»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Blut-Golf (Die Katze 34)
Ausflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Blut-Golf«
Die Katze 34 von Archie Lennox (mglw. Peter Holenstein)
Gemeint ist: „Die Katze“ - eine dieser mühsam aufpersonalisierten Serienversuche, die in den Wellentälern des Heftromantsunamis der mittleren 80er Jahre (kurz vor Exitus also) noch einmal auf den Markt geschwemmt wurden, als im Gefolge robuster Schimanski-Popularität (die ganze „Scheiße!“, ihr wisst schon) praktisch jeder in Deutschland, von Jürgen Prochnow bis Peter Maffay (yes, really, sucht nach „Der Joker“) für einen knochenharten Bullenjob in Kino und TV zu haben war, um meistens monumental daran zu scheitern.
Mit der „Katze“ versuchte Pabel gleich mehrere Sachen auf einmal: die bewährte Kommissar X-Masche harter Kriminalfälle rund um den exotischen Globus noch einmal ins Gefecht schicken, angesichts zunehmender Emanzipation endlich eine Frau an die vorderste Front zu stellen, weiterhin reichlich gebügelten Quark aus der Lippe fallen zu lassen (also alles durch ein Rainer-Brandt-Sieb zu filtern) und dem Ganzen den angesagten Hipness-Faktor mitzugeben, hinter dem die Trendmacher in Deutschland seit dem Start von „Miami Vice“ geradezu viehisch hinterher hechelten.
Ein Blick auf das mitgelieferte Romanheftcover lässt dann auch gleich das Beste und das Schlimmste vermuten: Ging man zunächst noch mit der Titelgröße allein in die Vollen und plakatierte groß in Weiß auf schwarzem Grund, änderte man ab Band 11 das Konzept und präsentierte das Schwarz des Coverrahmens nun mit schrägen weißen Nadelstreifen, während der Schriftzug „Die Katze“ nun in blauem Neon dem Leser entgegen leuchtete.
Auch die engagierte Ermittlungsarbeit der weiblichen Hauptfigur Linda Faber, geriet bei den mäßig gezeichneten Motiven in den Hintergrund und präsentierte dem Publikum den feminien Bond-Tausendsassa vom BKA zunehmend als mühsam von Textil gebändigtes Tittenmäuschen, welches nicht nur bei einer Gelegenheit von Victoria Principal („Dallas“) beeinflusst schien und immer neue auftoupierte Fönwellen zu ihren Designerpumpärmeln Marke Don Johnson präsentieren durfte.
Unterwegs waren Linda Faber (leider muss ich rückblickend bei der Lektüre ständig an Wennemanns „Der Fahnder“ denken, der denselben Namen durch die 80er als Ermittler trug) und ihr – man glaubt es kaum – noch langweiliger titulierter Partner Thomas Berger überall auf der Welt, zumeist in irgendwelchen berühmten und sehenswerten Metropolen (oder Urlaubsorten), wo man aus dem Exotikfaktor so richtig Kapital schlagen ließ, wobei die Abstrusitäten auch mit der Zeit zunahmen.
Das dürfte wohl am relativen Misserfolg der Serie liegen, die zwar jetzt nicht eben wie Blei in den Regalen lag, aber wohl dann doch unter der recht untypischen Besetzung eines weiblichen „Supercops“ litt, der damals noch nicht überall in Deutschland etabliert war (dafür darf man auch dem „Tatort“ und seinen Autoren dann später ein wenig danken).
„Die Katze“ schreit mit ihrem Look so faszinierend laut „ich bin ein Kind der 80er“, dass es schon quietscht, während man einige andere Serien bis heute nur zuordnen kann, wenn man sich in der Szene oder mit den dazugehörigen Vorlagen und TV-Serien halbwegs auskennt.
