Go West! - 27. Juni 2014
Eine Reise in den ›Wilden Westen‹
27. Juni 2014
Independence Rock, der Oregon Trail und der South Pass
Wyoming ist der Staat des Oregon Trails. Zwar führte der Weg der Planwagen auch durch Nebraska und Idaho, aber einige der entscheidenden Stationen befanden sich in Wyoming – Fort Laramie, Caspar, Split Rock, Devil's Gate, der South Pass, und Independence Rock.
Diese beeindruckende Felsformation, die sich wie ein schlafendes Urtier aus der flachen Prärie erhebt, hat die Phantasie und die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf sich gezogen.
Irgendwann rastete eine Trapperbrigade an seinem Fuß und feierte hier den 4. Juli, den amerikanischen Nationalfeiertag. Die Mountain Men nannten den Felsen daher „Independence Rock“.
Er wurde zur markanten Landmarke auf dem Weg von rund 500.000 Siedlern nach Westen, die mit Ochsenwagen die Great Plains kreuzten und die Rocky Mountains überwanden.
Mehr als 10.000 von ihnen kratzten ihre Namen in den Fels, das machte Independence Rock zum „Register der Plains“.
Auch die Mormonen die ab 1847 zum Großen Salzsee zogen, rasteten hier, und der Pony Express von St. Joseph (Missouri) führte zwischen 1860-61 hier vorbei.
Independence Rock war unsere erste Station.
Zwei Reiseteilnehmer trauten sich, den Independence Rock zu ersteigen. Oben befinden sich die besten und deutlichsten Inschriften im Fels. Der Aufstieg ist steil und glatt, wenn auch nur ca. 40 m hoch, aber man braucht entsprechendes Schuhwerk, um auch wieder sicher nach unten zu gelangen. Alles ging gut.
Rings um den Independence Rock wimmelt es von Klapperschlangen, weshalb man auf den vorbezeichneten Wegen bleiben sollte. Eine junge Wyoming-Klapperschlange lag vor uns auf dem Weg und kroch nur 1 m entfernt den Felsen hoch.
Musterung und Farbe stellen eine so perfekte Tarnung dar, daß ich sie fast nicht gesehen hätte.
Vom Independence Rock fuhren wir auf dem alten Oregon Trail nach Westen. Wenn die Siedler so weit gekommen waren, lag das schwerste Stück Weg vor ihnen – der Übergang über die Rocky Mountains..
Der South Pass ist keine Paßstrecke im üblichen Sinn, sondern eine langsam ansteigende Hochebene. Dieser Weg über die Rocky Mountains wurde in alter Zeit von Indianern genutzt. Er wurde von einer Trapperbrigade unter Jedediah Smith auf dem Weg zu den River Rendezvous der Pelzhändler, Trapper und Indianer wiederentdeckt.
Einige Jahre später bewies der Pelzhändler Captain Bonneville, daß der South Paß mit Wagen überquert werden konnte. Das öffnete den Weg für die Siedlertrecks nach Westen.
Wir hielten an verschiedenen Rastplätzen der Planwagenzüge an, u. a. an der „Parting of the Ways“, der Stelle, wo sich der Trail spaltete: Die Siedler zogen weiter nordwestwärts Richtung Oregon. Die Goldsucher und der Pony Express wandten sich nach Kalifornien, die Mormonen zum Großen Salzsee.
Unmittelbar neben dem Gedenkstein sind Wagenspuren des Oregon Trails noch deutlich erhalten. Von der einst ca. 2000 Meilen langen Strecke sind heute noch ca. 400 Meilen an verschiedenen Stellen in der Wildnis klar zu erkennen und stehen unter Schutz.
In den 1860er Jahren wurde in den Bergen rings um den South Pass Gold entdeckt. Es gab einen kurzen Boom. Neben einigen kleinen Minencamps entstanden die Städte Atlantic City und South Pass City. Letztere war zeitweise die zweitgrößte Stadt von Wyoming mit vielen Geschäften, Saloons, South Pass City die Kandidaten für das erste Parlament Wyomings so lange bearbeitete, bis sie versprachen, sich für die Einführung des Frauenwahlrechts einzusetzen. So geschah es. Daher ist Wyoming der Staat, der als erster in der Welt ein Gesetz schuf, das Frauen die Möglichkeit zu wählen und gewählt zu werden gab. In den Bergen von Wyoming, in einem wilden Goldsucher-Camp, wurde Weltgeschichte geschrieben.
Esther Morris selbst wurde zur Richterin gewählt – die erste Frau, die ein solches Amt ausübte.
Wyoming ist auch der erste Staat der Welt, der weibliche Abgeordnete und einen weiblichen Gouverneur hatte. Das alles nahm in South Pass City seinen Anfang. Daher steht diese heute völlig verlassene Stadt unter Denkmalschutz.
In der benachbarten ehemaligen Geisterstadt Atlantic City haben sich seit einigen Jahren wieder einige Menschen angesiedelt, die in den alten Goldgräberhütten hausen und Geschäfte mit Touristen machen. Sogar ein Saloon von ca. 1890 ist wieder eröffnet worden.
Ach ja – und Goldsucher gibt es auch noch einige, die die Hoffnung auf einen großen Fund nie aufgegeben haben.