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Die Macht der einfachen Dinge - Milch, Honig und Brot in Mythos und Legende

Oh, meine Braut, von deinen Lippen fließen Nektar, unter deiner Zunge sind Milch und Honig verborgen. (Hohes Lied Salomo)


Ari BerkDie Macht der einfachen Dinge
Milch, Honig und Brot in Mythos und Legende

Bei der Vorbereitung auf eines unserer Interviews mit Ari Berk stieß ich auf folgenden Text von ihm, der mich sehr inspirierte und den ich immer wieder lese. Er erlaubte uns, ihn ins Deutsche zu übersetzen und im Zauberspiegel zu veröffentlichen - hierfür herzlichen Dank! Den interessierten Lesern viel lehrreiches Vergnügen mit dem ersten Teil...

Ich lebe im Moment in Devon, England, in einer mittelalterlichen Scheune am Rande des Dartmoor.

In den kleinen Stunden der Nacht wandert der Geist in einem solchen Haus rückwärts und vorwärts in der Zeit, man denkt an die tägliche Routine, die Tage und Nächte, Brot und Butter, an die Menschen, die hier gelebt und diesen Platz in den vergangenen sechshundert Jahren genutzt haben.

Eine Scheune ist ein Gebäude der notwendigen Dinge, von Grundlagen, die aufgeschichteten Dinge des Lebens, um die herum sich viele Bräuche, Merkwürdigkeiten und Glaubenshaltungen geformt haben; ein Ort, an dem man ganz zu Recht eine Schale mit Milch oder ein Stück Brot für die kleinen Götter hinterlässt, die auf den Hof und die unmittelbare Umgebung achten. 

{xtypo_quote_right} Ohne Brot ist sogar ein Palast traurig, aber mit ihm ist eine Kiefer ein Paradies - Ein slawisches Sprichwort {/xtypo_quote_right}

In der Überlieferung der Geschenke und der Opfer, der hohen Riten der Götter und der allgemein verbreiteten Bräuchen von Hausfeen gibt es ein breites Grenzland. Beim Studium solcher Glaubenseinstellungen können wir erkennen, dass die bescheidensten Opfer in der Tat eine heilige Sache sind.

Hier also ist das Wissen der Grundlagen, drei Lebensmittel, die nach wie vor effektive Indikatoren für den Zustand eines Landes sind.  Wenn diese unberührt und leicht verfügbar bleiben, ist mit dem Land und den Menschen, die darauf leben, alles gut.

Hier sind drei alte und ursprüngliche Lebensmittel: Eines gegeben, eines gefunden, eines geformt.
 
Milch, Honig und Brot. Bon appetit.

Teil 1: Die Milch der Nahrung
Von all den vielen natürlich hergestellten Substanzen der Erde ist Milch die einzige, deren primäres Ziel es ist, Lebewesen zu ernähren.

Viele Gesellschaften vertrauen noch immer auf Milch und Milcherzeugnisse als ihr wichtigstes Lebensmittel. Darunter sind zahlreiche Stämme in Mittel-Asien, die Samen (oder Lappen), die Todas in Indien, sowie viele afrikanische Stämme. Alle Kulturen vertrauen auf Muttermilch, oder ihren Ersatz, als Nahrung für Säuglinge (auch wenn diese wird oft durch die Milch von anderen Kreaturen ersetzt wird).

In Italien und fast im ganzen frühen modernen Europa geht man davon aus, dass ein Baby Eigenschaften der Milchgeberin annehmen kann. Aus diesem Grund gab es damals die Meinung, dass nur eine Kinderpflegerin mit dem besten Charakter eingestellt werden sollte.

In Polen glaubt man, dass ein Kind, das nach der Entwöhnung wieder an die Brust gelegt wird, zu stottern beginnen wird.

In der Bibel wird Israel wird als das "Land von Milch und Honig" bezeichnet. Im Judentum vergleicht die rabbinische Literatur die körperliche Thora mit Milch. Aus diesem Grund essen Juden Milchprodukte an Shavout, dem Feiertag in Gedenken an die Thora.

Milch wird auch als eine der besonderen Gaben Allahs verehrt: 

Wahrlich, auch am Vieh habt ihr eine Lehre. Wir geben euch von dem zu trinken, was in ihren Leibern (ist): Zwischen Kot und Blut (ist) in der Mitte Milch, die denen lauter (und) angenehm ist, die sie trinken.

