Fakten und Interessantes statt Hochglanz - Das Magazin für Amerikanistik
Fakten und Interessantes statt Hochglanz
Das Magazin für Amerikanistik
Das von Dietmar Kügler herausgegebene ›Magazin für Amerikanistik‹ ist weitaus mehr als nur ein Schaustück für den Kaffeetisch oder ein Magazin, dass die Mythen des Westens pflegt oder den Indianer an sich zu einem esoterischen Wesen verkommen lässt.
Hier wird amerikanische Geschichte aufgearbeitet und das (zumeist) in einer verständlichen Sprache, ohne dabei jedoch die Fakten zu vergessen. Davon gibt es jede Menge. Und sie finden sich durchaus wissenschaftlich aufbereitet (das ist durchaus kein Widerspruch zur - überwiegend - verständlichen Sprache).
Die Lektüre wird dadurch zu einer durchaus unterhaltenden Angelegenheit. Das Magazin vermittelt Wissen, ohne dabei zu einer Lektüre für Wissenschaftler zu werden. Man darf dabei nur nicht erwarten das Ganze auch noch in Hochglanz serviert zu bekommen. Das wäre aber auch wider dem Geist des Magazins, dass eben nicht optischer Blickfang sein will (und auch kann), sondern Lektüre für Interessierte.
Ein Fachmagazin im besten Sinne eben.
In den Händen eines wirklich sachkundigen Herausgebers - wie Dietmar Kuegler einer ist - kann man auch entsprechende Lektüre erwarten. Gerade auch die Beiträge des Herausgebers zeichnen sich dadurch aus, dass er zum einen Fakten auf demn aktuellsten Stand zu kund und zu wissen gibt (immerhin ist er in der Historikerszene gut vernetzt) und dabei kann er seine Vergangenheit als Romanautor insofern nicht verleugnen, als das sich seine Texte wunderbar lesen lassen. So mag ich den Wissenserwerb. Er macht Spaß.
Wer sich dann beim Studium des Magazins Appetit auf mehr erworben hat, der kann dann im herausgebenden Verlag Sachbücher ohne Ende erwerben.
Aber genug des theoretisieren. Werfen wir einen Blick in die aktuelle Nummer des Magazins. Es ist die Nummer 3/2014.
Auf dem Titelbild (das John Carson, einen Nachfahren des Trappers, Scouts, Indianeragenten und Generals Kit Carson zeigt) werden Geschichten zur Entstehung von West-Virginia, den amerikanischen Bürgerkrieg, die Witwe Custers und indianische Religion.
West Virginia (Mountain Mama) dürfte so manchen aus John Denvers »Country Roads« bekannt sein, aber wie dieser US-Bundesstaat entstanden ist, dürften die Wenigsten wissen. Dietmar Kuegler erzählt in dem Artikel »Rebellion gegen die Rebellion« über die Gründung des Staates. Das Ganze spielte sich im Zuge des Bürgerkriegs und dessen Entstehung ab. Auf nur wenigen Seiten entwirft Kuegler ein Bild der Zerrissenheit der Vereinigten Staaten, die unterschiedlichen ökonomischen Präferenzen des Nordens und des Südens und profunder Fehleinschätzungen des Südens was Technologien und Logistik angeht. Dazu dann noch die Inkonsequenz des Obersten Gerichtes der USA als es die Staatengründung und den Anschluss an die Union überprüft hat. Man sieht, hinter dieser Geschichte steckt mehr als John Denvers Song.
Die Welt weiß zwar viel über Custer und insbesondere seine letzte Schlacht am Little Big Horn. Aber wer weiß schon etwas über seine Witwe Elizabeth. Doch ihre Geschichte reicht darüber hinaus eine geduldige Witwe vor uns zu haben. Sie war im Grunde eine PR-Agentin ihres gefallenen Mannes, die bis zu ihrem Tod nicht müde wurde um dessen Ruf aktiv zu kämpfen. Michael Solka zeichnet das Portrait einer interessanten Frau. In diesem Heft also der erste Teil. In der 4. und letzten Nummer des Jahres wird dieser Artikel fortgesetzt.
Kuegler selbst arbeitet in einem Artikel-Dreiteiler den Bürgerkrieg auf. Dabei handelt es sich um eine Aufbereitung eines seiner Vorträge. Der Bürgerkrieg auf nur wenigen Seiten verständlich zusammengefasst. Großartig. Spannend erzählt und kenntnisreich geschrieben. Und auch hier gilt: Wer das Gelesene vertiefen will, der kann unter den Sachbüchern des Verlages mit Sicherheit etwas finden. Doch Kuegler liefert auf nur wenigen Seiten sehr, sehr viel.
»Depravation und Revitalisierung ethnischer Religionen - Überlegungen zum christlich-indianischen Wertekonflikt« nennt sich der Artikel von Dr. phil. Joest Leopold. Hinter diesem sperrigen Titel verbirgt sich der einzige Artikel, der sich dank der Sprache des Autoren der Lektüre selbst des interessierten Laien ein bisschen verweigert. Ich muss gestehen, dass ich gerade diesen Artikel im Endeffekt sehr schätzen gelernt habe, gerade auch weil er so wissenschaftlich daher kommt. Es werden nicht nur das Wiederaufleben indianischer Religion beleuchtet, sondern auch dass sich diese Religion gegen das Christentum wieder durchsetzt und auch, dass sich diese Religionen im Laufe der Zeita uch geändert haben und nicht von vornherein feststehende, theologische Gebilde waren. Hochinteressant und natürlich finden wir da nicht den esoterischen Indianer, der inzwischen so gern gesehen wird.
Dazu fasst Kuegler selbst nochmal seine erste Reise von 2014 zusammen (der Zauberspiegel veröffentlichte das Reisetagebuch dazu). Kommentare (unter anderem zur Lage im Karl May-Museum), Nachrufe, Kurzberichte und Anzeigen runden das Bild ab. Insgesamt eine gelungen Ausgabe.
Das Magazin kann man z.Z. aus technischen Gründen via eMail hier stöbern. (wie auch die Sachbücher) beziehen. Im Sachbuchangebot kann manEin Abo lohnt sich. Die 60 Seiten (für 6,50 €) haben es in sich. Jeder Artikel ist mit historischen oder aktuellen Bilder reich illustriert.