Henning Mankell: Die Pyramide (Hörspiel)
Wie so oft bei Henning Mankell geht es auch im vorliegenden Wallander-Fall um Querverbindungen zwischen völlig verschieden gelagerten Mordfällen. Dabei ermittelt Wallander wieder auf seine eigene menschliche und doch oft fragwürdige Art und Weise. Erzählt wird natürlich auch wieder aus seinem Privatleben. Einem Detektiv oder Kommissar ein Privatleben zu geben ist wichtig für das Formen eines Charakters der Figur. Außerdem erlaubt es viele Nebenhandlungen, wie auch in diesem Fall.
Wallanders Vater sitzt in Kairo im Gefängnis weil er die Cheops-Pyramide bestiegen hat. Eine kleine Dummheit. Wallander muss ihn noch da rausholen und 10 000 Kronen bezahlen. Diese Reise hat nichts mit dem Fall zut un, den Wallander gerade bearbeitet. Auch wenn uns das der Klappentext glauben machen will. Die Pyramide steht quasi als Synonym für Wallanders Kombinationen und Gedankengänge. Er baut nämlich über Eckpunkte eine Beziehung zwischen drei Mordfällen auf. Dem Flugzeugabsturz, dem Mord an einem Dealer und dem Mord an zwei alten Damen. Es entsteht ein Dreieck - eine Pyramide.
Die Spannung baut sich leider nur in den ersten 40 Minuten des Hörspiels auf. Danach flacht die Handlung etwas ab, da nur noch Verhöre geführt werden. Erst kurz vor Schluss wird einem kugelhaltigen Finale das Tempo nochmal rauf gefahren. Alles in allem ein durchwachsener Fall mit einer guten Ausgangslage, aber einer stellenweise eher dürftigen Ausbeute.
Den Wallander spricht Heinz Kloss. Ebenso glänzend wie viele andere Darsteller es auch getan haben. Aber ein bisschen besser als Axel Milberg in den späteren Vertonungen. Kloss wirkt mir doch etwas frischer und unterhaltender als die allzu melancholische Darstellung Milbergs. Gleichzeitig ist Kloss der ICH-Erzähler.
Die Musik von Christian Hagitte und Simon Bertling und ihrem Streichochester hat schon bei Edgar Allan Poe bewiesen, wie sie es schaffen Atmosphäre möglichst dicht und realistisch an die Ohren der Menschen zu bringen. Die Wallander-Hörspiele scheinen da das Husarenstück der beiden Musiker gewesen zu sein.
Das Coverbild ist ein wenig unpasssend und auch nicht wirklich ein Blickfang. Auch die Innengestaltung geht in seiner Schlichtheit einfach unter. Hier wäre sicher mehr drin gewesen. Gut sind die Infos zu Henning Mankell, seiner Biographie und einem Zitat.
Fazit: Nur ansatzweise spannend, aber überzeugend.