Die Adaption des Respekts - Edgar Wallace bei EUROPA - Folge 1 »Die toten Augen von London«
Die Adaption des Respekts - Edgar Wallace bei EUROPA
Folge 1 »Die toten Augen von London«
Gedanken : Diesen Satz richtet Holt an Diana Ward, die am Frühstückstisch sitzt. Und zwar ohne, das es zuvor auch nur eine Annäherung zwischen den beiden gegeben hätte. Nun ist im Hörspiel vieles möglich und vielleicht gab es ja die Annäherung ohne das es im Hörspiel für den Hörer hörbar vorkam. Dagegen spricht allerdings, das beide sich noch siezen. Aber vielleicht war es damals (der Roman spielte in den 20er Jahren) ja auch so üblich, dass man erst einen Antrag machte und dann zur Sache kam. ich meine, früher gab es eh keine voreheliche Gemeinschaft oder so was. jedenfalls wird das von Zeitgenossen immer behauptet."
Das fragt der blinde Jake seinen Chef bevor er erschossen wird. Der arme Kerl ist ein wahres Ungeheuer. Wallace erfand gern solche Figuren, die riesig, kräftig, missgebildet und stumpfsinnig waren als ideale Mordwerkzeuge ihrer Herren. Die waren zumeist dunkle Gentlemen-Verbrecher mit Schlips und Kragen und manchmal auch Priesterkragen wie hier in diesem Werk. Lothar Zibell spricht hier den Charakter. Eine ähnliche Figur erfand Wallace für den Roman "Die Tür mit den sieben Schlössern". Auch in anderen Roman verwendete er ähnliche Figuren, strapazierte diesen Typus aber nicht allzu sehr. Seine Affinität für Ungeheuer lebte er dann erst mit King Kong so richtig aus, auch wenn er da nicht viel zu sagen hatte. Er war aber wohl Mit-Erfinder der Figur. Und der blinde Jake scheint ein Vorläufer. Mit seiner Gorilla-ähnlichen Statur und seinem groben Vorgehen erinnert er irgendwie an einen Affen. Das dachte wohl Regisseur Alfred Vorher, der ihn 1961 im gleichnamigen, deutschen Wallace-Film so darstellte und 1968 ein Remake namens "Der Gorilal von Soho" schaffte, d"s näher an King Kong war als der unbedarfte Wallace-Konsument zu meinen glaubt.
: In den 20er Jahren schien es üblich, das Polizeibeamte einen Diener hatten. Zumindest in London mochten Yard-Beamte jener Zeit, insbesondere die höher gestellten einen solchen gehabt haben. Dieser Diener (hier Patrick Sunny genannt), packt die Sachen des Inspektors kurz vor dem Urlaub in Monte Carlo. Auf diesen freut sich der Diener offenbar besonders. Als Holt das Telegramm von Sir John erhält, indem steht das ein Mord gesehen ist und er abbestellt wurde diesen zu klären, verschweigt er das zunächst seinem Diener. "Wann werden wir in Monte Carlo ankommen, Sir?" fragt er beim packen, nachdem Holt das Telegram gelesen hat. "Oh, ich schätze in zwölf Monaten." Darauf weiß der Diener nur die Vermutung zu"äußern das dieser Ort ja ziemlich weit weg liegen muss.
Monte Carlo war ein Ort für Spieler, damals schon. und Wallace selbst liebte das Spiel. Deswegen hat er wohl den Ort hier mit einfließen lassen. Das er seinem Helden allerdings ganze 6 Monate für die Aufklärung zuspricht zeugt nicht gerade von seinem vertrauen in diese Figur. Im Hörspiel ist der Fall auf jedenfalls nach 48 Minuten gelöst. Ein Diener schien dann für den Film von 1961 sehr ungeeignet Anstelle dessen wurde dem Inspektor Holt (Joachim Fuchsberger) dort ein Sergeant namens Patrick Sunny an die Seite gestellt.
: Holt besucht den vorletzten Flimmer-Fred im Krankenhaus. Er erzählt ihm die Geschichte vom Mord in Montpellier, dessen Zeuge er wurde. Als er aus Frankreich zurückkehrte, so sagte er, hat er gleich den mutmaßlichen Mörder aufgesucht. "Natürlich wollten Sie wissen, wieviel er zahlt, wenn Sie den Mund halten...?" fragte Holt halb feststellend. Darauf bescheinigt ihm Flimmer-Fred ein erstaunliches Einfühlungsvermögen.
Sprecher
Bei den Hörspielsprechern kleckerte EUROPA nie, sondern klotzte. In der Rolle des Erzählers wurde Horst Naumann für die gesamte Serie verpflichtet. Er war damals so was wie ein Stammsprecher bei EUROPA und erzählte auch bei anderen Serien. Kurze und prägnante Sätze schilderten die Szeneneingänge und Ausgänge. Inspektor Holt wurde mit Günther Ungeheuer besetzt. Ein sehr bekannter Schauspieler zur damaligen Zeit, der vor allem im Fernsehen häufig zu Gast war. Stimmlich passte er perfekt zum Inspektor. Ein etwas väterlicher Typus, der aber jung und dynamisch genug war um einen Fall dieser Art zu lösen. Pia Werfel übernahm die Rolle der Diana. Ein perfektes Zusammenspiel der Beiden. Werfel überham die gleiche Rolle in der Maritim-Hörspielproduktion mit selben Titel. Doch dort hatte sie weniger Gelegenheit aufzufallen und bleibt damit hinter der Leistung in der EUROPA-Produktion zurück.
Die beste Performance und Rolle des Hörspiels schlechthin hat Wolfgang Völz inne. Düster, süffisant und ironisch biestig spricht er den Reverend Daerborn, dem ein unerklärlicher Menschenhass inne wohnt. Sein verbrecherischer Bruder wird von Manfred Steffen gesprochen. Eine kleinere Rolle, aber Steffen überzeugt einfach immer. Auch später in der Serie.
Hörspiellegende Horst Stark (Comamnder Perkins) übernimmt die Rolle des Flimmer-Fred. interessanterweise taucht er in fast jeder Folge der ersten Staffel auf uns spricht ähnliche Rollen: Flimmer-Fred in den "toten Augen", Sam Hackitt im "Hexer", Lord Siniford im "Gasthaus" und "Gilder" beim "Abt".
Heikedine Körting, die Regisseurin spricht hier die Rolle der Emma. Sie verbirgt sich allerdings hinter dem Pseudonym Pamela Punti, welches sie öfter nutzte.
Cover
Sehr passend und unheimlich. Ein zerfurchtes Gesicht mit toten Augen. Soll das der blinde Jake sein? Oder der Reverend? ich habe damit immer den blinden Lew assoziiert. Aber die Gedanken des Hörers sind frei.