Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Go West! - 20. Juni 2014

Go WestEine Reise in den ›Wilden Westen‹
20. Juni 2014

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA.

Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. - Folgt mir ...


Go WestPromontory Point  und der Golden-Spike
Unser Weg führte heute nördlich von Salt Lake City in die Wüste. Wenn man den einsam gelegenen Promontory Point erreicht kann man sich kaum vorstellen, daß dieser Platz einmal ein wuseliger, von hektischem Leben erfüllter Verkehrsknotenpunkt war.

Am 10. Mai 1869 wurde hier eine der größten Pionierleistungen der USA vollendet, die Zusammenführung der Eisenbahnschienen, die die erste transkontinentale Bahnverbindung darstellten, die „Hochzeit der Schienen“, wie es poetisch hieß, die verkehrsmäßige Vereinigung von Ost und West der USA.

Ganz pragmatisch betrachtet wäre die politische Einheit der USA ohne diesen „stählernen Gürtel“ noch immer sehr wacklig gewesen; zwar hatte der Bürgerkrieg die Vereinigten Staaten mit Feuer und Blut zusammengeschweißt, aber wirtschaftlich und politisch bedurfte es weiterer Anstrengungen, um aus diesem Land wirklich eine Nation zu machen.

Ost und West waren durch die Great Plains und die gewaltige Rocky Mountains-Barriere getrennt, und die Gefahr, daß sich die Pacific-Küste vom Osten lossagen würde, um sich wirtschaftlich in den pazifischen Raum zu orientieren, war immer gegeben.

Aus diesem Grund hatte Abraham Lincoln 1863, mitten im Bürgerkrieg, ein Gesetz zum Bau einer transkontinentalen Eisenbahnlinie unterschrieben.

Erst nach dem Krieg, 1865, begannen die Arbeiten. Von Kalifornien aus sprengte sich die Central Pacific Railroad mit Hilfe von Tonnen Dynamit und Tausenden von chinesischen Schienenlegern durch die Sierra Nevada nach Osten. Von Omaha (Nebraska) aus trieb die Union Pacific mit irischen Arbeitern – meist ehemalige Soldaten der Bürgerkriegsarmee, den Schienenstrang durch die großen Ebenen auf die Rocky Mountains zu.

Kein Mensch glaubte, daß das große Werk innerhalb weniger Jahre vollendet werden konnte. Aber die Bahngesellschaften trieben ihre Arbeitskolonnen gnadenlos voran, ohne Rücksicht auf Menschenleben; denn jede Meile Schienenstrang bedeutete bares Geld. Die Regierung hatte den Bahnfirmen immense Landschenkungen versprochen. Für jede Meile Schienenweg gab es 10 Meilen Land beiderseits der Gleise – Land, das sofort verkauft oder verpachtet werden konnte. Schon während des Baus warben die Bahngesellschaften um Siedler – auch mit Zeitungsanzeigen und Werbebroschüren in Deutschland.

Entsprechend der nationalen Bedeutung des Bahnbauprojekts, erlangten die Bahngesellschaften im 19. Jh. eine unglaubliche Macht in Amerika.

Central und Union Pacific rivalisierten um jede Meile Schienenstrang, entsprechend den zu erwartenden Landschenkungen. Als beide Gesellschaften Utah erreichten, begann ein geradezu wahnwitziges Wettrennen. Zeitweise bauten die Arbeitertrupps die Schienenwege aneinander vorbei.

Im April 1869 sprach der US-Congress ein Machtwort und bestimmte, dass der Zusammenbau des Gleisweges auf Promontory Summit zu erfolgen habe. So geschah es: Am 10. Mai 1869 wurden die vier letzten Schienennägel eingeschlagen, 2 goldene und 2 silberne.

Die Direktoren beider Bahngesellschaften hatten am Abend zuvor gefeiert und waren dermaßen betrunken, daß sie bei der feierlichen Zeremonie daneben schlugen. Es bedurfte eines Arbeiters, die Nägel einzuschlagen. (Nach der Feier wurden die teuren Bolzen gleich wieder entfernt und in Sicherheit gebracht. Der letzte „Golden Spike“ liegt im Museum der Stanford University in Kalifornien. Er wurde nur noch einmal aus seiner Vitrine genommen: 1939 wurde in dem Cecil B. DeMille-Film „Union Pacific“ der Original-Golden-Spike gezeigt.)

Ein Telegraphist schickte die Nachricht von der Vollendung der ersten transkontinentalen Bahnlinie ins Weiße Haus nach Washington. Im ganzen Land läuteten die Kirchenglocken, schossen Kanonen Salut. Amerika war verkehrsmäßig endlich vereinigt. Dafür hatten bei beiden Bahngesellschaften gut 22.000 Arbeiter geschuftet. Wie viele dabei ihr Leben ließen, wurde nicht gezählt.

Schon einen Tag nach der Vereinigungszeremonie begann der Zugverkehr zwischen Ost und West, und es begann der Bau weiterer Transkontinentalbahnen. Ein nie mehr versiegender Strom von Menschen und Waren setzte ein, und neue Heerscharen von Siedlern gelangten über die Schienenwege des Feuerrosses in den Westen.

Schon nach wenigen Monaten allerdings begann die Verlegung des Eisenbahnknotenpunkts aus der Wüste nach Ogden. Promontory Point, der zentrale Ort amerikanischer Eisenbahngeschichte versank zeitweise beinahe in Vergessenheit.

Zur Einleitung - Die erste Gruppe - Die zweite Gruppe

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.