Nachbarschaftsromanze - »Yester – der Name stimmt doch?«
Nachbarschaftsromanze
»Yester – der Name stimmt doch?«
Erstaunlicherweise drehte Karl-Heinz Bieber den stargespickten Fernsehfilm fürs ZDF seinerzeit noch in Schwarz-Weiß, was die Qualitäten dieser spannenden Mischung aus Romanze und Kriminaldrama aber keineswegs schmälert. In der Hauptrolle ist Horst Tappert (1923-2008) zu sehen, der damals noch nicht in seiner Rolle als Oberinspektor Stephan Derrick in die deutsche Fernsehgeschichte eingegangen war, aber bereits als Inspektor Perkins in den Edgar-Wallace-Verfilmungen „Der Gorilla von Soho“ und „Der Mann mit dem Glasauge“ oder in der Titelrolle des Ermittlers „Perrak“ einschlägige Erfahrungen als Gesetzeshüter gesammelt hatte. In „Yester – der Name stimmt doch?“ ist er hingegen mal auf der anderen Seite des Gesetzes zu sehen – was in diesem Falle nicht wirklich ein Spoiler ist, denn die Spannung dieses Kriminalfilms ergibt sich, ähnlich wie bei den Kultkrimis um „Columbo“, nicht aus der Suche nach dem Mörder, sondern aus der Frage, ob dieser mit seinem Verbrechen davonkommt.
Yolande Clentz (Doris Kunstmann) und ihr erfolgreicher Ehemann Edmund (Martin Hirthe) sind neu auf das Nachbargrundstück von Ellis (Horst Tappert) und Paula Yester (Eva Maria Meineke) gezogen. Die beiden Häuser liegen einsam im Außenbezirk einer mittleren amerikanischen Stadt, dahinter liegt nur noch die Müllverbrennungsanlage der Region. Ellis Yester ist ein eher erfolgloser Journalist, der seine Tage zu Hause verbringt, während Paula das Geld verdient. Ellis ist gleich angetan von der aparten und hübschen Yolande und beginnt eine Affäre mit ihr. Da sich Edmund aber nie scheiden lassen würde, muss sich das Liebespaar etwas Anderes einfallen lassen. Eines Tages meldet sich Yester telefonisch bei Sheriff O’Doul (Charlotte Kerr) und berichtet, dass sowohl Edmund Clentz als auch seine Frau Paula spurlos verschwunden sind – vermutlich gemeinsam miteinander durchgebrannt. O’Doul stattet daraufhin gemeinsam mit den Staatsanwälten Klein (Friedrich W. Bauschulte) und O’Hara (Wolfgang Lukschy) den verlassenen Ehepartnern einen Besuch ab. Insbesondere Klein will sich mit den fadenscheinigen Erklärungen der beiden allerdings nicht zufriedengeben.
Zunächst wirkt „Yester – der Name stimmt doch?“ wie eine x-beliebige Romanze zwischen einem älteren Herrn und einer jungen Sexbombe. Doch mit dem Verschwinden der Partner wird der Stoff zu einem spannenden Kriminalspiel, bei dem es zunehmend zu psychologischen Scharmützeln zwischen dem heimlichen Liebespaar und dem übereifrigen Staatsanwalt kommt. Der blendend gespielte Fernsehfilm hat die US-Locations glaubhaft in Außenaufnahmen nachgestellt (lediglich der Jägerzaun und Teile der Vegetation entlarven diese als Fälschung) und kann sich auf exzellente, scharf dargebotene Dialoge stützen.
Karl-Heinz Biebers Inszenierung ist kurzweilig und spannungsreich, weshalb die Adaption auch heute noch Liebhaber finden wird. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein gutes Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen stets gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0 Stereo), Extras sind hingegen keine vorhanden.