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Der Kommissar und seine Mörder - Folge 95: Eine Grenzüberschreitung

Der Kommissar und seine MörderFolge 95:
Eine Grenzüberschreitung

Der kleine Ralf Ramin ist entführt worden und wird nun, ohne Lösegeldzahlung, zwei Tage später wieder freigelassen. Etwas unsanft, denn sie werfen ihn gefesselt aus einem VW-Bus. Der Vierzehnjährige hatte einen seiner Entführer erkennen können. Hierbei handelt es sich um Toni Kerk. Doch als die Polizei sich auf die Suche begibt, finden sie ihn längst erschossen vor seinem Wohnhaus. (1)


Eine spannende und kurzweilige Folge, in der eine Gruppe gelangweilter junger Leute eine Entführung inszeniert, die letztlich schief geht. Hier sind die Täter der Entführung klar, auch das der Mörder unter Ihnen zu suchen ist, scheint klar. Doch wer ist es?

Herbert Reinecker hat eine ziemlich große Gruppe von jungen Leuten erfunden. Da bleibt in sechzig Minuten kaum Zeit jeden einzelnen zu beleuchten. Dennoch versucht man dies und am Ende redet natürlich einer. 
Die Handlung ist recht spannend und das Spiel der jungen Leute, dessen gemeinsames Geheimnis sie langsam zermürbt ist gut dargestellt. Eine sehr gelungene Spätfolge, was im Übrigen auch für die Folgende zutrifft. 
Zu den recht erfrischenden Darstellern dieser Folge lässt sich einiges sagen:

Aufstrebende Jungstars
Drei Darsteller, die später an Beliebtheit gewinnen und zu festen Größen im TV-Geschäft werden, sind in dieser Folge vertreten. Zum einen Herbert Herrmann, der später die Serie "Drei sind einer Zuviel" beehren wird, in welcher er neben Thomas Fritsch und Jutta Speidel spielt. Ebenso an der Seite von Jutta Speidel spielt er in dem Horror-Thriller "Fleisch" von Reiner Erler. Später sah man ihn eher im heiteren Fach wie zum Beispiel der Familienserie "Ich heirate eine Familie". Aber auch in Krimiepisoden von Derrick und Tatort tauchte er auf, legte seinen Hauptfokus aber hauptsächlich aufs Theater.
Der zweite im Bunde ist Ekkehardt Belle, der hier seinen Krimi-Einstand bei Ringelmann fand. Kurze Zeit später folgte sein Einsatz als Titelheld im ZDF-Adventsvierteiler "Die Abenteuer des David Balfour". Es folgten sieben weitere Einsätze für die Reihe Derrick, bevor er sich vollständig aus dem TV-Geschäft zurückzog, um sich der Tätigkeit als Synchronsprecher zu widmen. (2)
Ein weiterer bekannter Name ist Bernd Herzsprung, der zumindest schon einmal im Kommissar zu Gast war (Mykonos) und somit nicht unerfahren gewesen ist. Zu seinem Repertoire gehörten auch schon zwei Kinofilme wie etwa sein Debüt "Wilder Reiter GmbH" (1967) und "Das fliegende Klassenzimmer" (1973) an der Seite von Joachim Fuchsberger. Ab 1978 spielte er 14 Jahre lang in 114 Folgen den Kriminalbeamten Fred Less in der Serie SOKO 5113. Nach seinem Ausstieg dort, wurde er TV-Arzt in der Serie "Freunde fürs Leben", wo er in über 70 Folgen mitwirkte. Ihn verbindet bis heute eine enge Freundschaft zum ehemaligen Kommissar-Assistenten Fritz Wepper (Doppelhochzeit 1979). (2a)
Auch Wolfgang Müller (später Ermittler bei Die Männer vom K3) feiert hier seinen Einstand bei Herrn Ringelmann. Der Sohn des Produzenten Ringelmann, Tobias Ringelmann hat eine Minirolle. Einige Jahre später wird er Produktionsassistent bei seinem Vater und als solcher einige Derrick-Folgen begleiten.
Außerdem spielen hier noch Dieter Borsche, Eva-Ingeborg Scholz, Dieter Schidor und Elisabeth Wiedemann. Ein Feuerwerk an Stars also, was diese Folge nochmals besonders auszeichnet.

