Nabokov, Vladimir: Lolita (Hörspiel)
Lolita
Um in ihrer Nähe bleiben zu können, heiratet er ihre Mutter, die Witwe Charlotte Haze; er verursacht indirekt deren Tod und beginnt mit Lolita aus Furcht vor Entdeckung seiner verbotenen Leidenschaft ein unstetes Reiseleben durch die USA. Humbert Humbert stellt bald fest, dass sie verfolgt werden, und eines Tages ist Lolita, offenbar mit dem Verfolger im Bunde, verschwunden. Als er sie nach Jahren wiedersieht verheiratet, schwanger und in ärmlichen Verhältnissen lebend weigert sie sich, zu ihm zurückzukehren, doch gelingt es ihm, den Namen des damaligen Nebenbuhlers zu erfahren. Es ist der Dramatiker Clare Quilty, den er in einer furiosen Racheszene erschießt. Lolita ist ein virtuoses, ironisch-frivoles Meisterwerk der Weltliteratur und avancierte rasch zu einem Klassiker der Moderne.
Der WDR produzierte dieses Hörspiel erstmals 1998. In der nun vorliegenden kommerziellen Wiederauflage, darf man der dramatischen Story wieder lauschen. Es ist übrigens die erste Hörspielumsetzung dieses berühmten Romans, der bekannterweise auch einige Male verfilmt wurde. Der Lebenslauf von Humbert Humbert ist dabei wohl auch der Lebenslauf des Autoren Nabokov. Der Charakter der Figur ist allerdings fiktiv. Mit unzähligen Zitaten bedient sich der Autor bei anderen Autoren, wie z.B. Lewis Caroll und Edgar Allan Poe. Er verteilt damit nicht ganz unbewusst Seitenhiebe. Somit hat Lolita etwas Literaturkritisches an sich. Das einige Kritiker, das Werk als teils frivol und heiter bis satirisch betrachten, liegt mehr am Schreibstil des Romans, der selbst in dieser Form 1955 noch skandalös wirkte. Mit der heiteren Note wollte der Autor, dem Roman etwas von seiner Anrüchigkeit nehmen. Das ist mit kritischem Blick betrachtet, nicht wirklich gelungen. Lolita bleibt eine Dramaturgie und beinhaltet das Seelenleben eines pädophilen Professors zu einer mißerzogenen, scheiterhaften jungen Nymphe.
Die Hörspielumsetzung ist gelungen. Geradezu meisterlich wird das literarische Flair des Romans durch die Hauptsprecher eingefangen.
Ulrich Matthes ist als Humbert Humbert eine sehr glaubhafte Besetzung. Auch Natalie Spinell-Beck formt die Figur der Lolita in nachdrücklicher Weise, so dass sie im Gedächtnis bleibt.
Auch musikalisch hat man es verstanden dieses Hörspiel, dass lange vor dem Hörspielboom entstanden ist, mit den richtigen Klängen zu versorgen. An effektreichen Sounds an den richtigen Stellen wurde nicht gespart.
Die Aufmachung ist hörverlag-typisch und kann sich wie immer sehen lassen. Keine typische CD-Verpackung, sondern ein Pappcase, welches durch Aufschlagen des Deckels wie bei einem Buch, CD und Informationen offenbart. Mit 2 CD´s und 150 Minuten Laufzeit ist der Vorlage eine würdige Aufarbeitung zu Teil geworden, die in keiner Minute Langeweile aufkommen lässt.
Fazit: Besonders empfehlenswert, weil es verstanden wird, große Literatur angebracht in Hörspielform zu bringen.