Hier wurde – für ganze 38 Hefte von Herbst 1986 bis Sommer 1987 – versucht, das „Momentum“ einzufangen und vielleicht hat man das auch geschafft, nur war und ist der gängige Heftromanleser im tiefsten Herzen ein kleiner, zurückgewandter Konservativer, der gewagte Experimente mit Mode-Charakter meistens als das entlarvt, was sie sind: ein kleines Cash-In, noch dazu mit einem breiten „Made in Germany“-Prägestempel auf dem nackten Arsch, während man bei „Kommissar X“ mit dem Multinationalen wenigstens etabliert war. Auf Übergröße aufgeblasene Provinz wurde hier präsentiert und das Ergebnis war wie die Weihnachtsserie „Anna“ - die tanzte auch nur einen Winter…
Also schauen wir mal rein…
»Ich hab auch Hunger. O‘batzn? Klingt irgendwie jugoslawisch. Das nehm ich!« - »Das ist ein bayrischer Käse. Wirkt dynamitartig auf den Unterleib!«
Der Bombentitel „Blut-Golf“ rührt übrigens nicht von Fünfereisen und dem seligen Putten auf dem grünen Rasen her, sondern ist ein Kürzel für den Golf von...naja, den vom Golfkrieg halt. Saudi-Arabien ist der Spielort und man hat sich mit dem fiktiven Örtchen Ras Tanura einen Ölfundort am Meer dazu gebastelt, der irgendwo in der Nähe von Bahrein liegen muss.
Hier findet der inzwischen hauptberufliche, aber finanziell schwer angeschlagene Richie Petersen endlich nach Jahren des Suchens als Taucher den sagenumwobenen „Schatz der Väter“, eine Brautmitgift, die vor Jahrzehnten leider versank. Es handelt sich dabei um Goldmünzen, von denen er ein paar Handvoll an Bord befördert hat. Mit seiner Holden, Marie Luise, die er liebt „obwohl sie eine Kanaille ist“ (!!!), will er jetzt endlich einen drauf machen, doch sein moppeliger arabischer Helfer Yussuf hat etwas dagegen und rammt ihm seinen Dolch in die Weichteile. Weil er noch Kraft für einen Harpunenschuss hat, muss Yussuf notgedrungen über Bord, wo die Haie sofort Witterung aufnehmen, Petersen geht jedoch leer aus.
Dessen Leiche wird kurz darauf von den unglaublichen Firefighter Donald Fletcher gefunden.
Ich zitiere: „Mit Donald hatte die Natur vor 37 Jahren ein Stück Erz auf Mutter Erde geschleudert. Einen ungeschlachten Rohling, aus dem das Leben geschliffenen Stahl geschmiedet hatte: 198 cm unverwundbares Stangengewirr, das sich in Armen und Beinen zu enormen Kraftsträngen bündelte und sich unter der eisenharten Schädeldecke zu einer rastlos funktionierenden Relaisstation verflochten hatte.“ (Das durfte ich euch nicht vorenthalten!)
Fletcher tritt wohl Buschfeuer mit bloßen Füßen aus und ist sowieso der Größte und nun findet er a) das Boot, b) die Leiche und c) das Gold. Letzeres sackt er ein, pflanzt eine Notboje und geht die Behörden holen.
Marie Luise ist dann einige Tage später in Bad Tölz untröstlich, hat aber die starken Arme von Linda Faber und Thomas Berger um sich. Gemeinsam geht man erst einmal ins Wirtshaus (Kaminfeuer trotz Winter, sapperlot, im Radio singt Juliane Werding von Stimmen im Wind), wo unsere toughen Ermittler erst einmal die Hintergründe erfahren. Petersen war beinahe pleite und hatte alles in die Schatzsuche investiert und Marie von der Lebensweise schon ein leichtes Alkoholproblem. Nun will die Holde Marie wieder runter an den Golf, weil die Araber das Gold (also die „Marie“) wollen und damit ihr ans Leben.
Prompt geht die Tür auf und zwei finstere Araber hauen ordentlich auf den Putz: Marie soll nach München verschleppt werden, um dort gepflegt auf den Strich zu gehen, bis sie zur Kooperation bereit ist.
