Go West! - 23. Juni 2014
Eine Reise in den ›Wilden Westen‹
23. Juni 2014
St. Elmo, eine Geisterstadt und ein Besuch
Heute stand die Rückfahrt nach Denver auf dem Plan. Von Leadville aus ging es allerdings zunächst in die besterhaltenste Geisterstadt des Staates Colorado – St. Elmo.
Die gesamten Gebirgszüge dieser Region sind von Minen durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Ab Ende der 1850er Jahre wurde hier immer wieder Gold und Silber entdeckt. Hunderte kleiner Siedlungen entstanden und verschwanden nach kurzem Boom wieder; nur wenige überlebten.
St. Elmo entstand 1880 inmitten der Sawatch Range auf gut 3000 m Höhe und hieß ursprünglich Forest City. Einer der Gründer taufte das Nest später auf seinen endgültigen Namen, St. Elmo.
Zu ihrer Boomzeit in den 1890er Jahren hatte die Siedlung über 2000 Einwohner. Es gab Eisenbahnanschluß der „Denver, South Park & Pacific Railroad“, ein Telegraphenbüro, einen Generalstore, eine Schule, Tanzhallen und 5 Hotels! Der Gold- und Silberabbau in nicht weniger als 150 Minen dauerte bis etwa 1920, dann waren die Minen erschöpft. Die größte Mine war die „Mary Murphy“, aus der für über 60 Millionen Dollar Gold gefördert wurde. 1922 später stellte die Eisenbahn ihren Betrieb ein; die Bewohner zogen weg. 1952 starb der letzte Posthalter von St. Elmo; das Postamt wurde geschlossen – der Ort war jahrelang nur noch von Geistern bewohnt.
Heute leben wieder einige Menschen in den einst verlassenen Hütten, weil der Tourismus Geld in die Region bringt. Viele Menschen sind fasziniert von den verlassenen Boomtowns; also haben sich einige kleine Geschäfte an der alten Mainstreet angesiedelt. Ca. 20 der Gebäude aus der Goldrauschzeit stehen noch.
Man erreicht St. Elmo auf einer ca. 19 Meilen langen rumpeligen Roughroad, die eine gewisse Herausforderung an die Achsen normaler Autos stellt. (Bei Regen und Schnee unpassierbar!)
In St. Elmo atmet man den Geist vergangener wilder Zeiten. Schwärme von Kolibris und Horden kleiner Chipmunks bilden den Hauptteil der „Bevölkerung“.
Das war die letzte Station meiner ersten kleinen Reisegruppe in diesem Jahr.
Meine erste Reisegruppe ist gerade abgeflogen. Ich erwarte zwischen 17 und 18 Uhr Ortszeit Denver meine nächste Gruppe - 7 Personen, von denen lediglich 2 neu für mich sind. Die anderen 5 haben bereits früher an meinen Reisen teilgenommen.
Diese zweite Route führt von Denver aus nordwärts nach Wyoming. Wir werden außerdem Montana, North und South Dakota und Nebraska durchfahren - die Stationen werden wieder auf Facebook (und natürlich auch im Zauberspiegel) nachlesbar sein.
Gestern führte mich mein erster Weg wieder zu meinem alten Freund Dr. David Halaas, der gerade von einer Konferenz der United Methodist Church aus Pueblo zurückgekehrt war, wo er über das Sand Creek Massaker und den Kommandeur, Colonel Chivington, referiert hatte. Chivington war - wie viele vielleicht wissen - im Zivilleben Prediger der Methodist Church gewesen. Die Kirche hatte sich erst in den 1990er Jahren dazu durchgerungen, den Cheyenne gegenüber eine Entschuldigung für das Verhalten eines ihrer Prediger auszusprechen.
Angesichts des 150jährigen Gedenkens an das Massaker in diesem Jahr sind die Methodisten jetzt ernsthaft bemüht, ihre Rolle an diesem furchtbaren Ereignis aufzuarbeiten. David hat am letzten Wochenende nicht weniger als 700 Abgeordnete der Methodisten zum Sand Creek geführt, begleitet von Nachfahren der bei dem Massaker getöteten Cheyenne, die ihre Familiengeschichten beigetrugen.
Die Kirche hat einen hochklassigen Historiker beauftragt, eine kritische Studie über die Methodist Church in den 1860er Jahren im Zusammenhang mit den Indianerkriegen und im Speziellen zu ihrer Beziehung zu Colonel Chivington zu verfassen. Diese Studie wird weltweit verbreitet werden.
David Halaas kann stolz darauf sein, diese Entwicklung in Gang gebracht zu haben.
Das Foto von uns wurde in seinem Wohnzimmer aufgenommen