit überlegenen Nazis erwehren muss.

Hier kommt man jetzt zum meiner Meinung nach stärksten Zeil der Geschichte, denn legt man doch in dieser Phase des Films sehr viel Wert auf eine äusserst authentische Darstellung der Geschehnisse, was sich vor allem im Verhalten der jungen Rekruten äussert. Werden diese trotz aller Überlegenheit des Gegners in den meisten Kriegsfilmen als patriotische Helden dargestellt, so werden in diesem Fall auch ganz nachvollziehbare Verhaltensweisen gezeigt, die insbesondere menschliche Schwächen zeigen. So begeht beispielsweise Private Pospichal regelrecht Fahnenflucht, nachdem die tschechischen Stellungen einem gewaltigen Artillerie-Beschuss ausgesetzt waren. nachdem er etliche Kameraden hat fallen sehen, überkommt ihn die nackte Angst und nichts ist mehr zu sehen vom Stolz eines Soldaten, der für sein Vaterland kämpft. Pospichal, der gerade einmal 18 jahre alt ist, wird vom puren und absolut nachvollziehbaren Überlebenswillen erfasst, verlässt seine Stellung und ergreift die Flucht.

Später von einem verwundeten-Transport eingesammelt, wird er zu seiner Einheit zurückgebracht und muss überrascht feststellen, das doch einige Kameraden den Angriff überlebt haben. An dieser Stelle zeigt sich jetzt sehr eindrucksvoll, wie sehr der Krieg einen Menschen in kürzester Zeit verändern kann, denn aus den zuvor eher lustigen und unbeschwerten jungen Männern sind eiskalte und anscheinend gefühlsarme Killermaschinen geworden, die nur noch Rücksicht auf sich selbst nehmen. Die Schrecken des Krieges haben hier sehr tiefe Narben hinterlassen und in kürzester Zeit aus Jungen Männer gemacht, nur das die Entwicklung viel schneller war als in einem normalen Reifeprozess. Das ganze Szenario ist von einer unglaublichen Intensität ummantelt und sorgt phasenweise dafür, das dem Zuschauer kalte Schauer über den Rücjen jagen, was in allersrster Linie den hervorragenden Darstellern zu verdanken ist. Zwei Personen ragen dabei aus der insgesamt erstklassigen Darsteller-Riege heraus, ist da einerseits Jan Meduna, der in der Rolle des Jiri Pospichal einen nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlässt, indem er der von ihm gespielten Figur ein immenses Maß an Authenzität und Glaubwürdigkeit verleiht, so steht auf der anderen Seite Rovert Nebrensky, der den von allen gehassten Corporal sehr überzeugend darstellt.

Und gerade diese beiden vollkommen unterschiedlichen Charaktere stehen in den letzten Minuten der Geschichte im Focus der Ereignisse, die eine Tragik in den Film einflißen lassen, die manch einem eventuell sogar so manche Träbne in die Augen treibt. So bedrückend schon der ganze Film auf einen gewirkt hat, der Schlusspunkt dieser imposanten und berührenden Geschichte setzt dem Ganzen noch einmal die Krone auf und lässt einen sehr nachdenklich zurück, so das man das gesehene erst einmal in aller Ruhe verdauen und verkraften muss.


Fazit: Es müssen nicht immer die mit Action vollgepackten Kriegsfilme sein, die einen äusserst nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlassen. Manchmal sind es gerade die etwas ruhigeren, dafür aber umso intensiveren Geschichte, die einem einen Kloß im hals bescheren. "Tobruk" ist definitiv ein solches Werk, das von der ersten Minute an ein extremes Bild von Trostlosigkeit und Tristesse zeichnet, das sich ganz automatisch auf den Zuschauer überträgt. Grandiose Darsteller verleihen den von ihnen dargestellten Figuren eine Seele und sehr viel Menschlichkeit, was die geschehnisse umso stärker wirken lässt. Alles zusammengenommen handelt es sich hier um einen Film, den man unbedingt gesehen haben sollte und man kann eine uneingeschränkte Empfehlung für dieses Werk aussprechen.


Die DVD
Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Tschechisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 98 Minuten
Extras: Originaltrailer, Trailershow

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