Donald, Angus: Holy Warrior

Angus Donald - Holy WarriorHoly Warrior
Von Angus Donald
500 Seiten, ca. 8,00 €
ISBN: 978-0-7515-4209-7
Erschienen: 2010 (GB)
Sphere Taschenbuch


(Buch in englischer Sprache)

»Holy Warrior« ist der zweite Teil der Robin Hood-Interpretation es britischen Journalisten und Autors Angus Donald und somit die Fortsetzung des Romans »Outlaw«, der in Deutschland unter dem Titel »Der Barde« bei Knaur erschienen ist. Donald schildert die Geschichte des legendären Gesetzlosen aus der Sicht seines Begleiters Alan Dale, der sich am Ende seines Lebens an die Zeit, die er an der Seite Robins verbracht hat, zurückerinnert. »Holy Warrior« schließt sich nahtlos an die Geschehnisse des Vorgängerromans an; dessen Lektüre vorab ist daher in jedem Falle empfehlenswert. Im zweiten Teil der Saga schildert Donald die Erlebnisse von Hood und seinen Getreuen im Heiligen Land bzw. auf dem Weg dorthin. König Richard Löwenherz begibt sich auf einen Kreuzzug, um Jerusalem aus der Hand der Sarazenen zurückzuerobern, und Robin ist einer von Dutzenden Rittern und Edelleuten, die ihn dabei begleiten.


Der Zug ins Heilige Land wird für Alan Dale zur Belastungsprobe. Nicht genug, dass die Reise selbst ausgesprochen anstrengend und riskant ist und an ihrem Ende ein gewaltiges feindliches Heer auf die Kreuzfahrer wartet. Ohne eigenes Verschulden gerät Alan in dunkle Intrigen, macht sich mächtige Feinde und muss verhindern, dass ein Attentäter in den eigenen Reihen Robin umbringt. Doch ist Hood es überhaupt wert, gerettet zu werden? Je länger Alan an seiner Seite weilt, umso mehr erkennt er nämlich die dunkle Seite seines Lehnsherrn …

Die Robin Hood-Saga von Donald ist nichts für Freunde der romantischen Versionen des Heldenepos, in denen Robin als charmantes und gerissenes Schlitzohr dargestellt wird, als ehrenvoller Dieb, der sich selbstlos für die Armen und Schwachen einsetzt. Donalds Hood ist ein zwar charismatischer und zeitweilig sehr großzügiger, allerdings auch durchtriebener und oftmals kalt berechnender Charakter, der bereit ist, über Leichen zu gehen, um seine Ziele zu erreichen. Mit dem strahlenden Helden diverser anderer Romane und Verfilmungen hat dieser Robin nichts gemein.

Geniale, menschliche Darstellung einer verklärten Figur oder eigenwillige Betrachtungsweise eines Autors, der schlichtweg nicht mit echten Heldenfiguren umzugehen vermag? An dieser Frage dürften sich die Geister scheiden. Die düstere Darstellung Robins ist in jedem Falle gewöhnungsbedürftig, entspricht sie doch so gar nicht dem Bild, das man sich im Allgemeinen von dem Outlaw macht. Ich selbst finde es zwar schön, dass Hood hier fernab der üblichen Klischees gezeigt wird, als echter Mensch eben, mit Fehlern und Schwächen. Ein klein wenig mehr „Heldenglanz“ hätte Donald ihm und seinen Getreuen, die nicht minder „fehlbar“ beschrieben werden, aber durchaus zugestehen können.

Ist man nicht bereit, sich auf eine dunkle Interpretation der Robin Hood-Saga einzulassen, sollte man die Bücher von Donald besser nicht zur Hand nehmen. Kann man aber mit der Entglorifizierung Hoods leben, dann gilt: Unbedingt lesen!!!

Abgesehen von der mir zu negativ geratenen Darstellung Robins hat mich »Holy Warrior« geradezu vom Hocker gerissen. Donald hat einen herausragenden historischen Roman geschrieben, der seine Leser mit unnachahmlicher Kraft in seinen Bann schlägt. Wortgewandt lässt der Autor vor den inneren Augen seines Publikums das Mittelalter zu neuem Leben erwachen. Dank eindrucksvoller Schilderungen von Schauplätzen und Handlung sowie exzellenter Dialogszenen hat man das Gefühl, mittendrin im Geschehen zu sein.

Herausragend ist zudem die Zeichnung der Protagonisten. Donalds Figuren sind samt und sonders lebendig beschrieben und verfügen über markante Wesenszüge, die sie wahrhaft lebensecht erscheinen lassen. Es bereitet dem Leser keine Mühe, sich in die Lage der Helden zu versetzen, mit ihnen mitzufühlen, mitzulachen und mitzuleiden. Ausgesprochen gelungen dargestellt ist vor allem die innere Zerrissenheit des Ich-Erzählers Alan Dale, der seine Loyalität gegenüber Hood immer stärker in Frage stellt, je tiefer er Einblick in die dunkle Seite seines Idols erhält.

»Holy Warrior« ist ein düsteres, kraftvoll inszeniertes Historienabenteuer, das Fans klassischer Robin Hood-Erzählungen Kopfschmerzen bereiten wird, bei Freunden charakterorientierter Historiendramen allerdings wahre Begeisterungsstürme auszulösen vermag. Ein atemberaubendes Buch mit erstklassig charakterisierten Figuren, das viel zu schnell an seinem Ende angelangt. Für Fans von Filmen wie Ridley Scotts »Königreich der Himmel« oder Wolfgang Petersens »Troja« ein absolutes Muss!

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