In den Beerdigungsriten des alten Ägypten wurde gesungen, dass Milch nicht weit von den Mündern der Toten entfernt sein sollte. In ägyptischen Pyramidentexten wird Ra gebeten, den Verstorbenen die Milch der Isis zu gewähren, auf dass sie ein Ersatzkind der Göttin werden können. Spruch 406 erbittet Fülle im Namen der Toten: 

Grüße an dich, RA, in deiner Schönheit, in deinen Schönheiten, in deinem Orte, in deinen zwei-drittel Gold. Magst du … (Name des Toten) die Milch der Isis bringen, und die Flut von Nephthys, das Sausen des Sees, die Flut des Ozeans, Leben, Wohlstand, Gesundheit, Glück, Brot, Bier, Kleidung, Nahrung, dass … (Name des Toten) leben mag.

 

Milking cattle, 
Tomb of Kagemni at Sakkara, Egypt

Sowohl Ernährung als auch Süße sind notwendig, um den Akt des Erinnerns und den (Nachleben-) Körper des Verstorbenen in der Anderswelt zu stärken. Daneben stellt die Fürsorge für die Toten als eine aktive Anteilnahme der Lebenden Riten der Katharsis dar, durch die der Schmerz des Verlustes erleichtert wird.

Im griechischen Stück Orestes von Euripides muss Helena am Grab ihrer Schwester Opfer darbringen, sie kann diesen Besuch allerdings nicht selbst machen.

Sie schickt also ihre Tochter Hermine, um statt ihrer das Opfer für die tote Clytemnestra zu bringen.

Die Opfergaben sind einige ihrer Haare und ein Trankopfer.

HELENA: Richtig, du hast mich überzeugt, Jungfrau. Ja, ich werde meine Tochter schicken; denn du hast Recht. (Ruft) Hermine, mein Kind, komm hierher vor den Palast; (Hermine und Begleiter kommen aus dem Palast.) Nimm dieses Trankopfer und diese Locken von mir in deine Hände, und gieße rund um Clytemnestras Grab eine Tasse mit einer Mischung aus Honig, Milch und schäumendem Wein. Dann stelle dich auf das aufgehäufte Grab und erkläre von dort: `Helena, deine Schwester, schickt dir diese Trankopfer als ihr Geschenk. Sie fürchtet sich davor, sich deinem Grab zu nähern, aus Angst vor dem Mob aus Argos`. Und bitte sie darum, freundliche Gedanken über mich und dich und meinen Ehemann zu haben; auch über diese beiden elenden Kranken, die der Himmel heimgesucht hat. Versprich ebenso, dass ich in voller Höhe bezahlen werde, was immer an Beerdigungsgeschenken von mir an eine Schwester zu geben sind. Nun gehe, mein Kind, und zögere nicht, und sobald du die Opfer auf dem Grab gebracht hast, denke an deine Rückkehr. (Helena betritt den Palast, während Hermine und ihre Begleiter mit den Opfergaben aufbrechen.) 

Auch im Buch X der Odyssee werden Geschenke an Teiresias gemacht, darunter auch Milch. Solche Gaben sind hier nicht die Riten der Familie, sondern eine magische Anrufung der Toten. So soll es ermöglicht werden, die Toten zu wichtigen Angelegenheit zu befragen.

Wenn du diesen Ort erreicht haben wirst, tu so, wie ich dir jetzt sage.
Grabe einen Graben, etwa eine Elle lang, breit und tief. Und gieße als Trank – als Geschenk für all die Toten – hinein zuerst Honig gemischt mit Milch, dann Wein, und an dritter Stelle Wasser – dann streue weißes Gerstenmehl über das Ganze.
Außerdem musst du viele Gebete für die armen schwache Geister sprechen. Und versprich ihnen, dass, wenn du ihnen nach deiner Rückkehr nach Ithaca eine jungfräuliche Färse zum Opfer bringen wirst, die Beste, und dass du den Scheiterhaufen mit guten Dinge ausstatten wirst.
Insbesondere musst du versprechen, dass Teiresias ein schwarzes Schaf für sich allein erhalten wird, das Beste in allen deinen Herden. Wenn du die Geister dann mit deinen Gebeten befragt hast, biete ihnen einen Widder und ein schwarzes Schaf, beuge ihre Köpfe in Richtung Erebus, aber du selbst drehe dich von ihnen weg als würdest du in Richtung des Flusses gehen.
Daraufhin werden die Geister vieler toter Männer zu dir kommen, und du musst deinen Männern befehlen, die beiden Schafe zu häuten, die du gerade getötet hast, und biete sie als Brandopfer dar, begleitet von Gebeten an Hades und Proserpine.
Dann ziehe dein Schwert und bleibe sitzen um zu verhindern, dass ein anderer armer Geist in die Nähe des vergossenen Blutes kommt bevor Teiresias alle deine Fragen beantwortet hat. Der Seher wird derzeit zu dir kommen und dir Kunde von deiner Reise geben – welche Stationen dir noch bevorstehen, und wie du über das Meer segeln musst um nach Hause zu kommen.

