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Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 1- Die 50er Jahre

Fernsehkrimis im Wandel der ZeitTeil 1
Die 50er Jahre

Mit dem Einzug des Fernseher in deutsche Haushalte ab Beginn der 50er Jahre gab es auch schon Krimiserien. Der Fernsehkrimi war seit Beginn des Fernsehens eine feste Institution. Zunächst war es nur die ARD die auf einem riesigen freien Feld alle Zuschauer für sich allein hatte.

Aufgeteilt wurde die ARD lediglich in ihre Regionalprogramme, welche immer ihre eigenen Beiträge zu Programm beisteuerten.


Die allererste Krimiserie allerdings, die damals ausgestrahl wurde, war mehr eine Dokumentation. Und wenn die Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" behauptet die erste ihrer Art gewesen zu sein, so muss man diese Aussage zumindest teilweise Lügen strafen. Denn "Der Polizeibericht meldet..." lieferte den damals noch wenigen Zuschauern echte Kriminalfälle frei Haus, die von Schauspielern nachgestellt wurden. Der Regisseur war kein geringerer als Jürgen Roland. Er saß auch damals wie einst Ede Zimmermann im Studio, wo er zusammen mit dem echten Kriminaldirektor Carl Breuer die Fälle diskutierte. Es gab einen Fall pro Folge. Die Länge der Folgen war mit 35 Minuten äußerst knapp aber in Anbetracht der damaligen Zeit zu Beginn des Fernsehens durchaus normal. Man wollte die Fernsehzuschauer nicht überfordern und sendete sowieso nur wenige Stunden täglich. Der Unterschied zur späteren Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" bestand allerdings darin, dass in "Der Polizeibericht meldet..." nicht die Frage nach dem Täter gestellt wurde und man durchaus auch gelöste Kriminalfälle vorstellte. Insgesamt gesehen durchaus also eine Art Unterhaltungskrimi, allerdings mit dokumentarischen Elementen. Nach 26 Folgen war diese Krimiversion, deren Folgen monatlich ausgestrahlt wurden, beendet. 1954 startete mit "Die große Galerie der Detektive" eine weitere Krimiserie, die allerdings eine kleine Reihe war. In den sechs Folgen ermittelten abwechselnd die bekanntesten Detektive der Weltliteratur im Wechsel (Sherlock Holmes, Aguste Dupin, Hercule Poiret, Pater Brown u.a.). Die ebenfalls berühmten Fälle dieser Helden wurden thematisiert.
Die erste wirklich interessante Krimiserie brachte es auf sechs Folgen und behandelte ebenfalls Fälle von bekannten Autoren der großen Literatur. Ihr Titel "Unheimliche Begegnung". Es geht darin um Menschen, die etwas unheimliches und unerklärliches erlebt haben. Hier zum Beispiel der Inhalt aus Folge 4, Der Geisterseher:

Friedrich Schiller schrieb den "Geisterseher" im Ausgang des 18. Jahrhunderts. Unklar ist bis heute, ob er damit einen Spukroman oder eine Parodie auf den Okkultismus jener Zeit schreiben wollte. Der Roman blieb unvollendet und ein Fragment. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Geisterseher am Ende des 18. Jahrhunderts, in dem Menschen Halt suchten und ihn in okkulten Veranstaltungen fanden... (1)

Die Serie wurde live gespielt und live gesendet. Dies war zur damaligen Zeit durchaus nicht unüblich. Man nannte es Fernsehspiel, angelehnt an das Theater. Schon damals spielten in der Serie Schauspieler wie Horst Frank und Jürgen Goslar mit, die damals aber noch sehr unbekannt waren. Der Autor der Serie war der selbe wie bei der "Galerie der großen Detektive", nämlich Peter Horn.
Die nächste Krimiserie wurde im Jahre 1957 gestartet und zwar vom Staatsfernsehen der DDR, dem deutschen Fernsehfunk. Es war die erste größere Serie, die bis zum Jahr 1978 lief und es auf 58 Folgen brachte. inoffiziell spricht man sogar von 59 Folgen. Der Titel "Pitaval". Es war schwieirg in der DDR Krimis zu drehen, da es dort offiziell keine Verbrechen gab, denn diese waren nur im Faschismus möglich. Deswegen konziperte man eine Serie in der wahre Fälle behandelt wurden, die zumeist einen politischen Hintergrund hatten. So werden auch die Ausschwitz-Prozeße und der Watergate-Skandal thematisiert. Eigentlich war es eher eine Gerichtsreihe und damit auch die erste des deutschen Fernsehens.

