Go West! - 05. Juli 2014
Eine Reise in den ›Wilden Westen‹
5. Juli 2014
Nez Perce zum zweiten und Reiseimpressionen
Unser heutiges Ziel war das Bear-Paw-Battlefield. Nachdem wir das Big Hole Schlachtfeld besucht hatten, waren wir immer wieder mit dem Fluchtweg der Nez-Perce-Indianer in Berührung geraten. Jetzt erreichten wir die letzte Station dieses verzweifelten Kampfes um Freiheit und Selbstbestimmung.
Am 29. September 1877 glaubten die völlig erschöpften und ausgehungerten Nez Perce, Kanada erreicht zu haben, das „Land der Großen Mutter“ (Queen Victoria). Ein verhängnisvoller Irrtum. Sie lagerten am Snake Creek in Sicht auf die Bear Paw Mountains und fühlten sich sicher. Es regnete und war kalt; ein früher Winter kündigte sich an.
Im Morgengrauen des 30. September weckte trommelnder Hufschlag die schlafenden Indianer: Colonel Nelson A. Miles war in der Nacht herangezogen und griff mit etwa 400 Soldaten und 50 Indianerscouts (Sioux und Cheyenne) an.
Die Nez Perce setzten sich mir letzter Kraft zur Wehr. Wie schon bei den früheren Zusammenstößen mit der Armee gelang es ihnen, die Soldaten zurückzutreiben. Miles wollte keine hohen Verluste riskieren, also brach er den Angriff ab und legte einen Belagerungsring um das indianische Camp.
Unter permanentem Feuer, später auch durch Artillerie, gruben die Krieger flache Schützenlöcher in gefrorenen Boden und erwiderten die Salven der Soldaten so gut sie konnten.
Nachdem der Stratege der bisherigen Siege der Nez Perce, Chief Looking Glass, und Josephs Bruder Olokott gefallen waren, beriet Joseph mit White Bird und anderen Kriegern über die Auffrorderung von Miles, zu kapitulieren. White Bird lehnte ab. Es gelang ihm, in der Nacht mit ca. 300 Menschen zu entkommen und die kanadische Grenze zu erreichen.
Am 5. Oktober entschied Chief Joseph, aufzugeben. Er übergab seine Winchester an Colonel Miles. Dann hielt er eine der berühmtesten indianischen Reden der Geschichte, die noch heute jedes Herz berührt, der diese Worte liest. Sie endete mit dem Satz: „Von dem Punkt an, an dem die Sonne jetzt steht, werde ich nie wieder kämpfen.“
Anwesende Pressevertreter verbreiteten anschließend die Legende vom „roten Napoleon“, indem sie Joseph alle Siege der Nez Perce zuschrieben. Sie verstanden die Strukturen von Indianervölkern nicht, bei denen es Häuptlinge für den Krieg, den Handel und den Frieden gab. Joseph war ein Diplomat, ein Friedenshäuptling; er hatte bei der Flucht des Stammes keine militärischen Entscheidungen getroffen, aber er war der letzte Häuptling, der noch am Leben und damit gezwungen war, die Kapitulation zu vollziehen.
432 Indianer – Männer, Frauen und Kinder – begaben sich in Gefangenschaft. Entgegen den Versprechen Colonel Miles, durften sie nicht in ihre Heimat zurückkehren, sondern mußten zunächst ins Indianerterritorium Oklahoma, eine ihnen völlig fremde Region.
Der Krieger Yellow Wolf erinnerte sich später: „Wir wurden in Gefangenschaft nicht schlecht behandelt. Wir waren frei, solange wir nicht nach Idaho oder nach Wallowa zurück wollten.Aber das fremde Klima tötete viele von uns.“
Unter anderem durch die Bemühungen von General Howard und Colonel Miles, den einstigen Gegnern, durften die Nez Perce Oklahoma nach einigen Jahren verlassen; aber es gab kein Zurück in ihre alte Heimat.
Das Schlachtfeld am Snake Creek, wie es ursprünglich genannt wurde, ist noch heute weitgehend unverändert. Noch immer sieht man die flachen Schützenlöcher, die die Nez Perce gruben. Es gibt kein großes Besucherzentrum, noch irgendwelche touristischen Einrichtungen.
Es ist für die heutigen Nez Perce heiliger Grund. Bemerkenswerterweise wurde es von den weißen Siedlern dieser Gegend von Anfang an respektiert. Anträge auf Heimstättenland auf diesem Boden wurden verweigert. Die 1889 gegründete Gemeinde Chinook verhinderte, daß Farmer dieses Feld nutzen durften. So blieb das Schlachtfeld erhalten.
Einmal im Jahr kommen Abordnungen der Nez Perce hierher und ehren die Gefallenen. (Von den etwa 100 Kriegern, die bei Miles' Angriff noch übrig waren, fielen während der Belagerung ca. 30.
Aber auch Nachkommen der Menschen, die hier kämpften und starben kommen regelmäßig in diese abgelegene Ecke und legen Gaben des Respekts nieder.
Neben den Gedenkschildern am Eingang des Schlachtfeldes, zeigt das dritte Foto das Feld insgesamt, mit den Bear Paw Mountains im Hintergrund.
An diesen besonders gekennzeichneten Stellen starben Looking Glass und Josephs Bruder Ollokot. Hier finden sich viele kleine Opfergaben. (Bilder 4 und 5)
1928 errichteten die Nez Perce einen schlichten Gedenkpfahl für ihre gefallenen Vorfahren. Ein Stein auf dem Schlachtfeld zeigt noch heute die Einschläge von Kugeln. (Bilder 6 und 7)
An dieser Stelle übergab Chief Joseph seine Winchester 1866 an Nelson A. Miles.
Das Gewehr liegt heute in einem Museum in Fort Benton. (Bilder 8 und 9)
Einige wenige schlichte Interpretationstafeln beschreiben, was sich auf verschiedenen Teilen des Schlachtfeldes abspielte. (Bilder 10 und 11)
Vom Bear Paw aus durchquerten wir in einer gut 500 km langen Fahrt auf US Highway 2 Montana nach Osten und passierten dabei mehrere Indianerreservationen: Rocky Boy, Fort Belknap und Fort Peck.
Die Bilder zeigen einige willkürliche Impressionen: Ein Schild von einem Kasino, ein Truck mit dem Werbespruch für das College der Fort Belknap Reservation, das Community Zentrum und das bemerkenswerte Kriegerdenkmal von Fort Peck.
Unser treuer "Planwagen" hat uns sicher durch ganz Montana getragen. Hier ein Foto am Rande des Bear Paw Battlefields.