Das römische Fest der Pales (eine alte italienische Hirten-Gottheit ungewiss Geschlecht, dem der Tag gewidmet war), fand, sowohl auf dem Land als in den Städten,  am 21. April statt. Körbe mit Hirse, Kuchen aus Hirse und Milch wurden dem Pales dargeboten. Seine hölzerne Statue stand in der Nähe des Bauernhauses und wurde offenbar mit Milch besprengt. Es folgte ein Fest, an dem die Hirten und die Gottheit teilnahmen. Die Hirten beteten zu Pales, böse Einflüsse - Wölfe, Krankheit, Hunger - von ihnen fern zu halten und gute Einflüsse zu wirken - Wasser, Nahrung, Gesundheit für Mensch und Herden. Das Gebet wiederholten sie vier Mal, das Gesicht gen Osten, während sie ihre Hände in frischem Tau reinigten. Die Menschen tranken Wein, den man so lange gekocht hatte bis er stark eingedickt war und danach mit Milch vermischte. Nach diesem Trunk  sprangen der Bauer, seine Familie und seine Herden durch ein Feuer aus Stroh, ein Ritual, das, wie sie glaubten, Frauen fruchtbar machen würde. Die Gläubigen lagen auf dem Rasen, aßen und tranken.

In einem über große Teile von West- und Nordeuropa weit verbreiteten Brauch bleibt die Milch für die Hausgeister wie Kobolde, Elfen und Tomten über Nacht beim Kamin, neben der Tür oder in der Scheune stehen.

Darüber hinaus glaubte man in einigen Regionen (wie hier in Devon und der benachbarten Grafschaft Somerset), dass Fairies, wenn man ihnen nicht den Zutritt verbot, nahmen was sie als ihres ansahen. Die Gierigen bestraften sie, indem sie das Vieh schädigten, dafür sorgten, dass ihre Milch versiegte, den Rahm verdarben den Fluch über das Butterfass kommen ließen, oder Nachts kamen und die Kühe und alle anderen Milch gebenden Tiere leer tranken.

Als Verteidigung für diese Angriffe aus der Anderswelt feierten irische Hausfrauen die Nacht zum ersten Mai, indem sie Äste des Vogelbeerbaums (Eberesche) abschnitten, schälten und um ihre Butterfässer und Milcheimer wanden. So wollten sie vermeiden, dass der Inhalt der Eimer von den Fairies gestohlen wurde.

Solche Überzeugungen sind Reste sehr alter Praktiken, die in Griechenland und Rom (sicherlich auch im römischen England) ausgeübt wurden, wobei der Hausgott, der Lar (dessen Statue in einem speziellen Schrein, dem lariarum, im Zentrum des Hauses aufgestellt wurde), regelmäßige Opfergaben verlangte. Ignorierte man sie, verlassen die Laren ihre Häuser und wurden zu Larven, jenen dämonischen Geistern, die auf Reisende als Beute warteten.

In Überzeugungen wie diesen werden gefährliche Kräfte durch die damit verbundenen Riten von Opfer und Verehrung domestiziert und man schützt sich vor ihnen. Milch, als die symbolische und wortwörtliche Verkörperung von Nahrung, war das häufige Opferangebot an diese Kräfte.  So machte man sie nicht nur der Familie gewogen, sondern nahm sie förmlich in die Familie auf. 

Obwohl der 1. Mai der Tag der größten Freude in Irland war, war er nicht ohne Gefahren. Die Befugnisse der Faeries waren zu dieser Zeit besonders ausgeprägt, und Hexen (die im Volksglauben oft in engem Zusammenhang mit Feen stehen) wurden vor allem dadurch bekannt, dass sie mit Milch, Butter, Kindern und Vieh Schindluder trieben. Aufgrund dieser Tatsache wurden viele Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Ein Stück kalte Kohle wurde unter die Krippe und die Futterraufe gelegt, die Blütenblätter von Primeln wurden auf der Schwelle des Hauses ausgestreut, da Feen diese nicht mochten. Vom Morgen des 1. Mai wurde gesagt, dass Hexen alles tun würden, um alle Milch zu stehlen, derer sie habhaft wurden, auch wenn aus den Geschichten nicht klar hervor geht, was sie damit gemacht haben.