Mit "Stahlnetz" startete 1958 die wohl bekannteste Alt-Krimiserie an der wie schon in "Der Polizeibericht meldet..." Wolfgang Menge und Jürgen Roland beteiligt waren. Auf dem selben Konzept beruhte auch "Stahlnetz" Wahre Fälle wurden nachgestellt und zum Teil auch umgeschrieben. Der domumentarische Stil wie in der Vorbildserie wurde jedoch weggelassen (also kein Studio, kein Kriminaldirektor, der die Fälle analysiert). Man setzte auf die pure Unterhaltung, verschweigt jedoch nicht den wahren Hintergrund der Geschichten. In zehn Jahren entstanden 22 Folgen mit wechselnden Ermittern. Diesem Konzept blieb die ARD bis heute treu. Auch der TATORT hat bis heute wechselnde Ermittler. Vorbild von "Der Polizeiberichtz meldet..." und "Stahlnetz" war die amerikanische Serie "Dragnet". 1999 startete man die Reihe "Stahlnetz" neu und modernisierte das ganze Konzept. Die Fälle waren nun nicht mehr wahr, sondern erfunden. Beim Zuschauer fiel das durch. Denn man hatte den TATORT und das neue "Stahlnetz" war nur eine zweite Serie mit dem gleichen Konzept. Nach sechs Folgen war 2002 wieder Schluß.

Eine weitere Serie der 50er Jahre war "Blaulicht", die jedoch erst 1959 startete und hauptsächlich in den 60er Jahren lief. Deswegen wird sie im dritten Teil nochmal näher behandelt. Blaulicht war eine Produktion des DDR-Fernsehens DFF und beruhte zunächst auf einer Groschenroman-Reihe.

Mit "Gesucht wird Mörder X" begann 1959 die Ära der mehrteiligen Fernsehkrimis. Harald Vock erfand diesen Vierteiler, indem der Mord an einem Zeitungsredakteuer aufgeklärt werden soll. Die Folgen hatten eine Länge von ca. 30 Minuten. Der zweite Mehrteiler im Jahre 1959 hieß "Der Andere" und leitete dann endlich den Beginn einer neuen Ära ein. Es war die erste Durbridge-Verfilmung und setzte Maßstäbe für weitere 60er-Jahre-Krimis.

Insgesamt betrachtet waren die 50er Jahre noch recht mager was Fernsehkrimis anging. Man setzte eher auf dokumentarischen Stil und auf wahre Kriminalfälle als Vorbild. Oder aber man bediente sich der Autoren von großer und bereits bekannter Literatur wie Agatha Christie und Conan Doyle. Ohne es zu wissen hat man aber bereits experimentiert und den Fernsehkrimi in Serie getestet. Daneben gab es viele einteilige Fernsehspiele und Filme. Zum eispiel die "Smaragden-Geschichte", einige Dürenmatt-Stoffe wie "Der Richter und sein Henker" und sogar die erste deutsche Wallace-Fernsehverfilmung "Der Hexer". Das sind nur wenige, aber es gibt wesentliche mehr davon. Alle zu nennen würde den Rahmen sprengen. Ich werde in Zukunft auch noch auf die eine andere Produktion in Form einer Rezension eingehen, wenn mir das Produkt zugänglich wird. Tatsache ist jedoch, dass damals vielmehr Filme und Fernsehspiele gedreht wurden, als Serien. Die Zuschauer waren das Theater gewohnt und fanden sich somit eher in diesem Format wieder. Erst langsam tastete man sich an eine Produktionsweise an, die dem Kino nahe kam. Ende der 50er hat man das sogar schon mit Umsetzungen von z.B. "Bei Anruf Mord" getan. Und es ist hervoragend gelungen. So waren Krimis in denen ein Telefon die Hauptrolle spielte damals sowieso der Renner.

(1)= Krimiserien.heim

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