Mit geradezu übertriebener Lässigkeit werden die Angreifer (die die „Katze“ natürlich kennen) außer Gefecht gesetzt (Kopf/Tisch und Armbruch). Sie gehören zur „Freudlosen Erde“, einer Münchener Gang. Also düst man mit fast 200 Sachen ab nach Munich im getuneten Nobelhobel und macht dabei ein paar hohle Sprüche.
In Arabien derweil formen sich die Fronten, denn für die Goldmünzen gibt es sogar am Golf zwei Interessenten: einmal die Händler (unter Abdul ibn Rahman) und dann die Fischer (unter Omar Shahil, dem Brother von Yussuf). Omar hat auch den Coup in Bad Tölz finanziert, womit er jetzt belämmert drein schaut. Als Rahman Yussufs Tod für eine Finte hält, um sich des Goldes zu bemächtigen, verfeinden sich die Lager zusätzlich.
Derweil hat Linda ihren großen Auftritt am München Hbf, wo sie als Luxusnutte arschdreist auftritt („Ich bin Greta Garbo, die Jüngere. Ich hab Probleme mit ihrem Personal. Würden sie mich bitte von ihren feisten Kletten befreien?“), bis man sie gemäß Wunsch zu dem schmierigen Giorgio führt, zu dem die Faber sowieso wollte, der sich aber gut versteckt hielt.
Giorgio geht sofort der fette Arsch auf Grundeis und verrät die Beauftragung aus Arabien, muss dann aber auf Fabers Geheiß seine komplette Belegschaft an Bordsteinschwalben zum zünftigen Hammelkotelettesssen nebenan einladen.
Bald darauf ist man gewillt abzureisen (Marie ist schon vorgeflogen), doch Berger ist noch im Taxi mit den Visa nach München-Riem unterwegs, als er von zwei Arabern aus einem Auto beschossen wird. Der Taxifahrer, der zuvor Bergers „Boutique-Fummel“ halb begafft und halb bewundert hatte, kriegt einen Streifschuss, worauf Berger unglaubliche Fähigkeiten entwickelt („Thomas war nach vor gehechtet. Er riß den Fahrer zur Seite und klemmte sich selbst hinter das Steuer.“) und steuert die Gegner an einen Strommast. Nach erfolgter Verarztung des Fahrers, erscheint einer der Araber tot zu sein, während der Andere noch nicht aufgibt, doch da deutsche Taxifahrer selbst auch alle offenbar eine Knarre im Handschuhfach haben, geht auch das glimpflich aus.
Den Flug versäumt Berger aber trotzdem nicht, denn es gibt eh Verzögerungen beim Abflug („Ja, Thomas. Bombenalarm!“) und Linda im ungewohnten Hosenrock sitzt noch im Abflughallenrestaurant. Sie füttert ihn mit den letzten Hammelkoteletts und brüskiert noch die Kellner, dann kann man unter Incognito als Geschäftsleute endlich losfliegen.
Derweil ist Donald Fletcher nach längerem Nachdenken auf den Trichter gekommen, dass er ja einen Job hat, der ihn über kurz oder lang das Leben kosten könnte und dass er gerne mal sehr reich wäre. Dafür braucht er jedoch eine Taucherausrüstung und die bestellt er – notgedrungen, weil sein einziger bekannter Kontakt – ausgerechnet bei Abdul Rahman, der gerne die dort arbeitenden Amis beim Gemüsehandel bescheisst und nebenbei Alk pichelt, auch wenn Allah das nicht so will.
Donald behauptet zwar, Sporttauchen gehen zu wollen, aber Rahman wird aufmerksam. Dennoch hat er einen Kontakt, denn da ist ja dieser Mister Berger neu in der Stadt, den man damit beauftragen kann. Als Fletcher per Notfall schnell weg muss, schaut sich Abdul noch in der Kabine um und findet im Kühlschrank die Goldmünzen aus dem Fund, lässt sie aber wo sie sind.
Linda und Thomas entschleunigen inzwischen nach Ankunft und auch Marie gehts besser, denn die erste Rate der Lebensversicherung wurde gezahlt. Sensationell hat sie von ihrer Bank auch noch die Auskunft bekommen, wer das Geld für ihre Entführung angewiesen hat: Omar Shalil.
