Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 6 - Die 70er Jahre
Teil 6
Die 70er Jahre
Der Krimimarkt im TV wurde vielfältiger und man nutzte immer mehr Sendezeit aus.
Eine der ersten Detektivserien war "Diamantendetektiv Dick Donald" in der Götz George die Titelrolle spielte. Seine damalige Ehefrau Loni von Friedel bekleidete eine weitere Hauptrolle. Insgesamt kamen aber nur 13 Folgen dabei herum. In der letzten Folge wird er verletzt. Ob er überlebt, erfährt man nicht, da man damals nicht wusste, ob man noch eine zweite Staffel drehen wollte. 1971 startetete der TATORT in der ARD mit seinem ersten Komiissar Trimmel (Walter Richter). Das Konzept war es, dass wechselnde Ermittlerteams antreten sollten. Jede Sendeanstalt der ARD kreierte ihre eigenen Komiissare. Ziel war es Krimis in Spielfilmlänge zu produzieren. Straßenfeger gab es nicht mehr in den 70er Jahren. Die Krimis aber machten durch ihren Inhalt immer mal wieder Schlagzeilen, wie etwa der TATORT "Reifezeugnis" aus dem Jahr 1977.
Sina Wolf ist eine 16-jährige Schülerin aus reichem Hause. Das hübsche Mädchen wird von dem Mitschüler Michael Harms verehrt. Obwohl sie lange Zeit befreundet sind, zeigt sie ihm plötzlich die kalte Schulter. Sina Wolf hat ein Geheimnis. Sie unterhält seit einiger Zeit ein intimes Verhältnis mit ihrem Lehrer Fichte. Als Michael Harms zufällig dahinterkommt, versucht er, Sina zu erpressen und verlangt von ihr Sex. Nach der Schule fahren sie gemeinsam in einen Wald. Dort fällt Michael über Sina her. Sina ergreift einen Stein und erschlägt ihn. Angsterfüllt fügt sie sich weitere Spuren einer Vergewaltigung zu und erzählt der Polizei, dass Michael Harms sie vor einer Vergewaltigung retten wollte und von dem Täter erschlagen wurde. Die Beschreibung des Täters passt zu einem Mann, der seit längerem als Vergewaltiger in den Zeitungen für Schlagzeilen sorgt. Eine versetzungsgefährdete Mitschülerin kommt ebenfalls hinter das Verhältnis zwischen dem verheirateten Fichte und Sina. Sie erpresst Fichte und bekommt so die Lösung der nächsten Mathearbeit, die sie bei Fichtes Frau, einer Mathematiklehrerin, schreibt und besteht. (1)
„Sonderdezernat K1“ entstand im Fahrwasser der erfolgreichen ZDF-Serie „Der Kommissar“ und war bewusst als Kontrast dazu geplant, allerdings nicht als „Anti“-Kommissar. Im Gegensatz zu den fiktiven Storys des Münchner Kommissar Kellers handelte es sich bei den Geschichten, mit denen sich das SK1 beschäftigte, um von der Realität inspirierte Fälle. Mit Butler Parker wurde im gleichen Jahr 1972 eine Romansheftserie nach Günter Dönges verfilmt. Diese war humorig angelegt.
Bei den Ermittlungen erfährt Kommissar Finke von dem Lehrer-Schülerin-Verhältnis. Als auch noch festgestellt wird, dass der vermeintliche Täter zur fraglichen Zeit nicht als Täter in Frage kommt, wird Lehrer Fichte verdächtigt. Konfrontiert mit den Vorwürfen des Abhängigkeitsverhältnisses, beendet er die Beziehung zu Sina. Das Mädchen verstrickt sich auch gegenüber der Polizei in Widersprüche. Verzweifelt flieht Sina an einen See, der oft Liebesnest für die heimlichen Treffen war, und versucht, sich mit der Waffe ihres Vaters zu erschießen. Da es ihr nicht gelingt, die Waffe durchzuladen, findet Kommissar Finke das Mädchen noch lebend vor. (1)
1974 startete "Derrick". Derrick wurde zum Exportschlager des ZDF und verkaufte sich 101 Länder. Besonders favoriesiert war er in Skandinavien und Italien, aber auch in Japan. Als der "Kommissar" 1976 auslief, startete die Nachfolgeserie "Der Alte" mit Siegfried Lowitz. Diese produzierte man nun auch in Farbe und es begann die Ära der sogenannten Freitagskrimis. Alle Krimis wie "Derrick" und "Der Alte" wurden abwechelnd freitags um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Man teilte sich diesen krimipaltz noch mit "Aktenzeichen xy...ungelöst" und man sendete auf diesem Platz auch oft eingekaufte ausländische Krimiserien wie "Kottan ermittelt" und "Maigret". Mit "Die Kette" lief 1977 wieder ein Durbridge in der ARD. Allerdings war dies kein klassischer Dreiteiler mehr, sondern ein Zweiteiler mit Harald Leipnitz in der Hauptrolle. Uschi Glas spielte eine weitere Rolle, welche einen weiteren Aufwind ihrer Karriere bedeutete.
Mit "Polizeiinspektion 1" startete eine weitere Polizeiserie. Hier spielen Uschi Glas und Elmar Wepper mit. Sie sind ein Ehepaar und spielen In "Unsere schönsten Jahre" später wieder eines. Die Polizeiserie mit Walter Sedlmayr brachte es auf 130 Folgen und lief bis 1988.
Mit "Soko 5113" wollte man erstmals im Fernsehen eine realistische Krimiserie drehen. Bis in die 80er Jahre hinein gelang das auch ganz gut. Anfang der 90er Jahre jedoch verfremdete sich das einst so geniale Konzept dieser Serie immer mehr. Die ersten Folgen handelden vor allem von Rauschgiftkriminalität. Später kam Jugendkriminalität und dann gewöhnliche Kapitalverbrechen hinzu. Neu war, dass das Privatleben der Ermittler eine größere Rolle spielte. Eheprobleme, Schulden, Kindersorgen und auch Dienstherren-Konflikte. Das Team bestand aus sechs Ermittlern, wovon vier zum Stammteam gehörten. Später reduzierte man die Ermittlerzahl auf fünf. Heute ermitteln nur noch vier Beamte in der Soko.
Weitere Detektivserien der Siebziger waren "Detektiv Harvey" mit K.-M. Vogler und "Sonne, Wein und harte Nüsse" mit Erik Ode oder auch "Lobster" mit Heinz Baumann.
Krimiserien der 70er Jahre:
Quelle der Liste: krimiserien.heim
(1)= Wikipedia
Weitere Artikel dieser Serie:
Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Einführung
Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 1- Die 50er Jahre
Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 2 - Die 60er Jahre (1)
Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 3 - Blaulicht
Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 4 - Die 60er Jahre (2)
Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 5 - Reinecker gegen Durbridge
Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 6 - Die 70er Jahre
Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 8 - Die 80er Jahre
Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 9 - Die Figur Schimanski
Kommentare
Die beliebigen Tatort-Folgen sind weit in der Überzahl, aber dann und wann haben sie unabsichtlich einen echten Klassiker produziert.
Was mich interessieren würde: Wie kommen diese bayerischen Serien im deutschsprachigen Ausland (sprich: andere Bundesländer) an?