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Es lauert in der Nachbarschaft ... - ›Urban Fantasy‹ anhand von Bobby Dollar, Band 1

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Es lauert in der Nachbarschaft ...
Urban Fantasy anhand von Bobby Dollar Bd. 1

Fantasy ist das Spiel mit Mythen ... Das geht in »Mittelerde«, im »Hyborischen Zeitalter«, in »Phantasien« oder welchen von Autoren erdachten Welten oder Zeitaltern mit oder ohne Dampf auch immer.

Aber natürlich ist auch die Alltagswelt des 21. Jahrhunderts ein Spielplatz für Fantasy. Das wird dann »Urban Fantasy« genannt.


Die dunklen Gassen des HimmelsDie dunklen Gassen des Himmels
Bobby Dollar 1
Achtung: In diesem Text werden sich Spoiler finden. Wer die Abenteuer von Bobby Dollar selbst erkunden will, sollte diesen Text zunächst meiden ...

Bobby Dollar kämpft sich wild um sich schießend den Weg zum irdischen Büro eines Höllenfürsten frei. Er ist auf dessen Abschussliste geraten und will nichts weiter als Antworten und seine Haut retten. Dass es nicht die beste Idee war, weiß er auch. Aber der Engel Bobby Dollar ist eben manchmal sehr impulsiv, aber er bekommt letztlich Hilfe von unerwarteter Seite und verliebt sich in eine Gräfin der Hölle.

Seine Vorgesetzten hätten allen Grund nervös zu werden, wenn sie denn von seinen Aktivitäten wüssten.

Klett Cotta kündigt den Band folgendermaßen an:

Bobby Dollar ist ein Engel – und als Engel weiß er alles über die Sünden der Menschen. Er ist nämlich Anwalt. Anwalt für die Seelen, um die zwischen Himmel und Hölle gekämpft wird. Der Auftakt der neuen Trilogie von Tad Williams um Bobby Dollar, die an Spannung und Witz nicht zu überbieten ist.
Wenn sich Engel und Teufel, die Anwälte des Himmels und der Hölle, in die Haare kriegen, werden die schlimmsten Befürchtungen wahr. Viel schlimmer, als man es sich auf der Erde vorzustellen vermag – aber auch unendlich viel komischer. Neben seinen Geschäftsreisen zu den Opfern von Autounfällen, zu plötzlich an einer Herzattacke Verstorbenen treibt Bobby Dollar sich viel in himmlischen Bars und Vergnügungslokalen herum … Alles geht seinen gewohnten Gang, bis eines Tages die Seele eines Toten verschwunden ist. Hat »die andere Seite« sie gestohlen – der Anwalt der Hölle? Waren es Hintermänner im Himmel? Ein neues Kapitel im Krieg zwischen Himmel und Hölle beginnt, und der Engel Bobby steckt mittendrin …

Bobby Dollat erlebt es also wie zum ersten Mal die Seele eines frisch verstorbenen Christenmenschen nicht zu seinem Prozeß über Erlösung oder Verdammnis erscheint. Das ist aber nur die erste, es folgen weitere Seelen, die sich nicht dem himmlischen Gericht stellen. Sie verschwinden.

Nur wohin?

Dann findet man die zu Tode gefolterte Leiche eines der höllischen Ankläger. Selbst für Bobby Dollar, der schon vieles gesehen hat, ein unvergesslicher Anblick.

Dazu kommt, dass Bobby etwas besitzen soll, von dem er a) nicht weiß was es ist und b) nicht, dass er es hat. Aber dafür gerät er auf die Abschussliste eines Höllenfürsten. Das ist selbst für einen Engel, der mal in einer himmlischen Counterstrike-Einheit (eine Art GSG 9 des Himmels) war, kein Zuckerschlecken.

Dazu sind unter seinen Freunden Leute, die ihn zusätzlich Ärger einbrocken (um zu sagen ins Verdauungsendprodukt reiten). Außerdem hat der Himmel ein Spitzel zu den Anwälten in St. Judas (Kalifornien) gesandt. Und um Bobby Dollar zieht sich die Schlinge mehr und mehr zu. Kann er sich aus dem Schlamassel befreien?

Tad WilliamsTad Williams beweist mit diesem Auftaktband einer - so sieht es wohl aus - Trilogie, dass er ein Meister der Fantasy ist. Ihm ist ein ganz großer Wurf gelungen. Wie einst Sam Spade mit dem Malteser Falken Ärger bekam, so schlägt sich Bobby Dollar mit einer goldenen Feder, verlorenen Seelen, Höllengezücht und seinen Vorgesetzten im Himmel herum.  Dabei sind die Anspielungen auf das Hard Boiled Genre keinesfalls zufällig, sondern wohl das wichtigste Stilmittel, um die Geschichte um den Anwaltsengel Bobby Dollar ins Rollen zu bringen.

Das ganze Konzept um Himmel und Hölle wird zum Krimi. Da wird geschossen gemordet, mysteriöse Dinge passieren und der Engel (anstelle des Detektivs) versucht Licht in all das Dunkel zu bringen, aber je tiefer er in die Geheimnisse vorstößt und sie zu entwirren versucht desto wahrscheinlicher wird es, dass er da nicht mehr herauskommt.

Dieses Szenario funktioniert ausgezeichnet. Das ganze hat zwar etwas absurdes, aber genau das ist, was diese Romane zum großen Spaß werden lässt. Die Anwaltsengel haben keine Flügel, dafür aber Schusswaffen. Der Himmel ist selbst für einen Engel nicht durchschaubar. Tad Williams gelingt es die himmlischen Gefilde glaubhaft, mysteriös und doch mit Hauch einer Behörde zu schildern. ganz toll. Der (kalte) Krieg zwischen Himmel und Hölle ist dabei richtig spannend erzählt.

Auch kommt Witz und Ironie nicht zu kurz. Tad Williams spielt virtuos mit diesen Stilelementen. Bobby Dollar ist der Ich-Erzähler und der Autor lässt seinen Protagonisten sehr trocken berichten. Das  hat was. Zudem beginnt dieser Roman mit der Mitte, bevor Bobby dann erzählt wie er in diese missliche Lage kommt. Das hat was und gegen Ende war ich enttäuscht, dass ich das Buch schon durch hatte und habe unverzüglich mit Bobbys Reise in die Hölle begann, aber dazu morgen mehr.

Wie Kevin Hearne mit seinem Druiden, so zeigt Williams mit Bobby Dollar Möglichkeiten auf, wie selbst eine Stadt im Schatten der Metropole San Francisco zu einer Fantasywelt werden kann.

  • Die dunklen Gassen des HimmelsIn den dunklen Gassen des Himmels
  • Bobby Dollar 1
  • von Tad Williams
  • Umfang: 572 Seiten
  • ISBN: 978-3-608-93834-0
  • Preis: 22,95 € (Hardcover)
  • Hobbitpresse Klett Cotta



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