Hannah, Sophie: Still, still
Still, still
Romane, auf denen ein solcher Sticker klebt, gehe ich daher ganz unwillkürlich immer mit Vorbehalt an. Meist erweisen sich meine anfänglichen Bedenken als vollkommen unbegründet. Doch immer wieder stoße ich auf Werke, bei denen ich mir im Nachhinein denke: Hab ich's doch geahnt! In diese Kategorie fällt auch der Psychothriller »Still, still« der britischen Autorin Sophie Hannah.
Alice Fancourt lebt mit ihrer Familie auf einem beschaulichen Landsitz in England. Ihr Glück scheint perfekt, besonders, als ihre Tochter Florence zur Welt kommt. Doch schon kurze Zeit später verwandelt sich Alices Leben in einen furchtbaren Alptraum.
Als sie eines Tages nach einem Ausflug nach Hause kommt, muss sie feststellen, dass ihre Tochter entführt und gegen ein anderes Baby ausgetauscht wurde. Panisch sucht sie nach Hilfe, doch weder die Polizei noch ihre Familie schenken ihr Glauben. Postnatale Depressionen, so lautete die ärztliche Diagnose.
Alices Existenz versinkt in einem Strudel aus Chaos und Erniedrigung. Einzig der Polizeibeamte Sam Waterhouse steht ihr noch zur Seite. Doch noch bevor dieser herausfinden kann, was wirklich geschehen ist und ob Alice letzten Endes nicht doch nur eine verrückte Spinnerin ist, überschlagen sich die Ereignisse...
Rein von der Inhaltszusammenfassung her hätte Hannahs Thriller den Sticker auf dem Cover nicht gebraucht. Storymäßig klingt die Handlung doch gar nicht übel. Ganz anders sieht das Bild allerdings aus, wen man sich dann an die Lektüre des Romans macht.
Spannung? Leidlich.
Interessante Charaktere? Nicht wirklich.
Mitreißende Momente? Ich habe keinen gefunden.
»Still, still« ist ein verblüffend ereignisloser, wenig aufregender Roman, dessen Grundidee deutlich mehr verspricht, als sie schlussendlich hält. Ohne echte Höhepunkte fließt die Handlung träge von Kapitel zu Kapitel, und auch der durchaus eingängige Stil der Autorin ändert daran nichts.
Es lohnt sich nicht wirklich, allzu viele Worte über »Still, still« zu verlieren. Belassen wir es daher dabei festzustellen: Hannahs Debütroman ist ein Buch, von dessen Sorte es Dutzende andere gibt, beliebig austauschbar und bar echter Spannungsspitzen. Wer einen packenden Psychothriller lesen will, sollte sich lieber woanders umsehen; »Still, still« eignet sich allenfalls als wenig aufregendes Familiendrama.
Der Thriller des Jahres? Wenn dem so ist, dann sehe ich schwarz für die kommenden Monate...