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40 Jahre Tatort: KOMMISSAR MARKOWITZ

40 Jahre Tatort (und mehr)Kommissar Markowitz

Nach dem Ausscheiden von HEINZ DRACHE als KOMMISSAR BÜLOW im Jahre 1989 dauerte es einige Zeit bis der SFB (Sender Freies Berlin) mit KOMMISSAR MARKOWITZ in Gestalt des Schauspielers GÜNTER LAMPRECHT einen neuen Ermittler an den Start schickte.

Er gab mit TÖDLICHE VERGANGENHEIT am 20. Mai 1991 sein Debüt als Tatort-Kommissar.


Franz Markowitz, Kommissar der Kripo, hat endlich mal wieder Zeit, zusammen mit Freunden in einer Jazz-Band zu spielen. Aber ein Anruf der Einsatzzentrale beendet seine freie Zeit.  Der Kommissar muss  einen Fall übernehmen, der ihn mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Obwohl er noch am Fundort der Leiche wegen Befangenheit von den offiziellen Ermittlungen entbunden wird, treibt ihn die persönliche Betroffenheit an, die  Tat und deren Hintergründe aufzuklären. Und so kommt es seit der Scheidung vor gut 30 Jahren zur Wiederbegegnung mit seiner Frau Eva-Maria, die noch immer jenes Lokal im Ostteil der Stadt führt, in dem die beiden kennenlernt haben. Mit den meisten Gästen des Lokals war Markowitz - bevor es zu  seinem Umzug  nach Westberlin und infolge der Mauer zur gewaltsamen Beendigung aller Kontakte kam - befreundet. Jetzt, nach dem Fall der Mauer, sieht er sie alle wieder, um unter ihnen nach dem Mörder zu suchen.

Doch am Anfang stand nicht fest, ob der Schauspieler die Rolle annehmen würde, denn zuerst hatte GÜNTER LAMPRECHT dem SFB eine Absage erteilt. Für Lamprecht war es aber gerade die Zeit, in der der Schauspieler angefangen hatte zu schreiben und dabei seine eigene Kommissars-Figur erfand.  So entschied sich Günter Lamprecht schließlich doch für den TATORT, rief zurück und sagte aber nur unter der Bedingung zu, wenn der SFB seine Kommissars-Figur für die Krimi-Reihe verwendete. 

Und das tat der SFB dann auch. Zum Glück für Günter Lamprecht, der dadurch nicht nur ein Mitbestimmungsrecht bei der Auswahl des Regisseurs und den Schauspielern hatte, sondern zudem auch an den Drehbüchern zu den Fernsehkrimis mitscheiben konnte.

„Ich durfte den Regisseur mitbestimmen, hatte Einfluss auf die Besetzung, die Ideen stammten von mir, an den Drehbüchern schrieb ich mit. Die Gage war ja nicht so interessant; aber ich wollte meine Sache machen Aber ich musste mir dann erst mal eine Vita erarbeiten – so gehe ich immer an Rollen heran. Der Markowitz musste aus dem Osten kommen, ist aber geflohen und dann im Westen bei der Polizei gelandet. Die Risse, die durch die Stadt gingen, sollten sich auch in der Figur spiegeln. Mir schwebte was anderes vor: ein Maigret für Neuköllner. Ich wollte keine Gewalt. Keine Waffe. Die vergisst Markowitz immer im Büro. Der fuhr auch immer BVG. Der war nah dran an den Menschen, so bekam man auch viel zu sehen. Wir waren immer mittendrin in dieser Stadt, die damals in diesem irren Umbruch stand.“ (1)

Doch wie zuvor bei HEINZ DRACHE, war es für auch für den Schauspieler Günter Lamprecht ein ständiger Kampf mit dem SFB, insbesondere mit dem SFB-Intendant Schättle, der nicht viel vom Tatort, insbesondere der Fernsehfilmproduktion, hielt.

„Der SFB-Intendant Schättle nannte die Fernsehspielabteilung Spielwarenabteilung, der hatte überhaupt keinen Sinn dafür. Aber unsere Quoten waren immer gut. Damit konnte ich immer auftrumpfen, wenn ich was durchsetzen wollte. Und dann bekam ich für den Markowitz auch noch den Verdienstorden der Stadt Berlin. Mir bedeuten Orden ja nichts, aber ich ging schon deshalb hin, um den Sender eins auszuwischen.“ (2)

Schließlich warf auch Günter Lamprecht als Tatort-Kommissar nach vier Jahren das Handtuch, weil er die ständigen Querelen mit dem Sender SFB leid war. Doch da die Figur des Kommissars Markowitz von Günter Lamprecht stammte und er zudem alle Rechte an der Figur innehatte, nahm er die Figur einfach mit, und ging danach mit der Figur Markowitz in zwei Theaterstücken auf Tournee.

„Ich war stinksauer. Das war mein Kind. Aber da kam nie Unterstützung. Und dann wurde immer mehr gespart. Am Ende wollten sie dann nur noch auf Video drehen. Da sagte ich: Nicht mit mir. Sie haben dann ganz schnell den Winne Glatzeder engagiert, der hat das dann ausbaden müssen. Aber ich hatte ja alle Rechte an der Figur. Auch ohne Tatort.“ (3)

Und so flimmerte am 13. März 1995 mit ENDSTATION der achte und letzte Markowitz-Tatort mit Günter Lamprecht über die deutschen Fernsehbildschirme.

Ein junger Mann dringt mit Gewalt in ein Anwaltsbüro ein und bedroht den Anwalt. Er verlangt von ihm, seine von ihm getrennt lebende Frau zur Rückkehr zu bewegen und das laufende Scheidungsverfahren einzustellen. Dem Anwalt gelingt es, den Mann zu beruhigen und setzt sich  danach mit Kommissar Markowitz in Verbindung und bittet ihn, sich um den Mann zu kümmern, ohne daraus gleich einen offiziellen Fall zu machen. Die Begegnung zwischen Markowitz und dem jungen Mann eskaliert zu einer Katastrophe …

TATORT-FILMOGRAPHIE
Kommissar Markowitz
1. 243 Tödliche Vergangenheit  (20.05.1991)
2. 245 Tini (07.07.1991)
3. 248 Blutwurstwalzer (22.09.1991)
4. 269 Berlin - beste Lage (10.01.1993)
5. 275 Tod einer alten Frau (25.04.1993)
6. 287 Die Sache Baryschna (06.02.1994)
7. 296 Geschlossene Akten (04.09.1994)
8. 305 Endstation (12.03.1995)

(1) Günter Lamprecht
(2) Günter Lamprecht
(3) Günter Lamprecht

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© by Ingo Löchel

Kommentare  

#1 Torshavn 2016-08-06 09:41
Danke für die Hintzergrundinfos, Ingo.
Ich habe Markowitz von Anfang an gemocht. Und fand es schade, das er so schnell wieder weg war. Jetzt weiß ich wenigstens warum.

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