Mit einem gewaltigen „Facepalm“ bekommen die Ermittler nun auch raus, dass des Anweisers Schwester Marias Vermieterin war und Assi Yussuf der Bruder. Linda glaubt nicht, dass Yussuf vom Hai gefressen wurde, doch da kommt auch schon Rahman mit der Bestellung für eine Taucherausrüstung…
Linda und Marie fahren indessen gut verhüllt mit ihrem neuen Fahrer Fuad Medioni eben zu Shalils Haus, um Maries restliche Klamotten zu bergen. Omar – offenbar vom Autoren als Sinnbild des typischen Arabers erschaffen – zieht die volle Ekelnummer mit Schleimerei und Kratzfüßen ab, stinkt mit seinen Ausdünstungen die Bude voll und präsentiert die schlechten Zähne seiner Fischer-Arbeiterklasse, anschließend will er ordentlich Penunse von der Versicherung für die Familie des toten Bruders und seine drei...sieben...einundvierzig Kinder. Zum Schluss werden er und seine vier halbwüchsigen „Islamrocker“ handgreiflich und geleiten die getarnte Linda vor die Tür, wo sie erstmal zweien davon die Gräten verknotet. Die restlichen erledigt in bester Manier der nette und attraktive Fuad in bester Bud-Spencer-Manier. Shalil wird verhaftet und bei der Polizei abgeliefert, wo Linda bemerkt, dass Medioni offenbar nicht nur irgendein „Fahrer“ ist.
Berger ist derweil wegen irgendwelcher Ergänzungen zu seinen Taxifahrten und ähnlichem Kleinkram nach München zurückbeordert worden, hat dann kurz darauf mit Rahmans Taucherbestellung einen Hinweis für das Kätzchen.
Faber und Medioni stoßen sich anschließend beim Frühstücksbuffet im Hotel die gegenseitigen Ermittlungshörner ab und fahnden von nun an gemeinsam, denn auch er ist Polizist (wie sich später heraus stellt, ist er sogar noch Leiter einer Spezialeinheit).
Marie Luise macht zur gleichen Zeit den Kutter ihres Mannes wieder klar, sieht etwas und fällt in Ohnmacht.
Medioni und Faber fahren zu Rahman, wo sie aus ihm herauspressen, dass Fletcher den Taucheranzug bestellt hat. Der verrät zusätzlich, dass er die Münzen in dessen Kühlschrank gefunden hat und jammert dann arabertypisch ein bißchen mit und über Allah.
An Bord der Bohrinsel spielt Linda dann erst mal die Rassefrau mit der kessen Lippe vor Fletcher („Laß dir mal ne Putztante kommen, hier fällt einem ja der Gammel in den Ausschnitt!“ bzw. „Heiß in deinem Rattenloch...da fällt einem ja das Toupet zusammen!“), macht dann aber den Kühlschrank auf und versaut die rattige Stimmung. Fletcher wird einkassiert, revanchiert sich aber noch, indem er der Heldin ins Gesicht rotzt, was romanumfänglich von der Schilderung her das Schlimmste ist, was man einer Frau antun kann.
Marie Luise wacht an Bord des Kutters wieder auf und tatsächlich ist Yussuf noch am Leben. Der wurde nicht vom Hai gefressen, lügt sie aber über den Mord an ihrem Mann an und schiebt es auf fremde Angreifer. Er sein an Land geschwommen, mit einem Ruderboot zurück und habe dann mit der Taucherausrüstung ihres Mannes den Schatz tatsächlich geborgen, der sich jetzt in einem riesigen Benzinkanister verbirgt.
Yussuf ist nicht der Schlaueste, aber die Idee, die schöne Marie zu seiner künftigen Lieblingsfrau zu machen, ist ihm schon gekommen, was sie jedoch eher abstößt. Als sie aus Sicherheitsgründen in seinem Auftrag den Bootsnamen übermalen soll, stolpert sie über die Kanister mit Gold und schmeißt diese über Bord. Dafür wird ihr eine geschallert und sie dann in einem gewaltigen, leeren Öllagertank festgesetzt.