Einige Quellen deuten darauf hin, dass, wenn eine Hexe, wenn sie die Milch von einem ganz bestimmten Haushalt erlangte, auch alles Glück wegnahm, und alle Milch und Butter, die sie während des darauf folgenden Jahres herstellten, ganz und gar den Faeries gehörte.

Primeln spielten auch hier eine Rolle beim Schutz der Interessen des Hofes. Alte Frauen banden diese an die Schwänze der Tiere. Eisen, das auf dem Herd erhitzt wurde, galt ebenfalls als wirksam. All diese vorbeugenden Maßnahmen mussten allerdings ergriffen werden bevor die Sonne aufging.

Drei Hexen am Galgen, eine vierte Hexe säugt einen HausgeistChelmsford, 1589 - In der Geschichte der Hexerei wird die Mutter-Kind-Beziehung verhöhnt und/oder untergraben, indem die Hexe ihre Familienmitglieder säugte oder aber sie mit  ihrer Milch aus einerm Gefäß fütterte.
 
Einige Beispiele aus der frühen Neuzeit beschreiben dies sehr konkret, einschließlich der Dokumente der Untersuchung aus dem Jahre 1582, in der Margery Sammon erklärte, sie habe von ihrer Mutter einen Weidenkorb mit zwei Schutzgeistern (in Form von Kröten mit Namen "Tom" und "Robin") erhalten, die sie auch gelehrt hatte sie zu benutzen.
 
In den Prozeßunterlagen heißt es, ihre Mutter habe

bade her keep them and feed them. This examinate [Margery] asking `wherewithal?` her mother answered, `If thou dost not give them milk, they will suck of thy blood.`

 
 
Eine Hexe namens Elizabeth Francis aus Essex gestand in 1566, sie habe einen Schutzgeist mit Namen Satan in Form einer weißen gefleckten Katze erhalten, und dass ihre Großmutter sie den Umgang gelehrt habe indem sie sagte sie solle "die Katze füttern mit Brot und Milch".
 
Im Jahr 1582 sagte eine Hexe aus dem gleichen Landkreis, Elizabeth Bennett, dass sie zwei Geister hätte, einer genannt "Suckin", schwarz "wie ein Hund", der andere "Lierd," "rot wie ein Löwe." Ferner wurde gesagt, dass sie "oft sie  ihre Milch aus einer Schüssel tranken."
 
In Ben Jonson's "The Masque of Queens" (1609), versuchen Hexen einen ihnen Familiendämonen von der Erde zu beschwören:
 

Deep, O deep, we lay thee to sleep;
We leave thee drink by, if thou chance to be dry,
Both milk and blood, the dew and the flood.
We breathe in thy bed, at the foot and the head;
We cover thee warm, that thou take no harm;And when thou dost wake,

Dame Earth shall quake,
And the houses shake,
And her belly shall ache,
As her back were brakeSuch a birth to make
As is the blue drake,
Whose form thou shalt take.

 
 
Eine Hexe füttert die Hausgenossen mit Milch
 
In enger Beziehung zu dieser Tradition ist jener Fairieglaube aus Großbritannien, Irland und Nordeuropa, in dem ebenfalls bevorzugt Milch angeboten wird um einen ganz ausdrücklichen Handel mit ihnen abzuschließen, während zugleich das familiäre Band zwischen Erwachsenem und Kind nachgeahmt und betont werden.
 
Der Bean Nighe Schottlands, einer jener Fairie Washer - jenen Frauen, die an den Flussfurten hausen (und oft ein Zeichen des bevorstehenden Todes für den waren, der sie sah), konnte man sich nähern, und wenn die mutige Person "ihre Brust griff und daran saugte", war die Fairie dazu verpflichtet,  Pflegemutter/Amme dieser Person zu sein.
 
Wie auch schon bei den Familienmitgliedern der Hexen waren Opfer erforderlich, um mit den Fairies auf gutem Fuß zu stehen. In der Regel waren grundlegende Lebensmittel ausreichend, um sich ihrer Gunst und Dienstleistungen zu versichern.
 
Wie wir schon gesehen haben, wurde Milch (oft mit Brot gemischt, ein  allgemein übliches Essen für die Kinder), für sie auf dem Herd oder andere Schwellen hinterlassen oder auch auf Felsen, Bäume, oder an Quellorte gegossen.
 
