Terry, Mark: Das Gift des Engels
Das Gift des Engels
Chimera 13. Hinter diesem recht unscheinbaren Namen verbirgt sich das grauenvollste Virus, das jemals das Licht der Welt erblickt hat. Infizierte sterben innerhalb kürzester Zeit nach der Kontamination; die Todesrate liegt bei hundert Prozent. Ursprünglich war Chimera 13 von einigen brillanten Wissenschaftlern lediglich zu Testzwecken entwickelt worden. Dann jedoch dringen Mitglieder einer skrupellosen Terrorgruppe in das Labor ein, töten viele der hier Angestellten und verschwinden mit dem Virus. Man sollte meinen, dass es nicht schlimmer kommen könnte, doch weit gefehlt: Wie sich herausstellt, gibt es nämlich kein Gegenmittel gegen Chimera 13!
Zu diesem Zeitpunkt kommt der Spezialist für biologische und chemische Waffen und Troubleshooter Derek Stillwater ins Spiel. Im Auftrag des Heimatschutzministeriums soll er die Terroristen aufspüren und verhindern, dass das Virus an Feindnationen verkauft oder gar eingesetzt wird. Schon bald stößt Derek auf die Spur einer Gruppierung namens Fallen Angels. Doch bevor er etwas unternehmen kann, überschlagen sich die Ereignisse...
»Das Gift des Engels« ist ein Schema-F-Thriller par excellence, der direkt aus einem Kochbuch für Actionthriller zu stammen scheint: Man nehme:
Dazu gebe man dann hinzu:
Das Ganze wird dann gut gemischt und handlungsmäßig so weit abgespeckt, dass es auf knapp 400 Seiten passt. Gut geschrieben und flott inszeniert, ohne dem Gemisch allzu viel Tiefe andichten zu wollen, erhält man so einen leicht bekömmlichen, sehr unterhaltsamen Thriller, den man schnell gelesen und verdaut hat.
Was die Rezeptvariante »Das Gift des Engels« von anderen sehr ähnlichen Rezepten unterscheidet, ist zum einen der Verzicht auf eine einfache, allzu leicht durchschaubare und ohnehin langweilige romantische Storyline (sehr löblich!). Zum anderen ist es der bombastische Rahmen, innerhalb dessen der Koch/Autor seine Charaktere agieren lässt. Terry macht alles, aber keine halben Sachen. Er haut mit seinem Thriller mächtig auf den Putz und lässt die Fallen Angels so manche Tat ausführen, an die sich viele Schriftsteller kaum herangetraut hätten. Leider sorgen diese Elemente nicht für eine Aufwertung des Romans, sondern führen im Gegenteil immer wieder zu belustigtem Kopfschütteln und leichten Auflachen ob der Absurdität so mancher Situation.
Betrachtet man das Ergebnis des Kochvorgangs im Ganzen, so lässt sich feststellen: »Das Gift des Engels« ist ein kurzweiliger, gut geschriebener Thriller, der zwar mitunter übertrieben wirkt und nichts, aber auch gar nichts Neues zu bieten hat, dessen Lektüre aber sehr unterhaltsam ist. Wer den ersten »XXX Triple X«-Film sowie die bei ARTE gelaufene Serie »ReGenesis« mag und sich vorstellen kann, an einem Mix aus beidem Spaß zu haben, der sollte Terrys Roman unbedingt zur Hand nehmen.
Im September 2009 erscheint unter dem Titel »Gifthauch« übrigens die Fortsetzung des Thrillers. Und auch wenn »Das Gift des Engels« bestimmt nicht der ganz große Wurf war: Spaß gemacht hat er allemal, weshalb ich wohl auch die weiteren Einsätze Derek Stillwaters verfolgen werde.