An Land ist Linda verzweifelt, weil Marie verschwunden ist, sieht dann aber durch Zufall das Einlaufen des Kutters – Yussuf ist zurück an Land und braucht eine neue Tauchausrüstung (die alte hat er entsorgt). Die will er von Rahman besorgen, doch leider ist Rahman selbst noch in seinem Lager. Linda sorgt dafür, dass sie sich gegenseitig bemerken. Nun ist Yussuf gezwungen, Rahman mit ins Boot zu holen (hihi!), doch Linda schafft es ebenfalls, sich einzuschmuggeln. Sie betäubt vor Ort Abdul Rahman und überwältigt Yussuf, der ihr Maries Aufenthaltsort verrät.
Die ist in höchster Not, denn das Öl läuft in den Tank. Notgedrungen muss Linda in den Tank einbrechen und das Öl ablassen. Während Yussuf lieber schnell nach dem Schatz taucht, hat Abdul einen „change of heart“ und hilft den Frauen doch noch, die dann später Yussuf überwältigen, um am Ende vom zurück gereisten Berger in Empfang genommen zu werden.
»Er erschrak über den Ausbrauch. Er spürte die ungeheure, magische Ausstrahlung dieser Frau! Sie stand vor ihm. Ihr rotes Haar flammte auf. Die großen, schillernden Augen entfalteten ihre hypnotisierende Kraft. Ihre strahlende Aura vibrierte voller Energie. Was für eine Frau!«
Aus welchen Zutaten diese „Krimis“ zusammen geschustert wurden, hab ich ja weiter oben schon angedeutet. Grimmige Bedrohungen, lässige Ermittler mit ungeheuren Fitness- und Laktatwerten und einem Ruf wie Donnerhall rund um den Globus, coole Sprüche und eine Heldin, die sich nicht in ihrer körperlichen Verfassung und ihrem guten Aussehen suhlt, sondern auch noch eine gewisse Vorliebe für die schön und edlen Sachen des Lebens hat und das Miefig-Bürgerliche sichtlich ablehnt.
Da könnte man jetzt die Schizophrenie des Deutschland der Mittachtziger ansprechen, als der Muff noch nicht aus allen Ecken der Republik raus war, man aber dem Wunsch und dem Anspruch nach irgendwie „global player“ sein wollte.
Linda Faber ist der volltrainierte Übermensch in Frauenform, ihr Kollege und Eventualpartner Thomas Berger (gäääääähn) steht ihr nur unwesentlich nach. Dagegen stehen die Ausgeburten des Bösen an allen Fronten dieser Erde, die man notfalls mit dem eisernen Besen auskehren muss, dazu bedarf es nur eines prall gefüllten Spesenkontos, deren Befüller hier geschickt im Dunkel der Nacht gehalten werden muss.
So geraten Faber und Berger auch eher in den Dunstkreis derer von James Bond, nur eben ohne die Gadgets, aber in etwa mit der gleichen Motivation, wobei die Deutschen es nicht für Kanzler und Vaterland machen wie es die Engländer tun, sondern eher, weil man ja weiß, dass das Gewürm nicht wieder an die Macht kommen darf.
Derlei kolportiertes Schwarzweißdenken führt dann zu einem herzerfrischenden Alltagsrassismus, der in diesem Gemurkse praktisch aus jeder Zeile trieft, denn während die rothaarige, grünäuge, eisernmuskulöse Powerfrau sich als unerreichbarer Sextraum aus pflichtgebundener Selbstentsagung generiert, sind die „local heros“ allesamt Kroppzeug.
Sämtliche Araber in diesem Schinken sind entweder moralisch verkommen oder haben als Garnitur zusätzlich noch wenig anziehende körperliche Attribute. Allah ist zwar in jedem Satz dabei, allerdings sind das nur Worthülsen, stattdessen ist man bemüht, jeden Ungläubigen zu bescheißen, wo es nur geht. Und wenn es nicht geht, dann erpresst oder bedroht oder ermordet man sie.