Chronisten und Altertumsforscher schrieben in der frühen Neuzeit, was Fairies  benötigten wäre

a pail of clean water, good victuals, and the like ... and would ... grind corn for a mess of milk (Robert Burton)

oder sie sich würden an einer Schale Milch mit weißem eingebrocktem Brot erfreuen, und (laut Reginald Scott) erwartete der berühmte Hobgoblin Robin Goodfellow ebenfalls das Geschenk einer Schale Milch mit Weißbrot.
 
Harsenet schreibt von ihnen in seiner "Declaration":

And if that the bowl of curds and cream were not duly set out for Robin Goodfellow, the friar, and Sisse the dairy–maid, why then, either the pottage was burned the next day in the pot, or the cheeses would not curdle, or the butter would not come, or the ale in the fat never would have good head.

 
Brownie, Künstler: Alan LeeIch vermute, Milch war das favorisierte Angebot an die beiden Faeries und die Toten, weil sie die Intimität betonte und frisch besorgt werden musste, ein Geschenk/Opfer also, das sofort dargebracht werden musste und es erforderlich machte, häufig angeboten zu werden. Solche Angebote befriedeten unsere "Gute Nachbarschaft" nicht nur, sondern hielt sie förmlich "Herz an Herz".
 
Quark und Sahne sind die besten, nahrhafteste Teil der Milch  mit dem höhsten Fettgrad, sie anzubieten bedeutet, dass man für sich selbst nur die wässrige Magermilch übrig behält - in "The Winter's Tale" ("Ein Wintermärchen", Shakespeare) wird Perdita wird "die Königin der Quark und Sahne" genannt - eine  Anspielung auf ihren Reichtum und darauf wie erstrebenswert ihr Besitz war - jene Teile der Milch, die man abnimmt und aufbewahrt. Dies imitiert wieder die Art wie Kinder ernährt werden, indem sie die nahrhaftesten Teile bekommen.
 
Es gab Vorschriften über die Verwendung von Milch in speziellen Situationen, ebenso Angst davor, sie könnte verdorben werden.
 
In Schottland wurde im siebzehnten Jahrhundert alle Milch, die sich zum Zeitpunkt eines Todesfalls im Haus befand, beseitigt, da der Glaube verbreitet war, die Milch sei sehr anfällig für alle Arten von Fäulnis und könnte durch die Geister der Toten vergiftet werden. Gleichzeitig erlaubte der bretonische Glauben, dass die Milch im Zimmer mit der Leiche bleiben konnte, musste eine Schüssel mit stehendem Wasser ausgegossen werden, aus Angst, der aus dem Toten ausfahrende Geist könnte in dem Wasser ertrinken. Wenn in Irland eine Kuh gemolken worden war, steckte der Inhaber seine Finger in die Milch und machte dann schnell eine Kreuzbewegung über der Kuh, während er leise sagte: "Maria und unser Herr bewahren dich, bis ich wieder zu dir komme."
 
Solche Überzeugungen wurden so zentral für die ländliche Bräuche, dass die Kirche in ihrer frühen Geschichte, zu mittelalterlichen Zeiten und auch die evangelische Kirche, Edikt auf Edikt in zahlreichen Gemeinden erließen, um solche Praktiken zu unterbinden. Die Häufigkeit, mit der sie versuchte diese Überzeugungen zu verbieten, ist ein guter Indikator für die Prävalenz.
 
Das Konzil von Rouen, abgehalten im siebten Jahrhundert, erlaubte die Benutzung von Zweigen und Blumen im Zusammenhang mit Gottesdiensten an Quellorten, spätere Konzile ruderten zurück und verurteilten diese "schlechten Praktiken" wie die "Anbetung von Steinen, das Vergießen von Milch auf Hügeln, und das Opfern von Stieren".
 
Mit freundlicher Erlaubnis übersetzt aus dem Englischen,
Autor: Ari Berk, im englischen Original zu finden (u.a.) im Endicott Studio Online Journal of Mythic Arts
 
Ari Berk ist Schriftsteller, Volkskundler, Künstler und Gelehrten der Literatur, Ikonographie und vergleichender Mythologie. Er besitzt akademische Grade in Altertumsgeschichte, American Indian Studies sowie vergleichende Literaturwissenschaft und Kultur. Er lehrt als Professor für Englisch an der Central Michigan University, ist Herausgeber der Realms of Fantasy Magazin und sitzt im Vorstand des Mythic Imagination Institut. 
 
Website von Ari Berk: www.ariberk.com (Link öffnet sich auf neuer Seite und verlässt zauberspiegel-online)
  
 
Folge 2: Der Honig des Wohlstands (19. Juni 2010)
Folge 3: Das Brot des Leibes (26. Juni 2010)

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