Am Ende einer Reise
Erik Ode hat mitunter oft gesagt, dass er den "Kommissar alsbald los werden will". Nach Abschluss der Dreharbeiten zeigte er sich jedoch betrübt und bedauerte das Ende. Als man ihn danach erneut fragte sagte er 1976: "Zum Thema Kommissar werde er sich nicht mehr äußern, da ihm alles falsch ausgelegt werde" (3).

Günther Schramm machte nach der 97. Folge auf jeden Fall als Showmaster, z.B. bei "Alles oder nichts" weiter. 1981 zog er nach Kanada von wo aus er 2001 zurückkehrte.
Wirklich traurig schien allerdings Elmar Wepper. "Schade", sagte er "jetzt fing es erst richtig an damit, dass ich populär wurde" (4). Er nutzte seine Gagen und seine Freiheit für einen USA-Trip. Doch neue Rollenangebote ließen nicht lange auf sich warten.
Reinhard Glemnitz antwortete mit einem Satz "Theater spielen" (5) ist aber u.a. noch bis ins hohe Alter als Synchronsprecher aktiv.
Helma Seitz zeigte sich betrüblich: "ich habe keine Rollenangebote. Für mich endet eine Zeit der Geborgenheit. Jetzt kann ich nur noch im Nebel stochern" (6). Helma Seitz starb 1995. Erik Ode 1983. Emely Reuer, die ehemalige Kommissars-Assistentin 1981. Der Rest des grandiosen Teams ist noch heute mehr oder weniger als Schauspieler aktiv.

Gedreht 1975, Erstsendung 19.12.1975, wurde als vierundneunzigste Folge gedreht.

mit Erik Ode, Günter Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Elmar Wepper, Helma Seitz, Elisabeth Wiedemann, Bernd Herzsprung, Ekkehard Belle, Herbert Herrmann, Dieter Schidor, Inge Birkmann, Claus Biederstedt, Dieter Borsche, Christian Reiner, Andrea L'Arronge, Eva-Ingeborg Scholz, Wolfgang Müller, Sepp Wäsche, Erland Erlandsen, Tobias Ringelmann u.a.
Stab: Regie: Michael Braun - Buch: Herbert Reinecker - Titelmusik: Herbert Jarczyk - Musik: Hermann Thieme, Dave Brubeck: Caravan Richie, Family: Brazil London Sypmphony Orchestra & Roger Daltry: I´m Free, The Stylistics: I Can't Give You Anything (But My Love)- Neue Münchner Fernsehproduktion 1975

(1)= 3sat
(2)= Ekkehardt Belle über David Balfour, Derrick und Hörspiele
(2a)= Artikel der BILD-Zeitung (18.02.21)

(3)= Erik Ode
(4)= Günther Schramm
(5)= Reinhard Glemnitz
(6)= Helma Seitz
Foto: 3sat

© by author

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Kommentare  

#1 Achim Schmitt 2018-09-06 06:41
"Der Kommissar" mit Erik Ode ist die beste Krimireihe die ich kenne! Ich kenne alle Folgen auswendig und trotzdem hat sie ihren Reiz nie verloren! Ich tauche jedemal in eine leider längst vergangene Zeit ein und entdecke immer noch neue Betrachungsweisen! Dagegen sind die heutigen Krimi's alle Schrott!
#2 Ronald THALHAMMER 2021-11-17 18:10
Der Elmar Wepper hat ja quasi sofort eine Uniform angezogen und als Helmut Heinl in der Polizeiinspektion 1 gedient. Die Dreharbeiten zur PI 1 haben jedoch bereits 1975 begonnen, offiziell gab es die Serie von 1977-1988.

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