Wird man erwischt, ist das Gejammer und Gewinde groß, man schleimt sich zur Vergebung, weil das in diesem Kulturkreis eben so üblich ist.
Wer keine Sprechrolle hat, ist meistens ein sonnenbebrillter Schlagetot und der gemeine Passant (oder Leser), der zufällig in das Geraffel gerät, hegt eigentlich auch nur insgeheim den Wunsch genau so zu sein, wie diese perfekt und teuer gekleideten Übermenschen. So geschehen bei dem Taxifahrer.
Die einzige Ausnahme ist Sondereinheits-Schnucki Medioni, der natürlich viel zu schön ist, um wirklich wahr zu sein.
Das jeweils schönere Ende dieser Welt – außerhalb der Heimat – ist exotisch und wild und mit Sicherheit gefährlich – zumindest ist es aber nicht deutsch und damit nicht sicher für jedermann, zusätzlich sehr heiß oder sehr kalt geht extra.
Bleiben wir also realistisch: dieser Pappmaché-Popanz, der hier aufgebaut wird, ist auch nach fünf Kir Royals bei weitem nicht mehr hinnehmbar.
Zwar hat man hier bemüht eine nachvollziehbare Krimihandlung zusammen geklöppelt (mit Laufmaschen), aber große Löcher bleiben noch, von der nachvollziehbaren Geldanweisung zwecks Entführung, über die auskunftsfreudigen Bank bis zu den Araber-Attackern, die in Bad Tölz gemütliche Wirtshäuser stürmen.
Besonders absurd: die Idee, arme Frauen zu Auskunftszwecken auf den Straßenstrich zu zwingen, um Kooperationsbereitschaft (mit anschließendem wahrscheinlichen Für-Immer-Verschwinden) zu erzwingen.
Das alles ist so ein Kokolores, dass sich Faber und Berger im Dialog wie die Herren Sinclair und Wilde aufführen dürfen, nur eben nicht immer ganz so passend und treffsicher. Da weiß man natürlich, dass am Ende alles gut ausgeht, wobei mich generell echt interessiert hätte, ob die finsteren Gegner vom anderen Ende des Planeten wirklich alle so tolpatschig ausgefallen sind, wie diese Karikaturen eines arabischen Schurken aus einem 1001-Nacht-Film der 1930er-Jahre, als der Rassismus noch medien- und salonfähig war.
Witzigerweise hätte mir dieses lustige Gewimmel anno 1986 am sonnigen Adria-Strand von Riccione (wo ich die Sommerferien der zweiten 80er-Jahre-Hälfte verbringen durfte) vermutlich aufgrund seiner grobgestrickten Haudraufnatur die Teenagerhormone verschönt, aber ich war meistens durch Onkel Sinclair und später „Der Hexer“ am Strand erfolgreich abgelenkt.
Wer es aber heute mal schrill und trashig mag, der kann sich nach den 38 Bänden ja mal umsehen, die allesamt unter Pseudonym geschrieben wurden und vermutlich bis heute nicht alle mit Autor identifiziert wurden. Laut Info waren Peter Terrid und Hivar Kelasker darunter und das Pseudonym Archie Lennox (der nur auf den Bänden 34 und 38 steht) wird dem Schweizer Autor Peter Holenstein zugeordnet, über den ich nichts Genaues weiß und deswegen auch nicht zwingend spekulieren möchte, ob er das Geld dringend brauchte.
Auf jeden Fall ist dieser Band wie mit der Faust in den Pudding geschrieben und allein das qualifiziert die Serie im Schlefaz-Zeitalter auf der Printseite für höhere Weihen.
Und ja, mir fiel das Toupet zusammen! Frohen Advent!
Kommentare
Die meisten Heftkrimis aus der Zeit kamen damals schon schrecklich altbacken und misslungen rüber, und das Mandat auf betont gewaltfrei hat ihnen den Rest gegeben. KX lag da auch schon lange in den letzten Zügen.